Freitag, Februar 26, 2010

Lebensmittelshopping, wie es sein muss

Gohlis - bekanntlichermaßen der schönste, idyllischste Stadtteil Leipzigs - hat es jetzt endlich auch geschafft, hat es endlich seinen Leipziger Kollegen Wahren, Reudnitz, Paunsdorf und Großzschocher gleich getan und sich ... ein Kaufland zugelegt! Gestern hat es aufgemacht und heute hab ich es im Rahmen meines Wochenendeinkaufes auch gleich mal inspiziert. Es liegt exakt auf halber Strecke zwischen Herrn Osterland und mir, genau eine Straßenbahnhaltestelle stadtauswärts, von meiner Wohnung aus gesehen. Es hat alles, was ein Kaufland braucht: ein AWG, ein Ernsting's Family, einen Friseur, eine Apotheke (die auf den schönen Namen Wilhelm Tell Apotheke hört), ein Deichmann, ein Asia-Bistro, einen Optiker, einen Blumenladen, einen Bäcker, einen Metzger und bestimmt noch mehr. Und die Hartz IV-Empfänger vorm Eingang sowie die raucherpausemachenden Friseurinnen mit künstlichen Nägeln sind Gott sei Dank auch schon da. Was wäre das denn sonst für eine Welt.
Wenn man sich die vielen Menschen mal wegdenkt, war das ein richtig schöner Einkauf. Ich habe für enorm viele Dinge nur reichliche 12 € gezahlt, ich habe mich sofort zurecht gefunden - die meisten Filialen sind ja ähnlich gestrickt. Positiv überrascht haben mich die vielen Waren exquisiterer Art: der Kunde kann sich losen Tee selbst abmessen, es gibt eine tolle Fisch- und Meeresfrüchtetheke, ein sehr schönes großes Wein- und Spirituosensortiment; und generell viele feine Sachen aus aller Welt. Und jetzt, da man sich noch in der feierlichen Phase der Eröffnung befindet, stehen hinter den Kassen Schüler, Studenten und arbeitslose Hausfrauenmuttis und packen dir deine Einkäufe in gratis Plastetüten. Leider ungefragt, denn ich habe diesen Service erst spät bemerkt und die arme Frau angepflaumt, was sie denn da mit MEINEN Sachen mache. Und dann musste die arme Mutti auch noch mein Gemüse abwiegen gehen, weil ich das in der Grünzeugabteilung vergessen hatte. Bzw. hatte ich das gar nicht gewusst; bei Rewe muss man das ja schließlich auch nicht.
Das soll's dann aber auch gewesen sein zu diesem aufregenden Ereignis ;). Wobei, ein Highlight jagt ja schließlich das nächste: Heute Nachmittag schneien noch die Anne und die Fee auf ein Heißgetränk vorbei.

Dienstag, Februar 23, 2010

Warum muss jede elfminüte Sequenz in meinem Leben zu einem Akt der Verzweiflung werden?

Thaddäus Tentakel

Mittwoch, Februar 17, 2010

Wir konjugieren Beamtendeutsch.

Aber nur im Indikativ. Dafür aber aktiv und passiv.

ich bezuschusse / werde bezuschusst
du bezuschusst / wirst bezuschusst
er/sie/es bezuschusst / wird bezuschusst
wir bezuschussen / werden bezuschusst
ihr bezuschusst / werdet bezuschusst
sie bezuschussen / werden bezuschusst

ich bezuschusste / wurde
bezuschusst
du bezuschusstest / wurdest
bezuschusst
er/sie/es bezuschusste / wurde
bezuschusst
wir bezuschussten / wurden
bezuschusst
ihr bezuschusstet / wurdet
bezuschusst
sie bezuschussten / wurden
bezuschusst

ich habe bezuschusst / bin
bezuschusst worden
du hast bezuschusst / bist
bezuschusst worden
er hat bezuschusst / ist
bezuschusst worden
wir haben bezuschusst / sind
bezuschusst worden
ihr habt bezuschusst / seid
bezuschusst worden
sie haben bezuschusst / sind
bezuschusst worden

ich hatte bezuschusst / war bezuschusst worden
du hattest bezuschusst / warst
bezuschusst worden
er hatte bezuschusst / war
bezuschusst worden
wir hatten bezuschusst / waren
bezuschusst worden
ihr hattet bezuschusst / wart
bezuschusst worden
sie hatten bezuschusst / waren
bezuschusst worden

