Dienstag, Oktober 30, 2012

Gedanken zu Sinatra, New York-Bilder

Habe in der Badewanne das erste Mal seit Langem wieder Frank Sinatra gehört. Im Grunde höre ich ihn meist nur in der Winter- bzw. Weihnachtszeit, weil seine Interpretationen von beispielsweise "White Christmas" oder "Have yourself a merry little Christmas" einfach die schönsten sind.

Wenn man dann aber mal so ein ganzes Live-Album anhört, kann einem 'The Voice' Sinatra schon auf den Senkel gehen. Es ist nicht die Stimme - die ist fabelhaft - und es sind nicht die Songs - allesamt tolle Ohrwürmer -, es ist wie so oft das 'wie'. Dieses Charmant-Gönnerhafte, das die Performances der meisten Sänger um 1950 kennzeichnete. Das soll kein feministisches Plädoyer werden, aber dieses derart selbstbewusste, männlicherfolgreichweiße Gehaben ist ein Störton im Musikgenuss. Denn auch inhaltlich gibt es ja nur zwei Arten von Frauen: mädchenhaft Pflichtbeflissene, deren Terrain der Haushalt ist, und Vamps, die den Männern den Kopf verdrehen und doch voll und ganz ihnen gehören. Hach. Jetzt hab ich's doch getan.

Das Album wird selbstredend von "New York, New York" eröffnet, dem großen Klassiker. Und sind wir ehrlich - wer kann sich den jazzigern Bläsern und dem innig geschmetterten Stadtnamen denn enziehen? - Ich nicht. Während des Songs zogen verschiedene New York-Bilder vor mir auf. Nicht jene einstürzender Türme und niemals zu überbietender Dramatik und Bildgewaltigkeit, sondern eben jene, die das Lied wohl auch evozieren will. Ich denke an "Frühstück bei Tiffany" und Audrey Hepburn, an Männer in langen Mäntel und mit Hüten, alte Autos, an Dinge, die strahlen und glitzern, Aufstieg, Erfolg, Bares, Optimismus liegen in der Luft. Ich glaube, dass die Bilder oder vielmehr die positive, entproblematisierte Grundstimmung der Vorstellungen sich da bei keinem groß unterscheiden. Oder wie sieht's bei euch aus?

(Das Lied vielleicht nur hören und die Bilder nicht ansehen, damit eure eigenen Kopfbilder nicht verfälscht werden.)


Samstag, Oktober 27, 2012

Der erste Schnee

Auf meine Winter- und Weihnachtsstimmung ist wie in jedem Jahr Verlass. Als heute Nacht, erstaunlich früh in diesem Jahr, die ersten Schneeflocken fielen, setzte sie sofort ein. Natürlich ist die Schneemenge vernachlässigenswert, aber das Bedürfnis nach Glühwein ist sofort erwacht (praktischerweise ist noch welcher von letztem Winter da). Der Herr Liebste hört bei last.fm gerade ein Weihnachts- und Winterlied nach dem anderen; und wie ich gestern erfahren habe, beginnt heute der Ski Alpin-Weltcup mit Maria Höfl-Riesch und Co. - auch meine Wintersportgucksucht kann also von Neuem ausbrechen. Und selbstverständlich habe ich die ersten Weihnachtsgeschenke auch schon besorgt ... ;)

Die jährliche Erkältung scheint auch gerade einzusetzen. Der einzige Nachteil bei der aktuellen Wetterlage.

Freitag, Oktober 26, 2012

The Doors of Perception

In den letzten Tagen habe ich meine persönlichen Doors of Perception weit aufgemacht und mehrere Filme gesehen, die in einem engeren oder weiteren Sinne unter das Etikett 'Musikfilm' fallen. Alle Streifen behandelten Ikonen der Pop- und Rockkutlur aus verschiedenen Jahrzehnten. 

