Mittwoch, Dezember 28, 2011

50 Lieblingslieder (34-36)

34. The Knife - Marble House ... The Knife war für mich eine der Entdeckungen des Winters 2008/2009 schlechthin. Die beiden Alben der schwedischen Geschwister, die ich besitze, heißen Deep Cuts (2003) und Silent Shout (2006) und zeigen eine enorme Entwicklung auf. Vom eher spaßigen, tanzbaren technoiden Elektro-Pop auf Deep Cuts ging es in nur drei Jahren zum melodisch-düsteren Ambientsound über. Beide Stile haben ihre Vorzüge, aber geschultere Ohren wählen wohl ausnahmslos Silent Shout - so kluge elektronische Musik gibt es selten. Mein Lieblingslied des Albums ist "Marble House", einfach ein tief nach drinnen gehender, glockenklarer Klang, der im Kopf bleibt. Aber eigentlich kann man das Album durchgehend bedenkenlos empfehlen, vor allem "Like a Pen" und das titelgebende "Silent Shout" sind großartig.




35. The Knife - Is it Medicine? ... Dieser Song von The Knife ist wiederum ein Vertreter des anderen Albums, von dem ich sprach, Deep Cuts. Der Grundtenor der Platte ist ziemlich fröhlich, teilweise fast prollig ("Hangin' Out") und durchweg sehr verspielt, experimentierfreudig. Die zwei Hits des Albums sind zweifelsohne "Pass this on" und "Heartbeats". Letzteres Lied liegt mittlerweile in ziemlich guten Coverversionen vor, die ich euch ans Herz legen möchte: zum einen jene vom Schweden Jose Gonzales aus dem Jahr 2006, die jeder kennen wird, der regelmäßig Scrubs sieht; zum anderen die Variante der allmählich aufstrebenden Leipziger Rockband Saint Aside, die ich ebenfalls für recht gelungen erachte, wenn es ihr auch etwas an Vielschichtigkeit fehlt.




36. Moby - Scream Pilots ... Ah, Mobymoby nimmt in meiner Top10 aller Musiker dieses Planeten sicherlich einen der vorderen Plätze ein. Selten nimmt mich das Gesamtwerk eines Künstlers derart ein wie bei ihm. 2009 erschien das Album Wait for me, das ich bei seinem Auftritt auf dem Hurricane Festival dieses Jahres kennen lernte; an Weihnachten des gleichen Jahres habe ich es dann als superduperdeluxe Version geschenkt bekommen: mit Bonustracks, einer weiteren CD voller Ambient-Remixe der Originale und einer DVD, die unter anderem einen Mitschnitt des Auftrittes bei eben diesem Festival enthält, aber auch Musikvideos, ein sehr sympathisches Interview, weitere Live-Mitschnitte, einem David Lynch-Video, etc. pp. "Scream Pilots" ist für die meisten Hörer dieses Albums sicherlich erstmal einer der unauffälligsten Tracks, aber ich habe mich sofort in ihn verliebt. Es steckt viel Klang von Freiheit für mich darin. Und er beruhigt mich.

Montag, Dezember 26, 2011

Weihnachtszeit ist eben irgendwie auch Fernsehzeit, hier zumindest

Ich würde mich ja dafür schämen, wenn ich nicht wüsste, dass ich nur 'gute' Sachen sehe ;)

Der heutige Vormittag steht ganz im Zeichen von der Reihe 60 Jahre Deutschland, die den halben Tag auf Phoenix läuft. Jede Folge, die 15 Minuten dauert, widmet sich den politisch, gesellschaftlich, kulturell und sportlich wichtigsten Ereignissen des jeweiligen Jahres in Ost und West, später dann in der geeinten BRD. Diese Reihe ist aus dem jahre 2009 und läuft immer an Feiertagen; ihr kennt sie sicher alle.

Ich habe keine Ahnung, inwiefern die Berichterstattung Werbung für Demokratie machen soll und dafür den Kommunismus verteufelt, oder ob nicht vielleicht ein paar Sachen weggelassen wurden, rein dramaturgisch gesehen. Vieles ist auch scheinbar rührselig aufgemacht - wobei, das muss ich relativieren. Die Realität ist schlicht und einfach rührselig, wenn Männer nach zehn Jahres sowjetischer Kriegsgefangenschaft in die Bundesrepublik zurückkehren, mit ihren Angehörigen noch am Bahnhof zu Hunderten das Vater Unser beten. Und dann feststellen, dass ihre Ehefrauen wieder verheiratet sind.

