Für die Erfurter Geschichte sind drei jüdische Friedhöfe belegt.
Der Friedhof der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde
befand sich im heutigen Andreasviertel, zwischen Andreas- und
Moritzstraße. Er wurde während des großen Pogroms 1349 stark
verwüstet und um 1440 endgültig zerstört. Der große Kornspeicher, der
dort heute - allerdings mit anderem Zweck - noch steht, ist zum Teil aus
den Resten des Friedhofes erbaut.
Einige
der Grabsteine, die man in jüngerer Zeit bei Arbeiten in dem Areal
wiedergefunden hat, stehen nun auf dem restaurierten jüdischen Friedhof
in der Cyriakstraße, unterhalb des ega-Parks. Dieser Friedhof wurde
Anfang des 19. Jahrhunderts angelegt, als die jüdische Gemeinde in
Thüringen wieder angewachsen war. Die verhältnismäßig kleine Fläche
reichte bald nicht mehr aus, sodass um 1871 ein neuer, größerer Friedhof
in Betrieb genommen wurde.
Der Friedhof in der Cyriakstraße |
Gedenkstein |
Der Friedhof in der Cyriakstraße
wurde 1926 und 1938 wiederholt geschändet. 1939 musste die jüdische
Gemeinde Erfurts ihn ohne Gegenleistung an die Stadt abtreten, die ihn
1944 auflöste. Bald nach der Rückgabe des Geländes an die Gemeinde
in der Nachkriegszeit wurde diese erneut dazu gedrängt, das Grundstück an
die Stadt abzugeben, diesmal gegen Geld. Die Stadt brauchte das Areal, um
Garagen für ranghohe Staatsdiener zu errichten - mit alten Grabsteinen
als Fundament. Seit den 2000ern hat sich aber einiges getan: die Garagen
wurden abgerissen und zunächst ein Gedenkstein aufgestellt. Daneben
wurden die wenigen noch übrigen Grabsteine platziert. Eine Infosäule
berichtet über die Geschichte des Ortes.
Trauerhalle des neuen Friedhofs |
Der sog. neue Friedhof
von 1871 existiert bis heute - viele Erfurter wissen gar nichts von
seiner Existenz! Er befindet sich im Erfurter Süden, direkt neben der
Thüringenhalle und gegenüber des Steigerwaldstadions. Hier stehen
Gräber, die 150 Jahre und älter sind, aber auch ganz junge aus den
vergangenen Wochen. Immer noch ist dieser Friedhof die letzte Ruhestätte
für Juden aus ganz Thüringen und auch für viele, die Deutschland zur
Nazi-Zeit verlassen mussten, aber von hier stammen. Sehenswert ist die
Trauerhalle.
Grabstätte der Fam. Hess |
Einer
der bekanntesten Erfurter, der auf dem neuen Friedhof begraben ist, ist
der Unternehmer, Kunstsammler und Mäzen Alfred Hess (1874-1931). Der
Schuhfabrikant hat in den 1920ern gemeinsam mit weiteren Mitstreitern
das Weimarer Bauhaus vor der Schließung bewahrt und im ganzen Reich
Kunstschulen gefördert. Seine Sammlung enthielt viele Werke der
Brücke-Künstler, von Feininger, Paul Klee, Franz Marc u.v.a. Nach
Machtergreifung der Nazis - Hess war bereits verstorben - emigrierte
seine Familie größtenteils nach Großbritannien, wo sie der Vernichtung
entging.
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