ich werde bezuschussen / werde bezuschusst werden
du wirst bezuschussen / wirst
bezuschusst werden
er wird bezuschussen / wird
bezuschusst werden
wir werden bezuschussen / werden
bezuschusst werden
ihr werdet bezuschussen / werdet
bezuschusst werden
sie werden bezuschussen / werden
bezuschusst werden

ich werde bezuschusst haben / werde bezuschusst worden sein
du wirst bezuschusst haben / wirst
bezuschusst worden sein
er wird bezuschusst haben / wird
bezuschusst worden sein
wir werden bezuschusst haben / werden
bezuschusst worden sein
ihr werdet bezuschusst haben / werdet
bezuschusst worden sein
sie werden bezuschusst haben / werden
bezuschusst worden sein

Dienstag, Februar 16, 2010

A Serious Man

 
Regie: Ethan und Joel Coen, 2009
Und was wurde aus dem Goi? – Interessiert doch keinen.


Der neue Film der Coen-Brothers A serious man skizziert das Leben einer kleinbürgerlich-jüdischen Familie in der US-amerikanischen Kleinstadt der 1960er Jahre. Dreh- und Angelpunkt der tragisch-komischen Story ist Vater Larry Gopnik (Michael Stuhlbarg), ein Physikprofessor, der kurz vor einer Festanstellung steht. Diese steht jedoch noch auf der Kippe, da er mehrfach anonym diffamiert wird. Larrys Leben gerät zunehmend aus den Fugen, als seine Frau sich von ihm scheiden lassen will. Ausgerechnet der Freund der Familie Sy Ableman ist dafür der Grund. Besondere Zuspitzung erfährt dieser Konflikt, als Larry später dessen Beerdingung bezahlen soll. Außerdem muss der seriöse Bürger sich um seinen Bruder Arthur kümmern, der in einer mathematischen Traumwelt lebt und zunehmend mit dem Gesetz in Konflikt gerät. All dies sind Probleme, welche kurz vor der Bar Mizwa des Sohnes mehr als ungelegen kommen.
Gekonnt verstehen es die Coens in diesem für Larry immer dichter werdenden Problemnetz den Überblick zu behalten und präsentieren damit ihren vielleicht geschlossensten Film. Doch trotz aller Kohärenz bekommt der Zuschauer nicht mehr als einen Ausschnitt aus Larrys Leben zu sehen, was durch das mehr als offene Ende überdeutlich wird.
Der besondere Reiz des neuen Coen-Films liegt diesmal weniger in den gewohnt absurden Episoden, welche dem Protagonisten widerfahren, sondern vielmehr im doppelten Boden der Story. So bekommen wir ein allgemeines Sittengemälde der amerikanischen Vorstadt serviert, das vor allem durch eine jüdische Perspektive gefiltert wird. Ein Verfahren, dass man vor allem aus Romanen von Arthur Miller und Philip Roth kennt. Zwischen Tradition und Moderne versuchen sich hier verschiedene Generationen zu verorten, wobei sie nicht immer auf die Hilfe der Rabbis zählen können. Diese haben zwar stets eine Geschichte oder ein Gleichnis parat, deren exemplarisch-didaktischer Nutzen bleibt jedoch fraglich. In diesem Zusammenhang ist auch der mysteriöse Prolog des Filmes zu sehen, der die Geschichte eines Dibbuk erzählt.
Nach dem eher possenhaften Burn after reading schlagen Joel und Ethan Coen wieder ernstere Töne an, ohne dabei ihren Hang zum Absurden zu verleugnen. Aufgrund ihres Feingefühls für Handlung, Atmosphäre und Rollenbesetzung kann ihnen derzeit wohl kein Filmemacher das Wasser reichen.

vom Brennpunkt-Mann

Freitag, Februar 12, 2010

Meine Top 5 ... Bücher, die in den kommenden Monaten dran sind!

