Donnerstag, August 30, 2012

Trondheim

Die Masterarbeit ist abgegeben, mit einem Ergebnis ist aber nicht vor Mitte Oktober zu rechnen. Das heißt - den schnuckeligen Studentenstatus werde ich auch im Wintersemester vergnüglich ausnutzen, mit allen Vorteilen an Sauna- und Museumskassen und dem Semesterticket, auf das ich in den kalten Monaten ungern verzichten würde.

Einen Tag nach dem Einreichen der Arbeit ging es aber erst einmal nach Trondheim. Das mag zunächst als eher abwegiges Urlaubsziel gelten, immerhin ist es weniger hip als Amsterdam oder Stockholm und hat mit Sommer viel weniger zu tun als Südfrankreich oder Kroatien. Und tatsächlich - warm war es dort nicht gerade. 
Mein Grund, dahin zu reisen, ist ein ganz simpler: ich habe da Verwandtschaft. Einer meiner Cousins ist vor ein paar Jahren zusammen mit seiner Freundin dorthin ausgewandert. Zunächst nur temporär im Rahmen eines Erasmussemesters, etwas später aber zur Gänze. Die beiden haben schließlich ihre Studienabschlüsse bzw. die Promotion dort absolviert, sind dort berufstätig. Und da wäre es doch eine Schande gewesen, sie nicht irgendwann mal zu besuchen, wenn man schon den Komfort einer kostenlosen Privatunterkunft genießen kann. Obendrein kam vor wenigen Wochen eine Einladung ins Haus geflattert - sowohl Cousin als auch Freundin wurden in diesem Sommer 30 und haben für ein Wochenende eine Hütte in der norwegischen Natur für sich und ihre Gäste gemietet ... :)

Bevor es losging, wurde aber noch geshoppt - aus Norwegen erhielten wir nämlich zahlreiche Aufträge, was wir aus der alten Heimat mitbringen sollten. Dass neben typischen Artikeln wie Bratwurst, Senf und Worcestersauce auch Produkte wie Zahnpasta, Duschgel und Mascara aus der Einkaufsliste standen, gewährte einen ersten Einblick in die norwegischen Preisverhältnisse.

Die Reise begann am 22. August um 9:25 Uhr vormittags, da fuhr der Connex Richtung Berlin am Leipziger Hauptbahnhof ab. Vom HBF Berlin aus kommt man schnell und günstig mit einem Bus, der fünfminütlich fährt, zum Flughafen Tegel - dass der noch offen ist, ist ja auch nur der Causa Flughafen Berlin-Brandenburg zu verdanken, eigentlich war die Schließung für Juni vorgesehen. Tegel hat seine besten Zeiten bereits hinter sich, soviel steht fest. Wobei der Fifties-Charme der Gebäude sowohl von Innen als auch von Außen durchaus was für sich hat ... und immerhin ist er noch der viertgrößte Flughafen der Bundesrepublik, gemessen an den jährlichen Passagierzahlen.