Außerdem habe ich, was im vorherigen Eintrag ja schon angeklungen ist, viele Spielfilme gesehen; welche die ich bereits kannte (Willkommen bei den Scht'iis, Radio Rock Revolution, Kill Bill, School of Rock), welche, die ich schon auswendig kann (Drei Haselnüsse für Aschenbrödel, Der König der Löwen, Arielle) und sogar Filme, die ich noch nicht gesehen hatte: Zeiten des Aufruhrs und Liebe braucht keine Ferien. Diese beiden Streifen haben wenig gemein, von Kate Winslet in der Hauptrolle mal abgesehen. Liebe braucht keine Ferien ist eine Romantikkomödie mit Jude Law, Cameron Diaz, Jack Black und eben Kate Winslet in den Hauptrollen. Es handelt sich nicht um eine so gut, raffiniert und liebevoll gemachte Sache wie etwa Tatsächlich ... Liebe, sondern um einen soliden Film, der inhaltlich überraschend wenig klischeebelastet ist und ziemlich sympathische und überzeugende Charaktere vorzuweisen hat. Allen voran natürlich Kate Winslet. 
Zeiten des Aufruhrs war die lang ersehnte zweite Zusammenarbeit zwischen Leonardo DiCaprio und wiederum Kate Winslet. Das Titanic-Traumpaar hat dieses Mal kein global wahrgenommenes Unglück voller Tragik und Mythos, sondern vielmehr den Alltag und nie umgesetzte Ambitionen zu verkraften. Sie spielen das junge, attraktive und intelligente Ehepaar Wheeler, dem vor lauter Bürohengst- und Hausfrauendasein die Träume davonrauschen. Der Film ist psychologisch sehr einnehmend, tragisch und lässt dem Zuschauer nur wenige Momente zum Lächeln und Hoffen - zum Glück, denn Kitsch und Rührseligkeit wäre hier vollkommen fehl am Platz und wurde glücklicherweise ausgespart.

Apropos Titanic - wie der klug in der Werbepause von Zeiten des Aufruhrs (leider lief der auf Pro7 ...) platzierte Trailer verriet, kommt der Kassenschlager der 90er Jahre kommenden Frühling wieder in die Kinos?! Anlass ist das 100jährige Jubiläum des legendären Untergangs der RMS Titanic im April 1912; der Film kommt natürlich digital aufgehübscht und in 3D in die Lichtspielhäuser.

Samstag, Dezember 24, 2011

Merry Christmas

Weihnachten in der Heimat ist immer wieder besonders - dabei spielt es sich alljährlich gleich ab und ist dabei ziemlich unspektakulär. Am 21. oder 22. Dezember fahre ich zu meiner Familie, am 22.12. findet eine große Familienfeier statt, weil meine Schwester an diesem Tag Geburtstag hat. Diese Feiern sind auch jedes Jahr identisch - beim Kaffeetrinken werden die Christstollen der verschiedenen Bäcker verglichen und ausgewertet, wenn dann alle kauen und schlürfen, sagt irgendwann irgendwer: "Gefräßige Stille". Alle lachen, nur meine Schwester und ich, wir sehen uns augenrollend an. Zum Sekt nach dem Kaffee und zum Abendessen hin wird die Stimmung gelassener, und wenn der obligatorische Rotwein gegen halb zehn entkorkt wird, finden die angenehmsten Gespräche statt. Sogar das "Wie überbrücke ich die Zeit zwischen Kaffee und Abendbrot"-Problem wird zu dieser einen Familienfeier am 22. Dezember umgangen. Meistens ist die kleine Tochter meines Cousins dabei, die wir irgendwie bespaßen. Nachdem ich letztes Jahr festgestellt habe, dass Defa-Märchen mit ihren liebevollen Pappkulissen nicht mehr ziehen bei den Achtjährigen, habe ich dieses Jahr den Brettspielejoker gezogen und damit voll ins Schwarze getroffen.

