Dienstag, November 27, 2012

All die Entschuldigungen

Mein Lieblingslied meiner Jugendliebe Nirvana ist "All Apologies", das auf dem 1993er Album In Utero erschien. Vor allem dieser Song hat sich nach dem Freitod Cobains großer Beliebtheit unter anderen Musikern erfreut. Doch zunächst das Original:



Sinead O'Connor hat sich dieses Sons beispielsweise angenommen. Die Version entspricht eher ihrer Musik denn dem Sound Nirvanas, und dieser zarte Ton steht dem Lied gut:



Placebo haben - zu meiner größten Überraschung - "All Apologies" auf ihrer letzten Welttournee (2008-2010) ebenfalls in einigen Setlists gehabt. Beim Leipzig-Konzert nicht, sonst wäre ich kürzlich abends beim Live-DVD-Gucken nicht so aus allen Wolken gefallen, als das Gitarrenintro zu "All Apologies" direkt nach dem Placebo-Klassiker "Teenage Angst" erklang. Eine schöne Überraschung. Die Variante gefällt mir auch ganz gut:


Und um zu guter Letzt noch einen Link zwischen Sinead O'Connor und Placebo herzustellen: auf ihrem Cover-Album, das den originellen Titel Covers (2003) trägt, interpretiert die Band um Brian Molko O'Connors "Jackie". Zuerst das Original, das mir besser gefällt und in welchem O'Connor optisch die tolle Natalie Portman in V for Vendetta vorwegnimmt, und dann das Cover:




Sonntag, November 25, 2012

Totensonntag

Stefan George

Jetzt, da die Natur verblasst, ist es Zeit an die Toten zu denken, damit sie nicht auch verblassen.

Freitag, November 23, 2012

50+ ... Vol. IV

50.+6 Nirvana - The Man who sold the World (unplugged) ... einer der schönsten Coverversionen, die es überhaupt gibt. Dem guten Bowie-Song, der in dessen Interpretation aber etwas blass bleibt, geben Nirvana während des Unplugged-Konzertes eine Tiefe und Sehnsucht, die unerreicht ist. Für Liebhaber großartiger Gitarrenstücke. Als ich etwa 15 war, eröffnete sich mir mit diesem Song eine ganz neue Qualität von Musik.

Samstag, November 17, 2012

Ah oui, le cinéma!

Diese Woche war bei mir Filmwoche. Mit einer kleinen Unterbrechung in Form eines Besuches des Toten Hosen-Konzertes am Mittwochabend stand jeder andere Werktagabend im Zeichen der 24 Bilder pro Minute.

Montag: Mulholland Drive (2001, Regie: David Lynch)
Es hat mich selbst etwas überrascht - das war mein erster Lynch. Der letzte wird es sicherlich nicht bleiben, soviel steht fest. Man lässt sich allerdings mit dem Mystery-Thriller-Drama Mulholland Drive auf einiges ein. Wer es partout nicht leiden kann, wenn ein Film die Möglichkeit einer kohärenten Deutung und eines generellen Handlungsverständnisses gar nicht anbietet, den wird dieser Streifen nicht glücklich machen. Es gibt viele Internetseiten, die sich mit der Interpretation des Filmes - und seiner Handlung bzw. der Handlungsmotivationen der Figuren - auseinandersetzen. Deswegen möchte ich auch gar nicht erst versuchen, den Inhalt wiederzugeben, Internet habt ihr ja alle selbst, wenn ihr das lest. Wenn ihr mal 'was anderes' sehen wollt, dann versucht es mit diesem Film!