Geflogen wurde mit Royal Dutch Airlines (KLM),
incl. Gratisessen und -getränken

Am Flughafen in Berlin hatten wir bis zum Start des Fliegers gegen 17:30 Uhr ziemlich lang Aufenthalt. So ist das eben, wenn man die günstigste Zugverbindung auswählt und nicht die zeitlich passendste. Aber dank des flughafenansässigen Starbucks und einiger Bücher verging die Zeit überraschend schnell. Zunächst flogen wir nach Amsterdam (Flugdauer knapp 60Min) - Direktverbindungen nach Trondheim gibt es an deutschen Flughäfen nicht. Der Airport Amsterdam Schiphol ist gigantisch, nach London-Heathrow, Charles-de-Gaulle in Paris und dem Frankfurter Flughafen der viertgrößte des Kontinents. Überall Shops, dicke Touristen und Heineken, Heineken, Heineken. Nach knapp zwei Stunden Aufenthalt ging es dann ins Flugzeug nach Trondheim. Die reichlich zweistündige Flugzeit versüßte mir der herrliche Sonnenuntergang. Gegen 22:45 Uhr landeten wir dann auf dem Lufthavn Trondheim. Dieser Flughafen bedient vor allem inländischen Routen, der überwältigende Großteil nach Oslo (die Verbindung Trondheim-Oslo ist die meistgeflogene Europas). Ehe wir meinen Cousin in der Eingangshalle trafen, plünderten wir noch den Duty Free-Shop in seinem Auftrag. Diese Shops befinden sich ja auf staatenlosem Gebiet, und deswegen stellen sie im Grunde die einzige Möglichkeit dar, harten Alkohol zu halbwegs normalen Preisen nach Norwegen zu bekommen. Nach über 15 Stunden Reisezeit kamen wir gegen Mitternacht endlich in der Wohnung unserer Gastgeber an ...



Nachdem es fast die ganze Nacht geregnet hatte, begann der erste Tag in Trondheim neblig-feucht und kühl. Über den Tag gab es zwar immer mal wieder kleinere Auflockerungen, aber es blieb für meinen Geschmack zu kalt und war sehr windig. Man muss bedenken, dass wir Deutschland bei subtropischem Klima verlassen hatten. Mit der einzigen Staßenbahnlinie der Stadt fuhren wir aus dem Viertel, in dem mein Cousin wohnt, hinunter in die Innenstadt. "Hinunter" bedeutet in diesem Fall, dass die kleine tapfere Bahn einen gehörigen Höhenunterschied von der idyllischen Holzhäuschenbergsiedlung Lian in die auf Meeresniveau gelegene und fast gänzlich von Wasser umgebene Halbinsel mit der City zurücklegen muss. Eine Einzelfahrt kostet umgerechnet schlappe 5€. Unser erster Weg führte in die Touristeninformation, wo wir uns mit einem Stadtplan ausstatteten. Die Info befindet sich am Marktplatz der Stadt, von hier aus kann man in wenigen Minuten jede Sehenswürdigkeit zu Fuß erreichen. Die Trondheimer Innenstadt ist überschaubar; auch wenn man Museen besichtigt, hat man in zwei Tagen annähernd alles gesehen. Aufgrund mehrerer immenser Stadtbrände in früheren Jahrhunderten gibt es übrigens fast keine Bauten aus dem Mittelalter mehr, das Stadtbild macht einen eher jungen Eindruck.

Luftaufnahme der Innenstadt-Halbinsel
(Quelle: Fotostream des Hafens Trondheim auf flickr)

Markt von Trondheim

City Map

Und schnell bemerkt man auch die Globalisierungseffekte, die mir auch München hatten etwas fad schmecken lassen. Zara, H&M, Benetton, dazu Burger King und McDonald's - die Shops sind in jeder größeren Stadt die gleichen. Doch erfrischenderweise hat Trondheim auch viel Lokalspezifisches zu bieten, Anglershops beispielsweise oder kleine Boutiquen und Läden, die keiner Kette angehören.

Der erste Weg führte zum Dom Trondheims, zum Nidarosdom. Die erste Kirche wurde bereits im 11. Jahrhundert an dieser Stelle gebaut, auf der Grabstätte des norwegischen Königs Olav II Haraldsson. In seinem heutigen, neogotischen Erscheinungsbild steht er erst seit ca. 100 Jahren so da, nur der Korpus des Gebäudes stammt aus dem 12. Jahrhundert. Leider kann ich keine Auskünfte über die Innenausstattung liefern - der Eintritt in das Gotteshaus war unverschämt hoch. Hinter dem Dom befindet sich das Areal des alten Erzbischofssitzes, das auch zu den ältesten Teilen des sonst eher jungen Trondheims gehört. Dort gibt es einige Museen und regelmäßige Kulturveranstaltungen. Wir haben nur die Rüstkammer besichtigt.




