1. Madrugada - The Nightly Disease (2001)
2. Get Well Soon - The Scarlet Beast O'Seven Heads (2012)
3. Broken Bells - Broken Bells (2010)
4. Regina Spektor - Far (2009)
5. Radiohead - The Best Of (2008)
6. Renan Luce - Repenti (2006)
7. Madrugada - Industrial Silence (1999)
8. Austra - Feel it break (2011)
9. Florence + The Machine - Ceremonials (2011)
10. Bat for Lashes - Fur & Gold (2006)
Montag, Dezember 31, 2012
Samstag, Dezember 29, 2012
Meine Top 8 ... Lieblingsfilme 2012
Im Kino gesehen:
Der Gott des Gemetzels
Huhn mit Pflaumen
The Artist
Moonrise Kingdom
Ziemlich beste Freunde
Das Schwein von Gaza
We need to talk about Kevin
Into the Wild
Auf DVD oder im TV geguckt:
O Brother, where art thou?
Biutiful
Der Golem und wie er in die Welt kam
Last Days
Mulholland Drive
Shame
3
Soylent Green
Der Gott des Gemetzels
Huhn mit Pflaumen
The Artist
Moonrise Kingdom
Ziemlich beste Freunde
Das Schwein von Gaza
We need to talk about Kevin
Into the Wild
Auf DVD oder im TV geguckt:
O Brother, where art thou?
Biutiful
Der Golem und wie er in die Welt kam
Last Days
Mulholland Drive
Shame
3
Soylent Green
Mittwoch, Dezember 26, 2012
Schloss Moritzburg
Heute habe ich mir mit meinen Eltern und meiner Schwester einen ganz märchenhaften Tag auf Schloss Moritzburg gemacht. Das ist etwa 60km von meinem Heimatort entfernt und liegt ein paar Kilometer nördlich von Dresden. Dieses Schloss ist vor allem durch seinen großen Auftritt im Märchenfilm Drei Haselnüsse für Aschenbrödel (1973) bekannt und genau darüber findet nun schon den dritten Winter in Folge eine Ausstellung in den Räumen des Schlosses statt. Dieses Jahr steht vor allem der Regisseur Václav Vorlícek und der Komponist der Filmmusik, Karel Svoboda, im Fokus. Svoboda hat beispielsweise auch das Titellied der Zeichentrickserien Die Biena Maja, Wickie und Pinocchio komponiert.
Die Ausstellung ist wirklich lohnenswert. Es gibt viele Originalkostüme, Nachbauten einiger Kulissen, Miniaturmodelle, Fotos vom Dreh, alte Kinoplakate, Infos zu jedem Darsteller, undundund. Von überall hört man die wunderbare Filmmusik und am Ende war ich so in Stimmung, dass ich mir sogar ein paar Haselnüsse mit Nougat gekauft habe ;)
Hier ein paar Impressionen von der Ausstellung:
Montag, Dezember 24, 2012
Türchen 24
Frohe Weihnachten! In den Heiligen Abend entlasse ich euch mit einem der Lieder, die ich als Kind bei meinen Eltern am liebsten gehört habe. Wer in den 80er oder 90er Jahren in der DDR / den neuen Bundesländern geboren und aufgewachsen ist, kennt diese Version sicherlich auch aus seiner Kindheit:
Sonntag, Dezember 23, 2012
Samstag, Dezember 22, 2012
Türchen 22
Kein ausgewiesenes Weihnachtslied, aber es wird etwas gesampelt, dass man nur mit Weihnachten in Verbindung bringen kann :)
Get Well Soon - You are using all your senses just for being sad (2008)
Und das Original gleich noch dazu:
Freitag, Dezember 21, 2012
Donnerstag, Dezember 20, 2012
Mittwoch, Dezember 19, 2012
Dienstag, Dezember 18, 2012
Montag, Dezember 17, 2012
Sonntag, Dezember 16, 2012
Samstag, Dezember 15, 2012
Türchen 15
Heute mal ein wenig Konträrfaszination mit zwei Menschen, die das Prinzip Playback noch etwas verinnerlichen müssen:
Freitag, Dezember 14, 2012
Donnerstag, Dezember 13, 2012
Mittwoch, Dezember 12, 2012
Dienstag, Dezember 11, 2012
Montag, Dezember 10, 2012
Sonntag, Dezember 09, 2012
Samstag, Dezember 08, 2012
Freitag, Dezember 07, 2012
Türchen 7
Mireille Mathieu und ein reizendes Kind singen "Petit Papa Noel" (zu finden auf der Schallplatte Die 20 schönsten Weihnachtslieder. Stars singen zum Weihnachtsfest von 1977)
Donnerstag, Dezember 06, 2012
Türchen 6
Fröhlichen Nikolaus alle miteinander! Zur Feier des Tages ein 'Wir haben uns alle lieb'-Lied aus dem Jahre 1984:
Mittwoch, Dezember 05, 2012
Dienstag, Dezember 04, 2012
Montag, Dezember 03, 2012
Sonntag, Dezember 02, 2012
Samstag, Dezember 01, 2012
Weihnachtskalender - Türchen 1
Der diesjährige Kalender wird weitestgehend ein musikalischer sein und ausnahmslos hier stattfinden (und nicht abwechselnd mit dem Ramschladen). Die Musikauswahl ist ...bunt :)
Dienstag, November 27, 2012
All die Entschuldigungen
Mein Lieblingslied meiner Jugendliebe Nirvana ist "All Apologies", das auf dem 1993er Album In Utero erschien. Vor allem dieser Song hat sich nach dem Freitod Cobains großer Beliebtheit unter anderen Musikern erfreut. Doch zunächst das Original:
Sinead O'Connor hat sich dieses Sons beispielsweise angenommen. Die Version entspricht eher ihrer Musik denn dem Sound Nirvanas, und dieser zarte Ton steht dem Lied gut:
Placebo haben - zu meiner größten Überraschung - "All Apologies" auf ihrer letzten Welttournee (2008-2010) ebenfalls in einigen Setlists gehabt. Beim Leipzig-Konzert nicht, sonst wäre ich kürzlich abends beim Live-DVD-Gucken nicht so aus allen Wolken gefallen, als das Gitarrenintro zu "All Apologies" direkt nach dem Placebo-Klassiker "Teenage Angst" erklang. Eine schöne Überraschung. Die Variante gefällt mir auch ganz gut:
Und um zu guter Letzt noch einen Link zwischen Sinead O'Connor und Placebo herzustellen: auf ihrem Cover-Album, das den originellen Titel Covers (2003) trägt, interpretiert die Band um Brian Molko O'Connors "Jackie". Zuerst das Original, das mir besser gefällt und in welchem O'Connor optisch die tolle Natalie Portman in V for Vendetta vorwegnimmt, und dann das Cover:
Sonntag, November 25, 2012
Totensonntag
Freitag, November 23, 2012
50+ ... Vol. IV
50.+6 Nirvana - The Man who sold the World (unplugged) ... einer der schönsten Coverversionen, die es überhaupt gibt. Dem guten Bowie-Song, der in dessen Interpretation aber etwas blass bleibt, geben Nirvana während des Unplugged-Konzertes eine Tiefe und Sehnsucht, die unerreicht ist. Für Liebhaber großartiger Gitarrenstücke. Als ich etwa 15 war, eröffnete sich mir mit diesem Song eine ganz neue Qualität von Musik.
Samstag, November 17, 2012
Ah oui, le cinéma!
Diese Woche war bei mir Filmwoche. Mit einer kleinen Unterbrechung in Form eines Besuches des Toten Hosen-Konzertes am Mittwochabend stand jeder andere Werktagabend im Zeichen der 24 Bilder pro Minute.
Montag: Mulholland Drive (2001, Regie: David Lynch)
Es hat mich selbst etwas überrascht - das war mein erster Lynch. Der letzte wird es sicherlich nicht bleiben, soviel steht fest. Man lässt sich allerdings mit dem Mystery-Thriller-Drama Mulholland Drive auf einiges ein. Wer es partout nicht leiden kann, wenn ein Film die Möglichkeit einer kohärenten Deutung und eines generellen Handlungsverständnisses gar nicht anbietet, den wird dieser Streifen nicht glücklich machen. Es gibt viele Internetseiten, die sich mit der Interpretation des Filmes - und seiner Handlung bzw. der Handlungsmotivationen der Figuren - auseinandersetzen. Deswegen möchte ich auch gar nicht erst versuchen, den Inhalt wiederzugeben, Internet habt ihr ja alle selbst, wenn ihr das lest. Wenn ihr mal 'was anderes' sehen wollt, dann versucht es mit diesem Film!
Dienstag: Die Vermessung der Welt (2012, Regie: Detlev Buck)
Daniel Kehlmanns Roman Die Vermessung der Welt (2005) galt als "unverfilmbar", wegen seiner doppelbiografischen Struktur, weil alle Dialoge nicht in direkter, sondern in indirekter Rede und im Konjunktiv geschrieben sind, etc. Detlev Buck hat sich aufgrund dieser Umstände den Schriftsteller als Co-Autor des Drehbuches und generell als Berater gleich dazugeholt. Kehlmann mimt zudem den Erzähler im Film und spielt auch eine kleine Rolle als zwielichtiger preußischer Minister ganz am Ende. Ganz ehrlich: etwas mehr zurücknehmen können hätte er sich von mir aus gern. Seine Stimme ist keine gute Erzählerstimme und sein Cameo-Auftritt wirkt vor allem bemüht und selbstdarstellerisch. Der Film ist gutes deutsches Unterhaltungskino, das Gott sei Dank auf große Stars verzichtet und die, die es gibt, maximal in den Nebenrollen unterbringt (toll: Katharina Thalbach als Gauß' Mutter und David Kross als sein Sohn). Ziel von Buck und Kehlmann war es, einen Film zu schaffen, der unabhängig von der literarischen Vorlage funktioniert, und das ist gut gelungen. Leider setzt der Film zu oft auf platte Gags - hier hätte größere Nähe zum Roman, der mit subtilem, aber gekonnten Humor aufwartet, dem Film gut getan. Kurzweilig und amüsant, mehr aber leider nicht.
