Von einem minikleinen Kommentar zu 3 Zimmer / Küche / Bad mal abgesehen, ging es hier lange nicht um den Film. Das ändert sich in diesem Moment mit einer kleinen Auswahl der Filme, die ich in den letzten Wochen - erstmals - gesehen habe.
Psycho (1960) ... Dank des wie immer hochkarätigen Nachtprogramms der dritten Programme habe ich diese Filmbildungslücke endlich einmal, ganz unverhofft, auffüllen können. Und das ist wirklich ein famoser Film, dem der Hype um die legendäre Duschszene eigentlich gar nicht gerecht wird. Auch wenn sie aus zweierlei Gründen geschichtemachend ist: einerseits wegen der multiperspektivischen Darstellung, andererseits aufgrund des dramaturgischen Novums, die Hauptfigur bereits in der Mitte des Filmes das Zeitliche segnen zu lassen - diese Idee wird übrigens Hitchcocks Frau zugeschrieben. Durch den viel zitierten Tod der jungen Marianne in der Duschkabine wechselt auch die Perspektive des Films, in das Zentrum rücken die Aufklärung des Todesfalls, der Motelbesitzer Norman Bates und seine in der Tat sehr düsteren Geheimnisse. Muss - man - gesehen - haben.
Jackie Brown (1997) ... eine weitere so genannte 'Lücke'. Ich hatte von diesem halbvergessenen Tarantino-Streifen bisher wenig gehört, und dieses Wenige belief sich vor allem auf schulterzuckende Meinungen von Freunden und Bekannten. Und diese laxe Geste kann ich nachvollziehen: im Grunde macht der Film alles "richtig": die Dramaturgie, der Spannungsbogen, die Stars (Robert De Niro, Samuel L. Jackson, Michael Keaton), alles ist da, aber der Funke wollte nicht so recht überspringen. Irgendwie schien mir in Jackie Brown alles 'Tarantino light' zu sein. Der Humor etwas lau, die Umsetzung der kriminellen Tricks etwas fade und langatmig, die Charaktere nicht so cool, wie sie angelegt waren. Dennoch keine verschwendete Zeit.
Wir (2003) ... Dieser Film wurde im Freundeskreis zum allwöchentlichen Filmabend gesehen, da er von der Machart her als grober Vorläufer zu 3 Zimmer / Küche / Bad betrachtet werden könne. Parallelen gibt es in der Tat: es geht um eine Gruppe von mehr oder weniger eng befreundeten Mittzwanzigern, die in Berlin lebt. Anstatt der Umzüge sind es eher Partys und ein paar erotische Wechselspiele, die den Film strukturieren. Der Film ist sehr sympathisch gemacht, wirkt nicht ganz so authentisch wie 3 Zimmer ..., aber das kann auch an den zehn Jahren liegen, die diese beiden jungen deutschen Produktionen trennen. Ein bisschen Distanz wurde für mich persönlich auch durch das Jahrtausendwende-Setting generiert, das manchmal noch etwas an die 1990er Jahre erinnerte.
Alle Mörder sind schon da (1985) ... Der Film zum Spiel 'Cluedo' (und nicht andersherum). Es ist schon erstaunlich, dass ein Brettspiel solche Wogen schlägt, dass es letzten Endes sogar verfilmt wird. Und der Film ist ein humoristisches Kleinod! Es wird mit allen Klischees gespielt, doch auf kluge und witzige Weise; es macht richtig Spaß, auf die nächste Reminiszenz an das Krimigenre zu warten. Auch die Besetzung kann sich sehen lassen (Tim Curry, Christopher Lloyd, ...). Der Anstoß der Handlung ist sehr originell, man wünscht sich eigentlich gar keine Aufklärung der Morde, da das Rate- und Versteckspiel so kurzweilig ist. Das löst der Film aber sehr gut, da es drei verschiedene kuriose, wenn auch in sich plausible Aufklärungen gibt. Wenn man den dümmlichen deutschen Filmtitel auch so unsäglich findet, kann man den Streifen auch gern bei seinem englischen Namen nennen: schlicht Clue.
Holy Motors (2012) ... Dieser Film lief letztes Jahr im Rahmen der französischen Filmtage in verschiedenen Leipziger Programmkinos, aber irgendwie habe ich es nicht geschafft, ihn zu sehen. Solche Versäumnisse behebe ich am liebsten durch das Ausleihen von DVDs bei Westend, einer liebenswerten Videothek hier in Leipzig. Für nur 5€ im Jahr bekommt man da eine Studentenmitgliedschaft und verbilligtes Filmausleihen.
Aber zum Film: dies ist ein kleines, feines französisches Meisterwerk des zeitgenössischen surrealen Films. Wobei 'surreal' vielleicht nicht das richtige Attribut ist; ich glaube nicht, dass man diesen außergewöhnlichen Film adäquat beschreiben kann. Zunächst glaubt man, dass man es bei der Hauptfigur mit einer Art Schausteller zu tun hat, dann mit einem Lügner und Scharlatan, oder ist er doch nur Verkleidungskünstler? Performancekünstler? Schauspieler? Je weiter der Film voranschreitet, desto mehr verdichtet sich die Ahnung. Am Ende hat man es gar mit einer Art Dystopie zu tun. Aber mehr wird nicht verraten. Ansehen, wenn man wirklich mal was anderes sehen möchte!
Etwas außer der Reihe: Boardwalk Empire (ab 2010) ... Diese von HBO produzierte Serie, die im Atlantic City zur Prohibitionszeit spielt, hat es in der Kürze der Zeit wohl schon zu Kultstatus geschafft, zumindest wenn ich den Meinungen meines Umfeldes Glauben schenken kann. Die Hauptrolle spielt der grandiose Steve Buscemi, er verkörpert den korrupten Kämmerer des Bezirks, der nach außen hin den gönnerhaften Politiker mimt, das illegale Alkoholgeschäft in der Region aber fast im Alleingang managt. Um ihn herum gruppiert sich eine illustre Runde von Handlangern, Widersachern, Opfern. Es wird geschmuggelt, gemordet, intrigiert, es wird sich aber auch liebgehabt. Derzeit gibt es 36 Episoden von jeweils 50-60 Minuten Länge, die in drei Staffeln aufgeteilt sind; es soll aber noch mehr kommen. Zu den Produzenten zählen übrigens Martin Scorsese und Mark Wahlberg. Die Serie ist dem Genre entsprechend ziemlich cool, scheut auch brutale Szenen nicht. Ich mag sie ganz gerne, bevorzuge aber die schönen alten Mafiafilme mit dem Al und dem Robert und dem Marlon.
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