Sonntag, Dezember 18, 2016

Sonntag, Dezember 11, 2016

Der 10. Dezember 2016


Ein typischer Morgen in Oberhof. Dort fand unsere Firmenweihnachtsfeier statt, und es ist eine schöne Tradition, dass bei der Abfahrt in Erfurt wunderbares Wetter ist - sobald man den Rennsteigtunnel passiert hat, sieht man allerdings gar nichts mehr. Und so war auch am nächsten Morgen vom Thüringer Wald nur die erste Reihe zu erahnen.


In Erfurt sah natürlich alles wieder sonnig aus. Und so bescherte der milde Dezembernachmittag uns Erfurtern einen wunderschönen, farbenfrohen Sonnenuntergang.


Am Abend besuchte ich das Stück "Die gesamte Weihnachtsgeschichte, gespielt von drei Personen" in der Erfurter Michaeliskirche. Für eine Erfurter Kabarett-Produktion tatsächlich mal recht gelungen. Das Stück wird in diesem Jahr noch zweimal gegeben, am 25. und 26. Dezember, jeweils um 17 Uhr. Im Grunde aber wollte ich in erster Linie die Michaeliskirche mal von innen sehen. 


Ein kleiner weihnachtlicher Abendabstecher auf die Erfurter Krämerbrücke.

Samstag, Dezember 03, 2016

Der Lese-Herbst in Erfurtjenaweimar

Es war echt viel los in den vergangenen Wochen. Hier ein kleiner Abriss:

Mario Osterland in Jena
Am Tag der Deutschen Einheit hat Mario mit drei weiteren Autoren im Jenaer Rathaus gelesen. Es handelte sich um eine Veranstaltung im Rahmen der Städtepartnerschaft zwischen Jena und Erlangen, die seit 1987 besteht.



hEFt-Reliest im Kunsthaus

Am 7. Oktober fand die Release-Veranstaltung der aktuellen Ausgabe des hEFt, dem Erfurter Magazin für Literatur, Stadt und Alltag statt. Der vergnügliche Abend im Erfurter Kunsthaus aus Lesungen und amüsanten Spielen stand ganz im Zeichen der miserablen Erfurter Kulturpolitik (Interessantes dazu z.B. hier). 

Arne Hirsemann
Am 20. Oktober fand im wunderbaren Franz Mehlhose die legendäre Erfurter Spätlese statt. Sechs Nachwuchsautoren präsentierten im gemütlicher Atmosphäre aktuelle Texte. Von der 13-jährigen Emily mit ihren bereits sehr reifen Gedichten über klassischen Lesebühnenhumor bis zu Märchen für Erwachsene war alles vertreten. Das Highlight war der geschätzte Arne Hirsemann, bis vor Kurzem Stadtschreiber in Heiligenstadt, der mit einem Text über seine Erlebnisse in der Eichsfeld-Metropole das Publikum zum Liegen brachte. Weitere Impressionen zu dem gelungenen Abend finden sich hier.

Musik vom Stefan Nagler Trio
Am 4. November zog es uns nach Weimar zur Thüringer Lyriknacht. Moderiert von Nancy Hünger mit nahezu poetisch-aufrührerischen Texten gab es hier ein kleines Stelldichein zeitgenössischer deutscher DichterInnen: Martina Hefter, Dominik Dombrowski, Anja Kampmann und Michael Krüger lasen Texte, die unterschiedlicher nicht hätten sein können - ein großes Plus des Abends im Gewölbekeller der Stadtbibliothek.

Crauss und Moderator Peter Neumann
Tags darauf, am 5. November fand die elfte Ausgabe von In guter Nachbarschaft statt, wiederum im Franz Mehlhose. Es lasen ambitionierte Thüringer Nachwuchsautoren und der fantastische Crauss. Musique gab es von littlemanlost, den ich im Frühjahr schon einmal auf einer Wohnzimmerlesung sehen durfte. Eine bebilderte Nachschau zur Veranstaltung gibt es hier. (Foto: Julia Hauck)

Schon wieder in die Mehlhose, dieses Mal zum Debütantensalon der Erfurter Herbstlese, ging es am 15. November. Moderiert von Marion Brasch lernten die Zuschauer drei Erstlingswerke kennen und bestimmten am Ende per demokratischer Wahl ihren Favoriten. Zu gewinnen gab es einen eher symbolischen Geldbetrag, eine Urkunde und ein Solo-Lesung im kommenden Frühjahr. Die Autorenauswahl fand ich etwas merkwürdig: Es handelte sich durchweg um erfahrene, profilierte SchriftstellerInnen, die eben bisher nur noch keinen Roman veröffentlicht hatten. So hat der Hahn im Korb, Daniel Speck, bereits die Drehbücher deutscher Kinohits wie "Maria, ihm schmeckt's nicht" verfasst, die Wiener Autorin Katharina Winkler ist ebenfalls kein unbeschriebenes Blatt und die Leipzigerin Katharina Bendixen hat sich bereits mit Lyrikbänden und einem Erzählungsband einen Namen gemacht.

Heinz Strunk flötete auch
Last but not least: Die Heinz Strunk-Lesung am 25.11., Franz Mehlhose again. Der Text grandios, der Autor allerdings sehr launisch. Raunte einzelne Zuschauer an, war nicht übermäßig freundlich, wenn es um das Signieren der eigenen Bücher ging. Der Roman "Der goldene Handschuh" ist eine absolute Leseempfehlung!


Sonntag, November 27, 2016

Ein Wochenende in Hamburg

Beinahe einen Monat liegt das zweite Hamburg-Wochenende dieses Jahres zurück. Recht anstrengende sechs Fernbusstunden durch den goldenen Herbst dauerte es vomn Erfurt aus, mit Halt in Metropolen wie Nordhausen, Osterode und Hildesheim.

Wenn man die touristischen Grundlagen Hamburgs absolviert hat (Hafenrundfahrt, Speicherstadt, Michel, Reeperbahn, ...), lernt man das richtige Hamburg kennen. Wie schon während der Hamburg-Tage im Juni waren wir mit Einheimischen unterweg, in diesem Fall der lieben Anja, und haben gemütliche Kneipen und andere tolle Locations kennengelernt.

So ein Laden ist z.B. Omas Apotheke, wo sich trefflich Burger, Schnitzel und andere herzhafte Dinge essen lassen, der Laden ist stets voll, laut und dabei sehr heimelig. Die Bierpreise sind in Ordnung. Es muss ja nicht jedes Mal "Das alte Mädchen" sein. Anschließend kann man z.B. auf ein Craftbierchen, einen Cocktail oder ein Heißgetränk ins Deathpresso hüpfen. Da gibt es übrigens auch diese reizenden Papiertaschentuchpäckchen zu erwerben.

Suuupergut gefrühstückt haben wir im Klassenraum in Hamburg-Hamm. Klein und urgemütlich mit liebevollen Details, super freundliche Mitarbeiter und ein wirklich leckeres, in der Menge perfektes Frühstück. Unweit von da lag die kleine Einraumwohnung, die wir für zwei Nächte gemietet hatten. Die Gegend ist ruhig, ein typisches Wohngebiet, das nach der vollständigen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg im typischen Wohnungsbaugenossenschaften-Stil wieder aufgebaut wurde.

Nun aber zum eigentlichen Anlass des Hamburg-Ausfluges: Die White Lies spielten im Uebel&Gefährlich (ja, mit Ue und ä) in St. Pauli. Diese Konzertlocation befindet sich im vierten Stock eines Hochbunkers aus der Nazi-Zeit - das bedeutet superdicke Mauern und keinerlei Lärmbelästigung für umliegende Immobilien. Der Laden fasst 1.000 Leute, ist schön gestaltet. Nachdem der Sound bei der generell mäßigen Vorband überschaubar war, hat es dann zum Hauptact richtig gut gepasst. Das Publikum war sanges- und tanzfreudig, erstaunlich textsicher und der ganze Abend rundum gelungen. Die Band schien auch richtig viel Spaß zu haben und sich über die gute Stimmung zu freuen. Vor allem bei den großen Hits wie "Bigger than us", "To lose my life" oder "There goes our love again" ist die Menge wunderbar ausgerastet.