Direkt neben dem Dom befindet sich das Kunstmuseum der Stadt. Das hatte gerade frisch wiedereröffnet und bot eine umfassende Ausstellung zum Thema Gemeinsamkeit. Künstler aus ganz Europa haben Fotografien, Videoinstallationen, Skulpturen und Zeichnungen beigesteuert, die die Themenkomplexe Weltreligionen, Imigration / Ausstoßung und Menschenrechte umkreisten. Eine weitere Dependenz dieses Museums, die sich etwas abseits der Zentrumshalbinsel befindet, haben wir an diesem Tag auch noch besichtigt. Hier waren vor allem Gemälde und Fotografien zeitgenössischer norwegischer KünstlerInnen ausgestellt. Besonders die Arbeiten von Anne Breivik, die erst in diesem Jahr verstorben ist, haben mir gut gefallen. Leider hat sie das Massaker ihres Landsmannes und Namensvetters noch mitbekommen müssen. Das Urteil gegen Anders Breivik wurde übrigens auch während meines Trondheim-Aufenthaltes ausgesprochen.

Dann haben wir einen Spaziergang durch eine der repräsentativen Straßen der Innenstadt gemacht (Munkegata) und den Hafen besichtigt. Trondheim liegt am Trondheimfjord unweit des Atlatiks, weswegen hier auch sehr große Kreuzfahrtschiffe der Hurtigrutenlinie und Fähren nach Kristiansund anlegen. Zum Hafen gehört auch der Kanalhafen. Malerisch bunte Holzhäuser, ehemals Speichergebäude, reihen sich hier aneinander. Leider werden diese nicht mehr als Wohn- und Lagerstätten benutzt, heute sind vor allem Büros und teure Restaurants darin. Dennoch ein toller Anblick.


Der Kanalhafen mit den farbenfrohen Speichergebäuden


Die Viertel Mollenberg und Bakklandet westlich der Halbinsel bieten auch viel Reizendes. Die Nygata, was glaube ich soviel wie Neue Straße heißt, erweckt einen regelrecht dörflichen Eindruck. Obwohl man hier so nah am Zentrum ist, hat keines der niedlichen Holzhäuschen mehr als zwei bis drei Etagen. Überall befinden sich kleine Cafés oder Läden, in denen Handgemachtes angeboten wird. Man kann sich glatt vorkommen wie in einem skandinavischen Heimatfilm. Dieser Teil der Stadt stammt aus dem 17. Jahrhundert.

Nygata

Wieder auf die Zentrumshalbinsel geht es über die Alte Stadtbrücke, auf norwegisch Gamle Bryboen. Diese Brücke verbindet das Zentrum mit dem Viertel Bakklandet und wurde 1862 errichtet. Die erste Brücke an dieser Stelle wurde 200 Jahre zuvor gebaut; zu ihr gehörten je ein Wächterhaus auf jeder Seite. Eines davon steht heute noch und beherbergt einen Kindergarten. Von der Brücke aus hat mal einen tollen Blick auf den Kanalhafen und die alten Speicher.

Auf der Alten Stadtbrücke, Blick zum Dom

Der erste Tag endete mit einer leckeren Broccoli-Blumenkohl-Suppe, selbstgebrautem Bier und einem schönen Abendspaziergang durch das Viertel Lian zum See. Hier kommt man sich schon gar nicht mehr vor wie in einer der größten Städte Norwegens.



Demnächst geht es weiter mit den Sehenswürdigkeiten, der Natur und vor allem mit Schweden, dem Einkaufsparadies aller Norweger!

