ARD und ZDF haben aktuell jeweils mit einer aufwändigen Miniserie aufgewartet, die sich jeweils mit einem Kapitel der deutschen Geschichte befassen.
"Charité", das in den vergangenen fünf Wochen jeweils dienstags, 20.15 Uhr im Ersten lief, handelt von dem weltberühmten Berliner Krankenhaus und spielt zum Ende des 19. Jahrhunderts. Die historischen Hauptfiguren sind Ärzte wie Robert Koch, Emil Behring, Paul Ehrlich und Rudolf Virchow, denen wir z.B. den Impfstoff gegen Tetanus und Diphterie, die Chemotherapie und die Entdeckung der Bakterien zu verdanken haben.
In diesen historischen Kontext hinein werden ein paar Herzschmerz-Storys gepackt: eine Hilfspflegerin Ida, die eigentlich eine verarmte Arzttochter ist und sich nichts sehnlicher wünscht, als Medizin zu studieren. Ihre unglückselige Liaison mit dem Medizinstudenten und Burschenschafter Georg, der ihre Ambitionen ablehnt, ihre Affäre mit Emil Behring, dem melancholischen Opiumabhängigen. Das unstandesgemäße Tête-á-tête zwischen Robert Koch und der Varieté-Darstellerin Hedwig, das übrigens historisch belegt ist. Die Scheidung Kochs von seiner Frau für Hedwig war damals ein gesellschaftlicher Skandal (und Scheidungen selbst erst seit 15 Jahren rechtens).
So sehr stören diese manchmal kitschigen Entgleisungen aber gar nicht, denn die Serie sieht zum einen fantastisch aus und ist zum anderen ziemlich gut besetzt. Neben den männlichen Stars (z.B. Justus von Dohnányi als Robert Koch) sticht besonders Alicia von Rittberg als Ida Lenze heraus: eine starke Frauenfigur, deren emanzipatorische Tendenzen tatsächlich nur selten peinlich wirken. Und dass Produktionen ohne die obligatorische Liebesmüh es in Deutschland nicht ins Hauptprogramm schaffen, ist bekannt.
Dr. Virchow ahnt: das Tuberkulin von Robert Koch wirkt nicht (Quelle) |
"Der gleiche Himmel" ist ein deutsch-deutsches Agentendrama, das im Sommer 1974 spielt. Es wurde in drei 90-Minütern innerhalb einer Woche im ZDF ausgestrahlt. Tom Schilling spielt hier den DDR-"Romeoagenten" Lars, der dazu ausgebildet wurde, über romantische Affären an politisch wichtige Geheimnisse zu kommen. Der erste Einsatz des 25-jährigen Ostberliners ist es, die Datenanalystin des britischen Gemeindienstes Lauren Faber zu verführen.
Hinsichtlich der Ausstattung ist "Der gleiche Himmel" mindestens genauso grandios wie "Charité" - die Autos, die Schlaghosen, die Wohnzimmer! Sonst stinkt die ZDF-Produktion aber ein bisschen ab. Die Drehbuchautoren haben versucht, so viele DDR-BRD-Gemeinplätze wie möglich unterzubringen, und das teilweise ziemlich unmotiviert und zusammenhangslos: Fluchttunnel und Doping im Leistungssport, Gefängnisse und IM-Rekrutierung der Stasi, Homosexuelle in der DDR, ideologischer Lehrplan an Schulen, Systemzweifel, Westverlockungen, RAF, Familientrennung nach dem Krieg... Und dann gibt es auch noch Geschwister, die nichts davon wissen und eine Beziehung eingehen! Die miserable Nachsynchronisation vieler Szenen setzt dem ganzen noch die Krone auf. Da helfen auch Tom Schilling (dem die Rolle leider nicht steht), Ben Becker, Anja Kling und Jörg Schüttauf nicht weiter.
Lars bekommt die nächsten Anweisungen von seinem Vorgesetzten (Quelle) |
2 Kommentare:
Da scheine ich ja echt was verpasst zu haben, hmpf :-/ Und in der Mediathek scheint es die Serie ja nicht mehr zu geben, oder ich bin zu doof zum Suchen. Danke für deine tollen Tipps; ich lese öfters still mit, und denk an die Bloggerkollegin, wenn ich ab und zu in der Landeshauptstadt Thüringens bin^^
LG Kathrin
Hey, schön von dir zu lesen! Freut mich, dass meine Tipps ankommen.
Ich mag das Konzept der Miniserie. Sie erzählt mehr als ein Spielfilm, hat mehr Substanz und Konzentration als eine klassische Serie mit 20 und mehr Episoden pro Staffel. Mit Produktionen wie "Fargo" oder "True Detective" und anderen sind in den letzten Jahren in den USA tolle Beispiele dafür entstanden.
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