Foto: Anja

Außerdem immer wieder toll: Die Hamburger Kunsthalle nahe Hauptbahnhof. Mit tollen Stücken in der Dauerausstellung, z.B. von Caspar David Friedrich, Rembrandt. Die aktuelle Sonderschau, die sich mit einer bedeutenden Sammlung surrealistischer Meisterwerke von Dalí über Magritte bis Miró befasst, lohnt sich sehr.

Donnerstag, November 24, 2016

Filmrückschau

Noch ahnt Sara nichts von ihrem Martyrium
Das weiße Kaninchen (2016) ... ein deutscher TV-Film mit Devid Striesow über die Gefahren des Internets insbesondere für Kinder und junge Mädchen. Was jetzt nach erhobenem Zeigefinger klingt, ist gar keiner, denn die Moral ist in diesem sehr gelungenen Drama nicht nach dem Schwarzweiß-Schema verteilt. Es geht um die 13-jährige, so schüchterne wie unerfahrene Sara, die im Netz an Typen gerät, auf deren Chatnachrichten sie lieber nicht geantwortet hätte. Ohne zu viel verraten zu wollen: Sara und dem Zuschauer wird einiges zugemutet, aber das ist (zumindest für den Letzteren) gut so. Aufrüttelnd! Regie führte Florian Schwarz, der u.a. auch schon für den sensationellen Murot-Tatort "Im Schmerz geboren" verantwortlich war.

Tatort: Taxi nach Leipzig (2016) ... Über den 1000. Tatort ist schon viel geschrieben und kommentiert worden. Dem Zuschauer kann man es ja selten recht machen. Der Film trägt den gleichen Titel wie Tatort Nr. 1 aus dem Jahr 1970 und bildet ein Crossover aus den Ablegern Kiel und Hannover; es sind also Kriminalhauptkommissarin Charlotte Lindholm vom LKA Niedersachsen und ihr Kollege Klaus Borowski involviert.
Der Film entpuppt sich als Kammerspiel in einem Taxi. Der Fahrer, ein schwer traumatisierter ehemaliger Soldat, tötet im Affekt einen Kollegen von Borowski und nimmt diesen und Lindholm dann als Geiseln. Er fährt kurzerhand mit ihnen nach Leipzsch, wo seine verflossene Liebe Nicki am nächsten Tag seinen ehemaligen Vorgesetzten aus dem Afghanistan-Einsatz heiraten wird, der wiederum der Schuldige an seinem psychischen Zustand zu sein scheint...
Ziemlich spannend, mit einigen stilistischen Experimenten, die teils glücken, teils holprig wirken.

Quelle

Donnerstag, November 10, 2016

Musik bitte!

Mit dem Herbst begann auch wieder die Indoor-Konzert begonnen. Und in kleinen, aber feinen Erfurter Konzertlocations hat der Oktober mir zwei tolle musikalische Abende beschert.

Anfang Oktober ging es zu "Tom Schilling and the Jazz Kids" in den Erfurter Museumskeller. Diese Musikkneipe befindet sich tatsächlich im Keller des Volkskundemuseums, ein historischer Bau am Juri-Gagarin-Ring. Und ja, Tom Schilling meint genau den deutschen Schauspieler, den ihr vielleicht durch seine großartigen Darstellungen in "Oh Boy", "Crazy" oder "Unsere Mütter, unsere Väter" kennt. Mit seiner Band macht er eine wilde Mischung; deutscher Chanson irgendwo zwischen Hildegard Knef und düsteren Nick Cave-Songs. Schilling hatkeine Jahrhundertstimme, das schmälert den Konzertgenuss allerdings nicht. Es macht Spaß, ihn und seine vierköpfige Band durch die Setlist stürmen zu sehen. Nachher stehen sie alle euphorisiert am Merchandisestand, freuen sich über jeden, der eine EP oder ein Poster kauft, signieren alles bereitwillig. Tom Schilling erfüllt sogar begeistert Fotowünsche und wirkt hautnah genauso, wie er schon kurz zuvor auf der Bühne und generell auf Leinwand rüberkommt: Ursympathisch!

Im wunderbaren Erfurter Café/Bar/Kulturort Franz Mehlhose gab es dann am 22. Oktober Elektronisches auf die Ohren. ARPEN ist ein Leipziger Klangkünstler, der seine Songs nach Fotografien komponiert. Auf der Bühne stand der scheue Künstler gemeinsam mit einem Percussionisten und einem Hipster vor dem Herrn am Keyboard. Die Musik war fantastisch, die Interaktion mit dem Publikum eher mau. Am Ende gingen alle drei während des letzten Tracks von er Bühne, was die Zuschauer eher mäßig fanden und entsprechend verwirrt nur dünnen Applaus spendeten. War's das jetzt? Kommt da noch was? Es kam nichts mehr.

Sonntag, November 06, 2016

Zurück in die Vergangenheit oder: No Spaß without Dancing!

Gestern habe ich eine verrückte Zeitreise angestellt: Ich bin nach Leipzig gefahren und habe mich mit meiner Freundin Sandra, die ich seit Jugendtagen kenne, in einem Hostel am Lindenauer Markt eingemietet ("Blauer Stern", sehr zu empfehlen) - also mitten in meiner alten Hood. Grund des Ausfluges in die alte Heimat: Placebo, meine alte Jugendliebe, spielten in der Arena. Dort trafen wir auch noch eine weitere Freundin, mit der ich in teilweise noch weiter zurückliegenden Jugendtagen die Liebe zu Bands wie Nirvana, Linkin Park und eben Placebo teilte. Es war irgendwo zwischen magisch und merkwürdig, das alles.

Die Arena war gut gefüllt, nicht ausverkauft. Das Publikum bunt gemischt - viele Menschen jenseits der 40, immerhin war das Konzert Teil der Tour zum 20-jährigen Band-Jubiläum, aber auch einige sehr junge. Gruftis, Muttis, Studenten, alle waren da. Und eben Sandra und ich, die wir uns im Grunde sogar wegen Placebo kennen.

***

1. Opener: Ein bis dato unveröffentlichter alternativer Videoclip zum Hit "Every you, every me" aus dem Jahr 1999. Damit kriegt man das Publikum natürlich. Dem Sound und Stil der "alten" Placebo trauert heute so manch einer hinterher.



2. Pure Morning (1998): Gleich der nächste Kracher. Im Grunde könnte ich nach diesem Song schon nach Hause gehen - mehr Placebo-Lieblingsliedalarm gibt es für mich nicht.

3. Loud like Love (2013): Für einen der aktuelleren Songs ist der ganz okay, sehr poppig-schmissig. Den meisten gefällt es richtig gut, mein Tanz-Level schraubt sich etwas runter. Ich werd' mit dem letzten Studioalbum einfach nicht warm.

4. Jesus' Son (2016): Der (etwas überkritische) Rezensent des München-Konzerts am Vortag merkt in der Augsburger Allgemeinen ganz richtig an, dass dieser nigelnagelneue Song, eine Beigabe zum jüngst erschienenen Best Of-Album "A Place for us to dream", ein kleiner Stimmungsdämpfer ist. Es wurde tanzbar und mit Hits begonnen, "Jesus' Son" kennt anscheinend der Großteil des Publikums noch nicht.

5. Soulmates (2003): Als ob Brian Molko und Stefan Olsdal - Placebo ist seit Februar 2015 offiziell nur noch ein Duo - etwas gut zu machen hätten, stimmen sie dann "Soulmates" an, die etwas kantigere Version des Songs "Sleeping with Ghosts".

6. Special Needs (2003): Und es wird noch besser - mit "Special Needs" folgt eine der absoluten Perlen der Bandgeschichte. Zu dem 2003 erschienenen Song gehört übrigens auch eines der besten Musikvideos von Placebo.

7. Lazarus (2016): Siehe No. 4. Ein gänzlich neuer Song, der als solcher nicht überzeugt. Er klingt melodisch ein bisschen wie der Aufguss von "Summer's Gone" vom 1998er Album "Without you I'm nothing". Das ändert nichts daran, dass das wirklich gut gelaunte Publikum zu allem Spaß hat und tanzt. Die Band ist übrigens auch ausnehmend gut aufgelegt - bei Diva Brian nicht unbedingt selbstverständlich.

