Mittwoch, März 15, 2017

Filmrückschau

T2 Trainspotting (2016) ... Oh, was hätte da alles schiefgehen können. Ein peinlicher Film über die erwachsenen Schatten der Trainspotting-Helden Mark, Spud, Sick Boy und Begbie. Aber damit quält Regisseur Danny Boyle, der auch schon den ersten Teil gedreht hatte, die Zuschauer Gott sei Dank nicht.
Ich habe den Film als eine Art Aufarbeitung des Vorgängers empfunden. Mark kehrt nach Edinburgh zurück und natürlich beginnt damit der Konflikt: Am Ende des ersten Teils war er schließlich mit dem gesamten Geld aus dem Drogendeal abgehauen und Sick Boy sowie der frisch aus dem Knast geflohene Begbie haben nun noch ein Hühnchen mit ihm zu rupfen. Ich finde, dass das alles authentisch und schlüssig gelöst wird. Aber an die Originalität des ersten Teils kommt T2 (natürlich) nicht heran.


Sully (2016) ... Man hätte diese Story ordentlich gegen die Wand fahren können. Man hätte einen effektgeladenen Beinahe-Katastrophen-Film machen, man hätte Michael Bay oder Roland Emmerich ranlassen können.
Hat man aber nicht. Stattdessen hat Clint Eastwood einen klugen und für das Thema überraschend leisen Film darüber gemacht, wie es einem Piloten (Tom Hanks) geht, der gerade ein Flugzeug im Hudson River notgelandet hat. Wie er sich nicht sicher ist, alles richtig gemacht zu haben, wie er von den Medien herumgereicht und von der Flugsicherheitsbehörde vernommen wird. Wie der Flugzeughersteller sich aus der Schuld winden will und die ganze Welt ihn als Helden feiert. Tom Hanks verkörpert den Piloten Chesley "Sully" Sullenberger sehr glaubhaft, irgendwo zwischen Einschüchterung und Selbstbewusstsein. Die 96 Minuten kann man ruhig mal übrig haben!
p.s.: Wer sich nicht mehr erinnert - Der Film behandelt dieses wahre Geschehen aus dem Januar 2009.

Silver Linings (2012) ... Schräger, unterhaltsamer Film - aber die Erwartungshaltung, die er durch sein gutes Abscheiden bei Oscar-Verleihung & Co. ausgelöst hat, konnte er dann doch nicht erfüllen. Es scheinen halt einfach keine Jennifer Lawrence-Filme ohne Liebeskitsch möglich zu sein, wie neulich schon in Passengers. Es gibt zwar viele sehr charmante, originelle Szenen, unterm Strich ist der Streifen aber um einiges konventioneller als gedacht. Immerhin: Ich mag Bradley Cooper jetzt mehr als vorher. Und für einen Tanz- und Sportwetten-Film ist Silver Linings doch ziemlich gut geraten ;)


Freitag, März 10, 2017

Der Lese-Winter in Erfurtjenaweimar

Nachdem ich so etwas im Herbst schon einmal gemacht habe, möchte ich das auch in diesem Quartal fortführen.

Musik mit Robert Wenzl
In Guter Nachbarschaft - XMAS EDITION ... Die Lesereihe In guter Nachbarschaft hat im vergangenen Dezember ein besonderes Dankeschön für ihre Stammpublikum vorbereitet: Zur Weihnachtsausgabe im Jenaer Merle Stankowski wurde kein Eintritt verlangt, dafür aber ein Programm mit vielen Überraschungen geboten. Eröffnet wurde der Abend von Ralf Schönfelder vom Lesezeichen e.V. mit einer Laudatio, live aus Lübeck zugeschaltet war Kinga Toth, es gab tolle Musik von Robert Wenzl & Band, dazu fremde und eigene Texte, gelesen von den Organisatoren. Eine umfassende Rückschau auf den Abend gibt es hier.

Tim Holland und M. Scheidewandt
vom wuchern / Tim Holland ... In Kooperation mit der ACC Galerie Weimar gab es im Januar schon die nächste Veranstaltung von In guter Nachbarschaft. Der Berliner Autor Tim Holland las im Rahmen der Ausstellung "Alle Achtung! - Zur Ökonomie der Aufmerksamkeit" aus seinem Debüt vom wuchern. Dazu gab es moderne Klarinettenmusik von Moritz Scheidewandt, dem es gelungen ist, Stücke auszusuchen, die Hollands wuchernde Texte wunderbar ergänzt haben. Eine bebilderte Rückschau gibt es hier.

