Dienstag, Januar 26, 2016

Was man in Erfurt so machen kann: Nach Weimar ins Theater fahren

Das Erfurter Theaterhaus habe ich vor geraumer Zeit schon einmal vorgestellt. Nun wurde es Zeit, endlich auch mal eine Vorstellung im Deutschen Nationaltheater in Weimar zu besuchen. Die Wahl fiel auf "Romulus der Große" nach Friedrich Dürrenmatt. An dieser Stelle noch mal ein großes Dankeschön an meine Eltern, die uns zu diesem Theaterabend eingeladen haben - eine "Pflicht", die sie im Rahmen eines Hochzeitsspiels gewonnen hatten.

Am vergangenen Freitag schlitterten wir also zu viert bei -11°C über den vereisten Weimarer Theaterplatz, an Goethe und Schiller vorbei, in das altehrwürdige Haus. Vor dem eigentlichen Stück hatten wir die Möglichkeit, einer kleinen Einführung dazu zu lauschen: im herrschaftlichen Foyer des Theaters sprach die Chefdramaturgin Beate Seidel etwa eine Viertelstunde lang darüber, wie stiefmütterlich dieses Werk von Dürrenmatt bisher an Deutschlands Bühnen behandelt wurde, zitierte besonders bemerkenswerte Dialoge und erzählte im Grunde die Handlung nach. Dazu gönnten wir uns ein Sektchen bzw. Bierchen.

Den Zuschauerraum fand ich, verglichen mit Erfurt, überraschend klein und leider wie so viele ostdeutsche Kulturstätten mit ziemlich sozialistischem Dekor. Das Haus an sich ist äußerlich ein neoklassizistischer Bau von 1907, innen wurde seitdem viel umgebaut, saniert und modernisiert. In Reihe 14 saßen wir sehr gut, mit ausgezeichneter Sicht. Dafür, dass "Romulus der Große" noch keine drei Monate läuft, war aber ganz schön wenig los.

Der sowieso schon sehr komische Text wurde mit vielen Slapstickeinlagen unterstrichen. Manchmal ging es vielleicht ein wenig zu sehr ins Klamaukige - das hatte mich schon an der "Faust"-Inszenierung des DNT gestört. Die Anspielungen auf die Flüchtlingskrise waren größtenteils stimmig und brachten eine angenehme Satire mit ins Spiel. Die Schauspieler, besonders Ingolf Müller-Beck als Kaiser Romulus und Sebastian Kowski als Odoaker, waren wirklich super. Einige aus dem Ensemble waren allerdings ein bisschen leise. Vor allem die Frauenrollen waren sehr überspannt gezeichnet, was ich manchmal anstrengend fand.

Montag, Januar 18, 2016

Filmrückschau

"Tatort"-Sonderausgabe: Stille Gäste sind böse

Ich schaue sonst nicht "Tatort", aber ich sehe Lars Eidinger sehr gern. Und so kam es, dass ich folgende zwei Ausgaben des Kieler Tatorts gesehen habe.

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Borowski und der stille Gast (2012)
Kai Korthals ist ein Täter vonab jeder Moral. Er tötet nicht aus Bosheit, er entzieht sich in seinem Wesen unseren Kategorien. Als wäre er nicht auf dieser Erde aufgewachsen. Bevor er seine, ausnahmslos weiblichen, Opfer umbringt, nistet er sich als "stiller Gast" in ihrem Leben ein. Er verbringt viel Zeit in den Wohnungen der Frauen, benutzt ihre Zahnbürsten, findet Privates über sie heraus, Vorlieben, schickt ihnen dann Pakete mit Sachen, die ihnen gefallen könnten - und stellt die Lieferungen als Postbote selbst zu. Irgendwann beginnen die Frauen zu bemerken, dass etwas vor sich geht. Rufen sie, versteckt unter ihrem Bett, flüsternd die Polizei an - "Er ist wieder in meiner Wohnung, er kommt durch die Wand." - ist es meistens schon zu spät für sie.

