Dienstag, März 26, 2013

50+ ... Vol. VII

50.+9 The Killers - For Reasons Unknown ... Ach, ich mag die Killers. Habe ich mich doch nach und nach von all den Mädchen-Bands verabschiedet - diese bleibt. Ich bin zwar nach den zweiten Album weitestgehend ausgestiegen (was auch mit den mir überhaupt nicht gefallenden Singleauskopplungen des dritten Studioalbums zu tun hatte), aber auf jenen ersten beiden Alben (Hot Fuss, 2004; Sam's Town, 2006) sind ein paar wirkliche Pop-Perlen drauf. Von Hot Fuss würde ich euch "All these things that I've done" und "Smile like you mean it" ans herz legen wollen, von Sam's Town vor allem "Bones" und eben "For Reasons Unknown". Im Video, das Tim Burton gedreht hat, haben die Killers mal wieder ihre Vorliebe für trashigen Western ausgelebt, wie auch schon im Video zu "All these things that I've done" (von Anton Corbijn gedreht).


50.+10 Zambri - Hundred Hearts ... Diesen Song habe ich im last.fm-Mixradio kennen gelernt. Für alle Nicht-Nutzer dieser Musikplattform: im Mixradio spielt last.fm eine Mischung aus Bands, die man regelmäßig hört, und aus Musik, die einem gefallen könnte. Also eine Mischung aus Lieblingsmusik und darauf basierenden Empfehlungen. Ich nehme an, dass Zambri mir aufgrund von bands wie Austra, The Knife oder The XX empfohlen werden. 
Zambri sind zwei Schwestern aus New York, die seit einigen Jahren zusammen elektronische Indie-Musik machen. Als dieses Lied das erste Mal in meinem Mixradio lief, war ich glaich ganz beglückt; schöne klare Stimmen zu einer getragenen, melancholischen, abe rkraftvollen Musik. Dem ein oder anderen vielleicht zu eintönig, aber ich finde es wundervoll.

Freitag, März 22, 2013

Die Todesbahn!

Neulich war ich mal für einen Tag in meiner Heimatstadt, denn als die liebe Enkelin, die ich bin, habe ich meine Oma an ihrem 84. Geburtstag besucht. Und ganz viel Kuchen und Schnittchen und Quarkkeulchen gegessen, so viel, dass ich auf dem Rückweg den Mantel fast nicht zugekriegt hab. Das ist so eine typische Oma-Besuch-Sache.

Ich fuhr also mit einer Mitfahrgelegenheit nach Freiberg, dann mit dem Stadtbus noch in das Viertel, in dem von jeher irgendwie alle meine Großeltern wohn(t)en (kein Wunder - haben sie doch am Bau der Häuser mitgewirkt, in die sie dann einzogen), und stiefelte dann durch den frisch gefallenen hohen Schnee durch die Gegend, die ich von Kindheit an so gut kannte. Viel hat sich verändert: die unschöne alte Plattenbauschule ist einem neuen, knallbunten Gebäude gewichen, das aussieht, als hätte ein Kind verschiedene quaderförmige Bausteine irgendwie auf- und nebeneinander gelegt. Eine Schule, mit obergutem Spielplatz zudem, scheint es immer noch zu sein. Die Kneipe schräg gegenüber ist in meinen Erinnerungen mal ein Kindergarten gewesen, so vor zehn Jahren, aber vielleicht irre ich mich.

Und wie ich dem Wohnhaus meiner Großeltern näher komme, kurz vorm Passieren der Garagen, stehe ich vor ihm - dem Inbegriff meiner Kindheit. Dem Rodelberg. Ich stehe da und kann es kaum glauben, wie klein er ist. In meiner Kindheit schien er unerklimmbar zu sein. Auf der Vorderseite die langen, flacheren Abfahrten, an denen man prima Schanzen aus Schnee für schier unermessliche Sprünge mit dem Arschrutscher bauen konnte. An der Rückseite die steilen Strecken, die Todesbahnen, mit der zusätzlichen Schwierigkeit, die Bäume nicht anzufahren. Quasi der Oberhammerberg! 

