Dreck, Staub, unsicheres Wetter und unfassbar dämliche Chaoten – so könnte man das letzte Wochenende zusammenfassen. Das Hurricane 2010 hatte mich zum zweiten Mal in Folge nach Scheeßel (irgendwo zwischen Bremen und Hamburg) gerufen, was vor allem an folgenden Bands und Künstlern lag: Faithless, The Prodigy, Massive Attack, Skunk Anansie, Beatsteaks.
Donnerstag, 17. Juni 2010
15 Uhr stand das gemietete Auto abholbereit im Parkhaus. Statt des gemieteten Kombis, der nicht zur Verfügung stand, hat man uns eine Mercedes C-Klasse reserviert. Eine beeindruckende schwarze Limousine mit Vorteilen (schnell schnell schnell – sechs Gänge) und Nachteilen (in einen Kombi hätten wir unser Gepäck wesentlich besser hinein bekommen … so war es eher ein Akt der Verzweiflung). Nach dem Einladen aller vier Passagiere incl. Deren Gepäck und einem Großeinkauf für das Wochenende ging es über die A14, die A2, die A7 und die A27 gen Norden. Da kamen wir leider erst gegen 11 bei Dunkelheit an; ein Stau auf der A2 sowie eine Polizeikontrolle (beidem waren wir im Vorjahr entgangen) verhinderten eine zeitigere Ankunft erfolgreich. Bis das Auto geparkt, das Gepäck auf den gigantomanischen Zeltplatz geschleppt, ein ausreichend großer Platz für drei Zelte gefunden, alles aufgebaut und der Grill angeworfen war, wurde es halb zwei. Und dann war endlich Zeit für entspanntes Herumsitzen =).
Freitag, 18. Juni 2010
Was sich am Vorabend bei Dunkelheit schon angedeutet hatte, wurde am ersten Festivaltag schnell offensichtlich: der Staub, der sich auf alles niederlegte. Die Tage vor dem Hurricane waren sehr heiße, trockene gewesen, sodass die Erde auf dem Feld, das als Zeltplatz diente, und auch der Belag der Rennbahn, auf welcher sich das Festivalgelände befindet, staubtrocken waren. Bei jedem Schritt stob eine Wolke dieser trockenen Erde in die Höhe; auch gelegentliche Regenschauer konnten die Erde kaum befeuchten. Ergebnis dessen war eine graubraune Dreckschicht auf allem (Autos, Zelte, Haut, Klamotten) und sehr befremdliche, widerliche Erlebnisse, wenn man nach dem Naseputzen einen Blick in sein Tempo wagte :D.
Diesen Tag verbrachten wir hauptsächlich mit Grillen und Bier, mit Fußball (WM-Spiel Deutschland gegen Serbien … auch alle anderen Spiele wurden übertragen, aber wir waren ja wegen der Musik da) und Konzerten. Die da gewesen wären:
Madsen: haben auf dem Highfield Festival vor zwei Jahren wirklich Werbung für sich gemacht und schon deswegen habe ich mich drauf gefreut, sie wieder live zu sehen. Macht Spaß, tut nicht weh. Nichts, was ich mir auf CD kaufen würde, aber live kann man sich das sehr gut ansehen.
Dropkick Murphys: gehört zu jenen Bands, die mir eigentlich ein bisschen zu simpel und zu dumm sind. Sie eignen sich aber hervorragend als stimmungsmachende Festivalband, weil sie lustige, tanzbare Musik liefern.
Beatsteaks: Diese Band habe ich zum mittlerweile dritten Mal (Highfield ’08, DD ’07) gesehen. Und es war auch das schwächste der drei Konzerte, wobei es noch lange kein schlechter Gig gewesen ist. Das Tempo des Konzertes wurde immer wieder durch ruhige Nummern unterbrochen, was meine Tanzlaune etwas trübte. Wäre vielleicht anders gewesen, wenn ich etwas weiter vorne gestanden hätte. Ich freue mich sehr darüber, dass die Pause der Beatsteaks nun vorbei ist und bald was Neues erscheinen wird.
