Ich bin kein Fan von Opern und Operetten. Die meisten Menschen in meinem Umfeld gehen mit meiner Meinung d'accord, aber wenn man dann doch mal einem Liebhaber des Geträllers begegnet, steckt man oft als Kulturbanause in Erklärungsnot. Endlich habe ich eine Äußerung zu diesem Thema entdeckt, die eine Opernabneigung gut und nachvollziehbar und dabei nicht dümmlich und mit Mark Twain-Zitat formuliert. Danke, Volker Strübing!
" ... Und dann begann das Konzert mit dem 1. Aufzug aus der Walküre. Um es
kurz zu machen: Es war großartig. Der Sound war gewaltig; die Musik
setzt ohnehin auf Überwältigung und schafft das auch spielend, man
vergaß die Zeit – und sogar den Wagnerwürdigungsstuhl und das will schon
was heißen. Mir liefen Schauer über den Rücken, und immer wieder hörte
man Leute ergriffen seufzen; einfach toll. Leider fing oft, wenn man
sich gerade richtig in die Musik fallen ließ, jemand zu singen an …
Die Sängerin und die beiden Sänger waren ohne Zweifel sehr gut, es
war beeindruckend, was sie mit ihren Stimmen machten, aber … na, das ist
wohl Geschmackssache, allerdings stand ich, wie eine Kurzumfrage ergab,
nicht allein da mit meinem Wunsch, es wäre etwas weniger Gesang
gewesen. Ein altbekanntes Problem bei Wagner. Und Opern generell. Ich
mag die Melodien nicht, die gesungen werden, zu verschwurbelt sind sie
mir; die menschliche Stimme, zu absoluten Höchstleistungen
getrieben,klingt nicht mehr warm und angenehm und natürlich, der Klang
ist trotz beeindruckender Lautstärke dünn im Vergleich zum Orchester, da
die hohen Frequenzen weiter tragen (mit einem Mikro – Sakrileg,
Sakrileg! – klänge das sicher besser). Mir fiel Mark Twain ein, von dem
überliefert ist, dass er nach dem Besuch einer italienischen Oper sagte,
so etwas habe er nicht mehr gehört, 'seit das Waisenhaus brannte' ..."
(Quelle: Eintrag vom 23. Mai 2013 in Volker Strübings Bayreuth-Tagebuch, in dem er seine Erlebnisse als Bayreuther Stadtschreiber im Jean-Paul-Jahr niederschreibt)
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