Dienstag: Die Vermessung der Welt (2012, Regie: Detlev Buck)
Daniel Kehlmanns Roman Die Vermessung der Welt (2005) galt als "unverfilmbar", wegen seiner doppelbiografischen Struktur, weil alle Dialoge nicht in direkter, sondern in indirekter Rede und im Konjunktiv geschrieben sind, etc. Detlev Buck hat sich aufgrund dieser Umstände den Schriftsteller als Co-Autor des Drehbuches und generell als Berater gleich dazugeholt. Kehlmann mimt zudem den Erzähler im Film und spielt auch eine kleine Rolle als zwielichtiger preußischer Minister ganz am Ende. Ganz ehrlich: etwas mehr zurücknehmen können hätte er sich von mir aus gern. Seine Stimme ist keine gute Erzählerstimme und sein Cameo-Auftritt wirkt vor allem bemüht und selbstdarstellerisch. Der Film ist gutes deutsches Unterhaltungskino, das Gott sei Dank auf große Stars verzichtet und die, die es gibt, maximal in den Nebenrollen unterbringt (toll: Katharina Thalbach als Gauß' Mutter und David Kross als sein Sohn). Ziel von Buck und Kehlmann war es, einen Film zu schaffen, der unabhängig von der literarischen Vorlage funktioniert, und das ist gut gelungen. Leider setzt der Film zu oft auf platte Gags - hier hätte größere Nähe zum Roman, der mit subtilem, aber gekonnten Humor aufwartet, dem Film gut getan. Kurzweilig und amüsant, mehr aber leider nicht.

Donnerstag: Heat (1995, Regie: Michael Mann)
Dieser Actionfilm gilt als einer der Höhepunkte in der Geschichte dieses Genres, als ein regelrechter Höhepunkt der Filmgeschichte schlechthin - denn hier stehen Al Pacino und Robert De Niro erstmalig gemeinsam vor der Leinwand (in Der Pate II ist das auch der Fall, da gibt es aber keine gemeinsamen Szenen), und darauf hatten viele Kinofans lange gewartet. Action ist nicht ganz mein Genre, wie ihr euch vielleicht denken könnt, aber dieser Film ist wirklich gut: die klassische Actionhandlung mit ordentlich Geballer, mit Verfolgungen, etc. gibt es zwar auch, aber die eigentliche Spannung entspinnt sich innerhalb der Figuren. Es geht um das, was sich zwischen dem genialen Einsatzleiter (Pacino) und dem gerissenen Gangster (De Niro) abspielt, auch wenn es nur zwei längere Szenen gibt, in denen sie sich gegenüber stehen. Es geht um das Privatleben der Polizisten und Kriminellen, und was deren Tätigkeit aus ihrer Ehe, den Freundschaften, etc. macht. Sehr sehenswert.

Freitag: 3 (2010, Regie: Tom Tykwer)
Und noch ein namhafter Regisseur. 3 ist ein wunderbarer Film aus der jüngeren deutschen Filmvergangenheit, der das fertig bringt, was das deutsche Kino oft nicht schafft: der Zuschauer kann jede Äußerung, jede Reaktion der Figuren nachvollziehen. Man denkt sich nicht bei jedem zweiten Satz, wie absolut merkwürdig diese Äußerung jetzt war, wie krampfhaft dieses Drehbuch wirkt. Ich weiß nicht, ob ihr versteht, wie ich das meine. Der Film nimmt sich Zeit, die Figurenkonstellationen natürlich, organisch entstehen zu lassen. Und diese Konstellation besteht in der Hauptsache aus - drei Figuren. Hanna und Simon sind ein Paar (Anfang Vierzig, kreative Berufe, nicht verheiratet, seit zwanzig Jahren zusammen), sie lernen unabhängig voneinander Adam (gleichaltrig, geschieden, Stammzellenforscher) kennen. Adam stellt ihre etwas ausgetretene Beziehung auf die Probe ... - Aber nicht so, wie jeder andere Film es machen würde. Der Film beinhaltet viele erotische Szenen ... - Und stellt sie Gott sei Dank anders dar, als wir es gewohnt sind:

„Tykwer hat glücklicherweise kein Problem damit, die hetero- und homosexuellen Szenen ganz unverkrampft darzustellen. Er zeigt Sex ohne Komik, ohne falsches Pathos. So, wie er sein sollte zwischen zwei Menschen, die zum ersten Mal miteinander schlafen: aufregend und ungestüm. Vor allem die homosexuellen Szenen sind von einer Offenheit und Sinnlichkeit, die es im deutschen Film bisher selten zu sehen gab.“ (Carolin Ströbele in Die Zeit vom 21.12.2010)

Ein fabelhafter Film, vor allem dank der drei Hauptdarsteller!