8. Too May Friends (2013): Der schlechteste, peinlichste Placebo-Song aller Zeiten. Wie schrieb Musikjournalist Sven Kabelitz auf laut.de: "Ungelenk widmen sich Placebo dem Thema Online-Kommunikation und soziale Netzwerke. Dabei klingt der mittlerweile 40-jährige Molko wie ein alter Mann, der mit gestelzten Worten und hohem Fremdschamfaktor über Dinge spricht, die er nicht mehr versteht." Aber der Refrain ist catchy, die Menge tanzt fröhlich.

9. Twenty Years (2004): Yay! Endlich hat die Band beim Tauchen wieder eine Perle entdeckt, die auch noch wie die Faust aufs Auge zum Anlass der Tour passt. Die auf den drei übergroßen und den vielen kleinen Leinwänden eingesprengten Ausschnitte aus dem künstlerisch wertvollen Musikvideo und die Live-Performance geben ein tolles, stimmiges Bild. Ich träume.

10. I know (1996): Es rockt und fetzt und melancholiert. Placebo at its best. Die Fans, die seit 1996 dabei sind oder so wie ich vor allem auf die ersten drei Studioalben der Band schwören, sind außer Rand und Band. The past will catch you up as you run faster.

11. Devil in the Detail (2009): Und gleich schicken sie einen der schwächsten Songs hinterher! Ich finde es interessant, dass die Band hinsichtlich der aktuelleren Sachen besonders an jenen Liedern live großen Spaß hat, die mir am wenigsten zusagen.

12. Space Monkey (2006): Das Album "Meds" von 2006 markiert für mich die Wende zwischen den phantastischen Placebo und den weniger phantastischen. Das liegt u.a. an diesem Song.

13. Exit Wounds (2013): Das... kenne ich gar nicht (mehr).

14. Protect me from what I want (2004): Mit diesem Song verbinde ich einen Schüleraustausch in Frankreich. Morgens im Nebel mit dem Bus von der Gastfamilie über ein paar Dörfer ins collège nach Sarreguimines. Hier sind Anne und Band wieder ganz beieinander.


15. Without you I'm Nothing (1998): Mein emotionaler Höhepunkt des Abends - jener Song, den die Band einst mit ihrem Mentor und Förderer David Bowie aufgenommen hatte. Die Band schickt liebevolle Grüße gen Himmel, auf den Leinwänden sind Bowie-Portraits und Ausschnitte gemeinsamer Auftritte zu sehen.

16. 36 Degrees (1996): Eines meiner liebsten Lieder vom Debütalbum, ich bin ganz aus dem Häuschen, als ich die ersten Akkorde erkenne. Leider wird das Lied in einer "slow version" gespielt, die dem Song etwas den Drive nimmt. Dennoch großartig, es einmal live zu hören!

17. Lady of the Flowers (1998): Eigentlich die größte Überraschung des Abends. Und spätestens hier wird deutlich, dass die Band kein klassisches Greatest Hits-Konzert spielt, sondern ihr persönliches Best Of. Diesen Song vom 1998er-Album kennen wirklich nur Leute, die sich auch abseits der Hits mit der Band befassen. Und er markiert gleichzeitig das Ende des "melancholic part" der Show, wie ein kommunikationsfreudiger Brian Molko verkündet (am Vortag in München soll die Kommunikation mit dem Publikum eher mäßig gewesen sein). Denn wie sagt er so schön (auf Deutsch): "Zu einer Geburtstagsparty gehört Spaß." Und: "No Spaß without dancing!"

18. For what it's worth (2009): Der tanzbare Spaß beginnt mit dem stärksten Song des 2009er Albums "Battle for the Sun". Und die Menge tobt.

19. Slave to the Wage und 20. Special K (2000): Wo denn Songs vom dritten Album "Black Market Music" blieben, hatte Sandra mich kurz vorher gefragt. Und hier kommen sie, die wohl grandiosesten Minuten des Abends. Mit diesem beiden Auskopplungen bringt die Band die Arena und uns zum explodieren. Es wird gehüpft, getanzt, gepogt, die eingängigen Refrains der Band entgegen geschrien. Badabdabdabdadada!

21. Song to say Goodbye (2006) und 22. The Bitter End (2003): Ein wenig unsubtil, aber eine unglaubliche Party heraufbeschwörend läuten diese beiden Songs das Finale des Abends ein. Die Stimmung bleibt entsprechend der Tanzbarkeit beider Hits auf einen enorm hohen Level.

Foto: Sandra

Zugaben:

23. Teenage Angst (1996): Auch dieser Song vom Debütalbum wird in einer "slow version" gespielt. Für mich etwas unverständlich, weil das schon ein ziemlicher Downer für die Halle ist, die die Band mit minutenlangem frenetischen Applaus zum Zugabenblock auf die Bühne gefeiert hatte und weiterhin in Tanzlaune ist.

24. Nancy Boy (1996): Aber hier geht die Party schon weiter. Die dritte Single, die die Band jemals veröffentlicht hat, hatte damals in den 90ern das Standing der Band in der LGBT-Szene zementiert. Entsprechend stolz reckt Stefan Olsdal, selbst homosexuell, seinen regenbogenfarbenen Bass in die Höhe.

25. Infra-Red (2006): Auf Platte ein okayer Song, live eine Hymne!

26. Running up that Hill (2003): Dieser Song, ein Kate Bush-Cover, markiert während der ganzen Tour das Ende von Placebo-Konzerten. Er stammt von der sensationellen CD "Covers", die einer Sonderedition des 2003er-Albums "Sleeping with Ghosts" beiliegt. Die Band zieht den Song ziemlich in die Länge und verschwindet dann sehr plötzlich, was für einen etwas merkwürdigen Abschluss des Abends sorgt.

***

Puuuh... erst mal durchatmen. Wir sind schweißgebadet und sehnen uns nach frischer Luft. Aber wir sind auch: glücklich. Weil wir um die Launenhaftigkeit und Eskapaden insbesondere des Sängers wissen und zur "früher waren sie so viel besser"-Fraktion zählen, ist der Besuch eines Placebo-Konzerts stets mit einer skeptischen Erwartungshaltung verbunden. Umso begeisterter, beseelter sind wir davon, Perlen wie "I know" oder "Without you I'm nothing" live gehört und an der "Special K"-Party teilgehabt zu haben. Die Setlist, die übrigens auf jeder Tour-Station gleich ist, ist allerdings stimmungsmäßig etwas unausgewogen, die Dramaturgie etwas unausgegoren. Das, was der Abend mir gefühlsmäßig gegeben hat, macht das aber wieder wett.

Sonntag, Oktober 23, 2016

Filmrückschau

Tschick (2016) ...  Es war ein kleiner Wettstreit mit mir selbst, ob ich wohl zuerst das Buch lesen oder den Film sehen würde. Am Ende hat der Film gewonnen und zwei Tage später habe ich wie im Rausch das Buch gelesen (es liest sich, dank der lebensnahen Sprache und der vielen sehr kurzen Kapitel wirklich weg wie nichts).
Den Film fand ich mindestens ebenso grandios. Ich bin lange nicht mehr so euphorisiert aus dem Kino gekommen, zuletzt nach der Doku 20.000 Days on Earth über Nick Cave. Wenn ich mir vorstelle, wie erst jemand im Alter der beiden Hauptfiguren danach drauf sein muss... zumindest hoffe ich das. Originelles, kluges, witziges Kino (aber auch das Buch lesen)!

(Quelle)

Tatort: Zahltag (2016) ... Wenn ich denn mal einen Tatort schaue, dann handelt es sich um einen Weimar-Tatort mit Lessing und Dorn (Christian Ulmen und Nora Tschirner) oder einen Hessen-Tatort mit Kommissar Murot (Ulrich Tukur). Es liegt also meist an den Hauptdarstellern. Und so kam es, dass ich neulich einen Dortmund-Tatort sah, mit Jörg Hartmann, den ich seit dem TV-Film "Das Ende einer Nacht" (2012) sehr schätze. 
Der Tatort spielt im Dortmunder Rockermilieu, es geht grob gesagt um die libanesische, bulgarische, italienische Konkurrenz in Sachen mafiöse Vorherrschaft. Parallel gibt es wegen einer Dienstaufsichtsbeschwerde über Kommissar Faber (Hartmann) interne Querelen im Kommissariat. Die Handlung klingt vielleicht wenig besonders, die Art des Erzählens und der Kameraführung erinnert aber in der Qualität fast an US-amerikanische Produktionen.

