Dienstag, Februar 16, 2010

A Serious Man

 
Regie: Ethan und Joel Coen, 2009
Und was wurde aus dem Goi? – Interessiert doch keinen.


Der neue Film der Coen-Brothers A serious man skizziert das Leben einer kleinbürgerlich-jüdischen Familie in der US-amerikanischen Kleinstadt der 1960er Jahre. Dreh- und Angelpunkt der tragisch-komischen Story ist Vater Larry Gopnik (Michael Stuhlbarg), ein Physikprofessor, der kurz vor einer Festanstellung steht. Diese steht jedoch noch auf der Kippe, da er mehrfach anonym diffamiert wird. Larrys Leben gerät zunehmend aus den Fugen, als seine Frau sich von ihm scheiden lassen will. Ausgerechnet der Freund der Familie Sy Ableman ist dafür der Grund. Besondere Zuspitzung erfährt dieser Konflikt, als Larry später dessen Beerdingung bezahlen soll. Außerdem muss der seriöse Bürger sich um seinen Bruder Arthur kümmern, der in einer mathematischen Traumwelt lebt und zunehmend mit dem Gesetz in Konflikt gerät. All dies sind Probleme, welche kurz vor der Bar Mizwa des Sohnes mehr als ungelegen kommen.
Gekonnt verstehen es die Coens in diesem für Larry immer dichter werdenden Problemnetz den Überblick zu behalten und präsentieren damit ihren vielleicht geschlossensten Film. Doch trotz aller Kohärenz bekommt der Zuschauer nicht mehr als einen Ausschnitt aus Larrys Leben zu sehen, was durch das mehr als offene Ende überdeutlich wird.
Der besondere Reiz des neuen Coen-Films liegt diesmal weniger in den gewohnt absurden Episoden, welche dem Protagonisten widerfahren, sondern vielmehr im doppelten Boden der Story. So bekommen wir ein allgemeines Sittengemälde der amerikanischen Vorstadt serviert, das vor allem durch eine jüdische Perspektive gefiltert wird. Ein Verfahren, dass man vor allem aus Romanen von Arthur Miller und Philip Roth kennt. Zwischen Tradition und Moderne versuchen sich hier verschiedene Generationen zu verorten, wobei sie nicht immer auf die Hilfe der Rabbis zählen können. Diese haben zwar stets eine Geschichte oder ein Gleichnis parat, deren exemplarisch-didaktischer Nutzen bleibt jedoch fraglich. In diesem Zusammenhang ist auch der mysteriöse Prolog des Filmes zu sehen, der die Geschichte eines Dibbuk erzählt.
Nach dem eher possenhaften Burn after reading schlagen Joel und Ethan Coen wieder ernstere Töne an, ohne dabei ihren Hang zum Absurden zu verleugnen. Aufgrund ihres Feingefühls für Handlung, Atmosphäre und Rollenbesetzung kann ihnen derzeit wohl kein Filmemacher das Wasser reichen.

vom Brennpunkt-Mann

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