Samstag, August 18, 2012

Kinder in Kommoden

Heute musste ich an etwas denken, das schon lange nicht mehr den Weg durch meine Hirnwindungen in mein Bewusstsein gefunden hat. An Sperrmüll. Und das kam so:

Mein Nachbar ist ein mann, der seinen Vor- und Zunamen auf seiner Fußmatte vor der Wohnungstür stehen hat. Und er ist auch ein Mann, der sich seit circa 8 Monaten neu erfindet. Anfang des Jahres wurden bei ihm neue Teppiche verlegt, er hat die Bude tapeziert, den unsäglichen Pflanzenhocker rausgehauen (der uns jetzt als Stereoanlagentischchen dient). Und nun hat er ein neues Sofa. Sein altes hatte er sich noch zu Zeiten gekauft, da diese Stadt noch in der 'Zone' lag. In den Ritzen hat er heute beim Abbauen dieses Sofas noch Ostgeld gefunden. 

Die Einzelteile dieses alten Sofas, das mich in seinem Blassgrau an Zahnarztpraxen denken lässt, liegen nun auf dem Hinterhof. Und auf den Einzelteilen liegen die Enkelkinder des Ehepaares aus dem Erdgeschoss. Bei denen ist, sobald die Sonne scheint, immer mächtig was los. Ein Haufen junger Leute mit kleinen Kindern bevölkern dann Balkon und Hinterhof, machen allerliebsten Kinderkrach, lachen, schreien, heulen und lassen Plastebälle auf den Boden auftitschen. Ich sitze dann gern auf dem Balkon und höre dem Treiben zu, das Leben in dieses träg-dröge Haus bringt. Das alte Zahnarztpraxensofa des Fußmattennachbarn kommt da wie gerufen. Hüpfburg, Spielwiese, frühkindliche Chilloutlounge, die Gedanken sind frei.

Wie ich der semantischen Neubestimmung des Sofas so zuschaue, arbeiten sich die Sperrmüllerinnerungen herauf. Zweimal im jahr Fieberten alle Kinder des Plattenbaublocks mit über 126 Wohnungen, in dem meine Familie wohnte, diesem Ereignis entgegen, sobald ein Zettel an der Treppenhauspinnwand den Abholtermin verkündete. Auf der großen Wiese neben den Mülltonnen begannen sich bereits eine Woche vor diesem Tag die ausrangierten Möbel, alten Fahrräder, kaputten Wäschekörbe zu stapeln; und irgendwer stellte immer eine prähistorische Waschmaschine dazu, obwohl das ausdrücklich nicht zu den sperrmüllfähigen Gütern zählte, laut Aushang. Schränke wurden Sammellager und Höhlen, Tische Abwehrschilder, Matratzen Trampoline. Kinder rutschten in Schubladen Müllberge herunter, entsorgte Musikkassetten wurden seziert, und sobald alle zum Abendessen verschwunden waren, wagte sich mal ein einzelner Vater nach unten, um zu sehen, ob man aus der einen Tischplatte, die er aus dem vierten Stock vom Fenster gesehen hatte, noch was machen kann.
Ein Held war der Vater, der statt etwas mitzunehmen ein neues Kleinod dazulegte.

Montag, August 13, 2012

Wie mit einer Pfanne auf den Kopf gehauen

Dauermüde, dauerschlapp, Dauerkopfschmerz, zunehmende Formulierungsunfähigkeit; allmähliches Versagen, logische Zusammenhänge zu begreifen und aufs Papier zu bringen. So langsam aber sicher raubt mir diese Arbeit die letzten Nerven und den Verstand. Gott sei Dank ist das bald vorbei. Dann gehts erstmal vier Tage nach Trondheim. Und in einen hoffentlich spätsommerlichen September.