Eulen, auf fast jedem Bosch-Bild
Hieronymus Bosch: Schöpfer der Teufel (2016) ... Ein niederländisches Team aus Kunsthistorikern, Restauratoren und anderen Wissenschaftlern und Fachkräften will anlässlich des 500. Todestages von Hieronymus Bosch eine Ausstellung in seiner Geburtsstadt initiieren. Im Zuge dessen wollen sie sein Gesamtwerk hochauflösend fotografisch dokumentieren und bei Zweifelsfällen klären, ob sie tatsächlich vom Meister oder doch von seinen Schülern stammen. Die Museen, von sie die Werke leihen wollen, stellen allerdings teils monströse Gegenforderungen...
Eine toll gemachte Doku über Hieronymus' Werk mit spannenden Einblicken in Museumspolitik. Und manchmal möchte man mit den Ausstellungsmachern verzweifeln...

Terror - Ihr Urteil (2016) ... Moralisch ein höchst fragwürdiges Medienexperiment. Den Ausgang der Zuschauerabstimmung über das Urteil konnte ich mir leider von Anfang an denken. Aber: ein gut gemachter Spielfilm mit toller Besetzung (Burghart Klaußner, Martina Gedeck, Lars Eidinger, Florian David Fitz). Gesehen habe ich ihn ehrlich gesagt nur, um am nächsten Tag die Debatte zu verstehen.

Mittwoch, Oktober 05, 2016

Ein Wochenende im Bamberg

Bamberg, die schönste Stadt in Franken, wollte ich schon lange einmal wieder besuchen - wie praktisch, dass Freunde von uns da gerade er Arbeit wegen frisch hingezogen sind. Von Erfurt aus kann man recht komfortabel mit dem Fernbus per Direktverbindung nach Bamberg fahren, das dauert etwa 2h 30min; die zügigste Verbindung mit der Deutschen Bahn ist etwa eine halbe Stunde langsamer, viermal so teuer und mit ein- bis zweimal Umsteigen verbunden.

Am Freitagabend aßen wir erst einmal im schönen Biergarten der Brauereigaststätte Greifenklau, mit Blick auf die abendlich angeleuchtete Altenburg. Im Greifenklau gab es gute bodenständige Küche und sehr leckeres fränkisches Bier. Anschließend ging es weiter in die Altstadt, u.a. zum Brauereiausschank von Schlenkerla, wo ich lernte, dass der coole Bamberger sich nicht in den Gasthof hineinsetzt, sondern mit seinem Bierglas und der Pfandmarke auf der Gasse vor dem Wirtshaus steht. (Drei Tage später erklärte mir ein Mann aus Erlangen, dass ein echter Bamberger gar kein Schlenkerla trinken würde.) Richtig schön und muggelig ist übrigens auch die "Weinstube Pizzini", die sich ebenso wie das Schlenkerla auf der abends sehr belebten Oberen Sandstraße befindet. Entgegen dem Namen ist die Weinstube eine urgemütliche Kneipe mit echten Originalen hinterm Tresen und einer guten Bierauswahl.

Der Samstag begann mit einem kleinen Ausflug hinauf auf die Altenburg. Hier kann man u.a. den mittelalterlichen Burgturm besteigen, der eine tolle Aussicht auf Bamberg und das Umland bietet - beim gutem Wetter bis zu den Klöstern Banz und Vierzehnheiligen bei Bad Staffelstein bzw. Lichtenfels. Die Burganlage ist sehr gut in Schuss, man kann hier auch Essen gehen. Anschließend besuchten wir das Fränkische Brauereimuseum im Kloster Michelsberg - klein und fein. Ein spätes Mittagessen sollte es im Brauereiausschank von Mahrs-Bräu geben, hier war aber 14 Uhr bereits Küchenschluss. Also gab es zum Ungespundeten eben eine Laugenbrezel. Etwas Richtiges zu essen bekamen wir dann im Alt-Ringlein, wo ich endlich zu meinem Schäuferla kam. Das ist ein Stück von der Schweineschulter mit Kruste und Knochen. Bei richtiger Zubereitung fällt das Fleisch regelrecht vom Knochen ab.

Ansonsten im Bamberg natürlich ganz wichtig - ausgedehnte Alstadtspaziergänge. Es gibt so viele hinreißende Gassen und Ecken, bemerkenswerte Gebäude und Geschäfte, die entdeckt werden wollen. Ein kleiner Tipp für alle, die gern frühstücken gehen: Im Eckerts kann man das direkt am Wasser mit Blick auf das Alte Rathaus wunderbar und ausgiebig tun.

Im Mahrs-Brauausschank

Bamberger Gässchen

Blick auf Bamberg von der Altenburg

Altenburg

Montag, September 26, 2016

Ein Wochenende in Naumburg

Ich bin mal wieder viel unterwegs, privat wie beruflich. Nach dem Toskana-Urlaub und dem Münchenkurztrip zum Bundesligaspiel gegen Hertha stand nun ein Wochenende in der "Toskana des Nordens", der Saale-Unstrut-Region an. Hier weilen meine Eltern derzeit im Urlaub und in ihrer großen Ferienwohnung konnten auch wir für ein Wochenende mit unterkommen. Vielen Dank!

Freitagabend hatten sie, als Überraschung für uns, im Restaurant des Hotels "Zur Henne" im gleichnamigen Naumburger Ortsteil reserviert. In diesem malerischen Hotel direkt an der Saale und den Weinbergen haben wir vor knapp 15 Monaten unsere Flitterwoche verbracht. Es gibt hier eine große Auswahl regionaler (aber auch überregionaler) Weine und eine überdurchschnittlich gute Küche, dazu ein sehr gepflegtes Restaurant, leckeres Frühstück, hübsche Zimmer und eine Toplage.

Der Samstag sollte im Zeichen einer Radtour stehen. Von Naumburg ging es den Radweg entlang zur nahen Mündung der Unstrut in die Saale, dort mit der Fähre ans andere Ufer und den Unstrut-Radweg entlang nach Freyburg. Da meine Eltern diesen Ort noch nicht kannten, unternahmen wir hier einen kleinen Aktstadtspaziergang, von der schönen Kirche St. Marien bis zur Rotkäppchen-Sektkellerei. Weiter ging es mit dem Rad auf dem Unstrut-Radweg vorbei an Weinbergen und Straußwirtschaften über Laucha nach Burgscheidungen. Das hübsche Barockschloss dort war das Ziel der Tour. Es liegt auf einer Anhöhe, von der man schön in das Tal blicken kann.

Schloss Burgscheidungen

Auf dem Rückweg hielten wir noch einmal in Laucha und besuchten das Glockenmuseum. Der nächste Halt war die Straußwirtschaft des Weingutes Goldschmidt. Hier wurden wir mehr als freundlich begrüßt, genossen Käseteller und Schmalzbrote und natürlich oberleckeren Weißburgunder. Einen Abstecher auf das Weingut Hey kurz vor Naumburg konnte ich mir natürlich auch nicht verkneifen, keltert doch hier der Winzer meines Vertrauens. Meine Favoriten: Der Muschelkalkriesling und der Weißburgunder von der Ortslage. Und mit dem Spätburgunder gibt es hier sogar einen recht guten Saale-Rotwein (die schmecken mir sonst nicht). Am Abend waren wir glücklich, platt und müde von dem langen Tag an der frischen Luft und in der milden Spätsommersonne.

Auf dem Weingut Hey (Danke Papa!)

Am Sonntag hieß das Ziel Kloster Pforta. Auf dem wunderschönen Gelände des alten Zisterzienserklosters, das schon seit Jahrhunderten die Landesschule beheimatet, kann man kostenlos, aber mit vielen Informationen ausgestattet einen tollen Rundgang machen. In die Schul- und Internatsgebäude kann man natürlich nicht hinein, dafür aber in die Klosterkirche, den sagenhaft schönen Kreuzgang, die Abtskapelle und den Park und überhaupt über das komplette, weitläufige Außengelände innerhalb der Klostermauern.

