Sonntag, Mai 22, 2016

Filmrückschau

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Wer hat Angst vor Sibylle Berg (2016) ... Das ist eine sehr spezielle Doku. Zwei Filmemacherinnen haben haben Frau berg gefragt, ob sie eine Doku über sie drehen können. Herausgekommen ist ein urkomischer Film, der mich manchmal mit offenem Mund da sitzen ließ und nach dem ich auch nicht schlauer bin, was diese Frau betrifft.

Das Filmteam hat Sibylle Berg an verschiedene Orte begleitet: Bergdörfer, in denen sie mal gelebt hat, Häuser, in denen sie gern wohnen würde, zum Seminar mit ihren Studentinnen, zur Probe ihres neuen Stücks. Dabei zeigt sich die Protagonistin mal genervt und wortkarg, mal geschmeichelt und mit den Erwartungen der Dokumentarfilmerinnen spielend. Sie bleibt stets souverän und Herrin über die Dinge, die sie preisgibt. Man lernt, ohne es zu merken, viel über die Dramatikerin, Autorin und Kolumnistin. Aber eigentlich ist sie ein Tausendsassa - Akrobatin, LKW-Fahrerin, Köchin, Gärtnerin, Puppenspielerin. Alles davon war sie mal, nichts davon konnte sie gut, eigener Aussage nach.

Der Film ist voller skurriler Momente - Sibylle Berg besichtigt medizinische Präparate von Haut- und Geschlechtskrankheiten, lässt sich von einem merkwürdigen Amerikaner sein trist-futuristisches Wohnhaus in L.A. zeigen, referiert über die Selbstmordrate an einer Staumauer, während sich Bungee-Springer von eben dieser in die Tiefe stürzen. Dabei bleibt sie, egal wie viel sie berichtet, doch immer schemenhaft und ungreifbar, denn zwischen Wahrheit und Fiktion, zwischen Ironie und Ernst kann ich bei ihren Erzählungen nicht unterscheiden. 

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Die absurdesten Momente aber sind die Szenen, in denen Jungautorin Helene Hegemann und Schauspielerin Katja Riemann zu Wort kommen. Ein bisschen wie Berg-Groupies kommen sie daher und wie die drei Damen zu dritt im Berliner Gras sitzen, das hat etwas Surreales.

Fazit: Sehenswert, allein wegen der wahnsinnig interessanten, unbegreifbaren Protagonistin (und ihres verrückten, sachsen-anhaltinischen Englisch)!

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