Dienstag, November 13, 2012

Tchibo

Ich bin gern Tchibo-Kunde. Mit Kundenkarte und so. Der Kaffee schmeckt, und eine Themenwelt im vergangenen Jahr rund um Wohnungseinrichtung hat mir zwei super Teppiche und Kommoden beschert. Auch die Küchenwaage ist von da und tut brav und praktisch ihren Dienst, ebenso das Handrührgerät oder die Holzbrettchen, von denen es sich prima frühstücken lässt.

Die Themenwelten wechseln wöchentlich, sind oft saisonal angehaucht. Im Frühjahr gibt es Outdoorfunktionskleidung und Sportutensilien, im Sommer Grillbedarf, im Herbst wetterfeste Kinderkleidung, im Winter Backutensilien, etc. Und dann gibt es eben immer mal Möbel für Wohnraum, Küche und Bad, sogar Betten und Matratzen. Kaffee, Kaffeezubehör und Geschirr gibt es ja sowieso immer. Klingt alles soweit sinnvoll.

Aber je häufiger sich ein grober Themenkreis wiederholt, desto abgefahrener werden die Produkte, die verkauft werden. Gut, es mag einen Markt für Zwei-Personen-Saunen geben, die man für reichlich 1200€ bei Tchibo online erwerben kann. LED-Echtwachskerzen. Ja, vielleicht sinnvoll in einem kleinkinderreichen Haushalt. Für so Luxusgerätchen, die aber eigentlich kein Mensch brauchen sollte, weils auch anders geht, ist der Markt leider auch da, beispielsweise für so einen Induktionsmilchaufschäumer. Zu viel Geld, Langeweile, Technikwahn und das fehlende Bedürfnis, Dinge auch mal selber zu machen, geben sich da die Klinke in die Hand. Wichtig ist heutzutage wohl auch, dass man Kekse ausstechen kann, die man nachher auf einen Tassenrand steckt; dafür gibt es dementsprechend Tassenkeksausstecher, drei Stück für nur 6€. Oder Keks-Stempelsets, um Namen auf Plätzchen zu drucken. Dekorative Taschen bzw. Hüllen, in die exakt eine Packung Papiertaschentücher packt, weils wohl eleganter ist. Raumluftwäscher für die moderne Sagrotanmutter.

Da werden, vor allem mit den merkwürdigen Küchenhelferlein, irgendwie Bedürfnisse geweckt, die vorher kein Mensch hatte. Haben Menschen schon Plätzchen auf Tassenränder stecken wollen? Und wenn ja - wären sie dann nicht vor dem Backen auf die Idee gekommen, mit einem Messer o. ä. ein Stück aus dem aufzusteckenden Keks zu schneiden? Kann man nicht auch Worte mithilfe von Schokoglasur und bunten Streuseln oder Haselnussstücken auf Plätzchen pappen?

Vielleicht bin ich ignorant. Aber irgendwie verstehe ich nicht, warum so etwas verkauft wird. (Ja, weil da wer mit Geld verdient, Kapitalismus, Angebot schafft Nachfrage, das verstehe ich schon. Aber Nutzen und Sinn der Produkte, das darf kein gesunder Menschenkopf verstehen können, finde ich.) Es ist eigentlich in fast jeder Wochenthemenwelt so. Da steht neben einem superpraktischen Produkt irgendwas total Sinnfreies, das in sich auf eine unglaublich perfekte Art die Übersättigung dieser unserer Welt versinnbildlicht. Gutes Küchenmesser, daneben Apfelschälstation. Bratpfanne, daneben Silikonschneidebrett zum Zusammenfalten. Himmel!


Freitag, November 09, 2012

Vicky Christina Midnight in Rome, oder so.