Dieses Jahr steht Weihnachten ganz im Zeichen von Film- und TV-Klassikern. Mit meiner Schwester habe ich Arielle und Der König der Löwen gesehen, mit ihr und meinen Eltern Willkommen bei den Scht'iis (auch wenns kein Klassiker ist). Am Heiligen Abend haben wir sogar alle zusammen mit meinen Großeltern Weihnachten bei Hoppenstedts gesehen, auch wenn nur meine Mutter, Schwester und ich darüber lachen konnten - nichts übertrifft die Verkaufsvertreter und das schöne Spiel "Wir bauen uns ein Atomkraftwerk". Wie fabelhaft ist Letzteres erst im Jahr 2011? Drei Haselnüsse für Aschenbrödel, der Inbegriff all meiner weihnachtlichen Routine, war dann schon eher was für meine Großeltern, die den Film erst einmal gesehen hatten, "örschndwann vor finfndreißsch johrn". Wie ein Blick auf die externe Festplatte meiner Schwester mir offenbarte, beinhaltet sie noch eine ganze Menge anderer Filme - mal sehen, was davon in den kommenden Tagen den Weg auf meine Netzhaut schafft.

Mittwoch, Dezember 21, 2011

Dreimal werden wir noch wach ...

Die Jahreserkältung ist überraschend ausgeblieben. Vier Tage Halsschmerzen und ein kleiner Schnupfen, darunter ein Tag, an dem wirklich alles weh tat und nichts mehr so recht ging, dann war alles wieder gut. Ich möchte an dieser Stelle meinen Eltern, allen Zitronen und Sanddornprodukten ("Die Kiwi des Nordens" ...) für mein Immunsystem danken. Vor allem dafür, dass ich demzufolge schon seit 16 Monaten ununterbrochen gesund bin, von dieser einen Eintagsfliege mal abgesehen.

Ich lebe mich in der neuen Bleibe ganz gut ein. Allmählich weiß ich, auf welche Stufe man welche Heizung am besten dreht, damit es angenehm wird, und wie der DHL-Bote aussieht, der diese Straße in einem Einzugsgebiet hat. Leider war ich in den anderthalb Wochen, die wir nun hier wohnen, viel allein; aufgrund der Arbeitszeiten und nur eines freien Tages seit dem Umzug hatte M. noch nicht so viel von der Wohnung. Ich hoffe und weiß, dass im kommenden Jahr Zeit sein wird, die Wohnung richtig zu entdecken.

Kommendes Jahr! Es ist ja schon wieder rum, dieses 2011. So richtig Weihnachts- oder Jahresendstimmung mochte bisher noch nicht aufkommen, auch wenn ich aus irgendeinem Grund schon ständig '2012' schreibe, wenn ich irgendwo das aktuelle Darum notiere. Als ich heute auf dem Weihnachtsmarkt war, bin ich gleich wieder geflüchtet, weil ein starker Schauer einsetzte, da hatte ich den Apfel-Sanddorn-Punsch noch kaum angenippt. Aber vor allem der Umzug hat den Dezember stressig statt besinnlich gemacht. Da haben auch die paar Räucherkerzchen und die Runden, welche die Weihnachtspyramide bisher gedreht hat, nicht viel bewirken können. Aber für diesen Umzug verpasse ich gern mal einen Dezember im Leben.

Morgen fahre ich zu meiner Familie. Wo, wenn nicht im Erzgebirge, in diese Wohnung, die zu dieser Jahreszeit einem Heimatmuseum gleicht, sollte denn sonst Festtagsstimmung aufkommen? Ich freue mich schon auf die Miniatur der Seiffener Kirche im Wohnzimmer, auf die Hängepyramide an der Decke, auf die große Geburtstagsfeier meiner Schwester morgen, an der viele Verwandte teilnehmen, die ich sonst nur selten sehe.

Und vor allem auf meine Freundinnen. Die habe ich fast alle so ziemlich seit meinem letzten Geburtstag nicht mehr gesehen, und wer weiß, wann das ist, erkennt schnell, dass auch das bald ein Jahr her ist. Dreimal im Jahr, um Weihnachten herum, an Ostern und Anfang Februar, wenn drei von uns frisch Geburtstag hatten, sehen wir uns noch komplett. Es ist nicht mehr so wie zu Abiturzeiten oder zu Beginn unseres Studiums / unserer Ausbildung, als wir alle mindestens einmal im Monat zu Hause waren und uns sahen. Man merkt, dass die Lebensmittelpunkte von jeder von uns nicht mehr die Heimatstadt und der hiesige Freundeskreis sind, ja dass der eigentliche Freundeskreis sogar ganz woanders ist und diese alten Freunde selbst nicht kennt. Nichts destotrotz ist es wichtig und gehört für mich immer wieder dazu, sie zu sehen. Ohne ein Treffen würde ich vor allem Weihnachten in der Heimat nicht erleben wollen.