Westfassade der Klosterkirche

Sehr gutes Mittagessen gab es dann im Naumburger Ratskeller, der mit dem Rudenbudenzu und dem aktuellen Saisonbier (einem Pale Ale) derzeit zwei leckere Hausgebraute am Hahn hat. Das klebrig-süße Ratskellerbier kann man aber getrost vergessen. Alle Biere kann man auch in verschieden großen Bügelflaschen und Siphons käuflich erwerben. Man sitzt hier sowohl draußen direkt am Marktplatz als auch drinnen im Gewölbe (das überhaupt nicht miefig eingerichtet ist!) sehr gut.

Ehe es zurück nach Erfurt ging, spazierten wir noch ein wenig durch die Naumburger Altstadt, vom Markt über den Holzmarkt, am Nietzsche-Haus vorbei die Stadtmauer entlang bis zum Marientor, das man zu meiner großen Freude auch komplett besichtigen und begehen konnte.

Und nächstes Wochenende geht es nach Bamberg!

Dienstag, September 13, 2016

10 Tage im Paradies

Ich war gerade zehn Tage in der Toskana. Landschaften, Städte, Kunstwerke, Ruinen, Türme, Museen, Essen, Wetter... Es war alles einfach nur wunderbar. Eben zehn Tage im Paradies.

Es begann mit vier vollen, tollen Tagen in Florenz. Die Stadt am Arno hat den Vorteil, im Vergleich zu Rom wesentlich kleiner zu sein, sodass man sie zu Fuß sehr gut erkunden kann. Aber es gibt deshalb nicht weniger zu sehen! Es lohnt sich wirklich, die jeweils über 400 Stufen auf die Domkuppel und den Glockenturm zu erklimmen und die Aussicht über die alte Dachlandschaft zu genießen. Wer auf Aussichten steht, so wie ich, ist auch auf der Piazzale Michelangelo auf der südlichen Seite des Flusses gut aufgehoben, vor allem zum Sonnenuntergang. Allerdings ist das alles andere als ein Geheimtipp ;)



Weitere Highlights waren die Kirche Santa Croce am östlichen Altstadtrand mit den Grabmalen von u.a. Galilei und Michelangelo, die Medici-Kapelle in der Kirche San Lorenzo und natürlich ein Tag in den Uffizien, umgeben von Renaissancekunst. Auch die große Jugendstilmarkthalle, der Mercato Centrale, ist einen Abstecher wert. Etwas "überbewertet" fand ich die Ponte Vecchio, vor allem verglichen mit der Erfurter Krämerbrücke als ihrem nordischen Pendant. Auch das Museum in der Casa di Dante lohnt sich nur bedingt, sogar für Dante- bzw. Literaturfans.

Nördlich von Florenz auf einem Hügel liegt die Kleinstadt Fiesole. Sie hat neben einem alten römischen Teatro, den Ruinen einer Therme, bedeutenden Kirchen- und Klosterbauten außerdem einen spektakulären Blick über Florenz zu bieten, wenn es nicht gerade arg dunstig oder versmogt ist.



Dann ging es für eine Woche nach San Gimignano, einer malerischen Kleinstadt im Herzen der Toskana, inmitten von Weinbergen und Olivenhainen. Die Stadt wird das "Manhatten des Mittelalters" genannt, denn schon von weitem erkennt man sie durch ihre Skyline. Diese Geschlechtertürme haben sich reiche Familien im Mittelalter errichtet, um sich damit gegenseitig zu übertrumpfen. Einzig der späteren Armut und Bedeutungslosigkeit des Ortes ist es zu verdanken, dass sie nicht, wie andernorts üblich, abgerissen wurden. Heute sind sie das Alleinstellungsmerkmal der Stadt.



Von San Gimignano aus konnten wir mit dem kleinen Mietwagen ganz wunderbar Ausflüge in die Städte des Umlandes unternehmen - in die Alabasterstadt Volterra, nach Siena oder Monteriggioni. Doch keiner dieser Orte kam an San Gimignano heran, das der Besitzer der Pension, in der wir die Woche verbrachten, den "Diamanten der Toskana" nannte. Abends durch die engen Gassen, zwischen den alten Häusern und hohen Türmen hindurch zu schlendern, auf uraltem Pflaster, war fast magisch. Außerdem gab es hier viel zu sehen, z.B. den Duomo Santa Maria Assunta, das Museo Civico in einem der alten Palazzi, bedeutende klerikale Kunst aus dem Mittelalter, eine Robert Capa-Ausstellung (!) und die sagenhafte Aussicht vom höchsten Turm der Stadt.

Dienstag, August 16, 2016

Ein Wochenende in Braunschweig

Neben den großen Trips nach Stockholm im vergangenen Mai und in die Toskana in zwei Wochen stehen diesen Sommer und Herbst - mal wieder - auch viele kleine Touren und Ausflüge im Inland an. Im Juni ging es ja schon für ein Wochenende nach Hamburg und im Juli für einen langen Kunsttag nach Halle, jetzt stand Braunschweig auf dem Plan. Hier haben wir meine Schwester und ihren Freund besucht.

Braunschweig ist immer wieder überraschend schön. Klar, es gibt viele Nachkriegsbausünden, aber auch tolle historische Flecken (z.B. das Magniviertel, das Areal rund um den Burgplatz) und viel Grün (Botanischer Garten, Bürgerpark, Inselwall, alles entlang der Oper). Auf dem Bild sind der Bammelsburger Teich und Löbbeckes Villa am Inselwall zu sehen.

Freitag- und Samstagabend ging es auf die dritte Ausgabe des Braunschweiger Bierfestes auf dem Platz der Deutschen Einheit, direkt neben Dom und neuem Rathaus. Hier gab es wie schon im vergangenen Jahr eine beeindruckende Auswahl internationaler Biersorten und verschiedenster Braustile; man könnte aber zugunsten der Menschenmengen das Veranstaltungsareal ein bisschen auf den anliegenden Domplatz ausweiten.

Samstag wurde ausgeschlafen und ausgiebig gefrühstückt, danach ging es zu Fuß in den Botanischen Garten. Der Weg dahin führte über einen malerischen Umweg immer direkt an der Oker entlang über den Inselwall, den Gaußberg und durch ein Villenviertel. Der Botanische Garten selbst ist auch sehr schön angelegt. Von dort ging es dann mit dem Tretboot die Oker rund eine Dreiviertelstunde hinauf und anschließend wieder zurück. Auch von hier gab es viel Grün (Theater- und Museumspark, Löwenwall, Bürgerpark) zu sehen. 

Gut und gemütlich essen und trinken kann man in der Braunschweiger Innenstadt z.B. in der Rheinischen Republik - allen Fleischessern empfehle ich hier gemischte Abendbrotplatte für vier Personen mit allerlei Fleisch, Wurst, Kraut, Käse und Gemüse, dazu passt ein Schlösser Alt. Lecker ist es auch direkt daneben bei Corvin's Burger & Beer, wo es eine gute Auswahl sehr leckerer Burger und weiterer Gerichte gibt. Die Bierauswahl ist hier, entgegen dessen, was man anhand des Namens erwarten könnte, überschaubar. Vom Fass gibts Wolters und Alster, aus der Flasche neben Zwickel und Carlsberg ein Großteil des Maisel-Sortiments (Hefe, Pale Ale und die drei Specials aus der 0,75l-Flasche für je einen Zehner).

Donnerstag, August 11, 2016

Oh je - Ich teste ein Abnehm-Produkt! (Teil 2)


Der Selbsttest - Start am 21. Juli 2016

Tag 1, vormittags - Der erste halbe Liter Dr. Slym ist vertilgt. Dank des mitgelieferten Messbechers lassen sich die 30ml gut dosieren. Das Getränk schmeckt okay und sieht Gott sei Dank nicht nach einem Diät-Getränk aus, sondern wie Früchtetee oder Saftschorle. Ich merke, dass ich nichts im Bauch habe und noch habe ich nicht das Gefühl, dass die Glucose im Gehirn tut, was sie soll.

Tag 1, abends - Mein Magen fühlt sich sehr leer an und krampft ein bisschen. Hunger habe ich aber nicht und fühle mich auch nicht unkonzentriert. Jedoch merke ich, dass ich an einem Tag wie heute keinen Sport machen könnte. Und wären es wie gestern 33°C gewesen, hätte ich das auch nicht durchgezogen. Ich bin gespannt auf morgen.