Habe gestern Woody Allens Midnight in Paris (2011) das erste Mal gesehen ... und wenn ich bedenke, dass ich ganz scharf drauf war, den zu sehen als er im Kino lief, bin ich im Nachhinein froh, ihn lieber ohne Kinokartenkosten, dafür aber in allwöchentlich gemütlicher Runde zum Filmabend gesehen zu haben.

Was dem Film positiv angerechnet werden darf: er beweist Mut zur Phantasie. Zunächst vermutet der Zuschauer, der sich keine Inhaltsangabe durchgelesen hat, dass es sich um eine 0815-Romantikkomödie handelt - angesichts des Personals (s. u.) ist das auch eine nacvhollziehbare Befürchtung. Doch Midnight in Paris bietet etwas, das solchen Filmen sonst fremd ist: eine fantastische Komponente. Denn jedes Mal zu Mitternacht wird der Protagonist wie durch ein Wunder in eine andere Zeit entführt, nämlich in das Paris der 1920er - die Zeit, in welcher er liebend gerne leben würde. Dort lernt er Hemingway, Dalí, Gertrude Stein, Picasso kennen. Diese Phantastik hebt den Film deutlich von seinen Gattungsgenossen ab, im positiven Sinne. Ebenfalls sehr schön, wenn auch teils kitschig (aber gut kitschig, weil Amélie-kitschig) fand ich die Parisbilder sowie die Kulissen und Kostüme der Vergangenheitsepisoden.

Aber das negative überwiegt für mich definitiv: die Dialoge sind größtenteils ein Graus, die Charaktere der Gegenwart durchgehend nervtötend und total überzeichnet. Die Karikatur eines republikanischen Schwiegervaters, die Karikatur einer nervigen Verlobten, etc. Wie man Owen Wilson überhaupt immer noch allen Ernstes eine derartige Hauptrolle geben kann, verstehe ich nicht. Auch die seine Verlobte verkörpernde Schauspielerin Rachel McAdams verdient sich keine Lorbeeren. Und dann hat der Film solche Szenen: der von Wilson gespielte Protagonist verlässt eine Kneipe, in welcher er so eben mit Hemingway getrunken und über Literatur gesprochen hat (so weit, so gut). Draußen kann er diese Begegnung kaum fassen (verständlicherweise). Nach wenigen Metern bleibt er stehen und sagt ganz hollywoodesk: Woowoowooh, Momeeent, hab ich da gerade ...? Sowas sagen NUR Menschen in mittelmäßigen bis mauen Hollywoodstreifen. Und das hat einen Grund: das ist derart unnatürlich und unauthentisch, das sagt kein Mensch außerhalb der Drehbücher (und jene hier sind - oh weh - oscarprämiert!). 
Die Dialoge der Szenen, die in den Zwanzigern spielen, sind weitaus dezenter gestaltet, auch die Figurenzeichnung ist weniger nervig. Die Schauspieler (u. a. die bezaubernde Marion Cotillard) empfand ich ebenfalls als besser.

Was mich zu der Frage führt: Kann es Absicht gewesen sein, die Figuren der Gegenwart (die Verlobte des Helden und ihre Eltern sowie ihre Freunde) übersteigert eindimensional zu gestalten, modern-neurotisch und gefährlich für die Nerven des Zuschauers? Sollten dieser Darstellung die authentischeren, lebendigeren Figuren vergangener Epochen gegenüber stehen? Auf den ersten Blick ergibt das viel Sinn. Sieht man den Film aber bis zum Schluss, eröffnet sich eine eindeutig artikulierte  Moral: es bringt nichts, in der Vergangenheit zu leben, vergangene Zeiten zu verklären, mach stattdessen das Beste aus deiner eigenen Zeit. Das ist ein Widerspruch zur möglichen Erhöhung der Vergangenheit und ihrer Bewohner, weswegen ich das wieder verwerfe.

