Das vergangene Wochenende, von
Freitag bis Sonntag, habe ich in Prag verbracht – dieser Trip war mein
Geburtstagsgeschenk vom Herzallerliebsten. Wie immer sind wir mit der Bahn
gereist; und diese Art der Fortbewegung ist für mich, unabhängig von allem, was
man über Unzuverlässig-. Unfreundlich- und Unpünktlichkeiten von sich geben
kann, immer noch die schönste Art des Reisens.
Die Elbe nahe Meißen |
Die Strecke Leipzig-Prag hat es
landschaftlich aber auch wirklich in sich! Auf der Fahrt von Leipzig nach
Dresden fährt man ab Riesa, also etwa ab der Hälfte der Strecke, immer in Nähe
der Elbe entlang (und das wird sich bis weit in die Tschechische Republik
hinein nicht ändern). Aus dem Zugfenster kann man den Dom und die Albrechtsburg
zu Meißen genauso gut erkennen wie die Radebeuler Altstadt und die Weinhänge
oberhalb des Elbtals, mit all ihren kleinen Schlösschen und malerischen Gutshäusern.
Kurz vor der Ankunft am Dresdner Hauptbahnhof überquert der Zug schließlich die
Elbe – und gibt dabei einen tollen Blick auf das ganze Altstadtpanorama der
sächsischen Landeshauptstadt mit Frauenkirche, Schloss und Hofkirche,
Augustusbrücke und Semperoper frei.
Dresden |
In Dresden bleibt dann eine
knappe halbe Stunde zum Geldwechseln, ehe der EuroCity nach Prag sich in
Bewegung setzt. Von den zwei Fensterplätzen aus hat man dann das schönste
Teilstück der Zugfahrt bestens im Blick: wir verlassen Dresden in Richtung
Pirna und ab dort geht es wirklich immer im Elbtal direkt am Flussufer entlang
durch die ganze Sächsische und Böhmische Schweiz. Vorbei an Rathen und Wehlen, vorbei
an der Festung Königstein, mit Halt in Bad Schandau auf der deutschen und in Děčín
auf der tschechischen Seite des Gebirges. Diese Stadt kannte ich
bisher nur dem Namen nach, aber sie scheint ebenfalls einen Besuch wert zu
sein: sie liegt wunderbar in einem Talkessel gelegen, mit viel hügeligem Grün
drumherum; und auf einem solchen Hügel thront über der Elbe ein schönes Renaissanceschloss. Dann verlassen wir das grüne, enge Elbtal und fahren durch
flacheres Land. Der nächste Halt ist Ústí nad Labem, was nichts anderes
heißt als Aussig an der Elbe. Diese Stadt kenne ich ebenfalls nur namentlich, vor allem als Partnerstadt von Chemnitz, weswegen es in einem dortigen
Plattenbaugebiet auch eine Ústí-nad-Labem-Straße gibt, was ich
immer sehr amüsant fand. Diese Stadt ist ziemlich industriell geprägt und hat äußerlich
wenig mit Děčín
gemein. Ein Schmuckstück gibt es dann aber doch noch: auf einem auffälligen Felsen direkt am Fluss steht höchstprominent eine beeindruckende Burg(ruine).
Bald tauschen wir die Elbe gegen die Moldau ein – der erste Anhaltspunkt, dass wir uns der Hauptstadt nähern. Und irgendwann bekommen tragen die Bahnhöfe, durch die der EC rauscht, ein in Klammern geschriebenes ‚Praha‘ im Namen und der Burgberg, der Hradschin, taucht mitsamt Dom und Burg in der Ferne auf. Dieser EuroCity ist übrigens eine recht interessante Zuverbindung: Von Hamburg-Altona aus fährt er über Berlin und Dresden bis Prag, von da weiter nach Wien und Villach; Letzteres liegt ganz im Süden Österreichs am Dreiländereck Österreich-Italien-Slowenien.
