Sonntag, April 22, 2018

Der Lesewinter in Erfurtjenaweimar

Viele gute Texte und Alkohol und viele gute Texte über Alkohol. Das war die literarische Destille mit Ralf Schönfelder und M.Kruppe in der Jenaer Villa Rosenthal am 12. Januar. Der Abend drehte sich um die vier Schriftsteller Ernest Hemingway, Heiner Müller, Malcolm Lowry und Wenedikt Jerofejew, ihre Lieblingsspirituosen und Texte, die nicht selten von diesen handeln. Passend dazu konnte man eine große Spirituosenauswahl verkosten und mit etwas Glück sogar ein Gläschen davon gewinnen. Ein äußerst kurzweiliger und hochprozentiger Abend! Hier ein kleiner Einblick:



M. Osterland und A. Graeff
Auswärtsspiele von Mario Osterland in Köln und Berlin. Der Herzallerliebste war mit seinem aktuellen Band "Heimische Arten" zu Gast in zwei deutschen Metropolen. Die Kölner Lesung fand im Januar in der Videothek "Traumathek" statt, nach Berlin ging es am 4. März, um in der geschätzten Brotfabrik in Alexander Graeffs Reihe "Literatur in Weißensee" zu lesen.

Crauss las in der Moritzbastei
Leipziger Buchmesse 2018: Nach der Abstinenz 2017 nun wieder ein paar Tage in der alten Heimat. Auf das Messegelände hat es mich nicht gezogen, was übrigens durch einen Wintereinbruch sowieso arg erschwert gewesen wäre. Stattdessen habe ich dem Literaturfestival Leipzig Liest viele Besuche abgestattet, u.a. der Lyrikbuchhandlung im Kunstraum D21 in Lindenau, unweit der alten Wohnung, und der Langen Leipziger Lesenacht L3 in der Moritzbastei, im Grunde der anderen alten Wohnung. Tolle Lesungen u.a. mit Moritz Gause und seinem neuen Band "Meditationen hinterm Supermarkt", Andra Schwarz ("Am Morgen sind wir aus Glas"), CRAUSS ("Die harte Seite des Himmels") und Walter Fabian Schmid ("Stimmapparatvibrato").


Kaufen!
Es war zwar schon Ende März, aber dermaßen winterlich, dass es noch zählt: Poesie und Musik mit Simone Scharbert, Peter Neumann und Kay Kalytta in der Galerie Stadtspeicher direkt am Jenaer Markt. Simone Scharbert, die Lyrikerin mit den tanzenden Händen, stellte ihren 2017 erschienenen Band "Erzähl mir vom Atmen" vor, der erst zweite Band der noch jungen Reihe "Raniser Debüt". Dieses Literaturstipendium des Vereins Lesezeichen e.V. erlaubt es Schriftstellern, ihre erste Publikation mit bester Lektoren- und Verlagsbetreuung (Verleger Helge Pfannschmidt von der Edition Azur) zu veröffentlichen, auf dass viele weitere folgen mögen. Außerdem las Peter Neumann aus seinem druckfrischen Band "Areale & Tage", ebenfalls Edition Azur, und entdeckte dabei zu seinem eigenen Erstaunen sein Stand Up-Talent. Ein toller Abend, eingerahmt von Kay Kalyttas experimentellem Percussion-Sound!

Ralf Schönfelder im Gespräch mit Peter Neumann

Sonntag, April 15, 2018

Die jüdischen Friedhöfe Erfurts

Für die Erfurter Geschichte sind drei jüdische Friedhöfe belegt.

Der Friedhof der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde befand sich im heutigen Andreasviertel, zwischen Andreas- und Moritzstraße. Er wurde während des großen Pogroms 1349 stark verwüstet und um 1440 endgültig zerstört. Der große Kornspeicher, der dort heute - allerdings mit anderem Zweck - noch steht, ist zum Teil aus den Resten des Friedhofes erbaut.

Einige der Grabsteine, die man in jüngerer Zeit bei Arbeiten in dem Areal wiedergefunden hat, stehen nun auf dem restaurierten jüdischen Friedhof in der Cyriakstraße, unterhalb des ega-Parks. Dieser Friedhof wurde Anfang des 19. Jahrhunderts angelegt, als die jüdische Gemeinde in Thüringen wieder angewachsen war. Die verhältnismäßig kleine Fläche reichte bald nicht mehr aus, sodass um 1871 ein neuer, größerer Friedhof in Betrieb genommen wurde.

Der Friedhof in der Cyriakstraße


Gedenkstein
Der Friedhof in der Cyriakstraße wurde 1926 und 1938 wiederholt geschändet. 1939 musste die jüdische Gemeinde Erfurts ihn ohne Gegenleistung an die Stadt abtreten, die ihn 1944 auflöste. Bald nach der Rückgabe des Geländes an die Gemeinde in der Nachkriegszeit wurde diese erneut dazu gedrängt, das Grundstück an die Stadt abzugeben, diesmal gegen Geld. Die Stadt brauchte das Areal, um Garagen für ranghohe Staatsdiener zu errichten - mit alten Grabsteinen als Fundament. Seit den 2000ern hat sich aber einiges getan: die Garagen wurden abgerissen und zunächst ein Gedenkstein aufgestellt. Daneben wurden die wenigen noch übrigen Grabsteine platziert. Eine Infosäule berichtet über die Geschichte des Ortes.

