Sonntag, April 15, 2018

Die jüdischen Friedhöfe Erfurts

Für die Erfurter Geschichte sind drei jüdische Friedhöfe belegt.

Der Friedhof der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde befand sich im heutigen Andreasviertel, zwischen Andreas- und Moritzstraße. Er wurde während des großen Pogroms 1349 stark verwüstet und um 1440 endgültig zerstört. Der große Kornspeicher, der dort heute - allerdings mit anderem Zweck - noch steht, ist zum Teil aus den Resten des Friedhofes erbaut.

Einige der Grabsteine, die man in jüngerer Zeit bei Arbeiten in dem Areal wiedergefunden hat, stehen nun auf dem restaurierten jüdischen Friedhof in der Cyriakstraße, unterhalb des ega-Parks. Dieser Friedhof wurde Anfang des 19. Jahrhunderts angelegt, als die jüdische Gemeinde in Thüringen wieder angewachsen war. Die verhältnismäßig kleine Fläche reichte bald nicht mehr aus, sodass um 1871 ein neuer, größerer Friedhof in Betrieb genommen wurde.

Der Friedhof in der Cyriakstraße


Gedenkstein
Der Friedhof in der Cyriakstraße wurde 1926 und 1938 wiederholt geschändet. 1939 musste die jüdische Gemeinde Erfurts ihn ohne Gegenleistung an die Stadt abtreten, die ihn 1944 auflöste. Bald nach der Rückgabe des Geländes an die Gemeinde in der Nachkriegszeit wurde diese erneut dazu gedrängt, das Grundstück an die Stadt abzugeben, diesmal gegen Geld. Die Stadt brauchte das Areal, um Garagen für ranghohe Staatsdiener zu errichten - mit alten Grabsteinen als Fundament. Seit den 2000ern hat sich aber einiges getan: die Garagen wurden abgerissen und zunächst ein Gedenkstein aufgestellt. Daneben wurden die wenigen noch übrigen Grabsteine platziert. Eine Infosäule berichtet über die Geschichte des Ortes.

Trauerhalle des neuen Friedhofs
Der sog. neue Friedhof von 1871 existiert bis heute - viele Erfurter wissen gar nichts von seiner Existenz! Er befindet sich im Erfurter Süden, direkt neben der Thüringenhalle und gegenüber des Steigerwaldstadions. Hier stehen Gräber, die 150 Jahre und älter sind, aber auch ganz junge aus den vergangenen Wochen. Immer noch ist dieser Friedhof die letzte Ruhestätte für Juden aus ganz Thüringen und auch für viele, die Deutschland zur Nazi-Zeit verlassen mussten, aber von hier stammen. Sehenswert ist die Trauerhalle. 

Grabstätte der Fam. Hess
Einer der bekanntesten Erfurter, der auf dem neuen Friedhof begraben ist, ist der Unternehmer, Kunstsammler und Mäzen Alfred Hess (1874-1931). Der Schuhfabrikant hat in den 1920ern gemeinsam mit weiteren Mitstreitern das Weimarer Bauhaus vor der Schließung bewahrt und im ganzen Reich Kunstschulen gefördert. Seine Sammlung enthielt viele Werke der Brücke-Künstler, von Feininger, Paul Klee, Franz Marc u.v.a. Nach Machtergreifung der Nazis - Hess war bereits verstorben - emigrierte seine Familie größtenteils nach Großbritannien, wo sie der Vernichtung entging.

Der neue jüdische Friedhof in Erfurt

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