Zum einen habe ich (zum zweiten Male schon) die Dokumentation The Doors: When you're strange (2010) gesehen. Der Erzähler Johnny Depp geleitet den Zuschauer in knapp 90 Minuten Laufzeit durch die Historie der Band The Doors, natürlich mit Fokus auf Jim Morrison. Ich finde diese Doku äußerst gelungen, weil sie folgende Dinge leistet: erstens vergisst sie über Morrison die anderen Bandmitglieder nicht, die künstlerisch ebenso beteiligt waren wie Morrison selbst (ausnahmsweise war der Leadsänger hier nicht das alleinige Mastermind). Zum Zweiten verknüpft sie den Erfolg und die Ambitionen der Band gekonnt mit den politischen und historischen Ereignissen und dem Zeitgeist der späten 60er Jahre. Und drittens erlaubt diese Doku es sich erfreulicherweise, ganze Songs der Doors in voller Länge zu spielen, vor allem Live-Mitschnitte, die dann meist mit zeitgenössischen Bildern unterlegt werden. Der Film hat übrigens einen Grammy in der Kategorie "Best Long Form Music Video" erhalten; Regie führte ein gewisser Tom DiCillo, der sich zuvor vor allem als Kameramann einen Namen gemacht hatte (u. a. für Jim Jarmuschs Coffee & Cigarettes).

Ebenfalls um diese Band dreht sich der 1991 erschienene Film The Doors mit Val Kilmer in der Hauptrolle als Morrison. Die drei noch lebenden Bandmitglieder der Doors stehen sehr konträr zu diesem Film. Ray Manzarek, der an der Hammond-Orgel bzw. am Keyboard saß, war enttäuscht, wie eindimensional Oliver Stone seinen Freund Morrison darstellte. Der Regisseur konzentriere sich laut Manzarek nämlich fast ausschließlich auf den rauschhaften Rockstar und ließe den sensiblen Poeten und Menschen Morrison außen vor. Gitarrist Robbie Krieger bescheinigte dem Film ebenfalls Überzeichnungen und Verzerrungen, empfand ihn aber generell als gelungen und lobte Kilmers schauspielerische Leistung über alles. - Was sage ich dazu? Ray Manzarek stimme ich vollkommen zu. Der Film reiht einfach nur Exzess an Exzess und toppt sich selbst in seiner Verklärung gewaltig, indem es Morrisons Tod ästhetisch-heroisch romantisiert. So vieles in diesem Film wirkt albern und peinlich, anstatt authentisch.
Regie führte, wie bereits erwähnt, Oliver Stone (Platoon, Natural Born Killers, World Trade Center, Alexander), dem ich persönlich keine emphatischen Künstlerportraits zugetraut hätte - und davon ist der Film in der Tat weit entfernt. Nach dem Popocornkinostreifen hat man erstmal richtig Lust, sich für die verkorksten zwei Stunden mit den echten Doors zu trösten.




Außerdem habe ich - endlich, nachdem ich es schon seit Jahren vorhatte - I'm not there (2007) gesehen, eine experimentelle filmische Biografie über Bob Dylan. Das erste, was ich zu diesem Film wusste, als er im Kino anlief, war, dass Dylan von insgesamt sechs Schauspielern dargestellt würde: Cate Blanchet, Christian Bale, Heath Ledger, Richard Gere, Ben Wishaw (Hauptdarsteller in Das Parfum) und einem schwarzen Jungen namens Marcus Carl Franklin. Diese Mischung (Männer jeden Alters, eine Frau, ein schwarzes Kind) fand ich äußerst interessant. Schon der Trailer verriet, dass tatsächlich Cate Blanchet dem Musiker optisch am nächsten kommt.
Nun gestaltet sich I'm not there aber nicht als klassisches Biopic. Man hat es mit sechs Episoden zu tun (eine pro Darsteller), die zueinander in keinerlei Bezug zu stehen scheinen und unchronologisch erzählt werden. Sie spielen an anderen Orten, zu anderen Zeiten, es gibt kaum wirkliche Links zueinander - das war sehr verwirrend. Zudem heißt keiner der sechs Darsteller Bob Dylan. Richard Gere ist eine Art Billy the Kid, Heath Ledger mimt einen Schauspieler namens Robbie, Christian Bale einen Folksänger namens John Rollins, Cate Blanchet einen Folk- und Rocksänger namens Jude Quinn. Jede Figur stellt eine Facette des Poeten und Musikers Bon Dylan dar, mit dessen Musik der Film unterlegt ist. "Die Episoden wandeln zwischen realen, verbürgten Szenen und philosophischen, abstrakten Metabetrachtungen. Unter anderem wird gezeigt, wie Dylan im Jahr 1965 anfängt, die elektrische Gitarre zu spielen" und damit seine Folkmusic-Fangemeinde vor den Kopf stößt. "Außerdem wird in Anlehnung an den Western Pat Garrett jagt Billy the Kid, zu dem Dylan den Soundtrack schrieb, Richard Gere als Billy the Kid gezeigt (als Parallele zu dem älteren Bob Dylan), der anfangs nur ein ruhiges Leben führen will und dann in einer Art Comeback seinen alten Widersacher Pat Garrett ein letztes mal überlistet." (meine kreative Quelle)
Im Großen und Ganzen kann ich mit dem Film weniger anfangen als gedacht. Er hat einige Längen, aber das ändert nichts an meiner begeisterten Bewertung einiger Episoden darin. Insgesamt finde ich ihn dann aber doch recht gut - vor allem ist es mal was anderes. Und wer hat den Film gedreht? Todd Haynes, der mir und allen anderen von der Glamrock-Ära, David Bowie und Placebo Faszinierten den Film Velvet Goldmine (1998) geschenkt hat.




