Heute greife ich mal tief in die Vergangenheit. Einerseits tief in meine eigene, denn das Thema betrifft meine Lebensjahre 10 bis 18. Andererseits tief in die Geschichte meiner Heimatstadt - 500 Jahre, um genau zu sein.
Es geht um das Gymnasium, das ich von der 5. bis zur 12. Klasse besuchte, das Geschwister-Scholl-Gymnasium in Freiberg/Sachsen. Das feiert im Jahr 2015 nämlich seinen 500. Geburtstag. Ein bisschen geschummelt ist das natürlich, denn es geht weder darum, dass das Haus seit 500 Jahren steht, noch ist die Einrichtung in ihrem heutigen Zustand 500 Jahre alt.
Aber es geht um 500 Jahre Schulgeschichte, um kontinuierlichen Schulbetrieb, weitestgehend an der selben Stelle, mein Gymnasium und seine Vorgänger-einrichtung betreffend.
Deswegen kommt jetzt etwas Geschichte:
Ulrich Rülein von Calw war Bürgermeister, Arzt und Stadtplaner in einem und bewirkte im Jahr 1515 die Gründung einer städtischen Lateinschule. Nach der Reformation wurde sie mit der Pfarrschule der Dominikaner zusammengelegt und zu einer protestantisch-humanistischen Schule. Sie befand sich nahe des Freiberger Domes, auf dem Gelände des heutigen Stadt- und Bergbaumuseums.
Dom St. Marien und Museum (ehem. Schulstandort) |
Als die räumlichen Kapazitäten um 1870 nicht mehr ausreichten, wurde ein neues Gebäude, keine 250m entfernt errichtet. Es wurde nach dem sächsischen König Albert benannt und als "Haus Albertinum" ist es heute noch das Haupthaus des Gymnasiums und beherbergt die Klassenstufen 9 bis 12. Seit 1949 ist das Gymnasium nach den Geschwistern Hans und Sophie Scholl benannt. Anfang der 2000er Jahre wurde es umfassend saniert und erhielt einen Anbau mit Fachkabinetten für Chemie, Biologie, Physik, Kunst und Musik.
Das Haus Albertinum am legendären letzten Schultag 2006 |
Ich mochte dieses Gebäude immer sehr, denn so eine Art humanistischer Geist war dort immer noch spürbar. Aufgrund seiner Historie bildete sich die Schule auch immer reichlich was ein, zum Leidwesen des anderen Gymnasiums der Stadt - einer in sich zusammenfallenden Plattenbaubude aus DDR-Zeiten fernab der schicken Altstadt, die groteskerweise nach Ulrich Rülein von Calw benannt war, also dem Gründer meiner altehrwürdigen Schule. Dieses Plattenbaugymnasium wurde vor ein paar Jahren dicht gemacht und an den Namen des Schulgründers Rülein von Calw erinnert nur noch die neue Sporthalle gegenüber des Geschwister-Scholl-Gymnasiums.
Zum Gymnasium gehört neben dem Haus Albertinum noch das "Haus Dürer", nach dem Maler Albrecht Dürer benannt. Es befindet sich ebenfalls innerhalb der Mauern der Freiberger Altstadt, etwa fünf Gehminuten vom Haupthaus entfernt. In dem wuchtigen rötlichen Bau werden die Klassenstufen 5 bis 8 unterrichtet. Auch dieses Haus wurde Anfang der 2000er rundumerneuert. Errichtet wurde das Gebäude Anfang des 20. Jahrhunderts als städtische Bürgerschule. Während des Zweiten Weltkrieges diente es als Lazarett und dann bis 1990 als polytechnische Oberschule (POS). Seit 1992 gehört der Bau zum Gymnasium.
Haus Dürer des Geschwister-Scholl-Gymnasiums |
An dieses Haus habe ich keine tieferen Erinnerungen mehr. Aufgrund der Renovierungsarbeiten waren wir größtenteils ausquartiert worden und ich hatte dort gar nicht so viel Unterricht.
Und jetzt steht also das 500. Jubiläum an. Gefeiert wird es standesgemäß über das ganze Jahr hinweg mit vielen Veranstaltungen. Sächsische Promis wie Uwe Steimle und Sigmund Jähn halten Vorträge, es gibt Konzerte, Schulfürherungen für ehemalige Klassen, einen Science Slam und einen Jubiläumsfilm. Und eine ganze Webseite zum Schulgeburtstag.
Alles gute, altes Haus!
Alles gute, altes Haus!
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