Donnerstag, Dezember 15, 2011

Schnief!

Ich bin erkältet. Einmal im Jahr passiert das. Normalerweise immer dann, wenn ich es wirklich gar nicht gebrauchen kann. 
Im Jahr 2008 war ich von Weihnachten bis kurz nach Neujahr krank, habe zwei Berlintage bei Eiseskälte und Silvester verschnieft und unter starkem Aspirin Complex-Einfluss verbracht. 2009 begann die jährliche Erkältung am ersten Abend des Hurricane Festivals, das ich dann fiebrig und schlecht schlafend verbrachte. Geschont hab ich mich natürlich nicht dort. 2010 fuhr ich krank auf den Elberadweg, habe da fünf Tage lang 300km Radweg zurückgelegt; Aspirin Complex und Wick DayMed immer dabei. Mit Schonen war da auch nicht viel.
Und nun bin ich ganz baff, dass meine diesjährige Erkältung sich genau das Zeitfenster zwischen Umzug und Weihnachten aussucht. Also eine Zeit, in der es nicht so dramatisch ist. Sie ging am Montag nach dem Umzug los, und Heiligabend sollte sie in etwa wieder vorbei sein. Ich muss derzeit wenig aus dem Haus, habe nur in der Wohnung zu tun, ein bisschen Auspacken, ein bisschen Einräumen. Nur heute muss ich überstehen - da ist Übergabe der alten Wohnung, Dozentensprechstunde und ein Besuch im Baumarkt zu überstehen. Und leider auch Radfahren, das muss nämlich auch mal vom Hof der alten Wohnung wegkommen. 
Da die neue Wohnung eine Badewanne hat, kann ich endlich Erkältungsbäder machen. Und morgen ist DVD-gucken-aufm-Sofa-Tag!

Samstag, Dezember 03, 2011

Laminatschneidestaub

An einem Samstag im Dezember um sechs Uhr morgens aufstehen, um dann insgesamt eine Stunde lang in der Dunkelheit und dem eiskalten Sturm unterwegs zu sein und stundenlang in einer kalten, leeren Wohnung auszuharren, sowas würde ich normalerweise nicht machen. Heute hab ich das aber gemacht. Und es war gar nicht mal so furchtbar wie es sich anhört.

Nur hätte ich vorher mal nachsehen sollen, wann samstags um diese Zeit Straßenbahnen fahren, dann hätte ich nicht eine Viertelstunde im Herbststurm gestanden, um eine Bahn Richtung Innenstadt zu erwischen. Dort war der Anschluss an die nächste Bahnlinie auch wieder so schlecht organisiert, dass ich drei Stationen in die Richtung, in die ich gelangen wollte, gelaufen bin. Mit Yann Tiersen im Ohr ist das aber eher schön als schwer. 

Es ist ungemein spannend zu sehen, was morgens kurz vor sieben so los ist in der Stadt. Ein paar Jugendliche lärmen am Goerdelerring, das einzige Mädchen der Clique schreit und prügelt auf einen der Jungs ein, vielleicht ihr Freund. Bald schon fahre ich mit der Bahn über das Elsterflutbecken. Ich freue mich immer schon lange vor der Brücke darauf, gleich das historische Wehr sehen zu können. Der Himmel wird in dieser Richtung allmählich schon mittelblau, man erahnt, dass in einer Stunde die Sonne aufgehen wird.

Wehr am Elsterbecken an einem Herbsttag vor drei Jahren
Ein paar Minuten darauf steige ich aus und stehe schon auf dem Marktplatz, der bald immer um die Ecke sein wird. Ich freue mich schon drauf, bald einen Wochenmarkt ganz in meiner Nähe zu haben. Ehe ich, an der riesigen Kauflandbaustelle vorbei, zur neuen Wohnung laufe, habe ich noch die Qual der Wahl zwischen zwei Bäckern, von denen ich einen auserwähle, mich mit einem Kaffee und einem belegten Brötchen zu versorgen. 

Die Wohnung empfängt mich mit dem Geruch nach neuer Farbe und einer Kühle, die im Vergleich zum kalten Dezembermorgen fast mild ist. Es ist ganz dunkel überall, nur das Zimmer, das mal eine Art Arbeitszimmer werden soll, bekommt ein wenig Licht durch die morgendliche Dämmerung aus Südost ab. Dort steht auch das Radio, zu dem ich mich setze und frühstücke. Als ich fertig bin, klettere ich die Stufen in das obere Zimmer hinauf, um zu sehen, ob ich aus den Dachfenstern etwas mehr vom Sonnenaufgang sehe. Irgendwie ist das Dach aber im Weg.