Der bemerkenswerteste der Filme aber war Last Days (2005). Dieser Film arbeitet mit Motiven aus dem Leben von Kurt Cobain, und stellt eine fiktive Variante der letzten Tage des Musikers dar. Trotz der vielen fingierten Elemente vergisst der Zuschauer zu keinem Moment, dass Cobain der Inspirationsgeber für den Regisseur Gus van Sant (Good Will Huntung, Forrester - Gefunden, Milk) war. Das wird zum einen am äußeren Zustand des Protagonisten Blake deutlich - blond verwuschelt, typische Outfits Cobains tragend -, zum anderen zeigt der Film einen von Drogen körperlich stark angegriffenen, sensiblen Musiker, der mit der Welt nicht mehr klarkommt. Auch eine Flinte begleitet den Film von Anfang bis Ende, bis schließlich Blake tot in einem Gartenhäuschen liegt. Der Zuschauer hat kein Waffeanlegen gesehen, keinen Schuss gehört; ob es Drogen waren oder das Gewehr, ob es Suizid war oder ein Unfall, alles bleibt offen. Der Film ist generell angenehm ruhig, lässt lange Kameraeinstellungen auf vermeintlich handlungsarme Szenen zu, und ist nicht so effekthascherig wie The Doors, den ich direkt davor gesehen hatte.
Fazit: Anders, ruhig, poetisch. Und nachwirkend. Der Hauptdarsteller Michael Pitt (Die Träumer) macht seine Sache super, vor allem musikalisch, sein 'Babyface' empfand ich aber manchmal als unpassend. Dennoch eine gute Wahl. Im Clip seht ihr Michael Pitt alias Blake in Last Days.




Zu guter Letzt war da noch The Magical Mystery Tour von den Beatles, denen Arte am Sonntag einen Themenabend widmete, der sehr interessante Dokus bereithielt. Dieser 55minütige Film ist eine irre und kunterbunte Reise mit den Fab Four, die sowohl für die Regie als auch das Drehbuch und die Produktion zuständig waren. Wobei es ein striktes Drehbuch nie gegeben hat, und das ist wohl auch gut so. Die Beatles toben sich richtig aus; mixen Kindheitserinnerungen von Jahrmärkten und Kindergeburtstagen mit surrealen Szenen in Restaurants, Stripclubs und großen Showbühnen. Die Beatles sind Zauberer, Revuestars, Busreisende. Verschiedene Songs der Band werden eingearbeitet. Absolut sehenswert.


Mittwoch, Oktober 24, 2012

50+ ... Vol. III

50.+5 Muse - Unintended ... Das war wohl mein erstes Lieblingslied von Muse, wenn ich es recht bedenke. Der Videoclip war mal wieder so einer, der bei Viva Zwei bzw. später bei Viva+ nur des Nächtens ganz selten mal zu sehen war, oder eben bei Onyx.tv - Gott habe es selig. Es geht um jemanden, der meint, die Liebe seines Lebens gefunden zu haben; den Menschen, den er wirklich für immer an seiner Seite haben will. Aber Altlasten aus seinem früheren Leben halten ihn davon ab, glücklich zu sein ... "I'm busy mending broken pieces of the life I had before". Viel Gefühlsduseliges gäbe es da zu berichten, von Teenageverknalltheiten in Spinner und von anderen Dingen. Aber das geht hier ja Gott sei Dank keinen was an ;)


Montag, Oktober 22, 2012

Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht

... und wenn er auch die Wahrheit spricht. Der Spruch ist ziemlich altbacken und hat in der Kindheit sicher die meisten enorm genervt, aber auf eines trifft er heute zu wie sonst auf kaum etwas: auf Dopingsünder.