Tag 2, morgens - Ich bin heute Morgen erstaunlicherweise nicht hungrig aufgewacht, dafür aber mit einer fast platzend vollen Blase. Vier Liter trinken - zwei Liter Dr. Slym und zwei Liter Wasser - ist ganz schön heftig. Und dabei trinke ich normalerweise immer viel Wasser und Tee, mindestens zwei Liter täglich. Der Hunger haut ganz schön rein und es wächst die Sehnsucht, in etwas Herzhaftes richtig schön reinzubeißen. Aber die erste Portion Dr. Slym ist schon aufgegossen ;) 

Tag 2, später Abend - Ich habe überraschenderweise immer noch keinen Hunger verspürt. Den Geschmack des Getränks habe ich aber schon ein bisschen über.

Tag 3 - Feste Mahlzeiten! Zum Frühstück gab es ein Kräuterrührei und am späten Nachmittag Rindercarpaccio mit Rucola und italienischem Hartkäse. Ansonsten viel Wasser und zwischen den zwei Mahlzeiten einen Liter Dr. Slym. Abends im Pub wird mit zwei Bier gesündigt. Trotz Ganztagsausflug bei großer Wärme nach Halle mit zwei Museen und viel Laufen fühle ich mich gut.

Tag 5 - Montag. Ich überlege, wie ich die Ernährungsumstellung in meinen Job integriere. Morgens soll es die ganze Werkwoche Dinkelmüsli geben, mittags wahlweise Salat, mediterrane Gemüsepfanne mit Hähnchenbrust oder Vergleichbares. Die zweite Tageshälfte werde ich jeweils mit Dr. Slym bestreiten.

Tag 6 - Bisher bin ich erstaunlich diszipliniert, habe ich einmal Süßes oder Fettiges genascht. Der Körper hat sich gut auf die geringere Kalorienzufuhr eingependelt und meldet sich selten mit Hungergefühl. Dr. Slym ist immer noch erträglich. Erste Straffungserscheinungen an Haut und Gewebe bilde ich mir bereits auch schon ein ;)

Tag 8 - Alles läuft sehr routiniert. Mich umzustellen, hat unterm Strich keine woche gedauert. Bisher gab es noch keine Heißhungerattacken auf Zuckriges oder Fettiges. Auch weitestgehend auf Alkohol zu verzichten, fällt mir nicht schwer.
 
Tag 10 - Es ist wieder Sündigungssamstag! Mittags gibt es einen hausgemachten vegetarischen Burger mit Salat und ohne Pommes, abends wird gegrillt (Bratwurst! Hähnchensteak und Grillgemüse, dazu Brot) und Alkohol konsumiert.

Tag 13 - Auch diese Werkwoche wird mit Dinkelmüsli und Obst als Frühstück und Salat, Gemüse, o.ä. als Mittagessen bestritten, am Abend kommt der Dr.Slym. Sonderlichen Verlust von Körperumfang merke ich bisher noch nicht wirklich.

Und? Wird's noch was? Das zeigt vielleicht schon Teil 3 des Tests...

Sonntag, August 07, 2016

Coole Popsongs aus den frühen 2000ern (1)

... die ich schon fast wieder vergessen hatte.

Jennifer Lopez "Ain't it funny" - sowohl die hispanisierende Albumversion, die sehr inspirierend für meinen damaligen Zeichenstil war (und wegen der ich eine Hüfthose haben wollte), als auch der obercoole Remix mit Ja Rule. Was macht der eigentlich?


Jennifer Lopez - Ain't It Funny von Juliajulia


jennifer lopez - Ain't it funny (featuring Ja... von aimen-06

Donnerstag, August 04, 2016

Ein Wochenende in Halle

Von Erfurt aus ist man mit dem Regionalzug in ziemlich genau anderthalb Stunden in Sachsen-Anhalts heimlicher Landeshauptstadt Halle. Die ist bekanntlich besser als ihr Ruf und für Kunst ein weitaus besseres Pflaster als Erfurt, deswegen zog es uns an einem sommerlichen Samstag im Juli dorthin.

Auf dem Programm stand u.a. die "Magie des Augenblicks"-Ausstellung mit modernen Gemälden und Drucken mehr und weniger bekannter französischer Künstler des frühen 20. Jahrhunderts. Die kleine, aber feine Ausstellung hatte zwischen teilweise recht belanglosen Arbeiten die ein oder andere Perle zu bieten. Die auf den Werbematerialien beworbenen Cezannes, Rodins und Van Goghs sind natürlich wesentlich spärlicher vertreten als die B-Riege. Noch bis zum 11. September kann die Ausstellung in der Stiftung Moritzburg - einem der schönsten Kunstmuseen Deutschlands - besucht werden.

Felix Vallottons "La Blanche et la Noire" (Stiftung Moritzburg)

Anschließend ging es mit der Tram in den Norden der Stadt, in den Kunstverein "Talstraße" ganz in der Nähe der Burg Giebichenstein. Hier wurde noch bis 24. Juli eine Ausstellung zum Werk Rudolf Schlichters gezeigt, unter den Schlagworten "Eros & Apokalypse". Tatsächlich reicht sein Werk von sexuell expliziten Grafiken bis hin zu großformatigen, surrealistischen Endzeitvisionen. Zum Museum gehören ein Café und ein wunderschöner Skulpturengarten an einem recht steilen Hang, von wo aus man einen tollen Blick über die umliegenden Hügel und Stadtteile hat.

Skulpturengarten des Kunstvereins Talstraße

Nach einem Pizzaria-Besuch auf Halles Gastro-Meile, der kleinen Ulrichstraße, spazierten wir noch etwas durch die Altstadt, die von malerisch schönen Gründerzeitbauten, hier und da einem Haus aus früheren Jahrhunderten und immer wieder eingesprengten Plattenbauten gekennzeichnet ist. Zu entdecken gibt es hier viel, etwa den unglaublich merkwürdigen Halleschen Dom oder den idyllischen Kunstgarten in der Neuen Residenz (mit Ausschank!). Für Bierliebhaber empfehle ich das Connoisseur in der Kleinen Ulrichstraße oder das Hallesche Brauhaus.

Der Hallesche Dom

Montag, August 01, 2016

Oh je - Ich teste ein Abnehm-Produkt! (Teil 1)

!!! Zu allererst: Das ist kein bezahlter Werbe-Beitrag. Ich habe das beschriebene Produkt nach langen Netzrecherchen aus vielen verschiedenen Konkurrenzprodukten ausgewählt und es zum normalen Verkaufspreis bei unser aller Lieblingsversandhändler bezogen !!!

Vorgeschichte
Jetzt ist aber gut hier. Es ist Hochsommer, ich kriege keine einzige kurze Hose über den Hintern, ein paar sehr liebgewonnene Kleider gehen nicht mehr zu. Seitdem ich berufstätig bin, locken ständig die Büffets auf Veranstaltungen, die ich dienstlich besuche, und der Geburtstagskuchen der Kollegen in der Küche. Ich besitze keine Personenwaage, aber die brauche ich auch nicht, um den schleichenden, aber steten Aufwärtstrend des imaginären Zeigers zu sehen.

Was tun?
Ich bin mittlerweile leider mit einer leidlichen Selbstdisziplin gesegnet. "Nein" zu sagen, fällt mir sehr schwer, und es ist halt auch immer etwas Verlockendes im Kühlschrank - meinem Partner kann ich ja schlecht verbieten, Schokolade & Co. zu kaufen. Also habe ich mich mehr und mehr mit dem Gedanken angefreundet, eines der viel beworbenen Produkte zur Gewichtsreduzierung und -kontrolle auszuprobieren. Dahinter steckt die Intention, dass ich es (hoffentlich) wirklich durchziehe, wenn ich dafür Geld ausgegeben habe. Über verschiedene Alternativen habe ich mich belesen und sie dahingehend verglichen, was wohl am besten zu mir passt.

Meine Wahl ist auf Dr. Slym gefallen. Warum?
  • Es gibt keine hellbraune Pampe, keinen umständlich anzurührenden Shake als Mahlzeitenersatz.
  • Das Produkt und viele Testberichte, von denen einige auch einen authentischen Eindruck machten, versprechen eine stetige, nachhaltige Wirkung.