Den restlichen Morgen und Vormittag verbringe ich damit, immer mehr von dem Dreck zu beseitigen, den zwei Jahre Unbewohntsein und das kürzliche Laminatschneiden zurückgelassen haben. Staubsauger, Staubtücher und Wischmop geben ihr Bestes, und bald scheint die Sonne endlich durch die Fenster hinein und zeigt mir den Schmutz, den ich vergessen habe. Beim Abwischen der Scheuerleisten kommt Ungeheuerliches zutage - die Wandfarben der Vormieter, die am Rand hier und da ein wenig unter der weißen Übermalung herauslugen. Knallorange war der Flur, Knallgelb das obere Zimmer. Das Schlafzimmer stellt meine Stilsicherheit arg auf die Probe; knalltürkise Farbstellen kreischen mich vom Türrahmen aus an. Die Neunziger Jahre sind vorbei.

Noch ein paar ausbessernde Pinselstriche an den Küchenwänden mit dem letzten Rest der Farbe, und schon klingelt es Sturm. Der schwedische Möbellieferant liefert schwedische Möbel. Zwei keuchende, mitleiderregende Männer werfen mir meine Einrichtungsshoppingwut mit ihren Blicken vor. Die Kisten ins Schlafzimmer, das muss ganz nach oben, das bitte da hinten rechts abstellen, in der Küche ist kein Platz, das zusammen zu bauen. 

Immer vollständiger wird alles hier. Die Wohnung hat ihre Makel - auch welche, die schwerer wiegen als Türkis - aber soviel Charakter wie diese hatte keine der anderen, die zur Auswahl standen. Ich freue mich unglaublich darauf, hier bald einzuziehen.

Freitag, Dezember 02, 2011

Christa Wolf ... 18. März 1929 - 01. Dezember 2011


Das ganze kulturelle, politische, ... - na, eigentlich ganz Deutschland trauert seit gestern Nachmittag um Christa Wolf. Ihre Bedeutung für die DDR- und die gesamtdeutsche Literatur sowie die Anzahl der an sie verliehenden Preise ist immens und ich kann das Ausmaß hier gar nicht wiedergeben. 

Wichtig war Wolf auch als "moralische Instanz" während und nach der Wiedervereinigung, auch wenn sie politisch nicht unumstritten war. Hier ist vor allem der so genannte 'deutsch-deutsche Literaturstreit' zu nennen, der aufgrund ihrer Erzählung Was bleibt (1990) entbrannte. Es ging darum, warum Wolf diesen sehr DDR-kritischen Text, den sie 1979 verfasst hatte, erst nach der Wende veröffentlichte; man warf ihr vor, dass sie im Gegensatz zu anderen Schriftstellern und Intellektuellen in der DDR geblieben war und mit dem Staat teilweise kooperiert hatte; sie war auch Inoffizielle Mitarbeiterin (IM Margarete) der Staatssicherheitsbehörde gewesen. Marcel Reich-Ranicki nannte sie gar eine "DDR-Staatsdichterin". Der Streit, der sich deutschlandweit zu einer Grundsatzdiskussion ausgeweitet hatte, an welcher sich viele Schriftsteller, Journalisten und Politiker beteiligten, endete schließlich darin, dass Wolf 1993 ihre Stasi-Akte veröffentlichte. Die Akte der IM Margarete beinhaltet drei Berichte, die Wolf über andere Personen für die Stasi anfertigte - sie alle enthielten ein sehr positives Bild der überwachten Personen, womit die Autorin Sinn und Zweck dieser Berichte untergraben hatte.

Ich habe schon seit dem Abitur vorgehabt etwas von ihr zu lesen. Ihre bekanntesten Texte sind sicherlich Kein Ort. Nirgends (1979), Nachdenken über Christa T. (1968) und Was bleibt, aber auch Kindheitsmuster (1976) und Störfall. Nachrichten eines Tages (1987). Besonders interessant finde ich auch Kassandra (1983) und Medea. Stimmen (1996); dabei handelt es sich um antike Mythenstoffe, die Wolf aufgriff und mit einer aktualisierten Lesart versah. Gelesen habe ich bisher leider nur Medea; Kindheitsmuster liegt seit mehr als zwei Jahren unberührt im Regal. Vielleicht ist über Weihnachten Zeit, das zu ändern.