Eben ging die Meldung über den Ticker, dass Lance Armstrong in allen Punkten für schuldig befunden wurde und somit alle sieben Siege bei der Tour de France verliert; dazu kommt eine lebenslange Sperre für den 41-jährigen Texaner. Armstrong hatte die Tour von 1999 bis 2005 jedes Jahr gewonnen. 

Was hat das für Auswirkungen? - Ziemlich absurde, teils auch traurige, sowohl für den Lebensweg von Armstrong selbst als auch für den professionellen Radsport.

Zum einen hat sich Armstrong selbst um alles gebracht; um seine Glaubwürdigkeit, seine Karriere, sein Lebenswerk, das nun mehr als nur infrage steht, ja regelrecht dem Erdboden gleich gemacht ist. Er ist selbst schuld daran, dass die einzige veritable Leistung, die nun noch in seiner Vita steht, der erfolgreiche Kampf gegen den Hodenkrebs ist. Als diese Krankheit 1996 diagnostiziert wurde, befand sie sich in einem derart fortgeschrittenen Stadium, dass sich bereits Metastasen in Gehirn, Lunge und Bauchraum gebildet hatten. Es glich einem Wunder, dass die Heilung vollständig und ohne Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit Armstrongs vonstatten ging. Drei Jahre nach der Diagnose folgte dann der erste Tour de France-Sieg. - Doch auch diese, an sich beeindruckende, Phase seines Lebens steht nun unter anderen Zeichen. Die im Jahr 2000 erschienene Autobiografie des Profi-Sportlers widmet sich vor allem dem Kampf gegen den Krebs und der unglaublichen sportlichen Rückkehr. Diese hollywoodreife Erfolgsgeschichte hat nun einen Knacks. Weltweit könnten sich Millionen scher Erkrankte nun von Lance Armstrong gewaltig verarscht fühlen.

Zum anderen könnte es nun dazu kommen, dass die jeweils Zweitplatzierten der Tour de France in diesen Jahren nachträglich zum Toursieger gekürt werden. Und das ist wer? - In den Jahren 2000, 2001 und 2003 beträfe das Jan Ullrich, 2004 den gebürtigen Sachsen Andreas Klöden. Beide stehen selbstverständlich auch unter Dopingverdacht, wenn sie dessen bisher auch nicht einwandfrei überführt werden konnten. 

Es ist traurig und fatal, was aus dem Radsport, der noch Mitte, Ende der 90er Jahre in Deutschland so beliebt war wie selten, in der letzten Zeit geworden ist. Kein Mensch hat mehr Lust, im Sommer wochenlang über 100 gedopten Typen mit windschnittigen Helmen dabei zuzusehen, wie sie bei Hitze durch die Pyrenäen und im Regen durch Nordfrankreich fahren. Bei den Olympischen Spielen in diesem Jahr in London waren die illegalen Substanzen den Massen mal kurz egal, vor allem, weil die Briten selbst viele der Medaillen in den Radfahrdisziplinen abgesahnt haben, aber bei den jährlichen Touren, die im TV übertragen werden, gehen die Einschaltquoten mehr und mehr zurück. Zurecht.

(Dabei soll nicht unterschlagen werden, dass viele andere Sportarten - Leichtathletik, Wintersportdisziplinen, u. a. - nicht minder kritikwürdig sind und viele andere Sportler ebenso viel Dreck am Stecken haben. Aber nirgends zeigt es sich auf so eine desillusionierende, folgenreiche und medienwirksame Weise wie im Radsport.)