Und nun bin ich einen halben Meter größer und der Berg gefühlte zehn Meter kleiner.


Montag, März 18, 2013

Wer waren eigentlich ... ?

Im folgenden Artikel soll es um die Persönlichkeiten Georg Schwarz und William Zipperer gehen. Die Leipziger unter euch kennen diese Herren sicherlich als Namensgeber von zwei großen Straßen im Westen der Stadt. Die Leben und Schicksale dieser Männer hängen eng miteinander zusammen, beide haben als Todestag den 12. Januar 1945 und als Sterbeort Dresden gemeinsam, deswegen möchte ich sie im Doppelpack vorstellen.

Georg Schwarz (geb. 1896) war ein in Zwenkau bei Leipzig geborener Bäcker und Politiker. Aus dem Ersten Weltkrieg kam er als bekennender Pazifist zurück und schloss sich noch 1918 der SPD an, 1919 dann der USPD und 1920 der KPD. Er war in der Zeit der Weimarer Republik Betriebsratsvorsitzender der Eisengießerei Jahn in Leipzig-Leutzsch und von 1929 bis 1933 auch Landtagsabgeordneter der KPD. Nur wenige Wochen nach Hitlers Machtergreifung wurde Schwarz verhaftet und ins KZ Hohnstein, später auch nach Sachsenburg gebracht. Nach seiner Entlassung wurde er aktiver Widerstandskämpfer, indem er beispielsweise die KPD im leipziger Untergrund wieder aufbaute und eine Zeitschrift mit dem wenig subtilen Titel Widerstand gegen Krieg und Naziherrschaft mitherausgab. Im Juli 1944 wurde er verhaftet, später zum Tode verurteilt und am 12.01.1945 in Dresden hingerichtet.
Auf der 1945 nach ihm benannten Straße hat er in der Nummer 24 gewohnt. Ein Stolperstein vor dem Haus weist heute noch darauf hin.

Georg Schwarz

William Zipperer (geb. 1884) war von Beruf Graveur. Schon 1906 trat er der SPD bei, dann der USPD und später war er Mitbegründer der KPD, deren Ortsgruppenvorsitzender er lange Zeit war, bevor er um 1930 aus der Partei ausgeschlossen wurde, weil er zu linksradikal war. Nach der Machtergreifung der Nazis trat er dem kommunistischen Widerstand bei. Seine Widerstandsarbeit bestand vor allem in der Industriesabotage. 1941 schloss er sich der Schumann-Engert-Kresse-Gruppe an, auch bekannt als 'Nationalkomitee Freies Deutschland Leipzig', welcher auch Georg Schwarz angehörte. Im Juli 1944 wurden Zipperer, Schwarz, Arthur Hoffmann und mehr als 50 weitere Leipziger Antifaschisten verhaftet. Sie wurden aufgrund von 'Wehrkraftzersetzung, Vorbereitung zum Hochverrat und Feindbegünstigung zum Tode und dauerndem Ehrverlust' verurteilt. Im Januar 1945 erfolgte die Hinrichtung.
In der am 1. August 1945 nach ihm benannten Straße hat er mit seiner Familie viele Jahre gewohnt.


William Zipperer, Radierung von Arno Hofmann


Die Liste ließe sich unendlich weiterführen, gehören doch Arthur Hoffmann, Georg Schumann, Alfred Kästner, Otto Engert oder Karl Jungbluth und einige andere "Straßennamensgeber" auch dazu. Den aktiven Widerstand in Leipzig und Ort und Tag ihrer Verhaftung, ihrer Verurteilung und ihres Todes haben sie alle gemein.

Donnerstag, März 14, 2013

Warum heißt die Apostelstraße so wie sie heißt?

Das ist das Apostelhaus in der nach ihm benannten Apostelstraße (Nummer 20). Diese Straße verbindet die Merseburger Straße mit der William-Zipperer-Straße und befindet sich in Altlindenau, in Sichtweite der Nathanaelkirche.