Borowski kommt hinter die Sache mit den neuen Zahnbürsten.

Der Kriminalist Klaus Borowski und seine Kollegin Sarah Brandt werden mit dem Fall betraut. Zu diesem Zeitpunkt hat sich Korthals schon für Brandt als das nächste Opfer seines perfiden Stalkings entschlossen. Es entspinnt sich ein Psychospiel, das Sarah Brandt an ihre Grenzen bringt. Am Ende kann Korthals schwer verletzt geschnappt werden. Irgendwie gelingt ihm aus dem Krankenwagen die schier unmögliche Flucht - er kann halt durch Wände gehen.

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Borowski und die Rückkehr des stillen Gastes (2015)
Drei Jahre später. Die Polizei findet eine völlig unterkühlte, verwirrte junge Frau. Sie war am Ostseestrand einer Kühlstruhe entstiegen, die im Inneren wie ein Sarg ausgekleidet war. Borowski und Brandt werden zu dem Fall hinzugerufen. Die Frau berichtet von ihrem Freund, der sie bald besuchen werde. "Er wird kommen, er kann durch Wände gehen." Dann bricht sie blutend zusammen - im Krankenhaus wir klar: jemand hat ihr ein Kind aus dem Leib geschnitten.

Irrer Typ: Lars Eidinger als Kai Korthals

Sarah Brandt muss nicht zweimal über die Identität dieses Freundes nachdenken: Kai Korthals ist zurück. Auch eine Skizze der schwer verwundeten jungen Frau sieht ihm zum Verwechseln ähnlich. Borowski will davon allerdings erst einmal nichts wissen. Er ist gedanklich viel mehr mit der Wohnungssuche und der anstehenden Hochzeit mit Psychologin Frieda Jung beschäftigt. 

Kai Korthals versucht sich derweil als Vater seines mutterlosen Babys. Als das Kind bewusstlos wird, bringt er es zu einem Arzt und lässt es dort zurück. Der Arzt erkennt ihn einwandfrei wieder. Zu seiner Sicherheit wird das Baby in ein Bundeswehrklinikum verlegt. Doch Korthals will es zurück - er entführt Borowskis Freundin Frieda und sperrt sie in ein scheinbar fenster- und türenloses Zimmer. Er will sie gegen das Baby tauschen. Als er Borowski aufsucht, entwickelt sich zwischen den beiden Männern ein psychologisch aufgeladener Kampf, in dem Borowski mehr als einmal seine dunkle Seite zeigt. Scheinbar willigt er auf Korthals' Forderung ein, dann kommt es zum Showdown. 

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Die Handlung der beiden Krimis (die eher Psychothriller sind), ist wenig vorhersehbar, Borowski ist ein interessanter, vielschichtiger und charismatischer Ermittler - und Lars Eidinger ein grauenhaft gut gezeichneter Bösewicht. Sollte man vielleicht nicht gucken, wenn man wirklich allein zu Hause ist. Denn vielleicht steht Kai Korthals ja schon seit Stunden in der einen dunklen Nische, an der man immer achtlos vorbei geht.

Mittwoch, Januar 13, 2016

2016!

Ja, mit ein wenig Verspätung kommt auch dieser Blog im neuen Jahr an. Da der Herzallerliebste über den Jahreswechsel mit 40°C Fieber flach lag, haben wir Silvester auf dem Sofa, mit Schokolade, Tee (er) und Sekt (ich) verbracht. So ein paar Wunderkerzen gegen Mitternacht mussten dann aber schon noch sein.



Auch sonst hat sich das neue Jahr eher unspektakulär und sofalastig in mein Leben geschlichen. Die Nachrichtenlage lässt auch nicht so wirklich Partystimmung aufkommen. Trotzdem gibt es viele Dinge, auf die ich mich in 2016 freue - ein paar Tage Stockholm, schöne Stunden mit lieben Leuten, den ersten Hochzeitstag, den Sommer.