Mittwoch, Oktober 17, 2012

+ / -

Was ich mag:
vertrottelte Sonntage mit Spätaufstehen, Filmgucken und viel Liebe / ein Tässchen Kakao mit Schuss / Drachensteigenlassen und Schneemannbauen / Biathlon / den kleinen Maulwurf / meditativ Augenbrauen zupfen / Radtouren / dass man auf der Zugfahrt von Halle nach Erfurt und von Riesa nach Dresden soviele Weingüter und kleiner Schlösser und Burgen sehen kann / das obercoole Mitteldeutschland überhaupt / meine Schwester / dass ich neuerdings an Zukunftsabsicherung und Finanzen im Alter denke - und mich damit selbst mit ungeahntem Vernunftpotenzial überrasche

Was ich nicht mag: 
wenn die Wäsche frisch aus der Maschine kommt und trotzdem irgendwie muffig riecht / kalte Fußböden, wenn man morgens aufsteht / dass ich seit mindestens fünf Jahren weder Drachensteigen noch Schneemannbauen war / Vanillesauce - versaut jeden guten Schokoladenpudding / dass ich noch nie auf dem Naumburger Kirschfest oder dem Hallenser Lichterfest war / dass liebe Freunde manchmal die Angewohnheit haben, weiterzuziehen / dass vieles aus meinem alten Kram, den ich noch in Schubladen meines Jugendzimmers habe, nach abgestandenem Patchouli riecht

Zlatansbraten

 [Folgender Eintrag wurde gestern verfasst, also im Vorfeld des Länderspiels gegen Schweden, quasi aus gegebenem Anlass. Heute finde ich den Anlass sogar noch einw enig gegebener.]

Man kann diesen Typen schnell unsympathisch finden, diesen Zlatan Ibrahimovic. Der Schwede mit bosnischen Wurzeln gilt als einer der weltbesten Stürmer und ist der bisher erfolgreichste Fußballspieler seines Landes. Mit jedem seiner international agierenden Clubs feierte er Erfolge: Ajax Amsterdam, Juventus Turin, Inter Mailand, FC Barcelona, AC Milan. Nun spielt er seit der aktuellen Saison für Paris Saint-Germain, wo er schon vielfach getroffen hat und maßgeblich daran beteiligt war und ist, das Paris auf Tabellenplatz 2 steht, mit einem guten Torverhältnis und noch nicht einer Niederlage. 

Neben dieser fast schnörkellosen sportlichen Vita hat Zlatan Ibrahimovic aber noch mehr zu bieten, vor allem ein amüsant-schlechtes Benehmen, ein Riesen-Ego und massenweise Tätowierungen. Auf die Frage, ob er in Paris für sich und seine Familie (verheiratet mit einem schwedischem Model, zwei Kinder) bereits ein Haus oder eine Wohnung gefunden habe, antwortete er, dass er dafür bisher keine Zeit gefunden habe und überlege, der Einfachheit halber das Hotel zu kaufen, in welchem die Familie bisher wohnt. Und von Äußerungen dieses Kalibers gibt es noch eine ganze Menge ... ;)
  • zu seinem Trainer bei Barcelona, Pep Guardiola: "Du hast keine Eier und scheißt dir vor Mourinho in die Hose. Im Vergleich zu ihm bist du ein Nichts - fick' dich!"
  • über die kritik eines gegnerischen Spielers, dass er ineffizient spiele: "Was der mit dem Ball kann, kann ich mit einer Orange."
  • auf die Frage einer Reporterin, wie es um seine sexuelle orientierung stehe: "Komm mit deiner Schwester in mein Haus, dann siehst du, ob ich schwul bin."
  • über die Leistungsverteilung bei Barcelona: "Wir brauchen den Philosophen nicht, der Zwerg und ich reichen vollkommen." (Philosoph - Pep Guadiola, Zwerg - Lionel Messi)
  • Reporter: "Woher stammen denn die Kartzer in Ihrem Gesicht?" - Ibrahimovic: "Fragen Sie doch mal Ihre Frau."
  • über sein gehalt in Paris: "Qualität hat nun mal ihren Preis. Ich verstehe die Kritik nicht. Je mehr Geld ich verdiene, desto mehr Steuern bekommt Frankreich."
  • zu seinem ehemaligen Trainer Guardiola (man merkt, die beiden waren sich nicht so grün): "Ich bin ein Ferrari und du fährst mich wie einen Fiat."
  • auf die Frage, ob es einen Defensivspieler gibt, den er fürchtet: "Nein, wer mich stoppen will, muss mich umbringen."
  • über Messi, Xavi, Iniesta und andere Weltstarkollegen bei Barcelona: "Sie sind Schuljungen ohne eigene Meinung."
  • über ein Duell mit dem gegnerischen Verteidiger Sami Hyppiä: "Ich ging nach links, er ging mit. Ich ging nach rechts, er ging mit. Dann ging ich noch mal nach rechts, und er ging zum Würstchenstand."