1. Daniel Kehlmann Beerholms Vorstellung (Dienstag begonnen)
2. Günter Grass Die Blechtrommel
3. Cormac McCarthy Die Straße
4. Daniel Kehlmann Wo ist Carlos Montúfar? Über Bücher.
5. Günter Grass
Hundejahre

Donnerstag, Februar 11, 2010

Sherlock Holmes


Regie: Guy Ritchie, 2009

Guy Ritchie? Echt jetz?
Heute bin ich mal wieder in ein Kino, das nicht "Passage Kinos Leipzig" heißt, gegangen. Und dann auch noch ins Cinestar. Der Anlaufpunkt für alle hirnverbrannten Nicht-Filmfans dieser Stadt. Un-Cineasten. Und das sollte ich noch zu spüren bekommen.
Aber fangen wir mal anders an. Der liebe Felix und ich waren heute im Kino. Erst wollten wir Same Same but different sehen, aber das lief in Blockbusterkinohausen nicht. Also haben wir uns für Sherlock Holmes entschieden, weil es uns beide interessierte und der Jude Law ja mitspielt. Das ist der Oberlippenbartträger hinter Robert Downey Jr., was auch ein Toptyp ist. Meine Erwartung an den Film: gutes Actionkino, mal wieder pure Hollywoodunterhaltung. Nicht denken, sondern amüsant und rasant finden. Und das hab ich auch bekommen. Leider beinhaltete dieses Paket auch die vier Teenies in der Reihe direkt vor uns. Die zwei dazugehörigen, holden Kicherliesen haben es fertiggebracht, den halben Film über zu schnattern und zu gackern, was das Zeug hielt. Warum nur den halben? - WEIL ICH SIE ZUSAMMENGESCHISSEN HABE, IHNEN ERKLÄRT HABE, DASS FÜßE NICHT AUF DEN SITZ GEHÖREN UND STOFFSCHUHE BEI DIESEM WETTER GÄNZLICH UNGEEIGNET SIND! Also, das hätte ich zumindest sagen können. Aber eigentlich hab ich nur leise und nett um Ruhe gebeten.
Was stört an diesem Film? Das Londonfeeling fehlt. Die Stadt bietet eine (prächtige, s. u.) Kulisse, aber - von wenigen Ausnahmen mal abgesehen - hätte der Film auch in jeder x-beliebigen anderen größeren Stadt spielen können. Holmes und Dr. Watson waren nicht die klassischen Briten, die ich mir erhofft hatte. Das mag eine Klischeevorstellung von mir sein, aber wenn ein in London spielender Film um einen englischen Starermittler schon mit einer schwarzen Kutsche, die bei Nacht eine dubiose Straße entlangfährt, beginnt, dann muss das doch drin sein ;). Und irgendwie fehlte auch das Krimi-Detektiv-Feeling. Die gut gemachten Actionszenen (auf die ich aber generell nicht allzu viel Wert lege) hatten leider die Oberhand. Und es nervt wie immer: die Tussi, die alles kaputt macht, indem sie dem Helden den Kopf verdreht und ihn eigentlich nur ausnutzt und ach. Und das größte Manko: zwischendrin hat man das leise Gefühl, sich in einer Dan Brown-Verfilmung zu befinden - gruselig! Alberner Hokuspokus. Aber Gott sei Dank wird das wieder zurückgenommen.
Was fetzt? Die beiden Hauptdarsteller sind saucool - Sprüche, Gesten, Blicke, Gags, Actionszenen, das ganze Repertoire. Generell kann man bezüglich der Besetzung nicht herumnörgeln. Und das eigentlich allerbeste ist die Kulisse: der Film spielt ein einem komplett am Rechner erstellen London, das kaum überzeugender wirken könnte. Sehr beeindruckend.
Fazit: Wenn einem mal nach einem netten und spannenden Unterhaltungsfilm ist, dann kann man sich diesen hier reinen Gewissens ansehen.