Danach habe ich mir noch eine Viertelstunde Mr. Oizo in der White Stage angetan. Das war wirklich gute Musik mit wirklich genialer Stimmung. Aber es war so heiß, stickig und voll, dass ich mich – auch aufgrund von Hunger und Durst – nicht in der Lage sah, das ohne umzukippen länger durchzustehen. Schade. Als ich das Zelt der White Stage verließ, sah ich, dass draußen noch mindestens einmal so viele Leute auf Einlass warteten wie bereits Menschen darin waren. Die Sicherheitskräfte hatten schwer zu kämpfen, dass die Absperrungen – und sie selbst – nicht überrannt wurden. Aus diesem Grund wurden alle weiteren Konzerte der Folgetage in der White Stage abgesagt.
Samstag, 19. Juni 2010
Heute ging der musikalische Tag schon am frühen Nachmittag los. Auf Anraten meiner allerliebsten Nachbarin Sophie und auch aus eigener Neugier habe ich mir zunächst Florence and the Machine angesehen – ein wirklich beeindruckendes Konzert, das ich mir später am Abend hätte besser vorstellen können. Eine elfengleiche rothaarige Frau sauste 45 Minuten lang in einem flatternden Gewand über die Blue Stage, schmetterte auf gesanglich sehr hohem Niveau tolle Popnummern und überzeugte von vorne bis hinten.
Danach überzeugte ich mich persönlich von der Wiederauferstehung von Skunk Anansie – und kam zu dem Schluss, dass das eigentlich keiner gebraucht hat. Es handelt sich dabei um eine tolle Band, die live immer noch mehr als gut ist. Aber dass der Zenit schon über eine Dekade zurückliegt, das merkt man auch sehr deutlich. Skin, die scheinbar alterslose Sängerin, wirkte merkwürdig aufgesetzt, wie eine Karikatur. Es war trotzdem ein schönes Erlebnis, all die tollen alten Hits einmal live zu hören.
Dann folgte das Konzert, auf welches zumindest M. und ich wohl am meisten hinfieberten. The xx haben unseren Soundtrack der letzten zwei Monate geliefert, das Debutalbum ist zu einer Offenbarung geworden. Der Vergleich mag komisch klingen, aber außer Lady Gaga ist in den letzten Jahren nichts vergleichbar Innovatives und Gutes auf den Markt gekommen. Der Festivalauftritt hat meinen Eindruck dann auch noch voll und ganz unterstrichen. Ein minimalistisches, intensives Konzert, welches die Qualitäten der Studioproduktion voll ausreizte. Einziger Wermutstropfen: die Bässe waren viel zu hochgedreht, die wunderschönen Melodien und der Gesang verschwanden manchmal hinter organmassierendem Gedröhn.
Direkt danach: Massive Attack. Ich nage immer noch daran, dieses Konzert nicht bis zu Ende gesehen zu haben (Kälte und Wetter haben meine Mitstreiter bewogen zu gehen und haben auch mir zu schaffen gemacht; außerdem wollte ich nicht allein zurück zum Zeltplatz gehen müssen). Das, was ich gesehen habe, überzeugt mich aber davon, dass ich hier das für mich beste Konzert des Wochenendes gesehen habe. Wenn die beiden Briten mal irgendwo in der Nähe ein richtiges Konzert spielen, dann wird mir der Preis des Tickets so was von egal sein. Die Lichtshow und die Qualität der Musik, die „nur“ für einen Festivalauftritt geboten wurden, lassen erahnen, wie genial ein Konzert sein muss, für das man einen ganzen Tag Vorbereitungszeit hatte.
Sonntag, 20. Juni 2010
Der erste Programmpunkt war am Nachmittag Dendemann, zu dem ich eigentlich nur mitgegangen bin. Meine Energie war zu diesem Zeitpunkt schon recht weit unten, sodass ich sogar das mir widerwärtige Red Bull zurate gezogen habe, um halbwegs fit zu bleiben. Der Auftritt war so lala … eine etwas aussagekräftigere Zusammenfassung kann man auf der Nova Station nachlesen. Ich habe die Zeit des Konzerts genutzt, um mir ein The Prodigy-Shirt zu kaufen – meine einzige Ausgabe an diesem Wochenende, wenn man vom morgendlichen Kaffee und ein paar anderen Heißgetränken und einem Crêpe absieht. Essen hatten wir dieses Jahr genug dabei (das war im Vorjahr nicht der Fall), Bier auch, da musste nichts zusätzlich gekauft werden.