Donnerstag: Heat (1995, Regie: Michael Mann)
Dieser Actionfilm gilt als einer der Höhepunkte in der Geschichte dieses Genres, als ein regelrechter Höhepunkt der Filmgeschichte schlechthin - denn hier stehen Al Pacino und Robert De Niro erstmalig gemeinsam vor der Leinwand (in Der Pate II ist das auch der Fall, da gibt es aber keine gemeinsamen Szenen), und darauf hatten viele Kinofans lange gewartet. Action ist nicht ganz mein Genre, wie ihr euch vielleicht denken könnt, aber dieser Film ist wirklich gut: die klassische Actionhandlung mit ordentlich Geballer, mit Verfolgungen, etc. gibt es zwar auch, aber die eigentliche Spannung entspinnt sich innerhalb der Figuren. Es geht um das, was sich zwischen dem genialen Einsatzleiter (Pacino) und dem gerissenen Gangster (De Niro) abspielt, auch wenn es nur zwei längere Szenen gibt, in denen sie sich gegenüber stehen. Es geht um das Privatleben der Polizisten und Kriminellen, und was deren Tätigkeit aus ihrer Ehe, den Freundschaften, etc. macht. Sehr sehenswert.
Freitag: 3 (2010, Regie: Tom Tykwer)
Und noch ein namhafter Regisseur. 3 ist ein wunderbarer Film aus der jüngeren deutschen Filmvergangenheit, der das fertig bringt, was das deutsche Kino oft nicht schafft: der Zuschauer kann jede Äußerung, jede Reaktion der Figuren nachvollziehen. Man denkt sich nicht bei jedem zweiten Satz, wie absolut merkwürdig diese Äußerung jetzt war, wie krampfhaft dieses Drehbuch wirkt. Ich weiß nicht, ob ihr versteht, wie ich das meine. Der Film nimmt sich Zeit, die Figurenkonstellationen natürlich, organisch entstehen zu lassen. Und diese Konstellation besteht in der Hauptsache aus - drei Figuren. Hanna und Simon sind ein Paar (Anfang Vierzig, kreative Berufe, nicht verheiratet, seit zwanzig Jahren zusammen), sie lernen unabhängig voneinander Adam (gleichaltrig, geschieden, Stammzellenforscher) kennen. Adam stellt ihre etwas ausgetretene Beziehung auf die Probe ... - Aber nicht so, wie jeder andere Film es machen würde. Der Film beinhaltet viele erotische Szenen ... - Und stellt sie Gott sei Dank anders dar, als wir es gewohnt sind:
„Tykwer hat glücklicherweise kein Problem damit, die hetero- und
homosexuellen Szenen ganz unverkrampft darzustellen. Er zeigt Sex ohne
Komik, ohne falsches Pathos. So, wie er sein sollte zwischen zwei
Menschen, die zum ersten Mal miteinander schlafen: aufregend und
ungestüm. Vor allem die homosexuellen Szenen sind von einer Offenheit
und Sinnlichkeit, die es im deutschen Film bisher selten zu sehen gab.“ (Carolin Ströbele in Die Zeit vom 21.12.2010)
Ein fabelhafter Film, vor allem dank der drei Hauptdarsteller!
Dienstag, November 13, 2012
Tchibo
Ich bin gern Tchibo-Kunde. Mit Kundenkarte und so. Der Kaffee schmeckt, und eine Themenwelt im vergangenen Jahr rund um Wohnungseinrichtung hat mir zwei super Teppiche und Kommoden beschert. Auch die Küchenwaage ist von da und tut brav und praktisch ihren Dienst, ebenso das Handrührgerät oder die Holzbrettchen, von denen es sich prima frühstücken lässt.
Die Themenwelten wechseln wöchentlich, sind oft saisonal angehaucht. Im Frühjahr gibt es Outdoorfunktionskleidung und Sportutensilien, im Sommer Grillbedarf, im Herbst wetterfeste Kinderkleidung, im Winter Backutensilien, etc. Und dann gibt es eben immer mal Möbel für Wohnraum, Küche und Bad, sogar Betten und Matratzen. Kaffee, Kaffeezubehör und Geschirr gibt es ja sowieso immer. Klingt alles soweit sinnvoll.
Aber je häufiger sich ein grober Themenkreis wiederholt, desto abgefahrener werden die Produkte, die verkauft werden. Gut, es mag einen Markt für Zwei-Personen-Saunen geben, die man für reichlich 1200€ bei Tchibo online erwerben kann. LED-Echtwachskerzen. Ja, vielleicht sinnvoll in einem kleinkinderreichen Haushalt. Für so Luxusgerätchen, die aber eigentlich kein Mensch brauchen sollte, weils auch anders geht, ist der Markt leider auch da, beispielsweise für so einen Induktionsmilchaufschäumer. Zu viel Geld, Langeweile, Technikwahn und das fehlende Bedürfnis, Dinge auch mal selber zu machen, geben sich da die Klinke in die Hand. Wichtig ist heutzutage wohl auch, dass man Kekse ausstechen kann, die man nachher auf einen Tassenrand steckt; dafür gibt es dementsprechend Tassenkeksausstecher, drei Stück für nur 6€. Oder Keks-Stempelsets, um Namen auf Plätzchen zu drucken. Dekorative Taschen bzw. Hüllen, in die exakt eine Packung Papiertaschentücher packt, weils wohl eleganter ist. Raumluftwäscher für die moderne Sagrotanmutter.
Da werden, vor allem mit den merkwürdigen Küchenhelferlein, irgendwie Bedürfnisse geweckt, die vorher kein Mensch hatte. Haben Menschen schon Plätzchen auf Tassenränder stecken wollen? Und wenn ja - wären sie dann nicht vor dem Backen auf die Idee gekommen, mit einem Messer o. ä. ein Stück aus dem aufzusteckenden Keks zu schneiden? Kann man nicht auch Worte mithilfe von Schokoglasur und bunten Streuseln oder Haselnussstücken auf Plätzchen pappen?
Vielleicht bin ich ignorant. Aber irgendwie verstehe ich nicht, warum so etwas verkauft wird. (Ja, weil da wer mit Geld verdient, Kapitalismus, Angebot schafft Nachfrage, das verstehe ich schon. Aber Nutzen und Sinn der Produkte, das darf kein gesunder Menschenkopf verstehen können, finde ich.) Es ist eigentlich in fast jeder Wochenthemenwelt so. Da steht neben einem superpraktischen Produkt irgendwas total Sinnfreies, das in sich auf eine unglaublich perfekte Art die Übersättigung dieser unserer Welt versinnbildlicht. Gutes Küchenmesser, daneben Apfelschälstation. Bratpfanne, daneben Silikonschneidebrett zum Zusammenfalten. Himmel!
Vielleicht bin ich ignorant. Aber irgendwie verstehe ich nicht, warum so etwas verkauft wird. (Ja, weil da wer mit Geld verdient, Kapitalismus, Angebot schafft Nachfrage, das verstehe ich schon. Aber Nutzen und Sinn der Produkte, das darf kein gesunder Menschenkopf verstehen können, finde ich.) Es ist eigentlich in fast jeder Wochenthemenwelt so. Da steht neben einem superpraktischen Produkt irgendwas total Sinnfreies, das in sich auf eine unglaublich perfekte Art die Übersättigung dieser unserer Welt versinnbildlicht. Gutes Küchenmesser, daneben Apfelschälstation. Bratpfanne, daneben Silikonschneidebrett zum Zusammenfalten. Himmel!
Freitag, November 09, 2012
Vicky Christina Midnight in Rome, oder so.
Habe gestern Woody Allens Midnight in Paris (2011) das erste Mal gesehen ... und wenn ich bedenke, dass ich ganz scharf drauf war, den zu sehen als er im Kino lief, bin ich im Nachhinein froh, ihn lieber ohne Kinokartenkosten, dafür aber in allwöchentlich gemütlicher Runde zum Filmabend gesehen zu haben.
Was dem Film positiv angerechnet werden darf: er beweist Mut zur Phantasie. Zunächst vermutet der Zuschauer, der sich keine Inhaltsangabe durchgelesen hat, dass es sich um eine 0815-Romantikkomödie handelt - angesichts des Personals (s. u.) ist das auch eine nacvhollziehbare Befürchtung. Doch Midnight in Paris bietet etwas, das solchen Filmen sonst fremd ist: eine fantastische Komponente. Denn jedes Mal zu Mitternacht wird der Protagonist wie durch ein Wunder in eine andere Zeit entführt, nämlich in das Paris der 1920er - die Zeit, in welcher er liebend gerne leben würde. Dort lernt er Hemingway, Dalí, Gertrude Stein, Picasso kennen. Diese Phantastik hebt den Film deutlich von seinen Gattungsgenossen ab, im positiven Sinne. Ebenfalls sehr schön, wenn auch teils kitschig (aber gut kitschig, weil Amélie-kitschig) fand ich die Parisbilder sowie die Kulissen und Kostüme der Vergangenheitsepisoden.
Aber das negative überwiegt für mich definitiv: die Dialoge sind größtenteils ein Graus, die Charaktere der Gegenwart durchgehend nervtötend und total überzeichnet. Die Karikatur eines republikanischen Schwiegervaters, die Karikatur einer nervigen Verlobten, etc. Wie man Owen Wilson überhaupt immer noch allen Ernstes eine derartige Hauptrolle geben kann, verstehe ich nicht. Auch die seine Verlobte verkörpernde Schauspielerin Rachel McAdams verdient sich keine Lorbeeren. Und dann hat der Film solche Szenen: der von Wilson gespielte Protagonist verlässt eine Kneipe, in welcher er so eben mit Hemingway getrunken und über Literatur gesprochen hat (so weit, so gut). Draußen kann er diese Begegnung kaum fassen (verständlicherweise). Nach wenigen Metern bleibt er stehen und sagt ganz hollywoodesk: Woowoowooh, Momeeent, hab ich da gerade ...? Sowas sagen NUR Menschen in mittelmäßigen bis mauen Hollywoodstreifen. Und das hat einen Grund: das ist derart unnatürlich und unauthentisch, das sagt kein Mensch außerhalb der Drehbücher (und jene hier sind - oh weh - oscarprämiert!).