Montag, Februar 01, 2010

Das Kabinett des Dr. Parnassus


Regie: Terry Gilliam, 2009

Für einen Terry Gilliam-Film spricht eine ganze Menge: Regisseur von Twelve Monkeys, Fear and Loathing in Las Vegas, Drehbuch für Das Leben des Brian und weitere tolle Arbeiten. Dagegen spricht der Ausrutscher Brothers Grimm, einer einfallslosen Fantasyverwurstelung verschiedener Grimm-Märchen und der Gebrüder Grimm selbst, mit Heath Ledger und Matt Damon in den Hauptrollen. Heath Ledger ist auch in Das Kabinett des Dr. Parnassus zu sehen. Konnte er The Dark Knight noch komplett abdrehen, verstarb er allerdings während der Dreharbeiten zu dem Film, um den es hier gehen soll. So tragisch das auf der einen Seite ist, so interessant ist auf der anderen Seite allerdings auch, wie Gilliam das Dilemma um seinen toten Hauptdarsteller gelöst hat: durch eine vierfache Besetzung des Charakters durch Johnny Depp, Jude Law, Colin Farrell und eben Ledger.
Der Film spielt - anders als mich Trailer und ähnliches hatten vermuten lassen - im London der Gegenwart. Die Protagonisten sind allerdings ziemlich von Gestern: Dr. Parnassus, seine Tochter Valentina, der Zwerg Percy und die Aushilfe Anton stellen das Wandertheater mit dem Namen "Das Kabinett des Dr. Parnassus" dar. Zu dieser Bühne gehört eine Art Zauberspiegel, durch welchen man in eine Welt gelangt, die der eigenen Fantasie entspricht. Das Theater hat seinen Zenit allerdings schon lange überschritten, weil sich niemand mehr für solche Relikte aus alten Zeiten interessiert (und kein Mensch an solche Spiegel glaubt und die Leute sowieso verlernt haben, was Fantasie ist etc.). Das Geld ist daher knapp. Doch Dr. Parnassus hat noch ärgere Probleme: der 16. Geburtstag seiner Tochter steht bevor und laut Vertrag wird ihn an diesem Tag der Teufel mal wieder heimsuchen, um das Mädchen zu holen - denn Parnassus hat leider Gottes ihre Seele bei einer Wette verloren (kommt uns das irgendwie bekannt vor?). Kurz vor diesem schicksalhaften Tag stolpert die Wanderbühne üder den dubiosen Tony (Ledger), der gerade an einer Schlinge von einer Brücke herabhängt und irgendwie sein Gedächtnis verloren hat. Tony scheint ein echter Glücksfund, denn mit ein paar Tricks hilft er, Geld und zudem eine Möglichkeit zu beschaffen, Valentinas Seele vor dem Teufel zu retten ...
Was stört an diesem Film? Nach diesem Film ist der Zuschauer sicherlich etwas unbefriedigt. Das Ende, das einige logische Lücken aufweist, ist sicherlich nicht das Ende, das man erwartet / gewünscht hätte; es wirkt zudem irgendwie konstruiert. Das könnte man vielleicht auch über den gesamten Film sagen. Auch ist nicht jede Figur gut ausgestaltet oder gut besetzt. Den Charakter der Valentina beispielsweise empfand ich als unmöglich. Aber:
Was fetzt? Die Vermischung realistischer und fantastischer Elemente ist gut gelungen; der Film weiß in eine andere Welt zu versetzen. Außerdem hat Das Kabinett des Dr. Parnassus einige echte Sympathieträger zu bieten, allen voran den Musiker Tom Waits, der auf sehr coole und charmante Weise den Satan gibt. Auch die Figur des Dr. Parnassus selbst ist sehr liebenswert gestaltet. Am meisten achtet der Zuschauer aber sicherlich auf Heath Ledger und seine "Stellvertreter" Depp, Law und Farrell, die eine regelrechte Hommage an den Verstorbenen mimen. Alle vier wirken äußerst souverän auf der Leinwand. Es fällt auf, dass vor allem zwischen Johnny Depp und Ledger eine große Ähnlichkeit besteht. Das betrifft zum einen die Optik (gleicher Bart und gleiche Frisur lassen die beiden fast wie Zwillinge wirken), aber vor allem die Art zu schauspielern - Mimik, Gestik ähneln sich erschreckend. Stellt sich nun die Frage, ob Depp versucht hat, für den letzten Ledger-Film sehr an dessen Darstellung anzuknüpfen, oder ob Ledger generell sehr beeinflusst von Depp war. Ich tendiere fast zu letzterem, da die Darstellung beider nicht selten an Depp in seinen Rollen als Captain Jack Sparrow (Fluch der Karibik) oder Raoul Duke (Fear and Loathing in Las Vegas) erinnert. Die Dichte an guten Gags ist übrigens recht hoch.
Fazit: Hier überwiegen zwar quantitativ eindeutig die positiven Aspekte, aber dennoch kann ich den Film nicht vorbehaltlos empfehlen. Er ist gut - x-mal besser als Brothers Grimm - aber kein Meisterwerk. Die Story überzeugt nicht wirklich, so vieles hat man schon mal gesehen. Die guten Charaktere und deren Schauspieler, die tolle Ausstattung des Films und die Atmosphäre, die er aufbaut, lohnen einen Kinobesuch aber.