Letzten Endes bleibt es doch alles in allem ein vorhersehbarer Schmachtfetzen mit einigen originellen und auch einigen witzigen Szenen. Woody Allen hat sich - für meine Begriffe - mit seinen ganzen seichten und neurotischen Metropolenfilmen nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Alle anderen sehen das irgendwie anders. Für Midnight in Paris hat er sowohl bei den Oscars als auch bei den Golden Globes 2012 jeweils die Auszeichnung für das beste Drehbuch erhalten. Die sich angeblich niemals irrende Internet Movie Database gibt dem Streifen 7,7 Sterne (von 10). Mon dieu ...

Mittwoch, November 07, 2012

Ende des Jammertals

Die jämmerlichen "Ich bin ja so krank"-Einträge haben endlich ein Ende, und meine Lungenentzündung auch so langsam. Einmal hab ich schon durchgeschlafen und tagsüber huste ich kaum noch, der Schnupfen ist weg. Morgen nehme ich die letzte Antibiotikumtablette und dann sollte die Sache gegessen sein - yay!

Nebenher hat sich auch Barack Obama mal eben wieder zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika wählen lassen. Jedes Mal, wenn ich den Namen dieses Landes ausschreibe, denke ich sofort an Filme wie Armageddon oder Pearl Harbour, an Pathos und den unsäglichen Ben Affleck.

Ich habe heute Morgen im Radio ein Interview mit einem deutschen Politikwissenschaftler gehört. Der hat gemeint, dass der Ausgang der Wahl nirgends zu so einem knappen, spannenden Ding hochgejazzt worden sei wie in Deutschland. Für ihn habe schon seit Monaten recht eindeutig festgestanden, dass Obama das Rennen machen würde, nicht zuletzt, weil Mitt Romney kein Gegner auf Augenhöhe, sondern von Vornherein wesentlich schwächer gewesen wäre (wieviel Fußballsprech man doch in diese Sache reinbekommt). Die Argumente dafür, dass Romney für ihn von Anfang an Außenseiterstatus hatte, sind plausibel und (vor allem im Nachhinein) nachvollziehbar: zum einen das fehlende politische Know-How (auch wenn er Gouverneur von Massachusetts war), zum anderen fehlende Expertise in jenen Dingen, welche die meisen US-Bürger besonders betreffen (dafür war er einfach von Beginn seines Lebens an zu reich). Hinzu kommt natürlich sein selbstgefälliger Verbalausrutscher über die "Opfer", die Obama wählen, und sein generell geringes Sympathiepotenzial.
Für mich persönlich wären da noch sein Mormonentum und seine Wankelmütigkeit hinsichtlich eigener politischer Positionen zu nennen (z. B. in Gesundheits- und Familienpolitik, vgl. fürs Erste seinen Wikipediaeintrag). Vor allem seine Haltung gegenüber Einwanderern und Abtreibung (Mormone ...) finde ich fatal. Über die Anhänger der Occupy-Bewegung sagte er, dass sie "gefälligst nach Russland gehen sollen". Er geht von einem Niedergang Europas aus, den er u. a. auf die geschwächte Ausprägung des christlichen Glaubens und die verkommene Moral im Europa des 21. Jahrhunderts zurückführt.

Gut, dass die US-Bürger sich gegen das Mittelalter entschieden haben.

Sonntag, November 04, 2012

Gnah

Habe heute das dritte Mal Antibiotikum genommen, aber besser wird es bisher nicht. Ich schlafe immer noch allnächtens auf dem roten Sofa im Arbeitszimmer, immer eine Tasse Tee, Papiertaschentücher und Hustensaft in Reichweite. Erst letzte Nacht bin ich auf die Idee gekommen, dass ich bei den vielen nächtlichen Husten-Aufwach-Momenten schneller wieder einschlafen kann, wenn ich die ganze Nacht Apollo Radio ganz leise laufen lasse. Das dudelt mich dann mit schnarchig-smoothen Jazz oder Klassik wieder ins Reich der Träume.