Die Dialoge der Szenen, die in den Zwanzigern spielen, sind weitaus dezenter gestaltet, auch die Figurenzeichnung ist weniger nervig. Die Schauspieler (u. a. die bezaubernde Marion Cotillard) empfand ich ebenfalls als besser.
Was mich zu der Frage führt: Kann es Absicht gewesen sein, die Figuren der Gegenwart (die Verlobte des Helden und ihre Eltern sowie ihre Freunde) übersteigert eindimensional zu gestalten, modern-neurotisch und gefährlich für die Nerven des Zuschauers? Sollten dieser Darstellung die authentischeren, lebendigeren Figuren vergangener Epochen gegenüber stehen? Auf den ersten Blick ergibt das viel Sinn. Sieht man den Film aber bis zum Schluss, eröffnet sich eine eindeutig artikulierte Moral: es bringt nichts, in der Vergangenheit zu leben, vergangene Zeiten zu verklären, mach stattdessen das Beste aus deiner eigenen Zeit. Das ist ein Widerspruch zur möglichen Erhöhung der Vergangenheit und ihrer Bewohner, weswegen ich das wieder verwerfe.
Letzten Endes bleibt es doch alles in allem ein vorhersehbarer Schmachtfetzen mit einigen originellen und auch einigen witzigen Szenen. Woody Allen hat sich - für meine Begriffe - mit seinen ganzen seichten und neurotischen Metropolenfilmen nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Alle anderen sehen das irgendwie anders. Für Midnight in Paris hat er sowohl bei den Oscars als auch bei den Golden Globes 2012 jeweils die Auszeichnung für das beste Drehbuch erhalten. Die sich angeblich niemals irrende Internet Movie Database gibt dem Streifen 7,7 Sterne (von 10). Mon dieu ...
Mittwoch, November 07, 2012
Ende des Jammertals
Die jämmerlichen "Ich bin ja so krank"-Einträge haben endlich ein Ende, und meine Lungenentzündung auch so langsam. Einmal hab ich schon durchgeschlafen und tagsüber huste ich kaum noch, der Schnupfen ist weg. Morgen nehme ich die letzte Antibiotikumtablette und dann sollte die Sache gegessen sein - yay!
Nebenher hat sich auch Barack Obama mal eben wieder zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika wählen lassen. Jedes Mal, wenn ich den Namen dieses Landes ausschreibe, denke ich sofort an Filme wie Armageddon oder Pearl Harbour, an Pathos und den unsäglichen Ben Affleck.
Ich habe heute Morgen im Radio ein Interview mit einem deutschen Politikwissenschaftler gehört. Der hat gemeint, dass der Ausgang der Wahl nirgends zu so einem knappen, spannenden Ding hochgejazzt worden sei wie in Deutschland. Für ihn habe schon seit Monaten recht eindeutig festgestanden, dass Obama das Rennen machen würde, nicht zuletzt, weil Mitt Romney kein Gegner auf Augenhöhe, sondern von Vornherein wesentlich schwächer gewesen wäre (wieviel Fußballsprech man doch in diese Sache reinbekommt). Die Argumente dafür, dass Romney für ihn von Anfang an Außenseiterstatus hatte, sind plausibel und (vor allem im Nachhinein) nachvollziehbar: zum einen das fehlende politische Know-How (auch wenn er Gouverneur von Massachusetts war), zum anderen fehlende Expertise in jenen Dingen, welche die meisen US-Bürger besonders betreffen (dafür war er einfach von Beginn seines Lebens an zu reich). Hinzu kommt natürlich sein selbstgefälliger Verbalausrutscher über die "Opfer", die Obama wählen, und sein generell geringes Sympathiepotenzial.
Für mich persönlich wären da noch sein Mormonentum und seine Wankelmütigkeit hinsichtlich eigener politischer Positionen zu nennen (z. B. in Gesundheits- und Familienpolitik, vgl. fürs Erste seinen Wikipediaeintrag). Vor allem seine Haltung gegenüber Einwanderern und Abtreibung (Mormone ...) finde ich fatal. Über die Anhänger der Occupy-Bewegung sagte er, dass sie "gefälligst nach Russland gehen sollen". Er geht von einem Niedergang Europas aus, den er u. a. auf die geschwächte Ausprägung des christlichen Glaubens und die verkommene Moral im Europa des 21. Jahrhunderts zurückführt.
Gut, dass die US-Bürger sich gegen das Mittelalter entschieden haben.
Sonntag, November 04, 2012
Gnah
Habe heute das dritte Mal Antibiotikum genommen, aber besser wird es bisher nicht. Ich schlafe immer noch allnächtens auf dem roten Sofa im Arbeitszimmer, immer eine Tasse Tee, Papiertaschentücher und Hustensaft in Reichweite. Erst letzte Nacht bin ich auf die Idee gekommen, dass ich bei den vielen nächtlichen Husten-Aufwach-Momenten schneller wieder einschlafen kann, wenn ich die ganze Nacht Apollo Radio ganz leise laufen lasse. Das dudelt mich dann mit schnarchig-smoothen Jazz oder Klassik wieder ins Reich der Träume.
Ich weiß jetzt alles über das Reich Dschingis Khans, über Hildegard von Bingen, Fotografie in der Mitte des 19. Jahrhunderts, Drittligafußball, einen Massenmord nahe Naumburg im 3. Jahrtausend vor Christus. Mich nervt, dass ich es nicht schaffen werde, Holy Motors im Cineding zu gucken, der läuft nur noch bis Mittwoch. Ich hatte diesen Film schon in den Passage Kinos verpasst und auch, als er in der Schaubühne Lindenfels lief. Das alles ist wirklich sehr gnah.
Samstag, November 03, 2012
3 I 11 I 1925
Heute wäre er 87 Jahre alt geworden. Der Konjunktiv zeigt, dass daraus
nichts geworden ist. Aber meine ganze Familie und ich sind dankbar, dass
es 85 Jahre waren und er trotz allem, was dagegen sprach, solange bei
uns war.
Freitag, November 02, 2012
Update
Kinders, mein Ausflug aus der Gesundheit in das herumlungernde Kranksein wird noch ein wenig verlängert. Der Arztbesuch, zu dem ich mich angesichts meines Zustandes heute Morgen genötigt sah - und den mir der fabelhafte Mann an meiner Seite mithilfe seiner teilauto-Mitgliedschaft ganz luxuriös und ohne nervige Nutzung der Tram ermöglicht hat - hat mir dann verdeutlicht, dass das wohl doch keine stinknormale Erkältung ist, die sich innerhalb von ein paar Tagen wieder verflüchtigt. Doch mittels Antibiotika und anderer Arzneien wird sich auch diese leichte Lungenentzündung wieder in den Griff kriegen lassen. Bis die Antibiotikapackung aufgebraucht ist (es befinden sich sieben Tabletten darin), soll ich möglichst daheim bleiben (es sei denn, das Medikament schlägt schnell an), nichts anstrengendes tun und all den gesundheitsförderlichen Kram weiter betreiben, den ich sowieso schon mache (Tee, heiße Zitrone, Erkältungsbäder, ...). Das bekomme ich hin. Wäre nur schön, wenn all die Schmerzen sich schon mal verdünnisieren würden und ich nachts besser schlafen könnte. Wie soll man denn sonst die Dokus genießen?
Donnerstag, November 01, 2012
Das Beste am Kranksein ist, dass man sich nicht schlecht dabei fühlt, den ganzen Tag Dokus zu gucken
Meine obligatorische Jahreserkältung
ist da. Am Samstag fing es mit Hals- und Ohrenschmerzen an, Sonntag
kamen der Husten und die Kopf- und Gliederschmerzen dazu und bald
darauf auch der Schnupfen und etwas Fieber. Durchhustete Nächte,
Nasenbluten vom vielen Naseputzen, das ganze Programm.
Ich bin aber überrascht, dass mich die
Erkältung dieses Jahr nicht zur völligen Unzeit erwischt hat. Ich
meine, gebrauchen kann man sie ja nie. Aber wenn ich mir die
Erkältungshistorie der vergangenen Jahre ansehe:
2008 – über Weihnachten und
Silvester, mir einen Kurztrip nach Berlin zwischen den Feiertagen
verderbend
2009 – während des Hurricane
Festivals, selbstverständlich mit unzureichend Medikamenten, Nine
Inch Nails-Auftritt in fiebriger Trance
2010 – während einer sechstägigen
Radtour entlang des Elberadweges
2011 – hatte ich keine Erkältung
Derartige Großunternehmungen habe ich
derzeit nicht vor. Dass ich genau jetzt erkältet bin, bedeutet im
Grunde sogar, dass ich es über Weihnachten mit an Sicherheit
grenzender Wahrscheinlichkeit nicht sein werde und mich generell
'gesunde' Monate erwarten, da normalerweise mindestens 6 Monate,
nicht selten 12 Monate oder mehr, zwischen meinen schnupfigen Phasen
liegen. Hurra! Nicht hurra finde ich allerdings, dass mich diese Erkältung davon abhält, an der längst überfälligen Reunion mit meinen reizenden Mädels teilzuhaben ...
Und solange beschäftige ich mich erst
mal mit dem Trinken von Tee, heißer Zitrone und Hustensaft, mit dem
Gucken von Dokumentationen, mit Xbox spielen, Kleider bei Zalando
angucken, Nase putzen.
Dienstag, Oktober 30, 2012
Gedanken zu Sinatra, New York-Bilder
Habe in der Badewanne das erste Mal seit Langem wieder Frank Sinatra gehört. Im Grunde höre ich ihn meist nur in der Winter- bzw. Weihnachtszeit, weil seine Interpretationen von beispielsweise "White Christmas" oder "Have yourself a merry little Christmas" einfach die schönsten sind.