Gestern habe ich mir, wie auch schon vergangenen Sonntag, 'frei' genommen von der Abschlussarbeit. Stattdessen war ich im Stadion beim Fußball. Das erste Punktspiel der Saison von RB Leipzig, gegen die zweite Mannschaft von Union Berlin. Gemessen an dem, was man von zweiten Mannschaften im Schnitt erwarten darf und was RB sich vorgenommen hat, war das schon enttäuschend zu sehen. Unions Team war im Schnitt 19,5 Jahre alt, hat richtig gut verteidigt und war mehr als gleichwertig. RB war schluderig, viele Fehlpässe. Am Ende stand es 1:1. Das erste Tor erzielte Union durch einen astreinen und schön bis zu Ende gespielten Konter, bei dem der Berliner Linksaußen Arjen-Robben-Qualitäten gezeigt hat. Der Ausgleich von RB war eher eine Kombination aus Gestocher nach einer Ecke und Glück, dass Unions Torhüter der Ball einmal aus den FIngern geglitten ist.
Dennoch war das kein schlechter Fußballtag. Das Wetter war schön, immerhin knapp 8000 Leute im Stadion. Kennt ihr Tim Lobinger, den ehemaligen Stabhochspinger und aktuellen Inhaber des deutschen Rekordes in dieser Sportart? Genau der ist jetzt Athletiktrainer bei RB Leipzig und saß ein paar Meter vor uns zusammen mit Trainerteam und Ersatzspielern auf der Bank. Und am Abend beim SuperCup der DFL hat Bayern München endlich mal wieder gegen Borussia Dortmund gewonnen, wenn auch gegen Ende etwas glücklicher als nötig.


Dienstag, August 07, 2012

Wo ist Jonathan Frakes, wenn ich ihn mal wirklich brauche?

Erinnert ihr euch an Jonathan Frakes? Das ist der vertrauenswürdige Mann, der X-Factor - Das Unfassbare moderiert hat, diese amerikanische TV-Sendung, in der immer unglaubliche, mysteriöse Geschichten vorgestellt wurden, von denen am Ende ein paar so passiert sind und ein paar erfunden waren.

In meinen Blogstatistiken wird es nämlich auch immer mysteriöser. Seit irgendwann in der letzten Woche verzeichne ich einen kleinen Boom. Dank meiner unglaublichen investigativen und prokrastinatorischen Fähigkeiten habe ich einen Grund dafür schnell ausgemacht: der Blogzug. Schon mal was davon gehört? Blogzug.com ist eine Internetseite, bei der man seinen Blog anmelden und "listen" kann. Je nach dem wie aktiv man dort ist, ist man ein Erste-Klasse-Passagier oder "sitzt" in diesem oder jenem Abteil. Diese Dinge haben Auswirkung darauf, wie weit oben der Blog in der Liste steht und wieviele Leute potenziell den Link zu deinem Blog entdecken können. Sinn und Zweck dieser Seite ist es also, dass man mehr Follower für seinen Blog rekrutieren kann, dass der Link einer größeren Anzahl von Leuten in der Netzgemeinde vorgeschlagen wird. Und nun rauschten in den letzten Tagen diverse Besucher über die Zugriffsquelle Blogzug.com auf das Germanistinnenwerk hier.

Das Komische an der Sache ist nur: ich bin da gar nicht angemeldet, habe und hatte das niemals vor. Wie kommt mein Blog auf den Blogzug? Mir ist das alles schleierhaft. 

Weitere, mir bekannte Gründe für den steigenden Zulauf kann man zum Einen in meinem wieder regelmäßigen Postverhalten sehen - es lohnt sich für die Leser, gerade für die, deren Lebensinhalt nicht Fußball ist, mittlerweile wieder, öfter mal reinzuschauen. Zudem haben die Kaufland-Posts wohl zu einigen Klicks geführt. Über das Suchwort 'Kaufland' gab es diesen Monat mehr als 20 Besucher. Dahinter geben sich Weinschorle, lipz Schorle und einer der Dozenten der Leipziger Germanistik die Klinke in die Hand.