Ich weiß jetzt alles über das Reich Dschingis Khans, über Hildegard von Bingen, Fotografie in der Mitte des 19. Jahrhunderts, Drittligafußball, einen Massenmord nahe Naumburg im 3. Jahrtausend vor Christus. Mich nervt, dass ich es nicht schaffen werde, Holy Motors im Cineding zu gucken, der läuft nur noch bis Mittwoch. Ich hatte diesen Film schon in den Passage Kinos verpasst und auch, als er in der Schaubühne Lindenfels lief. Das alles ist wirklich sehr gnah.

Samstag, November 03, 2012

3 I 11 I 1925

Heute wäre er 87 Jahre alt geworden. Der Konjunktiv zeigt, dass daraus nichts geworden ist. Aber meine ganze Familie und ich sind dankbar, dass es 85 Jahre waren und er trotz allem, was dagegen sprach, solange bei uns war.


Freitag, November 02, 2012

Update

Kinders, mein Ausflug aus der Gesundheit in das herumlungernde Kranksein wird noch ein wenig verlängert. Der Arztbesuch, zu dem ich mich angesichts meines Zustandes heute Morgen genötigt sah - und den mir der fabelhafte Mann an meiner Seite mithilfe seiner teilauto-Mitgliedschaft ganz luxuriös und ohne nervige Nutzung der Tram ermöglicht hat - hat mir dann verdeutlicht, dass das wohl doch keine stinknormale Erkältung ist, die sich innerhalb von ein paar Tagen wieder verflüchtigt. Doch mittels Antibiotika und anderer Arzneien wird sich auch diese leichte Lungenentzündung wieder in den Griff kriegen lassen. Bis die Antibiotikapackung aufgebraucht ist (es befinden sich sieben Tabletten darin), soll ich möglichst daheim bleiben (es sei denn, das Medikament schlägt schnell an), nichts anstrengendes tun und all den gesundheitsförderlichen Kram weiter betreiben, den ich sowieso schon mache (Tee, heiße Zitrone, Erkältungsbäder, ...). Das bekomme ich hin. Wäre nur schön, wenn all die Schmerzen sich schon mal verdünnisieren würden und ich nachts besser schlafen könnte. Wie soll man denn sonst die Dokus genießen?

Donnerstag, November 01, 2012

Das Beste am Kranksein ist, dass man sich nicht schlecht dabei fühlt, den ganzen Tag Dokus zu gucken

Meine obligatorische Jahreserkältung ist da. Am Samstag fing es mit Hals- und Ohrenschmerzen an, Sonntag kamen der Husten und die Kopf- und Gliederschmerzen dazu und bald darauf auch der Schnupfen und etwas Fieber. Durchhustete Nächte, Nasenbluten vom vielen Naseputzen, das ganze Programm.

Ich bin aber überrascht, dass mich die Erkältung dieses Jahr nicht zur völligen Unzeit erwischt hat. Ich meine, gebrauchen kann man sie ja nie. Aber wenn ich mir die Erkältungshistorie der vergangenen Jahre ansehe:

2008 – über Weihnachten und Silvester, mir einen Kurztrip nach Berlin zwischen den Feiertagen verderbend
2009 – während des Hurricane Festivals, selbstverständlich mit unzureichend Medikamenten, Nine Inch Nails-Auftritt in fiebriger Trance
2010 – während einer sechstägigen Radtour entlang des Elberadweges
2011 – hatte ich keine Erkältung

Derartige Großunternehmungen habe ich derzeit nicht vor. Dass ich genau jetzt erkältet bin, bedeutet im Grunde sogar, dass ich es über Weihnachten mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht sein werde und mich generell 'gesunde' Monate erwarten, da normalerweise mindestens 6 Monate, nicht selten 12 Monate oder mehr, zwischen meinen schnupfigen Phasen liegen. Hurra! Nicht hurra finde ich allerdings, dass mich diese Erkältung davon abhält, an der längst überfälligen Reunion mit meinen reizenden Mädels teilzuhaben ...

Und solange beschäftige ich mich erst mal mit dem Trinken von Tee, heißer Zitrone und Hustensaft, mit dem Gucken von Dokumentationen, mit Xbox spielen, Kleider bei Zalando angucken, Nase putzen.