Wenn man dann aber mal so ein ganzes Live-Album anhört, kann einem 'The Voice' Sinatra schon auf den Senkel gehen. Es ist nicht die Stimme - die ist fabelhaft - und es sind nicht die Songs - allesamt tolle Ohrwürmer -, es ist wie so oft das 'wie'. Dieses Charmant-Gönnerhafte, das die Performances der meisten Sänger um 1950 kennzeichnete. Das soll kein feministisches Plädoyer werden, aber dieses derart selbstbewusste, männlicherfolgreichweiße Gehaben ist ein Störton im Musikgenuss. Denn auch inhaltlich gibt es ja nur zwei Arten von Frauen: mädchenhaft Pflichtbeflissene, deren Terrain der Haushalt ist, und Vamps, die den Männern den Kopf verdrehen und doch voll und ganz ihnen gehören. Hach. Jetzt hab ich's doch getan.
Das Album wird selbstredend von "New York, New York" eröffnet, dem großen Klassiker. Und sind wir ehrlich - wer kann sich den jazzigern Bläsern und dem innig geschmetterten Stadtnamen denn enziehen? - Ich nicht. Während des Songs zogen verschiedene New York-Bilder vor mir auf. Nicht jene einstürzender Türme und niemals zu überbietender Dramatik und Bildgewaltigkeit, sondern eben jene, die das Lied wohl auch evozieren will. Ich denke an "Frühstück bei Tiffany" und Audrey Hepburn, an Männer in langen Mäntel und mit Hüten, alte Autos, an Dinge, die strahlen und glitzern, Aufstieg, Erfolg, Bares, Optimismus liegen in der Luft. Ich glaube, dass die Bilder oder vielmehr die positive, entproblematisierte Grundstimmung der Vorstellungen sich da bei keinem groß unterscheiden. Oder wie sieht's bei euch aus?
(Das Lied vielleicht nur hören und die Bilder nicht ansehen, damit eure eigenen Kopfbilder nicht verfälscht werden.)
Samstag, Oktober 27, 2012
Der erste Schnee
Auf meine Winter- und Weihnachtsstimmung ist wie in jedem Jahr Verlass. Als heute Nacht, erstaunlich früh in diesem Jahr, die ersten Schneeflocken fielen, setzte sie sofort ein. Natürlich ist die Schneemenge vernachlässigenswert, aber das Bedürfnis nach Glühwein ist sofort erwacht (praktischerweise ist noch welcher von letztem Winter da). Der Herr Liebste hört bei last.fm gerade ein Weihnachts- und Winterlied nach dem anderen; und wie ich gestern erfahren habe, beginnt heute der Ski Alpin-Weltcup mit Maria Höfl-Riesch und Co. - auch meine Wintersportgucksucht kann also von Neuem ausbrechen. Und selbstverständlich habe ich die ersten Weihnachtsgeschenke auch schon besorgt ... ;)
Die jährliche Erkältung scheint auch gerade einzusetzen. Der einzige Nachteil bei der aktuellen Wetterlage.
Freitag, Oktober 26, 2012
The Doors of Perception
In den letzten Tagen habe ich meine persönlichen Doors of Perception weit aufgemacht und mehrere Filme gesehen, die in einem engeren oder weiteren Sinne unter das Etikett 'Musikfilm' fallen. Alle Streifen behandelten Ikonen der Pop- und Rockkutlur aus verschiedenen Jahrzehnten.
Zum einen habe ich (zum zweiten Male schon) die Dokumentation The Doors: When you're strange (2010) gesehen. Der Erzähler Johnny Depp geleitet den Zuschauer in knapp 90 Minuten Laufzeit durch die Historie der Band The Doors, natürlich mit Fokus auf Jim Morrison. Ich finde diese Doku äußerst gelungen, weil sie folgende Dinge leistet: erstens vergisst sie über Morrison die anderen Bandmitglieder nicht, die künstlerisch ebenso beteiligt waren wie Morrison selbst (ausnahmsweise war der Leadsänger hier nicht das alleinige Mastermind). Zum Zweiten verknüpft sie den Erfolg und die Ambitionen der Band gekonnt mit den politischen und historischen Ereignissen und dem Zeitgeist der späten 60er Jahre. Und drittens erlaubt diese Doku es sich erfreulicherweise, ganze Songs der Doors in voller Länge zu spielen, vor allem Live-Mitschnitte, die dann meist mit zeitgenössischen Bildern unterlegt werden. Der Film hat übrigens einen Grammy in der Kategorie "Best Long Form Music Video" erhalten; Regie führte ein gewisser Tom DiCillo, der sich zuvor vor allem als Kameramann einen Namen gemacht hatte (u. a. für Jim Jarmuschs Coffee & Cigarettes).
Ebenfalls um diese Band dreht sich der 1991 erschienene Film The Doors mit Val Kilmer in der Hauptrolle als Morrison. Die drei noch lebenden Bandmitglieder der Doors stehen sehr konträr zu diesem Film. Ray Manzarek, der an der Hammond-Orgel bzw. am Keyboard saß, war enttäuscht, wie eindimensional Oliver Stone seinen Freund Morrison darstellte. Der Regisseur konzentriere sich laut Manzarek nämlich fast ausschließlich auf den rauschhaften Rockstar und ließe den sensiblen Poeten und Menschen Morrison außen vor. Gitarrist Robbie Krieger bescheinigte dem Film ebenfalls Überzeichnungen und Verzerrungen, empfand ihn aber generell als gelungen und lobte Kilmers schauspielerische Leistung über alles. - Was sage ich dazu? Ray Manzarek stimme ich vollkommen zu. Der Film reiht einfach nur Exzess an Exzess und toppt sich selbst in seiner Verklärung gewaltig, indem es Morrisons Tod ästhetisch-heroisch romantisiert. So vieles in diesem Film wirkt albern und peinlich, anstatt authentisch.
Regie führte, wie bereits erwähnt, Oliver Stone (Platoon, Natural Born Killers, World Trade Center, Alexander), dem ich persönlich keine emphatischen Künstlerportraits zugetraut hätte - und davon ist der Film in der Tat weit entfernt. Nach dem Popocornkinostreifen hat man erstmal richtig Lust, sich für die verkorksten zwei Stunden mit den echten Doors zu trösten.
Außerdem habe ich - endlich, nachdem ich es schon seit Jahren vorhatte - I'm not there (2007) gesehen, eine experimentelle filmische Biografie über Bob Dylan. Das erste, was ich zu diesem Film wusste, als er im Kino anlief, war, dass Dylan von insgesamt sechs Schauspielern dargestellt würde: Cate Blanchet, Christian Bale, Heath Ledger, Richard Gere, Ben Wishaw (Hauptdarsteller in Das Parfum) und einem schwarzen Jungen namens Marcus Carl Franklin. Diese Mischung (Männer jeden Alters, eine Frau, ein schwarzes Kind) fand ich äußerst interessant. Schon der Trailer verriet, dass tatsächlich Cate Blanchet dem Musiker optisch am nächsten kommt.
Nun gestaltet sich I'm not there aber nicht als klassisches Biopic. Man hat es mit sechs Episoden zu tun (eine pro Darsteller), die zueinander in keinerlei Bezug zu stehen scheinen und unchronologisch erzählt werden. Sie spielen an anderen Orten, zu anderen Zeiten, es gibt kaum wirkliche Links zueinander - das war sehr verwirrend. Zudem heißt keiner der sechs Darsteller Bob Dylan. Richard Gere ist eine Art Billy the Kid, Heath Ledger mimt einen Schauspieler namens Robbie, Christian Bale einen Folksänger namens John Rollins, Cate Blanchet einen Folk- und Rocksänger namens Jude Quinn. Jede Figur stellt eine Facette des Poeten und Musikers Bon Dylan dar, mit dessen Musik der Film unterlegt ist. "Die Episoden wandeln zwischen realen, verbürgten Szenen und
philosophischen, abstrakten Metabetrachtungen. Unter anderem wird
gezeigt, wie Dylan im Jahr 1965 anfängt, die elektrische Gitarre zu spielen" und damit seine Folkmusic-Fangemeinde vor den Kopf stößt. "Außerdem wird in Anlehnung an den Western Pat Garrett jagt Billy the Kid, zu dem Dylan den Soundtrack schrieb, Richard Gere als Billy the Kid
gezeigt (als Parallele zu dem älteren Bob Dylan), der anfangs nur ein
ruhiges Leben führen will und dann in einer Art Comeback seinen alten
Widersacher Pat Garrett ein letztes mal überlistet." (meine kreative Quelle)
Im Großen und Ganzen kann ich mit dem Film weniger anfangen als gedacht. Er hat einige Längen, aber das ändert nichts an meiner begeisterten Bewertung einiger Episoden darin. Insgesamt finde ich ihn dann aber doch recht gut - vor allem ist es mal was anderes. Und wer hat den Film gedreht? Todd Haynes, der mir und allen anderen von der Glamrock-Ära, David Bowie und Placebo Faszinierten den Film Velvet Goldmine (1998) geschenkt hat.
Der bemerkenswerteste der Filme aber war Last Days (2005). Dieser Film arbeitet mit Motiven aus dem Leben von Kurt Cobain, und stellt eine fiktive Variante der letzten Tage des Musikers dar. Trotz der vielen fingierten Elemente vergisst der Zuschauer zu keinem Moment, dass Cobain der Inspirationsgeber für den Regisseur Gus van Sant (Good Will Huntung, Forrester - Gefunden, Milk) war. Das wird zum einen am äußeren Zustand des Protagonisten Blake deutlich - blond verwuschelt, typische Outfits Cobains tragend -, zum anderen zeigt der Film einen von Drogen körperlich stark angegriffenen, sensiblen Musiker, der mit der Welt nicht mehr klarkommt. Auch eine Flinte begleitet den Film von Anfang bis Ende, bis schließlich Blake tot in einem Gartenhäuschen liegt. Der Zuschauer hat kein Waffeanlegen gesehen, keinen Schuss gehört; ob es Drogen waren oder das Gewehr, ob es Suizid war oder ein Unfall, alles bleibt offen. Der Film ist generell angenehm ruhig, lässt lange Kameraeinstellungen auf vermeintlich handlungsarme Szenen zu, und ist nicht so effekthascherig wie The Doors, den ich direkt davor gesehen hatte.
