Samstag, Juni 07, 2014

Rheinradweg - Tag 4: von Heidelberg über Mannheim nach Worms

Von Heidelberg kann man sich kaum lösen ... aber es muss ja weitergehen. Die Route führt am Neckar entlang über das wunderschöne Ladenburg zur Mündung in den Rhein bei Mannheim (ästhetisch indiskutabel), von da nach Norden den Rhein entlang bis Worms, bzw. in das ca. 9km nördlich davon gelegene Rheindürkheim, wo sich die nächste Unterkunft befindet. Die Gesamtstrecke mit allen Ausflügen belief sich auf ca. 60km.


Bis zur Mündung des Neckars in den Rhein folgen wir nun also dem Neckartalradweg. Er führt uns zunächst über das Gelände der Universitätsklinik Heidelberg und am Zoo vorbei über ein paar Dörfer, bis wir die Ortschaft Ladenburg erreichen. Ladenburg ist eine wundervoll idyllische Kleinstadt direkt am Neckar mit einer beeindruckenden Historie. Der Ort rühmt sich, die älteste deutsche Stadt rechts des Rheins zu sein. Es gibt eine auffällig große und reichgeschmückte katholische Kirche (St. Gallus), die aus der Zeit stammt, in der Ladenburg Residenzsitz war. Ein körperlich Behinderter führt uns durch die Kirche und hat allerlei Anekdoten zur Ausstattung und Geschichte parat. Der Marktplatz gehört zu den besterhaltenen Fachwerkensemblen Deutschlands. Außerdem gibt es in Ladenburg das Automuseum Dr. Carl Benz in der historischen Fabrikhalle des Autoherstellers.

Marktplatz Ladenburg mit Mariensäule und St. Gallus-Kirche


Kurz hinter Ladenburg überqueren wir den Neckar und fahren nun südlich des Flusses Richtung Mannheim weiter. Je näher wir dieser Stadt kommen, desto weiter wollen wir von ihr weg sein - es ist wirklich nicht schön hier. Es gibt laut der Googlebildersuche zwar auch sehr schöne Ecken, mit Schloss und tollen Sakralbauten und Wasserturm, etc., aber das, was man vom Fluss aus sieht, wirkt sehr uneinladend - viel Beton, graue Platte, Zweckmäßigkeit. An der Neckarmündung wird das leider nicht besser, Schwer- und Chemieindustrie links und rechts des Rheins. 

Der Neckar (links) mündet bei Mannheim in den Rhein, mit BASF-Kulisse

Bald steht die erste und letzte Schifffahrt unserer Tour an: wir überqueren einen Arm des Altrheins mit einer kleinen Fähre. Der Fährmann ist ein entspannter Mann um die 60 und unsere Fahrräder und wir sind an diesem brütendheißen Tag auf dieser Fahrt die einzigen Passagiere.

Auf der Weiterfahrt stellen wir verdutzt fest, dass wir gar nicht mehr in Baden-Württemberg sind, sondern mittlerweile durch Hessen radeln. Anhand der Kfz-Kennzeichen wird deutlich, dass wir uns in der Nähe der Vettel-Hochburg Heppenheim befinden. In Lampertheim machen wir eine längere Pause und decken uns in einem Supermarkt mit neuen Getränken ein - mittlerweile ist es schwülheiß geworden. Dabei beobachten wir zwei Kinder, denen beim Verlassen des Ladens Münzgeld herunterfällt. Sie beäugen es von oben und legen dann fest, dass sie zu faul sind sich danach zu bücken, und sie gehen weiter. Wir sind sprachlos.

Worms macht sich schon von Weitem durch den Dom und vor allem das Nibelungentor bemerkbar. Dieser gewaltige Bau befindet sich am Ende der Nibelungenbrücke, die wir nach Worms hinein überqueren müssen.


Beim ersten Durchfahren der Stadt tritt ein wenig Ernüchterung ein - anscheinend hat der Krieg viele Lücken in die Altstadt gerissen, die dann mit mittelschönen Füllgebäuden zugebaut worden sind, sodass Worms nicht einmal ansatzweise an den Charme und die Schönheit von Speyer oder Heidelberg heranreicht. Wir bereuen es etwas, dass wir nicht in einer dieser Städte, sondern in Worms einen extra Besichtigungstag einlegen.

Doch erstmal fahren wir noch weitere 9km den Rhein hinab, um nach Rheindürkheim zu gelangen. Dabei geht es vor allem durch Gewerbe- und Industriegebiete. Schließlich kommen wir in unserer Herberge, dem Gasthof Halbgewachs, an. Die Zimmer haben ihren Zenit lange hinter sich, die Dusche ist auch nicht ganz in Ordnung, aber für zwei Nächte geht das mal. Dafür ist das Restaurant umso besser - die Leute kommen aus vielen umliegenden Orten, um hier zu essen und zu feiern, die Wochenenden sind stets mit Hochzeiten und anderen Großveranstaltungen ausgebucht. Die Karte ist sehr ausgewählt, nicht gerade preiswert und das Essen ist hervorragend. Abends machen wir noch einen Spaziergang an das Rheindürkheimer Rheinufer und durch den - unspektakulären - Ortskern. Dann braut sich das lang überfällige Hitzeunwetter zusammen.

Schiffahrtstradition in Rheindürkheim

Das von der ortsansässigen SPD gepflegte Rheinufer

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