Trauerhalle des neuen Friedhofs
Der sog. neue Friedhof von 1871 existiert bis heute - viele Erfurter wissen gar nichts von seiner Existenz! Er befindet sich im Erfurter Süden, direkt neben der Thüringenhalle und gegenüber des Steigerwaldstadions. Hier stehen Gräber, die 150 Jahre und älter sind, aber auch ganz junge aus den vergangenen Wochen. Immer noch ist dieser Friedhof die letzte Ruhestätte für Juden aus ganz Thüringen und auch für viele, die Deutschland zur Nazi-Zeit verlassen mussten, aber von hier stammen. Sehenswert ist die Trauerhalle. 

Grabstätte der Fam. Hess
Einer der bekanntesten Erfurter, der auf dem neuen Friedhof begraben ist, ist der Unternehmer, Kunstsammler und Mäzen Alfred Hess (1874-1931). Der Schuhfabrikant hat in den 1920ern gemeinsam mit weiteren Mitstreitern das Weimarer Bauhaus vor der Schließung bewahrt und im ganzen Reich Kunstschulen gefördert. Seine Sammlung enthielt viele Werke der Brücke-Künstler, von Feininger, Paul Klee, Franz Marc u.v.a. Nach Machtergreifung der Nazis - Hess war bereits verstorben - emigrierte seine Familie größtenteils nach Großbritannien, wo sie der Vernichtung entging.

Der neue jüdische Friedhof in Erfurt

Dienstag, April 10, 2018

Ausflug ins Meeresaquarium nach Zella-Mehlis

Im März haben wir uns mit dem Zug auf nach Zella-Mehlis gemacht. Die Regionalbahn benötigt eine knappe Stunde in die 12.000 Einwohner-Stadt im Thüringer Wald. Den Ort an sich fand ich eher trist, wozu auch das trübe Wetter beigetragen hat - der März war bekanntermaßen eher winterlich.

Eine halbe Stunde läuft man vom Bahnhof hinab zum Museum - man kann auch mit dem Stadtbus fahren. Das Meeresaquarium existiert seit 1994 und wurde seitdem mehrfach erweitert und modernisiert. Infotafeln und eine Diashow geben darüber ausgiebig Auskunft. Es gibt viele Aquarien und eine große Vielfalt an farbenfrohen Wasserbewohnern. Am beeindruckendsten ist sicher das Haifischbecken. Das Krokodilhaus ist zwar riesig und zeigt eine Vielzahl verschiedener Arten, machte aber einen eher traurigen Eindruck. Interessant war die Sammlung der Gegenstände, die bereits aus den Krokodilgehegen gefischt wurden - man läuft nämlich einen langen Steg oberhalb der Urzeittiere entlang und da ist dem ein oder anderen schon sein Handy, Fotoapparat, Sonnenbrille und Spielzeug hinabgefallen.

Im Gebäude befindet sich auch ein Restaurant, das zwischen Januar und Mai 2018 leider ohne Pächter war - das hat den traurigen Eindruck noch verstärkt. Es boomt halt nicht gerade in Zella-Mehlis, von den AfD-Plakaten (...) mal abgesehen. Generell gestaltete es sich schwierig, abseits von der Bratwurstbude und den Supermärkten an der Bundesstraße am frühen Nachmittag etwas zu essen aufzutreiben. Die meisten Gaststätten und Restaurants haben zwischen 14 und 18 Uhr (oder aber dauerhaft) geschlossen. Ab 1. Mai wird es zumindest im Meeresaquarium wieder Bewirtung von 10 bis 18 Uhr, also während der Öffnungszeiten geben.

Mehr Bilder wie immer im Ramschladen.

Donnerstag, April 05, 2018

Ostern in Bautzen

Bautzner Senfstube
Am Ostersamstag (Karsamstag?) bin ich mit der ganzen Familie in Bautzen gewesen. In dieser Hochburg der sorbischen Kultur haben wir natürlich das komplette Senfprogramm absolviert (Abstecher in den Senfladen mit angeschlossener Ausstellung, Essen im 1. Bautzner Senfrestaurant), das sorbische Museum besucht, dort beim Schaumalen der Ostereier zugesehen und natürlich auch das ein oder andere Kunstwerk erworben. 

Rathausturm
Außerdem standen ein Spaziergang durch die hübsche Altstadt und ein Besuch im technischen Museum "Alten Wasserkunst" auf dem Programm. Hier kann man sich die alten Wasserförderanlagen anschauen. Das war in Bautzen auch stets nötig, denn die Altstadt liegt hoch über dem Umland. Sehenswert sind auch das Rathaus mit den drei Uhren und der Petridom - eine Simultankirche. In diesem Kirchenbau, dessen Schiff übrigens einen baulichen "Knick" aufweist, finden sowohl evangelische als auch katholische Gottesdienste statt. Typisch Deutsch sind die Bereiche der beiden christlichen Religionen durch ein Zäunchen getrennt. 

Wie übrigens auch Erfurt wird Bautzen als "Stadt der Türme" bezeichnet. Und wirklich ist die Altstadtsilhouette von vielen Türmen geprägt, wie dem Matthiasturm, dem Wendischen Turm, dem Schülerturm, dem Wasserturm, dem Nicolaiturm, usw., die mal teilweise auch besteigen kann. Von dort hat man eine tolle Aussicht über die historische Stadt an der Spree und ihr Umland. Ein weiterer Tipp ist die Ruine der Nicolaikirche mit dem Nicolaifriedhof. Die Kirche wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört und nicht wieder erneuert. Stattdessen befindet sich in den alten Ruinen und um sie herum ein Friedhof. Die wunderschöne Anlage liegt etwas unterhalb der Altstadt, auf einem befestigten Vorsprung, daher kann man sie leicht verpassen.

Weitere Fotos gibt es im Ramschladen.

In der Nicolairuine