Als wir gegen Abend das Festivalgelände wieder betraten, überraschte uns ein Regenguss der Sonderklasse. Schnell verkrochen wir uns in den Kabinen der festinstallierten Toiletten – es muss merkwürdig ausgesehen haben, als nach dem Schauer drei Menschen ein und dasselbe Klo verließen *g*. Danach war ich sehr dankbar um Regenjacke und Gummistiefel. Generell muss zum Wetter aber gesagt werden, dass es wesentlich besser ausfiel, als letztes Jahr und als in den Tagen vor dem Festival speziell für den Norden Deutschlands angesagt worden war. Regen war eigentlich eher selten der Fall, dafür vor allem am Sonntag recht viel Sonne. Alles in allem war es aber ziemlich kühl, weil es sehr windete – die Schafskälte eben.
Am meisten hat unter diesem einen richtig heftigen Guss die Band Vampire Weekend gelitten – just in dem Moment, in dem der erste Ton erklang, kam der erste große schwere Tropfen. Aber wegen denen waren wir ja auch nicht gekommen. Crêpes essend haben wir uns auf der anderen Bühne die letzten Minuten von LCD Soundsystem (echt nicht schlecht) und die ersten Momente von Deichkind angesehen. Joa – gute Musik, komische Fans … dank des Regens, der in kürzester Zeit den trockenen Platz in Matsch verwandelt hatte, fiel das Deichkind-Konzert sicher noch ekliger aus, als das sowieso schon der Fall ist ;).
Dann endlich eine weitere große Hoffnung des Festivals: Faithless. Und dann kam er auf die Bühne, Maxi Jazz, der mittlerweile 53jährige Frontmann der Gruppierung, den ich immer noch für einen Außerirdischen halte. Zumindest ist dieser Mann eindeutig nicht von dieser Welt (ich glaube er kommt von dem Nachbarplaneten des Himmelskörpers, von dem Björk stammen muss …). Anfängliche Bedenken, es könne sich ein ähnlicher Eindruck wie bei Skunk Anansie einstellen, wurden sofort weggeblasen. Maxi Jazz war in seinem weißen Anzug die coolste Sau des Planeten, Musik und Bühnenshow waren absolut grandios, die Stimmung schwappte schnell auf alle über. Ein anstrengendes, aber wunderschönes Konzert.
Den Abschluss unseres Programms stellten The Prodigy – und die hatten nach der Qualität, die Faithless an den Tag legten, wirklich in große Fußstapfen zu treten. In viel zu große. Der Sound war nicht ausbalanciert und viiiieeel zu leise. Wie kann man ein Prodigy-Konzert so leise machen? Das ist doch Verrat an der Sache selbst! Da fiel das Spaßhaben und Tanzen nicht sonderlich leicht. Auch nervten die Bandmitglieder, vor allem im Vergleich zu dem unglaublich sympathischen Konzert davor, mich etwas. Enttäuschend.
Montag, 21. Juni 2010
Gegen sieben Uhr kullerten wir aus den Zelten, säuberten uns nur oberflächlich (bis dahin wurde das volle Duschen-Haare waschen-Zähneputzen-Programm – schon aufgrund des Drecks – voll und gründlich durchgezogen!), packten alles zusammen, schleppten keuchend alles in einer Fuhre zum Benz und düsten auf montäglich freien Autobahnen ins Sachsenland zurück. Dort setzte dann die Menschwerdung wieder ein: kiloweise wurde der Dreck unter den Nägeln und aus den Haaren heraus geschrubbt, der Flüssigkeitshaushalt wird nach und nach wieder hergestellt.
Als Fazit des Wochenendes muss gesagt sein, dass dieses Mal wirklich schlimme Gestalten auf dem Festival unterwegs waren. Brennende Zelte und Pavillons gab es auch letztes Jahr, Betrunkene ebenso an allen Ecken und Enden, aber dieses Mal glich alles einer eher apokalyptischen, dem Wahnsinn verfallenen Landschaft als einem Zeltplatz. Spaß hat es dennoch gemacht – ich war mit tollen Menschen dort und habe einiges an wirklich toller Musik gesehen, mit dem Wetter und allem anderen war ich zufrieden.