Der Ort Königstein samt gleichnamigem Felsen und Festungsanlage |
Bald tauschen wir die Elbe gegen die Moldau ein – der erste Anhaltspunkt, dass wir uns der Hauptstadt nähern. Und irgendwann bekommen tragen die Bahnhöfe, durch die der EC rauscht, ein in Klammern geschriebenes ‚Praha‘ im Namen und der Burgberg, der Hradschin, taucht mitsamt Dom und Burg in der Ferne auf. Dieser EuroCity ist übrigens eine recht interessante Zuverbindung: Von Hamburg-Altona aus fährt er über Berlin und Dresden bis Prag, von da weiter nach Wien und Villach; Letzteres liegt ganz im Süden Österreichs am Dreiländereck Österreich-Italien-Slowenien.
Moldaupanorama mit Burgberg Hradschin |
Der Prager Hauptbahnhof (Praha hlavní nádraží) ist ein nicht sonderlich
adretter und unübersichtlicher Bau. Von dort springen wir in die Tram-Linie 9,
die uns ganz nah am Hostel wieder ausspuckt. Das Hostel selbst ist sehr zentral
gelegen, vielleicht eine Fußminute zur Moldau und fünf bis zum Altstädter Ring, dem historischen
Zentrum der Altstadt. Wir haben ein schlichtes Zimmer im ersten Stock des Hauses
an der Nationalstraße 20, der národní, mit drei Betten, zwei Stühlen, einem
Tisch und einem Schrank. Toiletten und Duschen sind auf dem Gang, ebenso die
Gemeinschaftsküche mit Frühstücksbereich. Frühstücken würden wir hier aber
nicht – direkt gegenüber, auf der anderen Straßenseite, haben wir das Café Louvre ausgemacht. Ein altes Café,
1902 gegründet, das sich ganz der Pariser und Wieder Kaffeehauskultur verschrieben
hat. Dort haben Kafka und Max Brod weintrinkend in philosophischen Zirkeln diskutiert
und Albert Einstein hat in seiner Zeit als Dozent an der Prager
Karlsuniversität hier seine Zeitung gelesen und Kaffee geschlürft. Schon wegen
seinem originalgetreu restaurierten Jugendstilambiente ist das Café, zu dem
auch ein Restaurant, eine Sonnenterasse und ein Billardsalon gehören, einen
Besuch wert. Das Frühstück ist mehr als reichhaltig, richtig lecker und gut
bezahlbar. Im Untergeschoss des Hauses befinden sich übrigens ein Jazz- und ein
Rockclub.
Intérieur des Café Louvre (www.cafelouvre.cz) |
Gegen 15.00 Uhr am Freitag, nach dem
Ankommen und Einchecken, beginnt das eigentliche Prag-Wochenende. Ein langer
Spaziergang bei bombastischem Wetter führt uns zuerst zur Most Legií und auf
die andere Seite der Moldau. Mit der
Seilbahn fahren wir auf den Petřín (dt. Laurenziberg), von dem man einen fabelhaften Blick auf die Stadt
hat. Die Seilbahn wurde 1891 anlässlich der großen Landesausstellung in Betrieb
genommen. Auf dem Laurenziberg steht übrigens eine kleine Version des Pariser
Eiffelturms. Dieser Turm ist 60m hoch und wurde 1889 von Mitgliedern des ‚Clubs
der Tschechischen Touristen‘ in Auftrag gegeben, nachdem sie sehr beeindruckt
von einer Paris-Reise nach Prag zurückgekehrt waren. Vom Laurenziberg, auf dem
zudem die Gipfelkirche, ein Planetarium und das Kloster Strahov (bekannt für
seine bedeutsame und wunderschöne Bibliothek) stehen, geht es immer durchs
Grüne zu Nový Svet, „Die neue Welt“.
Das ist ein Gässchen am Hradschin, in welchem früher vor allem arme Leute und Palastbedienstete wohnten.
Heute ist es eine pittoreske Gegend, in der sich Künstler und teure
kleine Restaurants niedergelassen haben. Viele Touristen verirren sich hier
Gott sei Dank nicht hin. Bald gelangt man schließlich zum Hradschiner Platz. Hier befindet sich, außer der Mariensäule, dem Palais Schwarzenberg (beherbergt
Teile der Nationalgalerie) und dem Erzbischöflichen Palais, der Eingang zum
weitläufigen Burggelände: durch den ersten und den zweiten Burghof gelangt man
schließlich zum dritten, zum großen Burghof.