Fazit: Anders, ruhig, poetisch. Und nachwirkend. Der Hauptdarsteller Michael Pitt (Die Träumer) macht seine Sache super, vor allem musikalisch, sein 'Babyface' empfand ich aber manchmal als unpassend. Dennoch eine gute Wahl. Im Clip seht ihr Michael Pitt alias Blake in Last Days.
Der bemerkenswerteste der Filme aber war Last Days (2005). Dieser Film arbeitet mit Motiven aus dem Leben von Kurt Cobain, und stellt eine fiktive Variante der letzten Tage des Musikers dar. Trotz der vielen fingierten Elemente vergisst der Zuschauer zu keinem Moment, dass Cobain der Inspirationsgeber für den Regisseur Gus van Sant (Good Will Huntung, Forrester - Gefunden, Milk) war. Das wird zum einen am äußeren Zustand des Protagonisten Blake deutlich - blond verwuschelt, typische Outfits Cobains tragend -, zum anderen zeigt der Film einen von Drogen körperlich stark angegriffenen, sensiblen Musiker, der mit der Welt nicht mehr klarkommt. Auch eine Flinte begleitet den Film von Anfang bis Ende, bis schließlich Blake tot in einem Gartenhäuschen liegt. Der Zuschauer hat kein Waffeanlegen gesehen, keinen Schuss gehört; ob es Drogen waren oder das Gewehr, ob es Suizid war oder ein Unfall, alles bleibt offen. Der Film ist generell angenehm ruhig, lässt lange Kameraeinstellungen auf vermeintlich handlungsarme Szenen zu, und ist nicht so effekthascherig wie The Doors, den ich direkt davor gesehen hatte.
Fazit: Anders, ruhig, poetisch. Und nachwirkend. Der Hauptdarsteller Michael Pitt (Die Träumer) macht seine Sache super, vor allem musikalisch, sein 'Babyface' empfand ich aber manchmal als unpassend. Dennoch eine gute Wahl. Im Clip seht ihr Michael Pitt alias Blake in Last Days.
Zu guter Letzt war da noch The Magical Mystery Tour von den Beatles, denen Arte am Sonntag einen Themenabend widmete, der sehr interessante Dokus bereithielt. Dieser 55minütige Film ist eine irre und kunterbunte Reise mit den Fab Four, die sowohl für die Regie als auch das Drehbuch und die Produktion zuständig waren. Wobei es ein striktes Drehbuch nie gegeben hat, und das ist wohl auch gut so. Die Beatles toben sich richtig aus; mixen Kindheitserinnerungen von Jahrmärkten und Kindergeburtstagen mit surrealen Szenen in Restaurants, Stripclubs und großen Showbühnen. Die Beatles sind Zauberer, Revuestars, Busreisende. Verschiedene Songs der Band werden eingearbeitet. Absolut sehenswert.
Mittwoch, Oktober 24, 2012
50+ ... Vol. III
50.+5 Muse - Unintended ... Das war wohl mein erstes Lieblingslied von Muse, wenn ich es recht bedenke. Der Videoclip war mal wieder so einer, der bei Viva Zwei bzw. später bei Viva+ nur des Nächtens ganz selten mal zu sehen war, oder eben bei Onyx.tv - Gott habe es selig. Es geht um jemanden, der meint, die Liebe seines Lebens gefunden zu haben; den Menschen, den er wirklich für immer an seiner Seite haben will. Aber Altlasten aus seinem früheren Leben halten ihn davon ab, glücklich zu sein ... "I'm busy mending broken pieces of the life I had before". Viel Gefühlsduseliges gäbe es da zu berichten, von Teenageverknalltheiten in Spinner und von anderen Dingen. Aber das geht hier ja Gott sei Dank keinen was an ;)
Montag, Oktober 22, 2012
Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht
... und wenn er auch die Wahrheit spricht. Der Spruch ist ziemlich altbacken und hat in der Kindheit sicher die meisten enorm genervt, aber auf eines trifft er heute zu wie sonst auf kaum etwas: auf Dopingsünder.
Eben ging die Meldung über den Ticker, dass Lance Armstrong in allen Punkten für schuldig befunden wurde und somit alle sieben Siege bei der Tour de France verliert; dazu kommt eine lebenslange Sperre für den 41-jährigen Texaner. Armstrong hatte die Tour von 1999 bis 2005 jedes Jahr gewonnen.
Was hat das für Auswirkungen? - Ziemlich absurde, teils auch traurige, sowohl für den Lebensweg von Armstrong selbst als auch für den professionellen Radsport.
Zum einen hat sich Armstrong selbst um alles gebracht; um seine Glaubwürdigkeit, seine Karriere, sein Lebenswerk, das nun mehr als nur infrage steht, ja regelrecht dem Erdboden gleich gemacht ist. Er ist selbst schuld daran, dass die einzige veritable Leistung, die nun noch in seiner Vita steht, der erfolgreiche Kampf gegen den Hodenkrebs ist. Als diese Krankheit 1996 diagnostiziert wurde, befand sie sich in einem derart fortgeschrittenen Stadium, dass sich bereits Metastasen in Gehirn, Lunge und Bauchraum gebildet hatten. Es glich einem Wunder, dass die Heilung vollständig und ohne Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit Armstrongs vonstatten ging. Drei Jahre nach der Diagnose folgte dann der erste Tour de France-Sieg. - Doch auch diese, an sich beeindruckende, Phase seines Lebens steht nun unter anderen Zeichen. Die im Jahr 2000 erschienene Autobiografie des Profi-Sportlers widmet sich vor allem dem Kampf gegen den Krebs und der unglaublichen sportlichen Rückkehr. Diese hollywoodreife Erfolgsgeschichte hat nun einen Knacks. Weltweit könnten sich Millionen scher Erkrankte nun von Lance Armstrong gewaltig verarscht fühlen.
Zum anderen könnte es nun dazu kommen, dass die jeweils Zweitplatzierten der Tour de France in diesen Jahren nachträglich zum Toursieger gekürt werden. Und das ist wer? - In den Jahren 2000, 2001 und 2003 beträfe das Jan Ullrich, 2004 den gebürtigen Sachsen Andreas Klöden. Beide stehen selbstverständlich auch unter Dopingverdacht, wenn sie dessen bisher auch nicht einwandfrei überführt werden konnten.
Es ist traurig und fatal, was aus dem Radsport, der noch Mitte, Ende der 90er Jahre in Deutschland so beliebt war wie selten, in der letzten Zeit geworden ist. Kein Mensch hat mehr Lust, im Sommer wochenlang über 100 gedopten Typen mit windschnittigen Helmen dabei zuzusehen, wie sie bei Hitze durch die Pyrenäen und im Regen durch Nordfrankreich fahren. Bei den Olympischen Spielen in diesem Jahr in London waren die illegalen Substanzen den Massen mal kurz egal, vor allem, weil die Briten selbst viele der Medaillen in den Radfahrdisziplinen abgesahnt haben, aber bei den jährlichen Touren, die im TV übertragen werden, gehen die Einschaltquoten mehr und mehr zurück. Zurecht.
(Dabei soll nicht unterschlagen werden, dass viele andere Sportarten - Leichtathletik, Wintersportdisziplinen, u. a. - nicht minder kritikwürdig sind und viele andere Sportler ebenso viel Dreck am Stecken haben. Aber nirgends zeigt es sich auf so eine desillusionierende, folgenreiche und medienwirksame Weise wie im Radsport.)
Mittwoch, Oktober 17, 2012
+ / -
Was ich mag:
vertrottelte Sonntage mit Spätaufstehen, Filmgucken und viel Liebe / ein Tässchen Kakao mit Schuss / Drachensteigenlassen und Schneemannbauen / Biathlon / den kleinen Maulwurf / meditativ Augenbrauen zupfen / Radtouren / dass man auf der Zugfahrt von Halle nach Erfurt und von Riesa nach Dresden soviele Weingüter und kleiner Schlösser und Burgen sehen kann / das obercoole Mitteldeutschland überhaupt / meine Schwester / dass ich neuerdings an Zukunftsabsicherung und Finanzen im Alter denke - und mich damit selbst mit ungeahntem Vernunftpotenzial überrasche
Was ich nicht mag:
wenn die Wäsche frisch aus der Maschine kommt und trotzdem irgendwie muffig riecht / kalte Fußböden, wenn man morgens aufsteht / dass ich seit mindestens fünf Jahren weder Drachensteigen noch Schneemannbauen war / Vanillesauce - versaut jeden guten Schokoladenpudding / dass ich noch nie auf dem Naumburger Kirschfest oder dem Hallenser Lichterfest war / dass liebe Freunde manchmal die Angewohnheit haben, weiterzuziehen / dass vieles aus meinem alten Kram, den ich noch in Schubladen meines Jugendzimmers habe, nach abgestandenem Patchouli riecht
Zlatansbraten
[Folgender Eintrag wurde gestern verfasst, also im Vorfeld des Länderspiels gegen Schweden, quasi aus gegebenem Anlass. Heute finde ich den Anlass sogar noch einw enig gegebener.]
Man kann diesen Typen schnell unsympathisch finden, diesen Zlatan Ibrahimovic. Der Schwede mit bosnischen Wurzeln gilt als einer der weltbesten Stürmer und ist der bisher erfolgreichste Fußballspieler seines Landes. Mit jedem seiner international agierenden Clubs feierte er Erfolge: Ajax Amsterdam, Juventus Turin, Inter Mailand, FC Barcelona, AC Milan. Nun spielt er seit der aktuellen Saison für Paris Saint-Germain, wo er schon vielfach getroffen hat und maßgeblich daran beteiligt war und ist, das Paris auf Tabellenplatz 2 steht, mit einem guten Torverhältnis und noch nicht einer Niederlage.