Die Initiatoren stellen sich vor.
Watch us grow ... Und wieder In guter Nachbarschaft, aber diesmal in Kooperation mit gleich vier weiteren Kulturinitiativen: dem Literaturfestival Erfurt, dem hEFt, dem HANT - Magazin für Fotografie und der Salzburger Literaturzeitschrift und Verlag mosaik. Dementsprechend viefältig war auch das Programm in der Frau Korte am Erfurter Nordbahnhof - jede Initiative steuerte eine/n Autor/in bei. Für IGN war wiederum Kinga Toth am Start, für unsere Freunde aus Österreich Alke Stachler. Mehr Infos gibt es hier in der Nachlese auf dem Blog der Nachbarschaft.

Kinga Toth - Vernissage: Wir bauen eine Stadt ... Kinga Toth zum Dritten: die ehemalige Jenaer Stadtschreiberin eröffnete in der Villa Rosenthal ihre eigene Ausstellung mit einer eindrücklichen Performance. Die Grafiken rund um ihren Gedichtband Wir bauen eine Stadt und ihre Zeit in Jena sind noch bis 29. März in der Villa zu sehen.

Ralf Schönfelder stellt Kinga Toth in der Villa Rosenthal vor.


Sonntag, März 05, 2017

Filmrückschau - Outer Space

Prometheus (2012) ... Als großer Fan der Alien-Reihe mit Sigourney Weaver habe ich mich lange um Prometheus gedrückt, der als eine Art eigenständiges Prequel zum ersten Alien-Film fungiert. Dabei sprach von Anfang an sehr vieles für den Film: sowohl die Besetzung mit u.a. Michael Fassbender und Noomi Rapace als auch der verantwortliche Regisseur Ridley Scott, von dem auch besagter erster Alien-Film von 1979 stammt.
Neulich habe ich ihn dann also endlich mal geschaut. Und was soll ich sagen - ist finde, die Vorgeschichte zur Science Fiction-Reihe ist fantastisch gelungen. Es gibt viele schlüssig gelöste Anknüpfungspunkte zum ersten Alien-Film, zum Beispiel hinsichtlich der kryptischen Warnung, wegen der die Besatzung der "Nostromo" geweckt wird, hinsichtlich des mysteriösen Raumschiffwracks und auch für die Herkunft des Aliens wird ein Vorschlag gemacht. Dazu kommt eine spannende Geschichte voller philosophischer Aspekte - es wird z.B. der Ursprung der Menschheit geklärt. 
Ich bin jetzt sehr gespannt auf die Fortsetzung Alien: Covenant, die in diesem Jahr anlaufen wird. Sie stammt wiederum von Ridley Scott und soll um einiges düsterer, spannender und gruseliger geraten sein als Prometheus.

Der Marsianer (2015) ... Matt Damon muss also mal wieder gerettet werden. Das musste er schon 1998 in Der Soldat James Ryan, zuletzt lost in space war er 2014 in Interstellar. Der Film ist eine etwas wilde Mischung aus Komödie und Weltraum-Drama und wird von der Kritik vor allem wegen seiner recht realistischen Darstellung des aktuell technisch Möglichen gelobt. Unterm Strich fand ich Der Marsianer sehr unterhaltsam und auch spannend, aber auch recht konventionell gemacht.

Passengers (2016) ... Klassischer Fall von: Cooler Grundkonflikt, aber mit einer Liebesgeschichte verdünnt. Mit Chris Pratt und Jennifer Lawrence hat man sich dafür auch ein passendes attraktives Schauspieler-Duo ausgesucht. Der Film ist optisch eine Augenweide - sehr stylisch und auf Hochglanz poliert -, und auch die Schauspieler überzeugen. Für mich hätte es aber so viel Romantik im All nicht gebraucht. Die bringt ein paar 08/15-Handlungsmuster hinein, über die ich mich geärgert habe.

Arrival (2016) ... Der unkonventionellste Science Fiction-Film, den ich je gesehen habe. Es ist schon beeindruckend, als weltrettende Hauptfigur eine Sprachwissenschaftlerin zu wählen. Und so wundert es auch nicht, dass der Film sich an ein etwas intellektuelleres Publikum richtet - Weltraum-Action gibt es keine. stattdessen kühle Gedankenkonstrukte und moralische Dilemmata. Und es kommen sogar Sprach- und Wahrnehmungstheoretiker auf ihre Kosten. Ich werde den Film mit dem Abstand weniger Monate noch ein zweites Mal schauen - mal sehen, was ich dann noch entdecke bzw. verstehe.