Das eingeschossige Apostelhaus stammt aus dem Jahr 1740 und ist damit mit Abstand das älteste Gebäude Lindenaus und umliegender Stadtteile, die ja bekanntlich größtenteils aus der Gründerzeit stammen. Usprünglich gab es zwölf dieser Häuser auf der Apostelstraße (die daher auch "Die zwölf Apostel" genannt wurde) und ihr Zweck war es, die Arbeiter der Schäferei des Ritterguts aus dem Dorf Lindenau zu beherbergen. Deswegen bezeichnet man das Haus auch als 'Gesindehaus'. Das Apostelhaus ist der letzte noch äußerlich sichtbare Beweis für das Dorf Lindenau, das um das Jahr 1000 gegründet wurde.

Trotz dieser beeindruckenden Geschichte ist es vom Abriss bedroht. Die Stadt ist an einem Erhalt des Hauses nicht interessiert bzw. sieht "keine Möglichkeit, es zu erhalten"; dem Eigentümer Ralf Kohl werden statt Sanierungs- nur Abrisspläne unterbreitet und sein Eigenkapital reicht zur Sanierung nicht aus (wessen Kapital tut das schon ...). Zudem hat es im Sommer 2012 innerhalb von einer Woche zwei Brandanschläge auf das kleine Gebäude gegeben, womit die Sanierungsbemühungen durch den Eigentümer Kohl aus dem Jahr 2007 wieder zunichtegemacht wurden - da ist jemandem wohl viel daran gelegen, dass es aus dem Weg ist.

Hier kann man das Dorf Lindenau noch erahnen

Um einen Abriss zu verhindern, finden ab und an Unterstützertreffen mit kulturellem Rahmenprogramm auf dem Grundstück statt. Mithilfe von Schülerprojekten wird regelmäßig Denkmalsicherung betrieben. Eigentümer Kohl könnte sich eine gemeinnützige Nutzung des Hauses, beispielsweise als Jugendclub, gut vorstellen, doch noch fehlt ihm Unterstützung von öffentlicher Seite.

Wer sich für dieses Thema interessiert, kann sich diesen LeipzigFernsehen-Beitrag vom 27. Juli 2012 ansehen, in dem die verschiedenen Parteien zu Wort kommen. Ganz interessant in diesem Kontext ist auch der Blog Bauhütte Ost - Methoden des Stadtumbaus von unten des ortsansässigen Zimmermanns Olav Petersen, der sich mit Leipziger Bauprojekten beschäftigt.

Sonntag, März 10, 2013

Warum heißt die Kuhturmstraße so wie sie heißt?

Als ich mich im Rahmen meines Umzugs vor 15 Monaten das erste Mal mit dem Viertel, in dem ich nun wohne (Leipzig-Lindenau) auseinandersetzte, musste ich über den Straßennamen 'Kuhturmstraße' sehr lachen. Stellt euch mal vor, wie ein Kuhturm aussehen könnte ...

Die Straße, die die Angerbrücke bzw. die Jahnallee mit dem Lindenauer Markt verbindet, also ziemlich zentral und wichtig ist in Lindenau, heißt Kuhturmstraße, weil da wirklich mal ein Gebäude stand, das diesen Namen trug. Auch dieser Kuhturm ist von den Nazis gesprengt worden, weil sie 1939 Platz für ihre Gutenberg-Reichsausstellung brauchten, die sie dann aufgrund des Krieges ja doch nicht durchführten. Wieso 'auch'? - Im Zuge der Sprengungen für die Ausstellung war auch das Palmenhaus dem Erdboden gleichgemacht worden, darüber habe ich vor circa einem Jahr mal gebloggt.

Der Kuhturm selbst sah so aus: 

(Quelle)

Dieses hübsche Häuschen war selbst wiederum nur das Überbleibsel einer mittelalterlichen Burg, die auf den Namen Kuhburg hörte. Die Burg gehörte dem Adelsgeschlecht von Koburg. Ich nehme an, dass die Burg schon vor Jahrhunderten bei einem der vielen Brände zerstört worden ist, denn laut der superguten Internetseite lexikon-leipzig.de stand der Turm schon im 16. Jahrhundert alleine da und wurde ab 1538 als Försterei genutzt.