Man kann diesen Typen schnell unsympathisch finden, diesen Zlatan Ibrahimovic. Der Schwede mit bosnischen Wurzeln gilt als einer der weltbesten Stürmer und ist der bisher erfolgreichste Fußballspieler seines Landes. Mit jedem seiner international agierenden Clubs feierte er Erfolge: Ajax Amsterdam, Juventus Turin, Inter Mailand, FC Barcelona, AC Milan. Nun spielt er seit der aktuellen Saison für Paris Saint-Germain, wo er schon vielfach getroffen hat und maßgeblich daran beteiligt war und ist, das Paris auf Tabellenplatz 2 steht, mit einem guten Torverhältnis und noch nicht einer Niederlage.
Neben dieser fast schnörkellosen sportlichen Vita hat Zlatan Ibrahimovic aber noch mehr zu bieten, vor allem ein amüsant-schlechtes Benehmen, ein Riesen-Ego und massenweise Tätowierungen. Auf die Frage, ob er in Paris für sich und seine Familie (verheiratet mit einem schwedischem Model, zwei Kinder) bereits ein Haus oder eine Wohnung gefunden habe, antwortete er, dass er dafür bisher keine Zeit gefunden habe und überlege, der Einfachheit halber das Hotel zu kaufen, in welchem die Familie bisher wohnt. Und von Äußerungen dieses Kalibers gibt es noch eine ganze Menge ... ;)
- zu seinem Trainer bei Barcelona, Pep Guardiola: "Du hast keine Eier und scheißt dir vor Mourinho in die Hose. Im Vergleich zu ihm bist du ein Nichts - fick' dich!"
- über die kritik eines gegnerischen Spielers, dass er ineffizient spiele: "Was der mit dem Ball kann, kann ich mit einer Orange."
- auf die Frage einer Reporterin, wie es um seine sexuelle orientierung stehe: "Komm mit deiner Schwester in mein Haus, dann siehst du, ob ich schwul bin."
- über die Leistungsverteilung bei Barcelona: "Wir brauchen den Philosophen nicht, der Zwerg und ich reichen vollkommen." (Philosoph - Pep Guadiola, Zwerg - Lionel Messi)
- Reporter: "Woher stammen denn die Kartzer in Ihrem Gesicht?" - Ibrahimovic: "Fragen Sie doch mal Ihre Frau."
- über sein gehalt in Paris: "Qualität hat nun mal ihren Preis. Ich verstehe die Kritik nicht. Je mehr Geld ich verdiene, desto mehr Steuern bekommt Frankreich."
- zu seinem ehemaligen Trainer Guardiola (man merkt, die beiden waren sich nicht so grün): "Ich bin ein Ferrari und du fährst mich wie einen Fiat."
- auf die Frage, ob es einen Defensivspieler gibt, den er fürchtet: "Nein, wer mich stoppen will, muss mich umbringen."
- über Messi, Xavi, Iniesta und andere Weltstarkollegen bei Barcelona: "Sie sind Schuljungen ohne eigene Meinung."
- über ein Duell mit dem gegnerischen Verteidiger Sami Hyppiä: "Ich ging nach links, er ging mit. Ich ging nach rechts, er ging mit. Dann ging ich noch mal nach rechts, und er ging zum Würstchenstand."
Montag, Oktober 15, 2012
Roland Emmerich, was soll das denn immer?
Ich bin kein Fan von Roland Emmerich-Filmen. Die, die ich bisher gesehen habe (Der Patriot, Independence Day), finde ich suboptimal; einzig The Day after Tomorrow konnte ich etwas abgewinnen, denn die Story hat Potenzial und die Bilder sind eben auch bei mir wirksam.
Als mein Freund gestern in der TV-Zeitschrift seiner Eltern, bei denen wir das Wochenende verbrachten, entdeckte, dass Emmerichs 2012 (2009) am Abend im Fernsehen laufen sollte, sprangen wir über unseren Privatfernseh-Schatten und planten etwas, das wir beide während der ganzen gemeinsamen Jahre noch nie getan hatten - einen Film im Privatfernsehen zur Prime Time gucken, mit nervigen Werbeblöcken (von 12 Minuten!) und Sendehinweisen, die ein Drittel des Bildes verdecken, und das während des Filmes. Zum einen hat vor allem der Liebste ein Faible für Apokalypsen, zum anderen schien der Zeitpunkt angemessen, etwas weiter als bisher in den Mayakalender-dieWeltgehtunter-2012-Hype hineinzusehen.
Das Fazit des Films: Der Emmerich will uns alle für dumm verkaufen. Anders kann ich mir das Niveau des aktuellen Popcornkinos nicht erklären, an dem dieser Regisseur maßgeblichen Beitrag hat. Natürlich war zu erwarten, dass der Film die gängigen Hollywood-Blockbuster-Register ziehen würde. Hier mal in der Kurzzusammenfassung: nachdem die planetenbedrohende Grundproblematik in ihren Ansätzen dem Zuschauer angedeutet worden ist (natürlich mit hanebüchener Pseudowissenschaftsrhetorik), wird der Held eingeführt. Es handelt sich um einen Mann Mitte bis Ende Dreißig, der alle Kriterien erfüllt, um ein Held zum Mitfühlen und Sympathischfinden zu werden: er ist geschieden und sieht seine Kinder nicht so oft, er ist eifersüchtig auf den neuen Mann an der Seite seiner Ex-Frau, er ist ein an sich zweifelnder Autor, er ist etwas tollpatschig und wird von John Cusack gespielt. Selbstverständlich wird sich aaaauuusgerechnet einer der führenden Wissenschaftler (schwarz) des US-Präsidenten (schwarz - der Film macht also alles richtig) als einer der wenigen Leser der Bücher unseres Helden herausstellen, aber das nur nebenbei.
Der Film strotzt regelrecht vor Szenen, in denen der Protagonist und seine Familie nur knapp dem Tod entkommen. Pro Viertelstunde gibt es mindestens eine Szene, in der das Flugzeug gerade rechtzeitig abhebt / das Auto gerade rechtzeitig losfährt, bevor der Riss in der Erde es erreicht / bevor ein Gesteinsbrocken es mitsamt seinen Insassen zertrümmert. Und fällt der Held doch mal in einen der exorbitanten Risse, die sich entlang der kalifornischen San-Andreas-Verwerfung bilden, dann kann der Zuschauer, der sich mit Hollywoodmechanismen ein wenig auskennt, genau den Zeitpunkt bestimmen, in welchem die Hand des Totgeglaubten doch noch am Abgrund auftaucht, an dem er sich dann hinaufzieht.
Am Ende überlebt der Held selbstverständlich, ebenso seine Ex-Frau und die Kinder (die im Popcornkino sowieso nicht sterben dürfen). Wer allerdings nicht überlebt, ist der neue Mann der Ex-Frau, der von überdimensionalen Zahnrädern in den Hydraulikschächten der Arche, die die Menschheit retten soll, zermalmt wird. Merkwürdigerweise vergießen weder Frau noch Kinder ein Tränchen darüber, stattdessen kommt die ursprüngliche Kernfamilie wieder unproblematisch zusammen.
Außerdem, und was wäre ein amerikanischer Blockbuster von globaler Tragweite denn sonst für ein Film, gibt es einen zwielichtigen Russen, der am Ende stirbt und eine silikonbusige, blondierte Freundin hat, die am Ende stirbt, deren Paris-Hilton-Hündchen aber überlebt (die Tochter des Helden wird das Hündchen dann bekommen). Es gibt auch Chinesen, aber abgesehen von deren unermüdlicher Arbeitswut und einem minikleinen Hinweis darauf, dass Chinesen und Tibet-Chinesen sich nicht so grün sind, wird hier dankenswerter Weise mit Klischees gespart. Achso, und es gibt eine Szene mit Schwarzenegger, der noch Gouverneur des Staates Kalifornien war, als der Film anlief.
Was mir aber am allerallermeisten übel aufgestoßen ist: der Film ist letzten Endes ein müder Abklatsch bisheriger Hollywoodkatastrophenfilme. Zwar ist in 2012 alles ein bisschen größer, schärfer und vernichtender - es handelt sich beim Weltuntergang schließlich um die Mutter aller Katastrophen - aber keinesfalls origineller als bisher. Die frappierendsten Parallelen bestehen zu Armageddon (1998), in welchem ein Asteroid mit der Erde zu kollidieren droht, und zu Titanic (1997).
Die Titanic-Anleihen finden sich im letzten Drittel von 2012, das größtenteils auf einer der Archen spielt, mit welcher ausgewählte Menschen, die Tierarten und verschiedene Kultur- udn Wissenschaftsgüter der Menschheit überleben sollen. Die Archen kann man sich als gigantische Schiffe oder U-Boote vorstellen. Die Arche, auf welcher sich alle für den Film relevanten Figuren befinden, wird aufgrund eines nicht geschlossenen Tores unglücklicherweise geflutet; hier werden vor allem Erinnerungen an das dritte Deck der Titanic im gleichnamigen Film wach (Menschen waten durch überflutete Gänge, Schotten werden dicht gemacht, etc.); und schließlich entscheidet sich unser Mitfühlheld John Cusack dazu, zurückzutauchen und die Blockade, welche das Tor vom Schließen abhält, zu entfernen - ein bisschen wie Kate Winslet, die in den überfluteten Rumpf des Schiffes zurückkehrt und den Leo mit einem gekonnten Axthieb seiner Handschellen entledigt. Und als zu guter Letzt die unkontrollierbare Arche auf das Massiv des Mount Everest zusteuert und an diesem zu zerschellen droht, ruft der Captain das gleiche Kommando, das der Steuermann der MS Titanic angesichts des Eisberges ruft. Außerdem gibt es an früherer Stelle des Films ein großes Kreuzfahrtschiff, dass von einem Tsumani vernichtet wird; auch hier erinnert vieles auf der Bildebene an Titanic.