Montag, Oktober 15, 2012

Roland Emmerich, was soll das denn immer?

Ich bin kein Fan von Roland Emmerich-Filmen. Die, die ich bisher gesehen habe (Der Patriot, Independence Day), finde ich suboptimal; einzig The Day after Tomorrow konnte ich etwas abgewinnen, denn die Story hat Potenzial und die Bilder sind eben auch bei mir wirksam.

Als mein Freund gestern in der TV-Zeitschrift seiner Eltern, bei denen wir das Wochenende verbrachten, entdeckte, dass Emmerichs 2012 (2009) am Abend im Fernsehen laufen sollte, sprangen wir über unseren Privatfernseh-Schatten und planten etwas, das wir beide während der ganzen gemeinsamen Jahre noch nie getan hatten - einen Film im Privatfernsehen zur Prime Time gucken, mit nervigen Werbeblöcken (von 12 Minuten!) und Sendehinweisen, die ein Drittel des Bildes verdecken, und das während des Filmes. Zum einen hat vor allem der Liebste ein Faible für Apokalypsen, zum anderen schien der Zeitpunkt angemessen, etwas weiter als bisher in den Mayakalender-dieWeltgehtunter-2012-Hype hineinzusehen.

Das Fazit des Films: Der Emmerich will uns alle für dumm verkaufen. Anders kann ich mir das Niveau des aktuellen Popcornkinos nicht erklären, an dem dieser Regisseur maßgeblichen Beitrag hat. Natürlich war zu erwarten, dass der Film die gängigen Hollywood-Blockbuster-Register ziehen würde. Hier mal in der Kurzzusammenfassung: nachdem die planetenbedrohende Grundproblematik in ihren Ansätzen dem Zuschauer angedeutet worden ist (natürlich mit hanebüchener Pseudowissenschaftsrhetorik), wird der Held eingeführt. Es handelt sich um einen Mann Mitte bis Ende Dreißig, der alle Kriterien erfüllt, um ein Held zum Mitfühlen und Sympathischfinden zu werden: er ist geschieden und sieht seine Kinder nicht so oft, er ist eifersüchtig auf den neuen Mann an der Seite seiner Ex-Frau, er ist ein an sich zweifelnder Autor, er ist etwas tollpatschig und wird von John Cusack gespielt. Selbstverständlich wird sich aaaauuusgerechnet einer der führenden Wissenschaftler (schwarz) des US-Präsidenten (schwarz - der Film macht also alles richtig) als einer der wenigen Leser der Bücher unseres Helden herausstellen, aber das nur nebenbei.

Der Film strotzt regelrecht vor Szenen, in denen der Protagonist und seine Familie nur knapp dem Tod entkommen. Pro Viertelstunde gibt es mindestens eine Szene, in der das Flugzeug gerade rechtzeitig abhebt / das Auto gerade rechtzeitig losfährt, bevor der Riss in der Erde es erreicht / bevor ein Gesteinsbrocken es mitsamt seinen Insassen zertrümmert. Und fällt der Held doch mal in einen der exorbitanten Risse, die sich entlang der kalifornischen San-Andreas-Verwerfung bilden, dann kann der Zuschauer, der sich mit Hollywoodmechanismen ein wenig auskennt, genau den Zeitpunkt bestimmen, in welchem die Hand des Totgeglaubten doch noch am Abgrund auftaucht, an dem er sich dann hinaufzieht. 

Am Ende überlebt der Held selbstverständlich, ebenso seine Ex-Frau und die Kinder (die im Popcornkino sowieso nicht sterben dürfen). Wer allerdings nicht überlebt, ist der neue Mann der Ex-Frau, der von überdimensionalen Zahnrädern in den Hydraulikschächten der Arche, die die Menschheit retten soll, zermalmt wird. Merkwürdigerweise vergießen weder Frau noch Kinder ein Tränchen darüber, stattdessen kommt die ursprüngliche Kernfamilie wieder unproblematisch zusammen. 

Außerdem, und was wäre ein amerikanischer Blockbuster von globaler Tragweite denn sonst für ein Film, gibt es einen zwielichtigen Russen, der am Ende stirbt und eine silikonbusige, blondierte Freundin hat, die am Ende stirbt, deren Paris-Hilton-Hündchen aber überlebt (die Tochter des Helden wird das Hündchen dann bekommen). Es gibt auch Chinesen, aber abgesehen von deren unermüdlicher Arbeitswut und einem minikleinen Hinweis darauf, dass Chinesen und Tibet-Chinesen sich nicht so grün sind, wird hier dankenswerter Weise mit Klischees gespart. Achso, und es gibt eine Szene mit Schwarzenegger, der noch Gouverneur des Staates Kalifornien war, als der Film anlief.

Was mir aber am allerallermeisten übel aufgestoßen ist: der Film ist letzten Endes ein müder Abklatsch bisheriger Hollywoodkatastrophenfilme. Zwar ist in 2012 alles ein bisschen größer, schärfer und vernichtender - es handelt sich beim Weltuntergang schließlich um die Mutter aller Katastrophen - aber keinesfalls origineller als bisher. Die frappierendsten Parallelen bestehen zu Armageddon (1998), in welchem ein Asteroid mit der Erde zu kollidieren droht, und zu Titanic (1997). 
Die Titanic-Anleihen finden sich im letzten Drittel von 2012, das größtenteils auf einer der Archen spielt, mit welcher ausgewählte Menschen, die Tierarten und verschiedene Kultur- udn Wissenschaftsgüter der Menschheit überleben sollen. Die Archen kann man sich als gigantische Schiffe oder U-Boote vorstellen. Die Arche, auf welcher sich alle für den Film relevanten Figuren befinden, wird aufgrund eines nicht geschlossenen Tores unglücklicherweise geflutet; hier werden vor allem Erinnerungen an das dritte Deck der Titanic im gleichnamigen Film wach (Menschen waten durch überflutete Gänge, Schotten werden dicht gemacht, etc.); und schließlich entscheidet sich unser Mitfühlheld John Cusack dazu, zurückzutauchen und die Blockade, welche das Tor vom Schließen abhält, zu entfernen - ein bisschen wie Kate Winslet, die in den überfluteten Rumpf des Schiffes zurückkehrt und den Leo mit einem gekonnten Axthieb seiner Handschellen entledigt. Und als zu guter Letzt die unkontrollierbare Arche auf das Massiv des Mount Everest zusteuert und an diesem zu zerschellen droht, ruft der Captain das gleiche Kommando, das der Steuermann der MS Titanic angesichts des Eisberges ruft. Außerdem gibt es an früherer Stelle des Films ein großes Kreuzfahrtschiff, dass von einem Tsumani vernichtet wird; auch hier erinnert vieles auf der Bildebene an Titanic.
Die Vergleiche zu Armageddon finden sich vor allem auf der Ebene von Figuren und Dialogen wieder. So gibt es in beiden Filmen eine Durchhalterede des US-Präsidenten an sein Volk, in beiden Filmen gibt es ein letztes Telefonat eines Vaters, der sich opfert, mit seiner erwachsenen und das attraktive Zentrum des Films darstellenden Tochter. In diesen Telefonaten offenbaren die Väter jeweils, dass sie nicht gerettet werden bzw. für Sache xy sterben wollen, und die Töchter weinen.

Allerdings muss man dem Film seine gewaltige Bildsprache zugute halten. Ich möchte hier sicherlich nicht mit dem von mir verhassten Satz "Boah, die Story kannste knicken, aber die Effekte sind übelst geil" ankommen. Aber wer etwas für apokalyptische Visionen übrig hat, kann sich nur schwer dem eindrucksvollen Bild der herabstürzenden Jesusstatue in Rio de Janeiro entziehen oder dem auf hunderttausend Betende zusammenstürzenden Petersdom in Rom. Auch die Nutzung des Archemotivs ist nicht ohne Reiz. Über die dramaturgischen, darstellerischen, dialogischen, etc. Schwächen des Films tröstet das aber sicherlich nicht hinweg, mich zumindest nicht.