Wie funktioniert's?
Das Produkt besteht in einem roten Sirup, den man in Abmessungen von 500ml (ca. 18 Euro) oder 1000ml (ca. 36 Euro) kaufen kann. Dieser ein bisschen an Holunder erinnernde Sirup mit Wasser verdünnt soll dem Gehirn einen Streich spielen: Unser Hungergefühl resultiert aus einem Glucosemangel. Das Getränk führt dem Körper ausreichend Glucose zu, um den (Heiß-)Hunger in Zaum zu halten und das Hirn gut zu versorgen.

Die ersten zwei Tage lässt man jegliche feste Nahrung weg. Man trinkt stattdessen jeden Tag 4x500ml, also insgesamt zwei Liter des verdünnten Dr. Slym-Konzentrats und soll dazu außerdem die für Erwachsene üblichen zwei Liter Wasser trinken - das Produkt sei kein Flüssigkeitsersatz. Für eine 500ml-Portion Dr. Slym werden übrigens 30ml des Sirups mit einem halben Liter Wasser aufgegossen.

Ab Tag 3 ist sind zwei Mahlzeiten täglich erlaubt - Frühstück und Abendbrot mit je ca. 300kcal. Dafür gibt es eine Rezeptsammlung, die man kostenlos von der Webseite von Dr. Slym herunterladen kann und die bald als Kochbuch erscheinen soll. Die Rezepte klingen alle gut und machen auch einen simplen Eindruck. Zum Frühstück soll es da z.B. Knäckebrot mit Kräuterquark oder Pilzomelette geben, zum Abendessen Putenbrust mit gegrilltem Gemüse oder Meeresfrüchtepfanne mit Reis. Es handelt sich um Low-Carb-Mahlzeiten, die leider abends einen nicht geringen Kostenaufwand mit sich bringen. Ich werde vermutlich eher nach eigenem Ermessen essen - ich kann nicht jeden Abend eine andere Fleisch- oder Fischsorte zubereiten.

In Teil 2 geht es mit dem Selbsttest weiter ...

Donnerstag, Juli 28, 2016

10 Jahre!

Dieses Blog feiert in diesen Tagen sein 10-jähriges Bestehen. Im Sommer 2006 habe ich ihn, zwischen Abi und erstem Semester, begonnen. 
  • Seitdem wurde er knapp 100.000 mal aufgerufen, davon mehr als die Häfte (52.808) aus Deutschland, gefolgt von den USA (rund 12.000 mal), Schweden, Russland und Frankreich. Österreich und Schweiz liegen erstaunlich weit hinten.
  • Ich habe rund 750 Einträge verfasst, also im Schnitt 75 Posts pro Jahr ... mal waren es 30, mal 90.
  • Die meisten Besucher finden über bestimmte Suchbegriffe bei der Googleweb- oder Bildersuche hierher, z.B. wenn sie nach Fotos vom Aralsee, Emma Watson oder dem Leipziger Hafenprojekt suchen.
  • Rund drei Viertel der Besucher nutzen einen Windows- und 9% einen Mac-PC, von mobilen Endgeräten stammen nur sehr wenige Zugriffe. Rund die Hälfte surft mit Mozilla Firefox, 20% mit Chrome und tapfere 17% mit dem Internet Explorer.
Über die Jahre hat das Blog sich stark verändert. Von einem Online-Tagebuch, in das ich sogar meine Uni-Stundenpläne eingetragen und von Shopping- oder Kochergebnissen und vielen Privatheiten berichtet habe, ging es mehr und mehr in Richtung Leipziger Stadtgeschichte und -geschehen und Rezensionen (v.a. Filme, aber auch Konzerte, Bücher, Tonträger). Immer mal wieder gab es Projekte und Serien ("Anne testet sommerlich-hippe Getränke auf Flaschenoptik und vielleicht auch ihren Geschmack", die aktuelle Reihe über Erfurter Kirchen, ...). Seit dem Umzug nach Erfurt vor zwei Jahren wurden aus den Leipzig-Themen Erfurt-Themen. Ich habe euch daran teilhaben lassen, wie ich Thüringen, die Stadt und ihre v.a. kulturellen Angebote entdeckt habe - und nach wie vor entdecke. Mehr Bilder von den Ausflügen, Urlauben und meinen drei Heimaten gibt es nach wie vor hier.

Vielen Dank für euer Am-Ball-Bleiben, für das Lesen oder Mal-Gelesen-Haben, für das Blog-Entdecken und den ein oder anderen lieben, hilfreichen, ... Kommentar!

Montag, Juli 25, 2016

Filmrückschau

Vor der Morgenröte (2016) ... Maria Schrader kenne ich als wunderbare Schauspielerin, z.B. in dem deutschen Kinofilm Aimée & Jaguar von 1999. Dass sie auch noch selbst Filme macht, war mir neu. Dass sie das gut macht, davon habe ich mich anhand ihres zweiten Werkes Vor der Morgenröte neulich überzeugt. Die österreichisch-deutsch-französische Koproduktion erzählt von den Exiljahren des Wiener Autors Stefan Zweig, episodenhaft von 1936 bis zu seinem Freitod 1942.
Stefan Zweig ist einer der bedeutendsten deutschsprachigen Autoren der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts. Viele von euch kennen sicherlich seine Schachnovelle (1942) oder vielleicht auch seine fast romanhaften Biografien (z.B. über Napoléon, Magellan, Tolstoi). Zweig war um 1940 weltweit eine der angesehensten Künstlerpersönlichkeiten, auf seine Sicht auf weltpolitische Geschehnisse wurde großer Wert gelegt. So auch im fernen Südamerika, wo der überzeugte Pazifist einen Großteil seiner Exiljahre verbrachte. Der Film zeigt toll auf, wie er versucht, sich aus der Ferne eines eindeutigen Urteils zu erwehren, wie er in der neuen Heimat doch nie ganz heimisch wird. Das war wohl auch der Grund für den Suizid, den er gemeinsam mit seiner zweiten Frau Lotte im brasilianischen Petrópolis beging und mit dem der Film folgerichtig endet. Die Zerstörung seiner „geistigen Heimat Europa“ hatte ihn für sein Empfinden entwurzelt, seine Kräfte seien „durch die langen Jahre heimatlosen Wanderns erschöpft“, so sein Abschiedsbrief (Quelle).
Der Film hat aber auch viele großartig-komische Momente zu bieten, zum Beispiel wenn ein brasilianisches Musikkorps verzweifelt versucht, einen Wiener Walzer zu schmettern, wenn Zweig von Dorf zu Dorf chauffiert wird und auf aufgeregte Provinzbürgermeister trifft oder er sich von seiner ersten Ehefrau den Kopf zurecht rücken lässt. Gekrönt wird das ganze von tollen Schauspielern und dem unwiederstehlichen Wiener Dialekt.

Freitag, Juli 22, 2016

Erfurt Gotteshäuser - Ägidienkirche


Ägidienkirche und Krämerbrücke (rechts) von Norden

Die Ägidienkirche am östlichen Krämerbrückenkopf ist sehr markant. Durch ihr Erdgeschoss verläuft ein Durchgang mit großem Torbogen, außerdem befindet sich hier ein Restaurant (in dem man sehr gut essen und Wein trinken kann). Der Kircheninnenraum befindet sich im zweiten Stock. Auf den für Erfurt typischen Turm mit quadratischer Grundform und 33m Höhe kann man übrigens für einen kleinen Obulus steigen. Man hat von hier so ziemlich die schönste Rundumsicht auf die Altstadt. Die Kirche steht direkt am malerischen Wenigemarkt und sorgt gemeinsam mit dem Brunnen in dessen Mitte, den vielen Freisitzen und schmucken Häusern für dessen fast mediterrane Anmutung.

Die Ägidienkirche vom Wenigemarkt aus.

Auch sonst ist die Kirche bemerkenswert. Sie ist die älteste von Methodisten benutzte Kirche der Welt. Vollendet wurde der gotische Bau um 1325. Die Kirche wurde schon immer als mehr als "nur" Gotteshaus genutzt. Im Mittelalter diente das Erdgeschoss als Verkaufsraum. Phasenweise gehörte die Kirche zum Schottenkloster (die Schottenkirche ist gleich um die Ecke), später zur Kaufmannsgemeinde (die Kaufmannskirche steht unweit am Anger). Bereits 1615 wurde der Gottesdienst eingestellt und die Kirche zum Lagerhaus umfunktioniert. Im frühen 20. Jahrhundert fungierte die Kirche als Mietshaus, erst seit 1960 ist sie wieder der Sitz der evangelisch-methodistischen Gemeinde.