Samstag, August 04, 2012

Iggy Pop, The Doors und Glam Rock

Ich nehme an, die meisten kennen Iggy Pop bzw. seine Band Iggy Pop and The Stooges. Sollte das nicht der Fall sein, dann kennt man zumindest aus dem Radio den größten Hit von Iggy, "The Passenger":


Der Song entstand 1975; in einer Zeit, in der es Iggy Pop, der bürgerlich James Newell Osterberg heißt, nicht so gut ging. Er war gerade mal wieder aufgrund seines selbstzerstörerischen Lebensstils in einer Entzugsklinik. Jeden Samstag durfte er tagsüber raus und in die Stadt. Auf einem Werbeplakat für einen neuen Kinofilm las er dessen Titel - The Passenger. Es handelt sich dabei um ein Psychodrama mit Jack Nicholson in der Hauptrolle, er spielt einen Reporter. Eine weitere Inspirationsquelle war ein Gedicht aus einem Lyrikband von Jim Morrison, der vier Jahre zuvor im Alter von 27 Jahren tot in seiner Badewanne aufgefunden worden war. Leider finde ich das Gedicht nirgends; ich berufe mich auf ein Iggy Pop-Interview aus einer Dokumentation. In besagtem Morrison-Gedicht vergleicht er das Leben mit einer Autofahrt und die Menschen mit den Passagieren des Fahrzeugs - man kann nicht anhalten, man kann nur das Auto wechseln.
Zudem wäre dieser Song und das Album Lust for Life, auf dem er sich befindet, ohne David Bowie nicht möglich gewesen. Bowie hatte sich Jahre zuvor Iggy Pop angenommen, nahm die Rolle als dessen Mentor ein und päppelte ihn wieder auf. Die Lalala-Passagen in "The Passenger" werden im Original sogar von Bowie gesungen. Zur Entstehungsgeschichte von Song und Album kann man bei Wikipedia übrigens eine Version nachlesen, die sich, abgesehen von der unstrittigen Personalie Bowie, zu 100% von jener Version unterscheidet, die man in verschiedenen Dokumentationen über den Punkrockstar hört. Ich habe mich für die Geschichte aus den Dokumentarfilmen entschieden.

Mein eigentlicher Lieblingssong von Iggy Pop ist "TV Eye". Er befindet sich auf dem zweiten Album von Iggy Pop and The Stooges, das Fun House (1970) heißt. Kennen gelernt habe ich diesen Song aber über Umwege in dem Film Velvet Goldmine. Das ist ein Streifen von 1998, der als Hommage an die Glamrock-Zeit gedacht und mit Christian Bale, Ewan McGregor, Toni Collette und Jonathan Rhys-Meyers enorm hochkarätig besetzt ist. Zudem wurde der Film vom R.E.M.-Sänger Michael Stipe produziert, die Band Placebo hat mehrere Gastauftritte. Jonathan Rhys-Meyers spielt eine Figur, die nah an David Bowie (da haben wir ihn wieder) bzw. dessen Kunstfigur Ziggy Stardust angelegt ist. McGregor verkörpert den Punkrocker Curt Wild, irgendwo zwischen Iggy Pop, Lou Reed und Kurt Cobain. Der Song "TV Eye" wird dementsprechend von Ewan McGregor, ziemlich zu Beginn des Films, zum Besten gegeben. Hier die Szene im englischen Originalton (Achtung: explicit content), darunter das Original von Iggy und den Stooges:



Dass Ewan McGregor passabel singen kann, ist spätestens seit Moulin Rouge nichts Neues mehr. In Velvet Goldmine gibt es noch einen weiteren Soloauftritt seines Filmcharakters Curt Wild, der einen wünschen lässt, McGregor würde eine Zweitkarriere als Musiker beginnen. Auch wenn der Film in meine Teenage-Zeit gehört und heute allenfalls historischen Wert hat - diese Filmszene verliert ihren Zauber auf mich nicht:

Donnerstag, August 02, 2012

Netzfundstück

Sehr sehens- und hörenswert: