Freitag, Juni 09, 2017

Der Lese-Frühling in Erfurtjenaweimar

Marcus Roloff, Tim Helbig
Der Lese-Frühling begann im April mit der zwölften Ausgabe von In guter Nachbarschaft. In Kooperation mit dem Kunstverein Jena las der Frankfurter Autor Marcus Roloff in der Jenaer Galerie Stadtspeicher. Die Veranstaltung fand außerdem im Rahmen der langen Nacht der Museen statt. Roloffs Gedichte sind häufig Auseinandersetzungen mit Gemälden, Grafiken und Skulpturen oder gar Museen. Begleitet wurde er vom Jenaer Elektroakustiker Tim Helbig - das ergänzte sich hervorragend.

Am 23. April las Christoph Hein im Haus Dacheröden, Erfurts neuem Literaturhaus, betrieben vom Erfurter Herbstlese e.V. Er trug einem großen Publikum, dessen Altersschnitt ich drastisch senkte, einen Ausschnitt aus seinem neuesten Roman "Trutz" vor. Für Kulturrentner zur besten Sonntagsmatineezeit war das hörbar amüsant, für mich eher eine Zumutung. Das altersmilde Werk eines großen Schriftstellers, voller Dichterklischees und billigen Gags... Mit altehrwürdigen Herren ging es am 12. Mai weiter. Volker Braun las in der Thalia-Buchhandlung Jena - und der Liebste moderierte. Die gut besuchte Lesung kam gut an, Braun las quer aus seinem neuen Lyrikband, dem ersten seit elf Jahren.

Johanna Wieser und Luca Kieser
Besuch aus Österreich gab es im Mai. Johanna Wieser, eine der Herausgeberinnen der Wiener Literaturzeitschrift JENNY, war mit der aktuellen Ausgabe auf Lesereise durch Deutschland. Begleitet wurde sie von den Autoren Helene Bukowski, Max Oravin, Frank Ruf und Luca Manuel Kieser. Die vier lasen im Kunsthaus Erfurt, einer Galerie in der Altstadt. Die Veranstaltung fand wiederum im Rahmen der Erfurter langen Nacht der Museen und in Kooperation mit In guter Nachbarschaft statt.

Moderator und Autoren im Gespräch
Tags drauf gab es in der Weimarer Galerie Iconotop "Lyrik, Landkarten und Videospiel". Unter diesem Motto lasen die Autoren Tim Holland und Christian Schloyer aus ihren schon optisch außergewöhnlichen Gedichten. Tim Holland las aus der wabernden Textfläche "vom wuchern", die an eine Landkarte erinnert. Schloyer hatte seine neuen Gedichte dabei, die nach dem Jump'n'Run-Prinzip funktionieren - gleichzeitig projizierten beide Autoren ihre Texte an die Wand. Experimentelle Musik dazu gab es von Philipp McCarthy.

Dienstag, Juni 06, 2017

Filmrückschau: Alien-Edition

Ich habe ein Faible für kluge Weltraumabenteuer und Science Fiction-Filme. Da hat mich Hollywood in den vergangenen Jahren mit so unterhaltsamen wie cleveren Blockbustern verwöhnt: Von "Arrival" über "Interstellar" bis "Der Marsianer" und "Gravity". Auch weniger kommerzielle Filme wie "Moon" sind hier zu nennen.

HR Gigers Alien
Großes Aufsehen erregte es, als 2012 mit "Prometheus" die Alien-Reihe fortgeführt wurde. Diese hat ihren Ursprung in "Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt" (Regie: Ridley Scott) von 1979 mit Sigourney Weaver, Ian Holm und John Hurt in den Hauptrollen. Ein wahnsinnig spannender, düsterer Film, der das Sci Fi-Genre neu erfunden hat und die Kinowelt um die erste überzeugende, weibliche Action-Heldin bereicherte. Vom Alien-Design HR Gigers ganz zu schweigen. 

Sigourney Weaver ist Ellen Ripley
Fortsetzungen erfuhr "Alien" (1986, R: James Cameron) mit "Aliens - Die Rückkehr" und Alien 3" (1992, R: David Fincher). Beide Filme schließen unmittelbar an den jeweiligen Vorgänger an und setzen die Kenntnis der Vorgeschichte weitestgehend voraus. Teil 3 floppte weitestgehend an den Kinokassen und bei der Kritik. Die jahrelangen Planungen für einen viertel Teil wurden dadurch erschwert, dass Sigourney Weaver zunächst nicht mitwirken wollte - dann wäre auch die Produktionsfirma ausgestiegen. Kein Alien ohne Ellen Ripley. Auch die Suche nach einem Regisseur gestaltete sich schwer. Am Ende verpflichtete man Jean-Pierre Jeunet ("Die fabelhafte Welt der Amélie"), weil man einen Filmemacher mit einem einzigartigen visuellen Stil suchte. In der Tat besticht der Film durch eine gewisse Steam Punk-Optik. "Alien - Die Wiedergeburt" rief gemischte Reaktionen hervor, war aber der kommerziell erfolgreichste Teil der Reihe.

Fassbender als Androide David
Dann war es lange Zeit ruhig im Alien-Universum, bis sich Altmeister Ridley Scott höchst persönlich um den nächsten Streich kümmerte: Das Prequel "Prometheus", das reichlich 30 Jahre vor "Alien" spielt. Meine Kurzkritik findet ihr hier. Es werden hochinteressante thematische Grundlagen für die "Alienreihe" geschaffen, die wiederum in "Alien: Covenant" (2017, R: Ridley Scott) fortgeführt werden. Er spielt rund 20 Jahre vor Ellen Ripleys erstem "Alien"-Abenteuer. Die Fans haben den jüngsten Film besser aufgenommen als "Prometheus" - "Alien: Covenant" mache verzeihbarere Fehler und sei weniger vorhersehbar. Letzteres kann ich ebenfalls unterschreiben. Doch wo andere die mythologische Aufladung in "Prometheus" unnötig fanden, habe ich sie als faszinierend empfunden. Und deren Fortführung in "Alien: Covenant" gefällt mir bald noch besser. [Spoiler:] Androide David (Michael Fassbender) aus "Prometheus" ist in den zehn Jahren zwischen den Filmen zu einem grausamen Wahnsinnigen mit Gott-Komplex geworden. Das beschert uns Zuschauern insbesondere einige zu Filmset gewordene Giger-Zeichnungen aus früheren Jahrzehnten. Yesss! "Alien: Covenant" ist um einiges düsterer, kompromissloser und blutiger als "Prometheus". Mein großer Kritikpunkt ist die Geschwindigkeit, mit welcher der Streifen durch die Handlung hetzt. Man hätte die Handlung, gequetscht in 122 Minuten, durchaus auf zweieinhalb Stunden ausdehnen können.

Im Schicksal von Dr. Elizabeth Shaw wird eine alte Giger-Zeichnung umgesetzt

Übrigens: Es sind laut Ridley Scott zwei Prequels zur "Alien"-Reihe geplant. Unter dem Arbeitstitel "Alien: Awakening" soll der nächste Teil zwischen "Prometheus" und "Covenant" spielen. Drehstart soll Sommer 2018 sein. Na, da bin ich ja mal gespannt...

Montag, Juni 05, 2017

Unterwegs in Thüringen: Rudolstadt und Paulinzella

Eigentlich wollte ich am Pfingstsonntag mit dem Rad von Jena nach Rudolstadt fahren. Doch das Wetter hat mir da einen Strich durch die Rechnung gemacht. Das Hotelzimmer in der alten Residenzstadt war aber so oder so gebucht, also ging es mit der Bahn dorthin. Übrigens seine sehr reizvolle Strecke: Von Erfurt über Arnstadt in den Thüringer Wald hinein mit Halt u.a. in Stadtilm und Bad Blankenburg. In Saalfeld muss man umsteigen und ist wenige Minuten später in Rudolstadt.


Rudolstadt hat rund 22.000 Einwohner und liegt in einer malerischen Landschaft: Saaletal, bewaldete Hügel und ein für Thüringen sehr warmes Klima. Über der Stadt thront Schloss Heidecksburg, eine dreiflügelige Barockanlange mit Schlosshof, großem Garten und zahlreichen erhaltenen Wirtschaftsgebäuden. Der Name Heidecksburg rührt von einem Vorgängerbau, einer mittelalterlichen Burg. Im Schloss sind das Thüringer Landesmuseum Heidecksburg und das Thüringer Staatsarchiv Rudolstadt untergebracht. Man kann u.a. eine Naturaliensammlung, die alte Burgkappelle, eine Gemäldegalerie und den Burgbrunnen besichtigen. Das Herzstück jedoch sind die repräsentativen Wohn- und Festräume der Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt - diese kann man im Rahmen einer Führung besichtigen.

Der kleine Altstadtkern von Rudolstadt ist überschaubar und sehr hübsch. Highlights sind das barocke alte Rathaus am Fuß des Schlossberges und das neue Rathaus am Markt im Neo-Renaissancestil, die etwas abgelegene Stadtkirche St. Andreas und das nahe gelegene Stadtschloss Ludwigsburg und natürlich das Schillerhaus. Dieses Anwesen hat der Familie von Schillers Frau Charlotte von Lengefeld gehört. Hier gab Ende des 18. Jahrhunderts regelmäßig Literatursalons und Liebhabertheater, Wilhelm und Alexander von Humboldt, Herder, Fichte und Goethe waren mehrmals Gäste. Schiller hat hier Goethe das erste Mal getroffen und natürlich seine zukünftige Frau. Heute ist hier ein Literaturmuseum untergebracht, das Schiller gewidmet ist. Das Restaurant und der wunderschöne Garten sind ebenfalls einen Besuch wert!

Auf der Rückfahrt am Montag haben wir noch einen zweistündigen Halt in Paulinzella gemacht. Paulinzella ist ein Ortsteil der Stadt Königsee-Rottendorf und gleichzeitig der Name der ehemaligen Klosteranlage. Von der sind heute noch ein paar Wirtschaftsgebäude und die wunderschöne Kirchenruine vorhanden, außerdem das fürstliche Jagdschloss, in dem Ausstellungen über das Kloster und die Jagd- und Forstwirtschaft untergebracht sind. Außerdem gibt es einen wunderschönen Kräutergarten, der frei zugänglich ist. Hier kann man verschiedene Kräuterprodukte erwerben.