Von Get Well Soon, den / die ich ja bekanntlich über alle Maßen mag, gibt es übrigens einen Song namens "Roland, I feel you", der sich auf Roland Emmerich bezieht. Darin kommen die Verse "Roland, I feel you / It is mayhem these days / I specialize in end-times, too" vor; und mit der Zeile "I write anthems, too" scheint Konstantin Gropper sich regelrecht als Soundtrackverantwortlicher bei Emmerich zu bewerben (und Soundtracks hat er ja schon öfter gemacht). In einem Interview sagt Gropper, dass ihn Emmerichs Konzentration auf das Weltende und den großen Knall fasziniere, auch wenn er dessen Lust an Zerstörung nicht teile. Der Song findet sich auf dem aktuellen Album von Get Well Soon (The Scarlet Beast O' Seven Heads), das vergangenen Monat erschienen ist. Darauf befindet sich übrigens auch ein Instrumentalstück mit dem Titel "Let me check my mayan calendar".
Zu "Roland, I feel you" gibt es auch ein Video. Dieses orientiert sich aber weniger an Emmerich als vielmehr an den Italowestern und den B-Movies vergangener Jahrzehnte, Gott sei Dank. Tada:


Dienstag, Oktober 09, 2012

+ / -

Was ich mag: zunehmend neben weißem und Kräuter- auch schwarzen Tee / Sauna / Bastian Schweinsteiger / Vollkornbrötchen / Feigen / wenn es nachts gewittert / Geschenke einpacken / lange im Risotto rühren / trockenen Rotwein aus Spanien oder Frankreich / Dokumentationen über Flüsse, Gebirge und Landschaften / Fotos bearbeiten, auch wenn ich das gar nicht wirklich kann und sowieso immer die gleichen Effekte der gleichen Freeware-Programme benutze / kicktipp.de-Spieltagsieger werden / lange Zugfahrten mit Buch, Musik und angenehm ruhigen Mitreisenden / schön aufgemachte Erzählungsbände / warme Herbsttage / Postkarten bekommen und schreiben / Geburtstag haben! / bis in die Puppen mit lieben Leuten zusammenhocken, obwohl alle Anwesenden zeitig raus müssen / Filmabende / Gänseblümchen, Gerbera und Sonnenblumen / an meine Kindheit denken und alte Fotos angucken / Käse in allen Variationen / die Stadt, in der ich lebe / die Stadt, in der ich davor reichlich 18 Jahre gelebt habe / den Geruch, wenn mein Freund Pfeife raucht / meditativ Fingernägel lackieren / die Apfel-Rumrosinenmarmelade meiner Oma

Was ich nicht mag: Kälte / gedünsteten Kohlrabi / viele unter "politisches Kabarett" fallende Dinge / wenn sich jemand nicht so sehr über etwas freut, wie ich es mir ausgemalt habe / dass mein last.fm-Scrobbler nicht mehr scrobbelt / Dokumentationen über Menschen / wenn man Frauen solange rundumemanzipiert, dass Männer nicht mehr gleichberechtigt sind / wenn ich über Dritte erfahre, dass jemand etwas blöd von mir fand / Handtäschchen / dass meine Lieblingsbands alle nur noch maue Sachen machen / Lyrik, bei der mich das gefühl beschleicht, dass jemand nur ab und zu in einen Prosatext einen Zeilenumbruch eingefügt hat / wenn alte Leute den Respekt, den sie berechtigerweise von einem jungen Menschen erwarten, nicht wenigstens ansatzweise in die andere Richtung entgegenbringen / wenn alle meine Bemühungen, mit Menschen eine Brieffreundschaft anzufangen, im Keim ersticken / nachmittags schon müde werden / uneingelöste Versprechen, die immer irgendwie in der Schwebe und im zwischenmenschlichen Raum steckenbleiben / dass man keine Magnete an meinen Kühlschrank machen kann / die typische Studentenparty / Kulturrentner

Montag, Oktober 01, 2012

Veranstaltung: poet-Leseparty im Telegraphen

Wer mal wieder seine maue Kenntnis der zeitgenössischen Lyrik und Prosa auf Vordermann bringen will, der kommt am 19. Oktober 2012 am allerbesten in den Telegraphen in Leipzig, idealerweise gegen 20Uhr. Dort findet die Releaseparty, wenn man das so sagen will, der dreizehnten Ausgabe der Literaturzeitschrift poet (poetenladen Verlag) statt. Es lesen Clemens Meyer (Prosa), Katharina Bendixen (Prosa) und Jayne-Ann Igel (Lyrik), es gibt ganz wunderbare Moderatoren, Musik und zudem kann man im Telegraphen gut essen und noch besser trinken. Der Eintritt ist frei. Hier ist der Link dahin. Und hier der Flyer: