Dienstag, November 13, 2012

Tchibo

Ich bin gern Tchibo-Kunde. Mit Kundenkarte und so. Der Kaffee schmeckt, und eine Themenwelt im vergangenen Jahr rund um Wohnungseinrichtung hat mir zwei super Teppiche und Kommoden beschert. Auch die Küchenwaage ist von da und tut brav und praktisch ihren Dienst, ebenso das Handrührgerät oder die Holzbrettchen, von denen es sich prima frühstücken lässt.

Die Themenwelten wechseln wöchentlich, sind oft saisonal angehaucht. Im Frühjahr gibt es Outdoorfunktionskleidung und Sportutensilien, im Sommer Grillbedarf, im Herbst wetterfeste Kinderkleidung, im Winter Backutensilien, etc. Und dann gibt es eben immer mal Möbel für Wohnraum, Küche und Bad, sogar Betten und Matratzen. Kaffee, Kaffeezubehör und Geschirr gibt es ja sowieso immer. Klingt alles soweit sinnvoll.

Aber je häufiger sich ein grober Themenkreis wiederholt, desto abgefahrener werden die Produkte, die verkauft werden. Gut, es mag einen Markt für Zwei-Personen-Saunen geben, die man für reichlich 1200€ bei Tchibo online erwerben kann. LED-Echtwachskerzen. Ja, vielleicht sinnvoll in einem kleinkinderreichen Haushalt. Für so Luxusgerätchen, die aber eigentlich kein Mensch brauchen sollte, weils auch anders geht, ist der Markt leider auch da, beispielsweise für so einen Induktionsmilchaufschäumer. Zu viel Geld, Langeweile, Technikwahn und das fehlende Bedürfnis, Dinge auch mal selber zu machen, geben sich da die Klinke in die Hand. Wichtig ist heutzutage wohl auch, dass man Kekse ausstechen kann, die man nachher auf einen Tassenrand steckt; dafür gibt es dementsprechend Tassenkeksausstecher, drei Stück für nur 6€. Oder Keks-Stempelsets, um Namen auf Plätzchen zu drucken. Dekorative Taschen bzw. Hüllen, in die exakt eine Packung Papiertaschentücher packt, weils wohl eleganter ist. Raumluftwäscher für die moderne Sagrotanmutter.

Da werden, vor allem mit den merkwürdigen Küchenhelferlein, irgendwie Bedürfnisse geweckt, die vorher kein Mensch hatte. Haben Menschen schon Plätzchen auf Tassenränder stecken wollen? Und wenn ja - wären sie dann nicht vor dem Backen auf die Idee gekommen, mit einem Messer o. ä. ein Stück aus dem aufzusteckenden Keks zu schneiden? Kann man nicht auch Worte mithilfe von Schokoglasur und bunten Streuseln oder Haselnussstücken auf Plätzchen pappen?

Vielleicht bin ich ignorant. Aber irgendwie verstehe ich nicht, warum so etwas verkauft wird. (Ja, weil da wer mit Geld verdient, Kapitalismus, Angebot schafft Nachfrage, das verstehe ich schon. Aber Nutzen und Sinn der Produkte, das darf kein gesunder Menschenkopf verstehen können, finde ich.) Es ist eigentlich in fast jeder Wochenthemenwelt so. Da steht neben einem superpraktischen Produkt irgendwas total Sinnfreies, das in sich auf eine unglaublich perfekte Art die Übersättigung dieser unserer Welt versinnbildlicht. Gutes Küchenmesser, daneben Apfelschälstation. Bratpfanne, daneben Silikonschneidebrett zum Zusammenfalten. Himmel!


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