Freitag, März 25, 2011

Antonia Rados steht halb vor, halb in einem Gebäude, das leichte Schäden aufweist und erzählt den dümmlich dreinblickenden ntv-Moderationspraktikanten: Gaddafi-Anhänger haben sie hierhin geführt, um ihr die Zerstörungen der alliierten Luftangriffe zu zeigen. Frau Rados ist davon wenig beeindruckt. Erstens hält sie es für möglich, dass dies selbst herbeigeführte Beschädigungen zu Propagandazwecken sind, und zweitens seien die Schäden damals in Afghanistan und im Irak ja auch viel größer gewesen. In der Tat, Antonia Rados macht auf mich in den letzten Tagen einen irgendwie enttäuschten Eindruck. Es fehlen ihr die Momente des Thrills, in denen ihr dunkles Haar vom feuergeschwängerten Windzug des Bombardements ihr raues, herbes Gesicht umweht. Den ganzen Tag muss sie sich von regierungstreuen Truppen durchs Land kutschieren lassen und dabei heroisch-martialische Musik hören, manchmal wird ihr ein vermeintliches Geschossteil gezeigt, manchmal ein Grab, in welchem die Särge vielleicht leer sind. Dafür kriegt sie sicher keinen Berichterstattungspreis, wie für ihre Einsätze im Kosovo und in Bagdad.

Mittwoch, März 16, 2011

Aus der nicht vorhandenen, aber sehr lustigen Rubrik: Aufsatztitel, die begeistern (Teil 2)

Rauh, Gisa: Warum 'Linguist' in "Ich / du Linguist!" kein Schimpfwort sein muss. Eine konversationstheoretische Erklärung.

Nübling, Damaris und Vogel, Marianne: Fluchen und Schimpfen kontrastiv. Zur sexuellen, krankheitsbasierten, skatologischen und religiösen Fluch- und Schimpfwortprototypik im Niederländischen, Deutschen und Schwedischen.

Donnerstag, März 10, 2011

Mein 300. Blogpost

... hurra! Meinen schnuckligen Blog gibt es nun bald schon 5 Jahre, in denen mit diesem Eintrag genau 300 Posts entstanden sind. Zunächst als virtuelles Tagebuch gedacht, als Informationsquelle für meine Freunde, nachdem wir uns nach dem Abitur über ganz Sachsen und darüber hinaus verteilt haben und man sich nicht mehr täglich über das Befinden austauschen konnte. Hier und da mal ein witziges oder einfach nur bemerkenswert schönes Foto dazwischen, Gewinnspiele, Umfragen, Konzertberichte, Jammertiraden, Musiktipps, Reiseimpressionen. Was das Leben eben so zu bieten hat. Die persönliche Komponente, das Berichten individueller Gefühle, Einsichten und Gedanken ist ein wenig zurückgeschraubt worden; es ist meiner Meinung nach besser so, zumal der Blog ja alles andere als anonym ist. Dafür sind verschiedenste Medien in den Vordergrund getreten; ich habe verstärkt von frisch gesehenen Filmen, Musik und Festivals, Theater geschrieben.
Und das passiert auch jetzt. Gestern Abend war ich auf einem Konzert der Band Boduf Songs im Conne Island im Leipziger Süden. Das war übrigens mein erstes Mal im Conne Island - obwohl ich seit weit über 4 Jahren hier lebe. Ich hatte keine Erwartungen an den Laden, aber irgendwie müssen da wohl schon welche gewesen sein, denn im Nachhinein denke ich mir: genau so hätte ich es mir da vorgestellt. Klein, alternativ, bisschen Punk, Wände vollgeschmiert, Toiletten okay und Getränkepreise auch (2,30€ für den halben Liter Bier), entspannte Leute. So entspannt, dass die Vorband nicht, wie angekündigt, um 21.00 Uhr begann, sondern eine Stunde später. Vielleicht lag das auch an der geringen Ressonanz für diese Veranstaltung ... es waren vielleicht 20 Leute da, von denen viele Freunde der Bands gewesen sein müssen. Die Vorband, deren Name ich vergessen habe, kommt aus Berlin und machte überraschend gute Musik (ich bin kein Fan des Konzepts der Vorband), die teils nicht wehtat, teils wirklich neugierig gemacht hat. Nur der Sound war den Vieren nicht gerade gnädig.
Boduf Songs begannen dann nach sehr kurzer Umbaupause. Auf der Bühne saßen dann drei unscheinbare Gestalten: ein graues, zartes Mäuschen am Bass, ein etwas nach Indianer aussehender Sänger an der Gitarre, ein Schlaks an den Percussions. Die drei saßen in einem angedeuteten Halbkreis auf Stühlen um eine kleine Tischlampe herum, sonst herrschte ziemliche Dunkelheit. Es entstand eine regelrechte Lagerfeueratmosphäre, die wunderbar zu der Musik von Boduf Songs passt. Ruhig, unaufgeregt, dennoch eindringlich, intensiv, atmosphärisch, oft melancholisch, selten hoffnungsvoll. Leider dauerte der Auftritt der Drei keine ganze Stunde; sehr plötzlich waren sie dann verschwunden, nachdem sie noch das Lämpchen ausgestellt hatten. So ließen sie uns zwar absolut überzeugt von der Qualität der Musik zurück - die auch vorher nicht zur Debatte stand -, aber dennoch etwas unbefriedigt und ein wenig aus dem Genuss herausgerissen.

Hier noch zum Abschluss dieses 300. Posts mein Lieblingslied der Band:

Sonntag, März 06, 2011

Let's take a look at my Desktophintergrund

Bezüglich vieler Dinge, die meinen Alltag begleiten, bin ich nicht so flexibel. Es fällt mir schwer, vielbenutzte Dinge wegzuschmeißen; das können die Hefter der neunten Klasse sein, an deren Rändern mehr oder weniger vielversprechende Graphikversuche zu finden sind und alberne Lehrersprüche, oder ein altgedienter Teelichthalter, der mittlerweile grottig aussieht, aber ideellen Wert hat. Das trifft aber auch auf Desktophintergründe zu. Das mag eine ganz banale Angelegenheit sein, aber ich sitze nun mal, und damit bin ich sicher nicht allein, jeden Tag mehrmals an meinem Laptop und zumindest zwei mal, nach dem Hochfahren und vor dem Herunterfahren, gucken wir eben diesen Hintergrund an. Ich bin zudem davon überzeugt, dass so ein Hintergrund viel über uns aussagt - wer nicht einfach das Windows-Teletubbie-Land o. ä. benutzt, der sucht sich seine Dekoration schon mit Bedacht aus.

Mein erster bewusst gewählter Hintergrund war ein Wallpaper, dass Brian Molko, den Sänger, Songwriter, Gitarristen und Pianisten der Band Placebo zeigt. Zur Bedeutung dieser Band für mich vgl. hier, hier und hier. Ich überlege gerade, ob ich mich ein bisschen für das Motiv schäme, aber nein - haargenau dieses Bild spiegelt wieder, was ich in den Jahren 2003 und 2004 an dieser Band u. a. so grandios fand.


Nach dem Placebo-Wallpaper folgte dieses Aquarell des Gardasees. Gemalt hat es irgendwann um 2001 oder 2002 mein auch heute immer noch sehr guter Freund Felix (schade, dass du kaum mehr malst, ich habe immer noch einen dicken Ordner auf meiner Festplatte, mit all deinen Fenstern, Landschaften und Eltern *g*). Dieses Bild blieb bis 2007 der Desktophintergrund auf dem Rechner in der Wohnung meiner Eltern (der Gottlob immer in meinem Zimmer stand); da habe ich schon ein Jahr nicht mehr bei meinen Eltern gewohnt.


Als 2006 mein Laptop in mein Leben trat, war ich in der Wahl des Hintergrundes lange Zeit wählerisch, die auserwählten Motive wechselten wöchentlich. Bis ich dieses Bild hier fand. Es ist mittlerweile viel zu kitschig für meinen Geschmack, aber ich mochte diesen Künstler (Dorian Cleavanger) sehr. Seine sonstigen Motive erinnern sehr an Luis Royo, den ich in jüngeren Jahren aus irgendwelchen Gründen ziemlich mochte. Dieses Bild aber hat wohl den Arielle-Fan in mir angesprochen (hierzu vgl. diesen Filmausschnitt ... der mich in der ersten Strophe erschreckend gut beschreibt :D ... und der Felsen, der FELSEN!), und als unaufgeregter Hintergrund eignet es sich formidabel.


Dann hat mich von 2008 bis Anfang 2011 Dita begleitet. Dita, die ehemals Göttliche, bis sie sich ausverkauft hat, für Wiener Opernball und Eurovision Songcontest. Früher hat sie wenigstens stilvoll Werbung gemacht, z. B für Cointreau, ihre Lingerie-Collection oder Peta. Diese Kritik ändert allerdings nichts daran, dass das für mich eines der schönsten Wallpaper aller Zeiten ist.


Vor ein paar Wochen allerdings war es mal wieder Zeit für einen digitalen Tapetenwechsel. Die Wahl fiel mir nicht schwer, denn von einer Erste-Sahne-Actrice wie Natalie Portman gibt es einfach zu viele tolle Fotos, als das man darum herum kommen könnte. Das hatte natürlich auch mit ihrer oscarprämierten Präsenz in
Black Swan zu tun, der mich zwar ein klein wenig enttäuscht hat - nicht aber seine Hauptdarstellerin. Ich finde dieses Bild vor allen Dingen wegen der Seventies-Atmosphäre und dem irren Mustermix gut; außerdem sind die intergalaktischen Kopfhörer einfach unwiderstehlich :D.