Weiter gehts mit den jüngst geschauten Filmen.
7 Psychos (2012) ... Diesen Film habe ich kurz nach Django Unchained gesehen. Die Unterschiede hätten kaum größer sein können - sah ich den Tarantino-Blockbuster in einem großen, ausverkaufen Kinosaal, suchte ich für 7 Psychos ein minikleines Programmkino auf, dessen 40 Plätze ganz gut gefüllt waren. Und irgendwie schlich sich der Eindruck ein, dass der Tarantino-Streifen vielleicht ein bisschen mehr hätte wie dieser sein müssen, um zu überzeugen und um etwas einzigartiger, origineller zu sein. 7 Psychos ist eine rasante, durchaus nicht blutleere und urkomische schwarze (natürlich britische) Komödie, die mit Colin Farrell, Christopher Walken, Sam Rockwell (!!!), Woody Harrelson und gar Tom Waits wirklich gut gerüstet ist. Ein bisschen wird der Mafiafilm verscheißert, ein bisschen der Western, ein bisschen das Schriftstellerdrama. Wirklich sehenswert, auch wenn das letzte Drittel des Films nicht mit dem tollen Rest mithalten kann.
Gandhi (1982) ... Ich könnte ausschließlich Filme mit Ben Kingsley sehen und würde wohl vollends zufrieden sein. Egal ob als alternder Literaturprofessor (Elegy), als Leiter einer Psychiatrie (Shutter Island), als eine der vielen tragischen Figuren in Spielbergs Schilders Liste oder eben als eine der bedeutendsten Persönlichkeiten des letzten Jahrhunderts, er überzeugt immer vollkommen. Zum Inhalt des Biopics ist wenig zu sagen, der Film hält sich hervorragend recherchiert an die historischen Begebenheiten und gibt ein authentisches Bild der Zeit und vor allem des Ortes wieder. Im Zentrum stehen das Leben Gandhis von seiner Ankunft in Südafrika, wo seine Revolution begann, bis zum Attentat auf ihn im Alter von 78 Jahren. Mit seinen 183 Minuten ist der Film recht episch und hat durchaus seine Längen, die sich aber bei genauerem Nachdenken als folgerichtig aus dem Inhalt und dem Anliegen des Films herausstellen.
Was Sie schon immer über Sex wissen wollten, aber nie zu fragen wagten (1972) ... Endlich wollte ich auch mal einen Klassiker von Woody Allen sehen, nachdem seine jüngeren Werke mich maximal partiell überzeugt hatten. Was Sie schon immer ... hat durchaus Charme und sehr komische Momente, vor allem aber ist der Film an vielen Stellen unerträglich albern. Es handelt sich im Grunde um die eigenwillige, satirische Interpretation der sieben Kapitel eines Aufklärungsbuches, das 1969 erschienen war. Dementsprechend haben wir es mit einem Episodenfilm zu tun, dessen Episoden sich allerdings qualitativ stark voneinander unterscheiden. Gut gefallen haben mir eigentlich nur zwei davon ("Was geschieht bei der Ejakulation?" und "Was ist Perversion?"), die wirklich originell umgesetzt sind. In vielen der Teile spielt Allen übrigens mit, was im Großen und Ganzen ebenfalls sehenswert ist.
Magnolia (1999) ... ich stelle gerade fest, dass ich unheimlich viel von diesem Film vergessen habe, obwohl ich ihn erst vor vier Wochen gesehen habe. Ich denke, das hat viel mit dem unentschlossenen Gefühl zu tun, dass der Film bei mir hinterließ. Einerseits hat er starke Bilder, wirklich interessante Charaktere und ist insgesamt wohl als 'originell' zu bezeichnen. Aber andererseits ist er nichts Halbes und nichts Ganzes. Zu Beginn des Films gibt es einen unglaublich tollen, urkomischen Prolog, der eine gewisse Erwartungshaltung weckt. Tenor des Prologs ist: alles hängt auf Umwegen irgendwie miteinander zusammen und die verschiedenen Konstellationen von Menschen und Tätigkeiten in der Welt führen zu den unglaublichsten Zufällen. Der Film allerdings vergisst irgendwie, inhaltlich mit dem Prolog zu korrelieren. Es werden zig Handlungsstränge eröffnet und Figuren eingeführt, die wenigsten davon aber werden miteinander in Verbindung gebracht. Das ist schwach. Und wenn es Absicht vom Regisseur (Paul Th. Anderson, er hat auch There will be Blood gedreht) ist, dieses Spielen mit den Erwartungen, dann geht es meiner Meinung nach eher nach hinten los. Schauspielerisch gesehen überzeugt der Film im Übrigen sehr (v. a. Julianne Moore hat mir gefallen, aber auch William H. Macy, Philip Seymour Hoffman und sogar Tom Cruise machen ihre Sache gut).
Der Elefantenmensch (1980) ... der beste Film, den ich seit Langem gesehen habe. Hier stimmt alles. John Hurt (Alien, 1984, Dogville, V wie Vendetta, Melancholia und und und) ist fast noch toller als sonst, über Anthony Hopkins muss man sowieso keine Worte mehr verlieren. Regie führte David Lynch, von dessen sehr verstörenden filmischen Werk ich damit immerhin schon zwei Puzzleteile kenne. Die Handlung von Der Elefantenmensch spielt um 1880 und beruht - und das ist hinsichtlich der moralisch teils unterirdischen Geschehnisse wirklich traurig und erschreckend - fast ausschließlich auf realen Tatsachen. Wer von euch From Hell kennt, hat zumindest ein indirektes Zitat an Den Elefantenmensch schon gesehen. Seht euch diesen Film bitte an einem Tag an, an dem ihr wirklich empathisch und aufnahmefähig und nicht etwa albern drauf seid oder in der Stimmung euch berieseln zu lassen. Aber seht ihn euch an.
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