Meine Top 5 … Konzerte auf dem Hurricane 2010
1. Massive Attack
2. Faithless
3. The xx
4. Florence and the Machine
5. Beatsteaks
Donnerstag, 17. Juni 2010
15 Uhr stand das gemietete Auto abholbereit im Parkhaus. Statt des gemieteten Kombis, der nicht zur Verfügung stand, hat man uns eine Mercedes C-Klasse reserviert. Eine beeindruckende schwarze Limousine mit Vorteilen (schnell schnell schnell – sechs Gänge) und Nachteilen (in einen Kombi hätten wir unser Gepäck wesentlich besser hinein bekommen … so war es eher ein Akt der Verzweiflung). Nach dem Einladen aller vier Passagiere incl. Deren Gepäck und einem Großeinkauf für das Wochenende ging es über die A14, die A2, die A7 und die A27 gen Norden. Da kamen wir leider erst gegen 11 bei Dunkelheit an; ein Stau auf der A2 sowie eine Polizeikontrolle (beidem waren wir im Vorjahr entgangen) verhinderten eine zeitigere Ankunft erfolgreich. Bis das Auto geparkt, das Gepäck auf den gigantomanischen Zeltplatz geschleppt, ein ausreichend großer Platz für drei Zelte gefunden, alles aufgebaut und der Grill angeworfen war, wurde es halb zwei. Und dann war endlich Zeit für entspanntes Herumsitzen =).
Freitag, 18. Juni 2010
Was sich am Vorabend bei Dunkelheit schon angedeutet hatte, wurde am ersten Festivaltag schnell offensichtlich: der Staub, der sich auf alles niederlegte. Die Tage vor dem Hurricane waren sehr heiße, trockene gewesen, sodass die Erde auf dem Feld, das als Zeltplatz diente, und auch der Belag der Rennbahn, auf welcher sich das Festivalgelände befindet, staubtrocken waren. Bei jedem Schritt stob eine Wolke dieser trockenen Erde in die Höhe; auch gelegentliche Regenschauer konnten die Erde kaum befeuchten. Ergebnis dessen war eine graubraune Dreckschicht auf allem (Autos, Zelte, Haut, Klamotten) und sehr befremdliche, widerliche Erlebnisse, wenn man nach dem Naseputzen einen Blick in sein Tempo wagte :D.
Diesen Tag verbrachten wir hauptsächlich mit Grillen und Bier, mit Fußball (WM-Spiel Deutschland gegen Serbien … auch alle anderen Spiele wurden übertragen, aber wir waren ja wegen der Musik da) und Konzerten. Die da gewesen wären:
Madsen: haben auf dem Highfield Festival vor zwei Jahren wirklich Werbung für sich gemacht und schon deswegen habe ich mich drauf gefreut, sie wieder live zu sehen. Macht Spaß, tut nicht weh. Nichts, was ich mir auf CD kaufen würde, aber live kann man sich das sehr gut ansehen.
Dropkick Murphys: gehört zu jenen Bands, die mir eigentlich ein bisschen zu simpel und zu dumm sind. Sie eignen sich aber hervorragend als stimmungsmachende Festivalband, weil sie lustige, tanzbare Musik liefern.
Beatsteaks: Diese Band habe ich zum mittlerweile dritten Mal (Highfield ’08, DD ’07) gesehen. Und es war auch das schwächste der drei Konzerte, wobei es noch lange kein schlechter Gig gewesen ist. Das Tempo des Konzertes wurde immer wieder durch ruhige Nummern unterbrochen, was meine Tanzlaune etwas trübte. Wäre vielleicht anders gewesen, wenn ich etwas weiter vorne gestanden hätte. Ich freue mich sehr darüber, dass die Pause der Beatsteaks nun vorbei ist und bald was Neues erscheinen wird.
Danach habe ich mir noch eine Viertelstunde Mr. Oizo in der White Stage angetan. Das war wirklich gute Musik mit wirklich genialer Stimmung. Aber es war so heiß, stickig und voll, dass ich mich – auch aufgrund von Hunger und Durst – nicht in der Lage sah, das ohne umzukippen länger durchzustehen. Schade. Als ich das Zelt der White Stage verließ, sah ich, dass draußen noch mindestens einmal so viele Leute auf Einlass warteten wie bereits Menschen darin waren. Die Sicherheitskräfte hatten schwer zu kämpfen, dass die Absperrungen – und sie selbst – nicht überrannt wurden. Aus diesem Grund wurden alle weiteren Konzerte der Folgetage in der White Stage abgesagt.
Samstag, 19. Juni 2010
Heute ging der musikalische Tag schon am frühen Nachmittag los. Auf Anraten meiner allerliebsten Nachbarin Sophie und auch aus eigener Neugier habe ich mir zunächst Florence and the Machine angesehen – ein wirklich beeindruckendes Konzert, das ich mir später am Abend hätte besser vorstellen können. Eine elfengleiche rothaarige Frau sauste 45 Minuten lang in einem flatternden Gewand über die Blue Stage, schmetterte auf gesanglich sehr hohem Niveau tolle Popnummern und überzeugte von vorne bis hinten.
Danach überzeugte ich mich persönlich von der Wiederauferstehung von Skunk Anansie – und kam zu dem Schluss, dass das eigentlich keiner gebraucht hat. Es handelt sich dabei um eine tolle Band, die live immer noch mehr als gut ist. Aber dass der Zenit schon über eine Dekade zurückliegt, das merkt man auch sehr deutlich. Skin, die scheinbar alterslose Sängerin, wirkte merkwürdig aufgesetzt, wie eine Karikatur. Es war trotzdem ein schönes Erlebnis, all die tollen alten Hits einmal live zu hören.
Dann folgte das Konzert, auf welches zumindest M. und ich wohl am meisten hinfieberten. The xx haben unseren Soundtrack der letzten zwei Monate geliefert, das Debutalbum ist zu einer Offenbarung geworden. Der Vergleich mag komisch klingen, aber außer Lady Gaga ist in den letzten Jahren nichts vergleichbar Innovatives und Gutes auf den Markt gekommen. Der Festivalauftritt hat meinen Eindruck dann auch noch voll und ganz unterstrichen. Ein minimalistisches, intensives Konzert, welches die Qualitäten der Studioproduktion voll ausreizte. Einziger Wermutstropfen: die Bässe waren viel zu hochgedreht, die wunderschönen Melodien und der Gesang verschwanden manchmal hinter organmassierendem Gedröhn.
Direkt danach: Massive Attack. Ich nage immer noch daran, dieses Konzert nicht bis zu Ende gesehen zu haben (Kälte und Wetter haben meine Mitstreiter bewogen zu gehen und haben auch mir zu schaffen gemacht; außerdem wollte ich nicht allein zurück zum Zeltplatz gehen müssen). Das, was ich gesehen habe, überzeugt mich aber davon, dass ich hier das für mich beste Konzert des Wochenendes gesehen habe. Wenn die beiden Briten mal irgendwo in der Nähe ein richtiges Konzert spielen, dann wird mir der Preis des Tickets so was von egal sein. Die Lichtshow und die Qualität der Musik, die „nur“ für einen Festivalauftritt geboten wurden, lassen erahnen, wie genial ein Konzert sein muss, für das man einen ganzen Tag Vorbereitungszeit hatte.
Sonntag, 20. Juni 2010
Der erste Programmpunkt war am Nachmittag Dendemann, zu dem ich eigentlich nur mitgegangen bin. Meine Energie war zu diesem Zeitpunkt schon recht weit unten, sodass ich sogar das mir widerwärtige Red Bull zurate gezogen habe, um halbwegs fit zu bleiben. Der Auftritt war so lala … eine etwas aussagekräftigere Zusammenfassung kann man auf der Nova Station nachlesen. Ich habe die Zeit des Konzerts genutzt, um mir ein The Prodigy-Shirt zu kaufen – meine einzige Ausgabe an diesem Wochenende, wenn man vom morgendlichen Kaffee und ein paar anderen Heißgetränken und einem Crêpe absieht. Essen hatten wir dieses Jahr genug dabei (das war im Vorjahr nicht der Fall), Bier auch, da musste nichts zusätzlich gekauft werden.