Lage der Kirche im Zentrum der Altstadt

Montag, Juli 18, 2016

Cat Power - zum einschlafen schön

Die Kulturarena in - natürlich - Jena ist eine der Institutionen in Thüringen. Seit 25 Jahren finden hier am Jenaer Theaterhaus Sommer für Sommer tolle Konzerte, Filmvorführungen und Veranstaltungen für Kinder statt, open air auf dem Theatervorplatz. Im vergangenen Jahr haben wir hier schon an einem wunderbaren Augustabend Get Well Soon gesehen.

Am 14. Juli spielte hier die US-amerikanische Sängerin Cat Power, die ich von ihren Veröffentlichungen her ziemlich gut finde. Das Konzert war allerdings so lala. Die junge FRau mit der Gitarre bez. später am Flügel machte zwar schöne Musik, nahm vom Publikum allerdings keinerlei Notiz, reagierte kaum auf Applaus und spulte Lied an Lied ihr Programm ab. Die Zuhörer waren zunehmend gelangweilt, unterhielten sich größtenteils oder sahen mit gelangweilter Miene nach vorn. Schade, die Kulturarena bietet die Kulisse für weit mehr! Die einschläfernde Wirkung des Abends hat die Hessische Niedersächsische Allgemeine wunderbar in Worte gefasst - am Vorabend war Frau Power nämlich mit dem gleichen Programm in Kassel aufgetreten.

Cat Power und behütete Zuhörer

Freitag, Juli 15, 2016

Jena, Thüringens heimliche Kulturhauptstadt

Wenn man in Thüringen etwas in Sachen Kultur machen will, das nicht unbedingt was mit Goethe, Schiller & Co. zu tun hat, dann ist man in Jena am besten aufgehoben. Da gibt's zwar auch viel Goethe und Schiller, aber auch viel junge Literatur. In der jüngeren Vergangenheit hatte ich dort mehrmals das Vergnügen, schönen Veranstaltungen beizuwohnen.

Am vergangenen Wochenende erst fand dort das große Sommerfest der Thüringer Lesereihe "In guter Nachbarschaft" statt. Im Glashaus mitten im Paradies lasen ab 16.30 Uhr junge aufstrebende und bereits etablierte Autoren. Los ging es mit vier Preisträgern des Jungen Literaturforums Hessen-Thüringen, danach gab es ein Werkstattgespräch mit der scheidenen Jenaer Stadtschreiberin Kinga Toth. Im Anschluss hatten junge Nachwuchsautoren am offenen Mikrofon die Möglichkeit, sich Gehör zu verschaffen. Den abendlichen Höhepunkt setzten mit Christoph Wenzel (Aachen), Anja Kampmann (Leipzig) und Björn Kuhligk (Berlin) drei arrivierte Namen der deutschen Gegenwartslyrik. Danach konnte man zu Musik von DJ Lutz Hartmann abzappeln. Organisiert und moderiert wurde der wunderschöne Tag von Julia Hauck, Peter Neumann und Mario Osterland, für die Bar war das "Kaffee Merle" an Bord.


v.l.n.r.: Björn Kuhligk, Anja Kampmann, Christoph Wenzel, Mario Osterland, Peter Neumann, Kinga Toth, Julia Hauck

Schon am Vorabend des Sommerfestes gab es in Jena Hochkarätiges zu bestaunen. Im Kulturbahnhof (Alter Saalbahnhof) fand das letzte Event der Reihe "Lyrik ist Happening" der Leipziger Musikerin Anne Munka statt. Gemeinsam mit zwei weiteren Musikern hat sie diese experimentelle Mischform aus Lyrik, Improvisation und Klangkunst schon in einigen deutschen Städten aufgeführt. Als Gastlyriker waren dieses Mal Bachmannpreisträgerin Nora Gomringer und die flämisch-holländische Dichterin Maud Vanhauwaertmit dabei. Unterhaltsam!

Ebenfalls im Kulturbahnhof Jena fand vor einiger Zeit die Veranstaltung "Jazztext Textjazz" des Kunsthof Jena e.V. statt. Zu Musik der Jazzformation random words lasen hier die Stadtschreiberin Kinga Toth, Romina Nikolic und Mario Osterland Lyrik und Prosatexte - Interaktion von Text und Jazz. Das hat überraschend gut funktioniert und eine spannende Eigendynamik entwickelt.

Mario Osterland im Kulturbahnhof

In der ungarischen Weinbar pici auf der Westbahnhofstraße fand im Juni ein Abend unter dem Motto "Literatur und Wein" statt. Der sommerlich-heiße Abend wurde von den Musikern Tim Helbig und Hannes Höfer eröffnet, die demonstierten, wozu Aufziehfrösche und Metallschüsseln so gut sein können. Anschließend lasen Stadtschreiberin Kinga Toth und der Heiligenstädter Stadtschreiber Arne Hirsemann sowie der Leipziger Autor Micul Jeute über alkoholische Getränke.

Tim Helbig und Hannes Höfer
 

Mittwoch, Juli 06, 2016

Erfurter Gotteshäuser - Die Peterskirche

Wenn es die Peterskirche auf dem Erfurter Petersberg als Gotteshaus noch gäbe und sie vollständig wäre, dann würde sie über Erfurt thronen, fast noch auffälliger als der Dom und St. Severi daneben. Doch von ihr ist seit preußischem Beschuss im Jahr 1814 nur der Rumpf übrig. Heute erahnt man kaum noch, dass es sich bei dem schlichten langen Gebäude auf dem Petersberg um eine Kirche gehandelt hat. Derzeit befindet sich das Forum Konkrete Kunst, ein Museum für abstrakte Kunstwerke, darin - wie kürzlich bekannt wurde, wird dieses Museum bald schließen müssen. 

So muss das Erfurter Stadtbild einmal ausgesehen haben:

Domberg im Vordergrund, Petersberg dahinter (Quelle)

Der Geschichtsabriss gerät dieses Mal etwas länger. Im Jahr 1060 wurde auf dem Petersberg ein Benediktinerkloster gegründet, dessen Klosterkirche die Peterskirche war. Durch seine prominente Lage in der reichen Stadt Erfurt gelangte das Kloster im Hochmittelalter zu einiger Bedeutung. Friedrich I. Barbarossa nächtigte hier mehrmals. Das bedeutendste historische Ereignis, das sich hier abgespielt hat, dreht sich um den Reichsfürsten Heinrich den Löwen (um 1130-1195). Nach einem Konflikt mit Kaiser Barbarossa wurde er von diesem geächtet. In der Peterskirche bettelte er schließlich vor dem Kaiser um Gnade.

Lage der Peterskirche auf dem Petersberg

Während der Bauernkriege fungierte das Kloster als ein Zentrum der Gegenreformation, bis es von Bürgern und Bauern besetzt und geplündert wurde. Um 1700 wurde auf dem Petersberg die Zitadelle errichtet (auf dem Stadtplan gut in ihrer achteckigen Struktur zu erkennen), womit das Kloster vollkommen von weltlichen Mauern umschlossen war. 1802 fiel die Region an Preußen. Das Militär besetzte die Zitadelle, bis Napoleons Truppen sie einnahmen. Die Franzosen versteigerten den Großteil des Kircheninventars und nutzten die Räume als Lager. 1814 wurde ein Teil der Kirche durch preußischen Beschuss zerstört. Die Region fiel wiederum an Preußen und die modifizierten die Festung und das, was von der Kirche noch stand, weiter. In dieser Zeit wurde z.B. eine hölzerne Zwischendecke durch das Kirchenschiff gezogen, die es auch heute noch gibt. Die Preußen nutzten die Kirche als Korn- und Mehlspeicher und trugen die Reste des Klosters ab. Spätere Pläne zum Wiederaufbau wurden durch die Weltkriege vereitelt. In DDR-Zeiten wurde in der Kirche u.a. Schulsport betrieben. Seit 1993 ist das Forum Konkrete Kunst hier untergebracht.