Die Vergleiche zu Armageddon finden sich vor allem auf der Ebene von Figuren und Dialogen wieder. So gibt es in beiden Filmen eine Durchhalterede des US-Präsidenten an sein Volk, in beiden Filmen gibt es ein letztes Telefonat eines Vaters, der sich opfert, mit seiner erwachsenen und das attraktive Zentrum des Films darstellenden Tochter. In diesen Telefonaten offenbaren die Väter jeweils, dass sie nicht gerettet werden bzw. für Sache xy sterben wollen, und die Töchter weinen.
Allerdings muss man dem Film seine gewaltige Bildsprache zugute halten. Ich möchte hier sicherlich nicht mit dem von mir verhassten Satz "Boah, die Story kannste knicken, aber die Effekte sind übelst geil" ankommen. Aber wer etwas für apokalyptische Visionen übrig hat, kann sich nur schwer dem eindrucksvollen Bild der herabstürzenden Jesusstatue in Rio de Janeiro entziehen oder dem auf hunderttausend Betende zusammenstürzenden Petersdom in Rom. Auch die Nutzung des Archemotivs ist nicht ohne Reiz. Über die dramaturgischen, darstellerischen, dialogischen, etc. Schwächen des Films tröstet das aber sicherlich nicht hinweg, mich zumindest nicht.
Von Get Well Soon, den / die ich ja bekanntlich über alle Maßen mag, gibt es übrigens einen Song namens "Roland, I feel you", der sich auf Roland Emmerich bezieht. Darin kommen die Verse "Roland, I feel you / It is mayhem these days / I specialize in end-times, too" vor; und mit der Zeile "I write anthems, too" scheint Konstantin Gropper sich regelrecht als Soundtrackverantwortlicher bei Emmerich zu bewerben (und Soundtracks hat er ja schon öfter gemacht). In einem Interview sagt Gropper, dass ihn Emmerichs Konzentration auf das Weltende und den großen Knall fasziniere, auch wenn er dessen Lust an Zerstörung nicht teile. Der Song findet sich auf dem aktuellen Album von Get Well Soon (The Scarlet Beast O' Seven Heads), das vergangenen Monat erschienen ist. Darauf befindet sich übrigens auch ein Instrumentalstück mit dem Titel "Let me check my mayan calendar".
Zu "Roland, I feel you" gibt es auch ein Video. Dieses orientiert sich aber weniger an Emmerich als vielmehr an den Italowestern und den B-Movies vergangener Jahrzehnte, Gott sei Dank. Tada:
Dienstag, Oktober 09, 2012
+ / -
Was ich mag: zunehmend neben weißem und Kräuter- auch schwarzen Tee / Sauna / Bastian Schweinsteiger / Vollkornbrötchen / Feigen / wenn es nachts gewittert / Geschenke einpacken / lange im Risotto rühren / trockenen Rotwein aus Spanien oder Frankreich / Dokumentationen über Flüsse, Gebirge und Landschaften / Fotos bearbeiten, auch wenn ich das gar nicht wirklich kann und sowieso immer die gleichen Effekte der gleichen Freeware-Programme benutze / kicktipp.de-Spieltagsieger werden / lange Zugfahrten mit Buch, Musik und angenehm ruhigen Mitreisenden / schön aufgemachte Erzählungsbände / warme Herbsttage / Postkarten bekommen und schreiben / Geburtstag haben! / bis in die Puppen mit lieben Leuten zusammenhocken, obwohl alle Anwesenden zeitig raus müssen / Filmabende / Gänseblümchen, Gerbera und Sonnenblumen / an meine Kindheit denken und alte Fotos angucken / Käse in allen Variationen / die Stadt, in der ich lebe / die Stadt, in der ich davor reichlich 18 Jahre gelebt habe / den Geruch, wenn mein Freund Pfeife raucht / meditativ Fingernägel lackieren / die Apfel-Rumrosinenmarmelade meiner Oma
Was ich nicht mag: Kälte / gedünsteten Kohlrabi / viele unter "politisches Kabarett" fallende Dinge / wenn sich jemand nicht so sehr über etwas freut, wie ich es mir ausgemalt habe / dass mein last.fm-Scrobbler nicht mehr scrobbelt / Dokumentationen über Menschen / wenn man Frauen solange rundumemanzipiert, dass Männer nicht mehr gleichberechtigt sind / wenn ich über Dritte erfahre, dass jemand etwas blöd von mir fand / Handtäschchen / dass meine Lieblingsbands alle nur noch maue Sachen machen / Lyrik, bei der mich das gefühl beschleicht, dass jemand nur ab und zu in einen Prosatext einen Zeilenumbruch eingefügt hat / wenn alte Leute den Respekt, den sie berechtigerweise von einem jungen Menschen erwarten, nicht wenigstens ansatzweise in die andere Richtung entgegenbringen / wenn alle meine Bemühungen, mit Menschen eine Brieffreundschaft anzufangen, im Keim ersticken / nachmittags schon müde werden / uneingelöste Versprechen, die immer irgendwie in der Schwebe und im zwischenmenschlichen Raum steckenbleiben / dass man keine Magnete an meinen Kühlschrank machen kann / die typische Studentenparty / Kulturrentner
Montag, Oktober 01, 2012
Veranstaltung: poet-Leseparty im Telegraphen
Wer mal wieder seine maue Kenntnis der zeitgenössischen Lyrik und Prosa auf Vordermann bringen will, der kommt am 19. Oktober 2012 am allerbesten in den Telegraphen in Leipzig, idealerweise gegen 20Uhr. Dort findet die Releaseparty, wenn man das so sagen will, der dreizehnten Ausgabe der Literaturzeitschrift poet (poetenladen Verlag) statt. Es lesen Clemens Meyer (Prosa), Katharina Bendixen (Prosa) und Jayne-Ann Igel (Lyrik), es gibt ganz wunderbare Moderatoren, Musik und zudem kann man im Telegraphen gut essen und noch besser trinken. Der Eintritt ist frei. Hier ist der Link dahin. Und hier der Flyer:
Freitag, September 21, 2012
Die Philippuskirche der Gemeinde Lindenau/Plagwitz in Leipzig
Seitdem ich in Lindenau wohne, erkunde ich immer mal wieder die nähere Umgebung zu Fuß oder mit dem Rad, um den Leipziger Westen im Detail kennen zu lernen. Gerade durch die industrielle Vergangenheit dieser Viertel gibt es Einiges zu entdecken - leerstehende Fabrikhallen, die alten Kanäle, nun kulturell genutze ehemalige Industrieanlagen.
Bei meiner jüngsten Entdeckungsfahrt vor drei Tagen bin ich u. a. zu einer Kirche geradelt, deren Turm ich immer nur aus der Ferne von der Karl-Heine-Straße oder der Amalienstraße aus gesehen hatte. Ich selbst bin nicht gläubig oder irgendeiner Konfession angehörig, aber für Kirchenbauten habe ich seit jeher Interesse gehabt. Ich stieß auf eine Kirche, die schon von Weitem zerfallen und überraschend ungenutzt aussah, die Fenster sind teils kaputt und notdürftig mit Pappen oder Sperrholzplatten abgedeckt, alle Türen verrammelt.
Direkt an den Kirchenbau schließt ein ebenso heruntergekommenes Wohnhaus an. Man denkt erst gar nicht, dass es bewohnt ist, doch dann entdeckt man in den Fenstern des zweiten Obergeschosses beschriftete Transparente, die für den Erhalt der Kirche und des anliegenden Hauses zu kämpfen scheinen.
Der Zustand von Haus und Kirche hat mich verwundert - handelt es sich doch um einen der besten Standorte in der Stadt! Im Westen schließt direkt der Karl-Heine-Kanal und eine Menge Grün an, die Kreuzung Amalienstraße/Helmholtzstraße ist ruhig und kleinstädtisch und trotzdem nur ein paar Sekunden von der Karl-Heine-Straße entfernt. Alle umliegenden Häuser sind neu saniert, haben riesige begrünte Balkone und stuckverzierte Zimmer.
Leider war nirgends ein Schild oder eine anderweitige Information zum Kirchenbau zu entdecken, nicht mal ein Briefkasten o. ä., auf dem ich den Namen des Gotteshauses erfahren hätte. Dank Google Maps war dieses Problem rasch beseitigt: es handelt sich um die Philippuskirche, die einst das Zentrum der evangelisch-lutherischen Gemeinde Lindenau war. Die Philippusgemeinde wurde mit der Heilandsgemeinde Plagwitz zusammengelegt; seitdem finden alle Gottesdienste in der Heilandskirche, einem neogotischen Backsteinbau an der Erich-Zeigner-Allee statt. Die Philippuskirche ist nun schon seit mehreren Jahren vollkommen ungenutzt, daher rührt der zunehmende Verfall der zwischen 1907 und 1910 erbauten Kirche. Sie ist errichtet worden, weil um 1900 die Mitgliederanzahl der Gemeinde Lindenau so groß geworden war, dass die Nathanaelkirche nahe des Lindenauer Marktes für den immer weiter wachsenden Stadtteil nicht mehr ausreichte. Die Gründung der Philippusgemeinde hing also eng mit der Industrialisierung Leipzigs, von der vor allem die westlichen Viertel profitierten, zusammen. Die spätere Zusammenlegung mit der Heilandsgemeinde Plagwitz resultiert wiederum aus den zunehmend schrumpfenden Mitgliederzahlen und hat ökonomische Gründe.
In den 1990er Jahren, als der Verfall der Bausubstanz bereits fortgeschritten war, sollten die ersten Sanierungsmaßnahmen erfolgen. Die städtischen Fördermittel reichten nicht aus, sodass die Außensanierung unvollendet blieb. 2004 konnte schließlich das Dach saniert und der Gemeindesaal instand gesetzt werden; doch das Innere der Kirche ist nachwievor massiv baufällig - dabei gibt es so viel zu erhalten. Die Kirche beinhaltet viele Jugendstilelemente und eine Orgel der Dresdner Firma Jehmlich, die noch vollkommen im Orginalzustand vorhanden ist; außerdem stellt die Philippuskirche neben der Hallenser Diakoniekirche das einzige Gotteshaus in Mitteldeutschland dar, das nach dem sog. Wiesbadener Programm errichtet wurde. Dieses Dokument aus den 1890er Jahren sah vor, dass alle evangelischen Kirchenneubauten im romanischen oder gotischen Stil errichtet werden sollten. "Die Gemeinde sollte um die liturgischen Hauptstücke
Altar, Kanzel, Taufe und Orgel versammelt, der Gottesdienstraum durch
den angrenzenden Gemeinderaum erweiterungsfähig sein" (Quelle). Überblicksmäßig empfehle ich hierzu den Wikipedia-Artikel.