Als wir gegen Abend das Festivalgelände wieder betraten, überraschte uns ein Regenguss der Sonderklasse. Schnell verkrochen wir uns in den Kabinen der festinstallierten Toiletten – es muss merkwürdig ausgesehen haben, als nach dem Schauer drei Menschen ein und dasselbe Klo verließen *g*. Danach war ich sehr dankbar um Regenjacke und Gummistiefel. Generell muss zum Wetter aber gesagt werden, dass es wesentlich besser ausfiel, als letztes Jahr und als in den Tagen vor dem Festival speziell für den Norden Deutschlands angesagt worden war. Regen war eigentlich eher selten der Fall, dafür vor allem am Sonntag recht viel Sonne. Alles in allem war es aber ziemlich kühl, weil es sehr windete – die Schafskälte eben.
Am meisten hat unter diesem einen richtig heftigen Guss die Band Vampire Weekend gelitten – just in dem Moment, in dem der erste Ton erklang, kam der erste große schwere Tropfen. Aber wegen denen waren wir ja auch nicht gekommen. Crêpes essend haben wir uns auf der anderen Bühne die letzten Minuten von LCD Soundsystem (echt nicht schlecht) und die ersten Momente von Deichkind angesehen. Joa – gute Musik, komische Fans … dank des Regens, der in kürzester Zeit den trockenen Platz in Matsch verwandelt hatte, fiel das Deichkind-Konzert sicher noch ekliger aus, als das sowieso schon der Fall ist ;).
Dann endlich eine weitere große Hoffnung des Festivals: Faithless. Und dann kam er auf die Bühne, Maxi Jazz, der mittlerweile 53jährige Frontmann der Gruppierung, den ich immer noch für einen Außerirdischen halte. Zumindest ist dieser Mann eindeutig nicht von dieser Welt (ich glaube er kommt von dem Nachbarplaneten des Himmelskörpers, von dem Björk stammen muss …). Anfängliche Bedenken, es könne sich ein ähnlicher Eindruck wie bei Skunk Anansie einstellen, wurden sofort weggeblasen. Maxi Jazz war in seinem weißen Anzug die coolste Sau des Planeten, Musik und Bühnenshow waren absolut grandios, die Stimmung schwappte schnell auf alle über. Ein anstrengendes, aber wunderschönes Konzert.
Den Abschluss unseres Programms stellten The Prodigy – und die hatten nach der Qualität, die Faithless an den Tag legten, wirklich in große Fußstapfen zu treten. In viel zu große. Der Sound war nicht ausbalanciert und viiiieeel zu leise. Wie kann man ein Prodigy-Konzert so leise machen? Das ist doch Verrat an der Sache selbst! Da fiel das Spaßhaben und Tanzen nicht sonderlich leicht. Auch nervten die Bandmitglieder, vor allem im Vergleich zu dem unglaublich sympathischen Konzert davor, mich etwas. Enttäuschend.
Montag, 21. Juni 2010
Gegen sieben Uhr kullerten wir aus den Zelten, säuberten uns nur oberflächlich (bis dahin wurde das volle Duschen-Haare waschen-Zähneputzen-Programm – schon aufgrund des Drecks – voll und gründlich durchgezogen!), packten alles zusammen, schleppten keuchend alles in einer Fuhre zum Benz und düsten auf montäglich freien Autobahnen ins Sachsenland zurück. Dort setzte dann die Menschwerdung wieder ein: kiloweise wurde der Dreck unter den Nägeln und aus den Haaren heraus geschrubbt, der Flüssigkeitshaushalt wird nach und nach wieder hergestellt.
Als Fazit des Wochenendes muss gesagt sein, dass dieses Mal wirklich schlimme Gestalten auf dem Festival unterwegs waren. Brennende Zelte und Pavillons gab es auch letztes Jahr, Betrunkene ebenso an allen Ecken und Enden, aber dieses Mal glich alles einer eher apokalyptischen, dem Wahnsinn verfallenen Landschaft als einem Zeltplatz. Spaß hat es dennoch gemacht – ich war mit tollen Menschen dort und habe einiges an wirklich toller Musik gesehen, mit dem Wetter und allem anderen war ich zufrieden.
Meine Top 5 … Konzerte auf dem Hurricane 2010
1. Massive Attack
2. Faithless
3. The xx
4. Florence and the Machine
5. Beatsteaks