Allerorten finden seit letztem Jahr die sog. 'Holi Festivals of Colours' statt. Menschen ziehen sich was Weißes an, stellen sich auf eine Freifläche, bekommen buntes Pulver und werfen das auf Kommando in die Luft, sodass es einen kurzen Moment lang einen schönen Effekt gibt und dann sind alle bunt. Das wird mehrfach wiederholt. So weit, so gut.
Aber wo kommt das her?
Holi ist ein Begriff der Hindus und bezeichnet ein indisches Frühlingsfest, dass jedes Jahr im Februar/März einige Tage lang gefeiert wird. Bei diesem sehr alten Fest feiern die Menschen ausgelassen und wild durcheinander, die Kasten scheinen kurzzeitig aufgehoben. Mit gefärbtem Wasser und buntem Holi-Pulver bespritzt und bewirft man sich gegenseitig. Die Farben, die früher aus Kräutern, anderen Pflanzen und Mineralien hergestellt wurden und heute meist synthetisch sind, wurden zuvor geweiht und trotz des Übermutes bleibt die sakrale Bedeutung zentral. Wichtig für das Holi-Fest ist das Verbrennen der Holika, einer Strohpuppe, die das Dämonische symbolisiert, außerdem wird Krishna gedacht, der dieses Farbenspiel in seiner Jugend gespielt haben soll, worauf sich diese Tradition gründete.
Holi ist also ein religiöses Fest, bei dem der Sieg des Guten über das Böse, des Frühlings über den Winter, des Neuen, des Jungen zelebriert wird. Ganz ähnliche Feste gibt es ja auf der ganzen Welt.
Der Holi Colours-Hype gründet sich sicherlich nicht auf die sakrale Komponente; und wohl auch nicht auf eine der anderen, schließlich fand beispielsweise das Holi Colours in Dresden an diesem Wochenende statt und nicht im Frühjahr. Mich irritiert dieser Hype, der 2012 in Berlin begann und in diesem Jahr in jeder mittleren Großstadt stattfindet, irgendwie. Die vielen Fotos auf Facebook vermitteln mir, dass es um das reine da sein und dabei sein geht; darum, nachher ein cooles Bild als Chronikfoto hochzuladen und zu zeigen "Seht ihr, ich war auch dabei". Der ein oder andere Instragram-Effekt darf selbstredend nicht fehlen.
Befremdlich finde ich, dass v. a. während der letzten paar Runden des Pulverwerfens viele Teilnehmer einen Atemschutz vor Mund und Nase tragen (was für die Atemwege unerlässlich ist). In Kombination mit dem vielen Pulver, das noch in der Luft liegt wie dichter Staub, erinnert das an Aufnahmen aus Kriegsgebieten. Die (wirklich schöne!) Bildwirkung der bunten Farben in der Luft und auf der weißen Kleidung ist damit im Eimer.
Bemerkenswert ist, dass selbst die pupsigsten Bürostuhlakrobaten aus meinem erweiterten Bekanntenkreis involviert sind. Holi Colours als Option für Bürokauffrauen und -männer, mal was Hippes zu machen und richtig auszuflippen? Der Grusel, den diese Vorstellung auslöst, reicht für mich aus, Holi Colours als Hype ad acta zu legen.
1 Kommentar:
Dieser Trend ging bzw. geht mir schon seit geraumer Zeit auf meine wohl trainierten Nerven.
Für mich haben die gefühlten 5 Varianten pro Stadt gefühlt nur den Sinn das jemand der schnell einen Trend erkannt hat diesen zu klingender Münze macht.
Man kaufe sich (bestenfalls mit ordentlich Rabatt) ziemlich viel Mehl. Das wird (hoffentlich) für die Gesundheit unbedenklich in den Farben des Regenbogens (oder was gerade zur Verfügung stand) eingefärbt.
Und schon gehen 200g Mehl (oder wie viel auch immer pro Beutel da an den Holinisten gebracht werden) für 2-5 Euro über die Theke.
Resultat ist ein ordentlicher Gewinn. Und weil alle diese Festivals ähnlich heißen denkt jeder er war auf dem einen besonderen in seiner Stadt.
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