Mittwoch, März 06, 2013

Der Lindenauer Hafen. Ein Prestigeprojekt der Stadt Leipzig

Leipzig ist eine Wasserstadt. Hier gibt es zwar keinen vernünftigen Fluss, so wie Dresden die Elbe hat oder Halle die Saale, aber stattdessen gibt es viele kleine Flüsschen (Luppe, Pleiße, Parthe, Weiße Elster, ...), eine Menge Kanäle und die vielen Seen der Neuseenlandschaft. Und all diese fließenden und stehenden, natürlichen und künstlichen Gewässer tragen maßgeblich zum Wohlfühlen, zur Lebensqualität in der Stadt bei. 

Die beiden großen Kanäle in der und um die Stadt sind der Karl-Heine-Kanal, an dessen Ufern es sich wunderbar flanieren und teuer wohnen lässt, und der Elster-Saale-Kanal. Im Jahr 1938 sollte das große Projekt, diese beiden Kanäle miteinander zu verbinden und eine schiffbare Verbindung zwischen Leipzig und Halle, zwischen Leipzig und den deutschen Wasserstraßen herzustellen, endlich Wirklichkeit werden. Man baggerte ein 1km langes und ca. 70m breites Hafenbecken zwischen den Enden der zu verbindenden Kanäle aus und baute drei mächtige Speichergebäude daneben. Wikipedia weiß übrigens, dass dies eine der vielen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen der Nazis war, um die Arbeitslosenstatistik zu schönen.
Allerdings hat man das Becken nie mit einem der Kanäle verbunden, es ist nie ein Schiff in diesem Hafen gewesen, es ist nie eines von Halle nach Leipzig gefahren. Denn 1942 wurden die Bauarbeiten aus Kriegsgründen abgebrochen und nie wieder aufgenommen. Bis in die 1990er Jahre hat man die Speichergebäude als Lager genutzt, seitdem stehen sie leer herum und verfallen mehr und mehr. Seit 1997 ist die gesamte Anlage ein technisches Denkmal. Der Anblick ist sowohl trostlos als auch schaurigschön, wie ich finde:

Ansicht aus der Luft (Quelle: Homepage der Stadt Leipzig)

(Quelle)

Dieser Ort befindet sich am Rande des Leipziger Stadtteils Neulindenau, fast schon in Grünau, ca. 7km vom Stadtzentrum entfernt - also nicht gerade prominent gelegen. Laut der Homepage der Stadt sind es übrigens nur 4,5km. Dennoch gibt es schon seit Dekaden Pläne, dieses angefangene Projekt irgendwie zu vervollständigen oder diese Ecke der Stadt zumindest aufzuwerten. Der aktuelle Plan sieht Folgendes vor: 

Ein Naherholungsgebiet am Wasser soll entstehen, dazu ein Sportboothafen. Dafür sollte zunächst einmal die längst überfällige Verbindung von Karl-Heine- und Saale-Elster-Kanal mit dem Hafenbecken - also auch die Verbindung der Kanäle miteinander - hergestellt werden. Die Bauarbeiten dazu haben im September 2012 begonnen.

Die Stadt beschreibt das Projekt wie folgt: "Die Stadt Leipzig entwickelt am Lindenauer Hafen ein neues Stadtquartier am Wasser. Es soll hohe Wohn- und Nutzungsqualitäten in einer Mischung verschiedener Wohn- und Eigentumsformen sowie Preissegmenten aufweisen und Angebote für eine Wohngebietsversorgung, Dienstleistungen, Gastronomie und wasseraffine Nutzungen integrieren." (Quelle)

Genauergesagt soll das Ostufer des Beckens mit "attraktiven Eigentumswohnungen und Selbstnutzerprojekten" sowie "Mietwohnungen und Gewerberäumen in unterschiedlichen Preissegmenten" bestückt werden, das Westufer soll grün bleiben und als Naturraum für die Menschen dienen. Die Speichergebäude bleiben als technisches Denkmal erhalten. 

So soll das mal aussehen

Und so

Dieses große eckige Becken rechts wird der Sporthafen mit 200 Anlegestellen werden. "Touristische Basiseinrichtungen und maritimes Gewerbe" sollen hier untergebracht werden. 

Das klingt ja alles schön und gut. Die Stadt sieht schon zig nette junge Familien eine Eigentumswohnung im neuen Viertel beziehen und ihre Kinder auf das Robert-Schumann-Gymnasium auf der Demmeringstraße um die Ecke schicken. Und sonntags paddeln dann alle auf dem Karl-Heine-Kanal herum und keine Barriere in Form eines fehlenden Kanaldurchstichs ist mehr im Weg, wenn man gen Nordwesten paddelt. 

Neulich war ich mit dem Liebsten genau in diesem Areal spazieren. Bedenkt man, dass laut Internetpräsenz der Stadt in wenigen Jahren alles fertig sein soll, dann muss man feststellen: hier ist noch nix weiter passiert. Und ob man diese Ecke der Stadt tatsächlich aufwerten kann ...? Die das Areal umgebenden Straßen werden von Betonbauunternehmen, Autohäusern und verfallenen Gewerbegrundstücken gesäumt. Direkt nebenan ist mit der "Maison D'Avalon" ein Etablissement, in dem man Frauen nicht nur für sich tanzen lassen kann. Die angrenzenden bewohnten Straßen sprudeln nicht gerade von der viel beschworenen Leipziger Lebensqualität. Eigentlich gibt es da vor allem Hundekacke, rauchende Hundebesitzer, die sich wegen dieser Kacke gegenseitig vollnölen und anbrüllen, es gibt Leerstand, Verfall, Zigarettenkippen und viel Kaputtes. Und wer aktuell noch hier wohnt, wird die Aufwertung der Gegend (falls sie denn stattfindet) als Anstieg seiner Mietkosten zu spüren bekommen und die dann nicht mehr bezahlen können (könnte er mehr Miete zahlen, würde er woanders wohnen). Die beiden großen Hauptstraßen des Areals (Plautstraße, Lützner Straße) zeichnen sich ebenfalls vor allem durch Dreck, Lautstärke und Autos über Autos aus.
Ich bin gespannt drauf, wie es weitergeht.

Samstag, März 02, 2013

Noch mehr Film

Weiter gehts mit den jüngst geschauten Filmen.

7 Psychos (2012) ... Diesen Film habe ich kurz nach Django Unchained gesehen. Die Unterschiede hätten kaum größer sein können - sah ich den Tarantino-Blockbuster in einem großen, ausverkaufen Kinosaal, suchte ich für 7 Psychos ein minikleines Programmkino auf, dessen 40 Plätze ganz gut gefüllt waren. Und irgendwie schlich sich der Eindruck ein, dass der Tarantino-Streifen vielleicht ein bisschen mehr hätte wie dieser sein müssen, um zu überzeugen und um etwas einzigartiger, origineller zu sein. 7 Psychos ist eine rasante, durchaus nicht blutleere und urkomische schwarze (natürlich britische) Komödie, die mit Colin Farrell, Christopher Walken, Sam Rockwell (!!!), Woody Harrelson und gar Tom Waits wirklich gut gerüstet ist. Ein bisschen wird der Mafiafilm verscheißert, ein bisschen der Western, ein bisschen das Schriftstellerdrama. Wirklich sehenswert, auch wenn das letzte Drittel des Films nicht mit dem tollen Rest mithalten kann.

Gandhi (1982) ... Ich könnte ausschließlich Filme mit Ben Kingsley sehen und würde wohl vollends zufrieden sein. Egal ob als alternder Literaturprofessor (Elegy), als Leiter einer Psychiatrie (Shutter Island), als eine der vielen tragischen Figuren in Spielbergs Schilders Liste oder eben als eine der bedeutendsten Persönlichkeiten des letzten Jahrhunderts, er überzeugt immer vollkommen. Zum Inhalt des Biopics ist wenig zu sagen, der Film hält sich hervorragend recherchiert an die historischen Begebenheiten und gibt ein authentisches Bild der Zeit und vor allem des Ortes wieder. Im Zentrum stehen das Leben Gandhis von seiner Ankunft in Südafrika, wo seine Revolution begann, bis zum Attentat auf ihn im Alter von 78 Jahren. Mit seinen 183 Minuten ist der Film recht episch und hat durchaus seine Längen, die sich aber bei genauerem Nachdenken als folgerichtig aus dem Inhalt und dem Anliegen des Films herausstellen.