Blick vom Hradschiner Platz auf den ersten Burghof |
Hier steht das Wahrzeichen von
Prag – der Veitsdom. Er gehört
zu den Blüten der gotischen Baukunst. Im Inneren geht es allerdings zu wie in
einer Bahnhofshalle und bis nach vorn zum Altar gelangt man leider nur gegen ein
Entgeld. Da ich nicht für die Besichtigung von Gotteshäusern bezahle, habe ich
also vom Dominneren nur den Eingangsbereich gesehen. Dieser glänzt vor allem
durch seine bunten Glasfenster; eines davon hat übrigens Alfons Mucha im Jahr
1931 gestaltet. Das für mich interessanteste an diesem Dom ist, dass er
jahrhundertelang ohne Türme auskommen musste. Na gut – lange Bauphasen bei
Gotteshäusern sind nichts Ungewöhnliches, wenn man mal die Bauzeit des Kölner
Domes bedenkt (1248-1880). Aber der Prager Veitsdom, dessen Bau um 1350 begann,
„blieb bis ins 19. Jh. ein Torso“, weiß der ADAC-Reiseführer. „Erst 1872-1919
vollendeten die Baumeister Josef Mocker und Kamil Hilbert das dreischiffige
Langhaus und die Westfassade im Sinne der Kathedralgotik mit zwei Türmen und
drei Portalen.“ – damit ist jene Ansicht gemeint, die in den Augen von uns
Kathedral- und Architekturlaien die genuine Domigkeit eines Doms erst ausmacht.
"Goldene Pforte" an der Südseite des Doms |
Die erst um 1900 fertiggestellte Westfassade |
Kurzer Exkurs mit Tippcharakter: Prag hat zahlreiche öffentliche
Toiletten, manche mehr und manche weniger zu empfehlen. Die beste Toilette ist,
mit weitem Abstand, jene direkt rechts neben dem Dom. Es mag banal klingen,
aber: ehrlich, Leute, ich war noch nie auf einer so schönen und sauberen
öffentlichen Toilette. Die Benutzung kostet 10Kč oder 0,50€ - beim aktuellen
Wechselkurs entsprechen 10Kč aber nur knapp 0,40€, es handelt sich
also um eine kleine Euroland-Touristenverarsche. Wenn man also weiß, dass man
häufiger mal muss, lohnt es sich, genügend tschechisches Münzgeld dabei zu
haben, denn diese 10 Cent Differenz pieseln sich über ein paar Tage durchaus zu
einem gewissen Betrag zusammen.
Ausblick: Im zweiten Teil treiben wir uns weiter auf dem Hradschin herum und besuchen, Gott sei Dank nach 18 Uhr, die Goldene Gasse. Dann wird es uns über die sehenswerte Nerudagasse auf die Karlsbrücke und von da in die Altstadt bei Nacht verschlagen.
2 Kommentare:
Oh ich freue mich schon sehr auf den nächsten Teil. Du schreibst sooo schön, ich bekomme so ein Fernweh. Ich war vor knapp 3 Jahren dort mit damaligem Freund und meiner Tochter (damals 1) - es war wunderschön und ich wollte schon längst mal wieder hin, denn wir haben längst nicht alles gesehen (waren zb nicht bei diesem kleinen Eiffelturm)...
Damals war die Maus die meiste Zeit noch im Kinderwagen - nun müsste sie stets selbst laufen oder ich lasse sie daheim - beides irgendwie blöd.... Naja, mal schauen. Ich fahre übrigens auch gern mit dem Zug und obwohl ich 2010 einen Tag vor Silvester von Chemnitz nach Bergen auf Rügen gefahren bin und etliche Verspätungen in Kauf nehmen musste, würde ich immer wieder per Zug in den Urlaub fahren.
LG Cari
danke
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