Donnerstag, Januar 16, 2014

Filmrückschau

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Little Children (2006) ... Grandioser Film mit Kate Winslet in der Hauptrolle. In einer klassischen amerikanischen Vorstadt spielt sie die junge Mutter, Ehefrau und studierte Anglistin Sarah, die sich mit der Festgefahrenheit des Lebens, mit der die anderen Mütter sich anscheinend prima arrangiert haben, nicht abfinden will. Als sie sich in Brad, Vater eines Jungen und ebenfalls verheiratet, verliebt, scheint der Ausbruch aus ihrem langweiligen Leben zum Greifen nah. Zur selben Zeit wird die biedere Idylle der Gegend von einem schwierigen Umstand bedroht: ein verurteilter Exhibitionist und Pädophiler kommt auf freien Fuß und zieht dorthin.
Little Children ist ein wirklich guter Film, der individuelle Fragen nach Freiheit und Selbstverwirklichung mit gesellschaftlichen Themen wie Vergebung, Selbstjustiz, Moral und Verunsicherung zu verbinden weiß. Außerdem ist es angenehm, mal wieder einen Film mit Off-Kommentar zu sehen.

The Descendants (2011) ... Ein Film um eine Tragödie, die die Familie von Anwalt Matt King (George Clooney) heimsucht: bei einem Motorbootunfall wird seine Frau so schwer verletzt, dass sie nie wieder aus dem Koma aufwachen wird. Laut ihrer Patientenverfügung sollen die lebenserhaltenden Maßnahmen eingestellt werden. Nicht nur dass Matt diesen Umstand seinen Kindern, Freunden und Verwandten beibringen muss, er erfährt auch Dinge über seine Frau, die besser vor ihm verborgen geblieben wären. Im Hintergrund schwelt ein Konflikt des King-Clans, bei dem es um ein beträchtliches Stück Land auf einer hawaiianischen Insel geht.
Wer mit Familiendramen etwas anfangen kann, dem sei dieser sehr empathische und facettenreiche Film ans Herz gelegt.

Der Hobbit - Eine unerwartete Reise (2012) ... Nach Der Herr der Ringe (2001-2003) hat Peter Jackson sich nun das nächste Tolkien'sche Stück Literatur vorgeknöpft. Warum man aus dem Roman "Der kleine Hobbit", der als Taschenbuch rund 350 Seiten umfasst, nun eine Filmtrilogie machen musste, das weiß nur das Profitstreben, der Spannung tut das jedenfalls keinen Gefallen. 
Die Handlung spielt etwa 60 Jahre vor Der Herr der Ringe, es geht um Bilbo Beutlin, der sich zusammen mit Gandalf und einer handvoll Zwerge auf den Weg zum einsamen Berg macht, um das Zwergenreich Erebor vom Drachen Smaug zu befreien. Auf dem Weg dorthin begegnet er auch Gollum, wobei er sich des Ringes bemächtigen kann.
Der Film ist technisch gut und liebevoll gemacht und mit Martin Freeman in der Hauptrolle als Bilbo Beutlin sehr sympathisch und gut besetzt. Von der Struktur er erinnert er allzu sehr an Die Gefährten, den ersten Teil der HdR-Trilogie: es beginnt im Auenland, eine aus x Personen bestehende Gruppe von Gefährten macht sich auf, erste Station Bruchtal, zweite Station Gebirge bzw. unterirdische Minen ... das ist selbstredend der literarischen Vorlage zuzuschreiben.

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Leaves of Grass (2009) ... Witziger, teilweise absurder Streifen über zwei Zwillingsbrüder (beide Edward Norton), deren Leben ganz unterschiedlich verläuft - Billy ist Professor für Philosophie, Brady ist Kiffer und baut im großen Stil an, was ihn auf die Abschussliste eines Drogenbarons gebracht hat. Eine klassische Film-mit-Zwillingen-List soll ihm da raushelfen ...
Der Film hat eine Menge Schwächen, vieles hat man schon einige Male gesehen, und Keri Russell als Kleinstadtintellektuelle ist eine Zumutung. Dennoch ist das Schauen des Filmes keine vollends vergeudete Zeit, der Kifferhumor ist fabulös, das Ende passt und Edward Norton kanns halt.


Die Tribute von Panem: The Hunger Games (2012) ... Als Mitarbeiterin einer Buchhandlung mit großer Kinder- und Jugendbuchabteilung wollte ich dann doch mal wissen, was sich hinter dieser nun verfilmten Trilogie verbirgt. Die Dystopie um das diktatorisch beherrschte Land Panem und die aus ärmlichen Verhältnissen stammende und toughe Katniss Everdeen ist gut gemacht, der Film ist spannend, mit teilweise etwas zu schockierenden Bildern für einen Jugendfilm, die Heldin eignet sich aber hervorragend als Identifikationsfigur für weibliche Teenager. Ob die Zielgruppe all die löblichen gesellschafts- und sozialkritischen Anspielungen über Moral, Castingshows, Überwachung, Unterdrückung, etc. kapiert, sei mal dahingestellt.
Frappierend und unverschämt ist allerdings die Art und Weise, auf welche sich Suzanne Collins, Autorin der Romantrilogie (erschienen 2008-2010), bei dem japanischen Roman Battle Royale bedient hat, der im Jahr 2000 (auf sehr japanische Art) verfilmt wurde. Viele Kritiker scheuten sich nicht, diesbezüglich von einem Plagiat zu sprechen.

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