Was Sie schon immer über Sex wissen wollten, aber nie zu fragen wagten (1972) ... Endlich wollte ich auch mal einen Klassiker von Woody Allen sehen, nachdem seine jüngeren Werke mich maximal partiell überzeugt hatten. Was Sie schon immer ... hat durchaus Charme und sehr komische Momente, vor allem aber ist der Film an vielen Stellen unerträglich albern. Es handelt sich im Grunde um die eigenwillige, satirische Interpretation der sieben Kapitel eines Aufklärungsbuches, das 1969 erschienen war. Dementsprechend haben wir es mit einem Episodenfilm zu tun, dessen Episoden sich allerdings qualitativ stark voneinander unterscheiden. Gut gefallen haben mir eigentlich nur zwei davon ("Was geschieht bei der Ejakulation?" und "Was ist Perversion?"), die wirklich originell umgesetzt sind. In vielen der Teile spielt Allen übrigens mit, was im Großen und Ganzen ebenfalls sehenswert ist.

Magnolia (1999) ... ich stelle gerade fest, dass ich unheimlich viel von diesem Film vergessen habe, obwohl ich ihn erst vor vier Wochen gesehen habe. Ich denke, das hat viel mit dem unentschlossenen Gefühl zu tun, dass der Film bei mir hinterließ. Einerseits hat er starke Bilder, wirklich interessante Charaktere und ist insgesamt wohl als 'originell' zu bezeichnen. Aber andererseits ist er nichts Halbes und nichts Ganzes. Zu Beginn des Films gibt es einen unglaublich tollen, urkomischen Prolog, der eine gewisse Erwartungshaltung weckt. Tenor des Prologs ist: alles hängt auf Umwegen irgendwie miteinander zusammen und die verschiedenen Konstellationen von Menschen und Tätigkeiten in der Welt führen zu den unglaublichsten Zufällen. Der Film allerdings vergisst irgendwie, inhaltlich mit dem Prolog zu korrelieren. Es werden zig Handlungsstränge eröffnet und Figuren eingeführt, die wenigsten davon aber werden miteinander in Verbindung gebracht. Das ist schwach. Und wenn es Absicht vom Regisseur (Paul Th. Anderson, er hat auch There will be Blood gedreht) ist, dieses Spielen mit den Erwartungen, dann geht es meiner Meinung nach eher nach hinten los. Schauspielerisch gesehen überzeugt der Film im Übrigen sehr (v. a. Julianne Moore hat mir gefallen, aber auch William H. Macy, Philip Seymour Hoffman und sogar Tom Cruise machen ihre Sache gut).

Der Elefantenmensch (1980) ... der beste Film, den ich seit Langem gesehen habe. Hier stimmt alles. John Hurt (Alien, 1984, Dogville, V wie Vendetta, Melancholia und und und) ist fast noch toller als sonst, über Anthony Hopkins muss man sowieso keine Worte mehr verlieren. Regie führte David Lynch, von dessen sehr verstörenden filmischen Werk ich damit immerhin schon zwei Puzzleteile kenne. Die Handlung von Der Elefantenmensch spielt um 1880 und beruht - und das ist hinsichtlich der moralisch teils unterirdischen Geschehnisse wirklich traurig und erschreckend - fast ausschließlich auf realen Tatsachen. Wer von euch From Hell kennt, hat zumindest ein indirektes Zitat an Den Elefantenmensch schon gesehen. Seht euch diesen Film bitte an einem Tag an, an dem ihr wirklich empathisch und aufnahmefähig und nicht etwa albern drauf seid oder in der Stimmung euch berieseln zu lassen. Aber seht ihn euch an.