Graffiti an der Mauer des angrenzenden Wohnhauses (rechts) |
Die Räumlichkeiten wurden zwischenzeitlich an die anglikanische Kirche Leipzig vermietet. Im Juni 2012 hat man die Kirche samt angrenzenden Pfarrhaus als Gebäudekomplex zu einem symbolischen Preis von 1€ an das Berufsbildungswerk Leipzig (bbw) verkauft, das dort ein "diakonisch-missonarisches Projekt" (Quelle) aufbauen möchte. Der Homepage dieses Werks ist zu entnehmen, dass ein Hotel, ein Restaurant und Café mit geistig und körperlich behinderten Mitarbeitern entstehen sollen und der Kirchensaal für offene Veranstaltungen eingeplant ist.
So löblich diese Vorhaben auch sind - in dem ehemaligen Pfarrhaus leben nach wie vor Menschen. Den von ihnen angebrachten Transparenten kann man ablesen, dass sie sich wünschen, dass die Kirche wieder als solche genutzt wird und sie in ihrem Haus wohnen bleiben können. Kein Wunder, bei der Lage.
Etwa 10m von der Kirche entfernt bietet sich dieser Blick |
Es handelt sich scheinbar um einen Konflikt, bei dem alle Recht haben - wann kann man das schon mal behaupten? Nachvollziehbar ist der Wille des bbw, die vom Zerfall bedrohte Bausubstanz zu retten, den alten Mauern neuen Sinn einzuflößen. Ebenso ist es das Recht der Bewohner, in ihren Wohnungen wohnen zu dürfen und es abzulehnen, dass daraus Hotelzimmer gemacht werden, da kann das geplante Diakonieprojekt noch so ambitioniert sein.
*****
Zum weiteren Informieren bzw. Einsehen der von mir als Informationsquellen benutzten Internetseiten:
- Detailseite zur Philippuskirche auf der offiziellen Netzpräsens der Leipziger Kirchen
- Homepage der Gemeinde Lindenau-Plagwitz
- Projektseite des bbw
- Eintrag zur Philippuskirche auf leipzig-lexikon.de, meiner heimlichen Lieblingsseite, seitdem ich in Lindenau wohne
- Wikipedia-Eintrag zum Wiesbadener Programm
Freitag, September 07, 2012
Trondheim III
Freitagnachmittag verließen wir also Trondheim, um in Richtung der schwedischen Grenze auf eine Hütte mitten im Nirgendwo zu fahren. Circa 100km mussten dazu nach Osten zurückgelegt werden. In dem Mietwagen, den wir fuhren, nahmen wir auch zwei Freunde meines Cousins mit, ein sehr witziges chinesisches Paar, beide mit perfektem Englisch und einem gesunden Mischmasch aus chinesischen und europäischen Gepflogenheiten.
Sobald Trondheim und die nähere Umgebung hinter uns lagen, waren Häuser und Menschen rar gesät. Nach einer reichlichen Stunde dann bogen wir von der E14 in eine kleine Landstraße ab, die schnell zum Schotterweg wurde. Mindestens 20Min ging es nun über mehr oder weniger gut befestigte Schotterpisten und über schmalste Holzbrücken. Dann parkten wir vor der Hütte, und stellten schnell fest: das ist ein veritables Landhaus mit großer Küche, Kaminen, vielen Schlafzimmern, Sauna.
Doch ehe wir uns dort heimisch machen und die umliegende Natur erkunden konnten, ging es noch einmal einige Kilometer mit dem Auto gen Osten, über die Grenze nach Schweden. Eigentlich gehört Norwegen ja nicht zur EU, aber die Zollstation interessiert das wenig. Ich habe nicht ein Auto gesehen, das kontrolliert worden ist. Kurz hinter der Grenze befindet sich auf schwedischer Seite der Ort Storlien, zu dem ein großer Supermarkt der Kette Coop gehört. Die haben wirklich ein großes Sortiment, vor allem verglichen mit den nicht sehr schönen und schweineteuren norwegischen Märkten, in denen die Zahnbürste umgerechnet 3€ kostet. Schweden befindet sich auf einem ähnlichen Preisniveau wie Deutschland, vielleicht einen Tick teurer. Dort wurde viel Bier gekauft (das hatte mein Cousin im Vorfeld bestellt), außerdem alles Mögliche für das Abendessen und Frühstück. Der Abend wurde in entspannter Runde in der Hütte verbracht. Neben meinem Cousin und seiner Freundin, den Chinesen und uns war nun auch ein Paar, das aus einem Deutschen (einem Brand-Erbisdorfer) und einer Ukrainerin bestand, dabei; beides Kollegen unserer Gastgeber.
Der nächste Tag begann - mit einer Einkaufsfahrt nach Schweden. Dieses Mal ging es weiter in das Nachbarland hinein, bis nach Are (man denke sich ein Kringel über dem A, sprich 'Ohre'). Das ist ein bekannter Wintersportort in Schweden und liegt noch einmal 60km weiter östlich als Storlien, wo wir am Vortag gewesen waren. Auch dort gingen wir in einen Markt der Coop-Kette, dieser war aber ungleich größer und besaß einen separaten Getränkemarkt mit gigantischer Wein- und Spirituosenabteilung; dazu Bier aus der ganzen Welt. Dagegen sah sogar der Duty Free-Shop am Flughafen Trondheim alt aus. Nach dem erneuten Alkohol- und Lebensmittelshopping (Grillgut!) fuhren wir zum Haus zurück. Die Autofahrten mögen uns lang erscheinen und der Aufwand groß, nur für ein bisschen einkaufen, aber die Relationen sind in Skandinavien, wo sich nicht Ortschaft an Ortschaft reiht, ganz andere. Zudem boten die Fahrten eine Menge toller Landschaft - die Strecke von der Hütte über Storlien nach Are führt über das Fjell. Für alle, denen Geo in der sechsten Klasse egal war: das sind baumfreie, vom Eiszeiteis rundgerubbelte Hochlandflächen in Skandinavien. So sieht das in etwa aus:
Und mit Natur ging es auch gleich weiter, denn nach dem Einkauf sind wir mit meinem Cousin auf eine etwa dreistündige kleine Wanderung, oder eben einen ausgedehnten, zügigen Spaziergang, aufgebrochen. Das Wetter hat Gott sei Dank das ganze Wochenende gehalten. Wir haben eine Menge Heidelbeeren und Moltebeeren gefuttert, die überall wachsen und niemals abgenascht zu sein scheinen. Auf den ersten Blick erscheinen Flora und Fauna sehr karg, wenn man genauer hinsieht, entdeckt man viel Essbares, Pilze, vor allem bodennah wachsende Pflanzen. Leider haben wir weder ein Schneehuhn noch einen Elch gesehen.
Auch der Abend dieses Tages wurde wieder lang und schön. Es stießen noch ein paar deutsche Freunde, die alle an der Uni Trondheim arbeiten, dazu. Einer davon brachte seine zwei Kinder mit, vor allem die kleine Ingrid (3) hatte sofort alle für sich eingenommen. Die Kinder wurden in Norwegen geboren, von wo auch ihre Mutter stammt; Ingrid versteht deutsch, spricht es aber kaum. Der Junge, Johannes, etwa 7 Jahre alt, spricht sowohl norwegisch als auch deutsch problemlos. Und obwohl die Nacht kalt und regnerisch wurde, schliefen die Kiddies draußen im Zelt. Am Morgen weckte Ingrid uns alle gegen 10 Uhr, indem sie zwei Topfdeckel als Becken benutzte, und in jedem der Schlafzimmer auftauchte ... ;)
Nach dem Frühstück, dem Packen und Reinigen des Hauses machten wir einen dritten Abstecher nach Schweden, weil die Chinesen auch noch ein paar Lebensmittel erhaschen wollten - in Schweden hat alles auch zum Sonntag offen, altes Schlaraffenschwedenland. Den Abend verbrachten wir wieder in der Wohnung meines Cousins, sahen norwegischen Erstligafußball, der dort ganz selbstverständlich live im Free-TV läuft - das müsste uns in Deutschland mal passieren. Rosenborg Trondheim spielte daheim gegen Viking Stavanger aus dem Süden des Landes. Wir hatten auch überlegt, ins Stadion zu gehen und das Spiel vor Ort zu schauen, aber wir waren platt und auch pleite.
Am nächsten Morgen - um 4:30 Uhr - ging es dann auch schon wieder zum Flughafen. Bei Sonnenaufgang und Morgennebel konnte ich aus dem Fenster die norwegische Landschaft bewundern, habe Gletscher, Seen und tiefe Täler gesehen. Dieses Mal hatten wir ganze 4h Aufenthalt am Amsterdamer Flughafen. Dann ging es wieder Richtung Berlin / Tegel und mit dem Zug wieder nach Leipzig. Erst gegen 19:00 Uhr am Abend kamen wir wieder daheim an ...
Am nächsten Morgen - um 4:30 Uhr - ging es dann auch schon wieder zum Flughafen. Bei Sonnenaufgang und Morgennebel konnte ich aus dem Fenster die norwegische Landschaft bewundern, habe Gletscher, Seen und tiefe Täler gesehen. Dieses Mal hatten wir ganze 4h Aufenthalt am Amsterdamer Flughafen. Dann ging es wieder Richtung Berlin / Tegel und mit dem Zug wieder nach Leipzig. Erst gegen 19:00 Uhr am Abend kamen wir wieder daheim an ...
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