Regie: Terry Gilliam, 2009
Für einen Terry Gilliam-Film spricht eine ganze Menge: Regisseur von Twelve Monkeys, Fear and Loathing in Las Vegas, Drehbuch für Das Leben des Brian und weitere tolle Arbeiten. Dagegen spricht der Ausrutscher Brothers Grimm, einer einfallslosen Fantasyverwurstelung verschiedener Grimm-Märchen und der Gebrüder Grimm selbst, mit Heath Ledger und Matt Damon in den Hauptrollen. Heath Ledger ist auch in Das Kabinett des Dr. Parnassus zu sehen. Konnte er The Dark Knight noch komplett abdrehen, verstarb er allerdings während der Dreharbeiten zu dem Film, um den es hier gehen soll. So tragisch das auf der einen Seite ist, so interessant ist auf der anderen Seite allerdings auch, wie Gilliam das Dilemma um seinen toten Hauptdarsteller gelöst hat: durch eine vierfache Besetzung des Charakters durch Johnny Depp, Jude Law, Colin Farrell und eben Ledger.
Der Film spielt - anders als mich Trailer und ähnliches hatten vermuten lassen - im London der Gegenwart. Die Protagonisten sind allerdings ziemlich von Gestern: Dr. Parnassus, seine Tochter Valentina, der Zwerg Percy und die Aushilfe Anton stellen das Wandertheater mit dem Namen "Das Kabinett des Dr. Parnassus" dar. Zu dieser Bühne gehört eine Art Zauberspiegel, durch welchen man in eine Welt gelangt, die der eigenen Fantasie entspricht. Das Theater hat seinen Zenit allerdings schon lange überschritten, weil sich niemand mehr für solche Relikte aus alten Zeiten interessiert (und kein Mensch an solche Spiegel glaubt und die Leute sowieso verlernt haben, was Fantasie ist etc.). Das Geld ist daher knapp. Doch Dr. Parnassus hat noch ärgere Probleme: der 16. Geburtstag seiner Tochter steht bevor und laut Vertrag wird ihn an diesem Tag der Teufel mal wieder heimsuchen, um das Mädchen zu holen - denn Parnassus hat leider Gottes ihre Seele bei einer Wette verloren (kommt uns das irgendwie bekannt vor?). Kurz vor diesem schicksalhaften Tag stolpert die Wanderbühne üder den dubiosen Tony (Ledger), der gerade an einer Schlinge von einer Brücke herabhängt und irgendwie sein Gedächtnis verloren hat. Tony scheint ein echter Glücksfund, denn mit ein paar Tricks hilft er, Geld und zudem eine Möglichkeit zu beschaffen, Valentinas Seele vor dem Teufel zu retten ...
Was stört an diesem Film? Nach diesem Film ist der Zuschauer sicherlich etwas unbefriedigt. Das Ende, das einige logische Lücken aufweist, ist sicherlich nicht das Ende, das man erwartet / gewünscht hätte; es wirkt zudem irgendwie konstruiert. Das könnte man vielleicht auch über den gesamten Film sagen. Auch ist nicht jede Figur gut ausgestaltet oder gut besetzt. Den Charakter der Valentina beispielsweise empfand ich als unmöglich. Aber:
Was fetzt? Die Vermischung realistischer und fantastischer Elemente ist gut gelungen; der Film weiß in eine andere Welt zu versetzen. Außerdem hat Das Kabinett des Dr. Parnassus einige echte Sympathieträger zu bieten, allen voran den Musiker Tom Waits, der auf sehr coole und charmante Weise den Satan gibt. Auch die Figur des Dr. Parnassus selbst ist sehr liebenswert gestaltet. Am meisten achtet der Zuschauer aber sicherlich auf Heath Ledger und seine "Stellvertreter" Depp, Law und Farrell, die eine regelrechte Hommage an den Verstorbenen mimen. Alle vier wirken äußerst souverän auf der Leinwand. Es fällt auf, dass vor allem zwischen Johnny Depp und Ledger eine große Ähnlichkeit besteht. Das betrifft zum einen die Optik (gleicher Bart und gleiche Frisur lassen die beiden fast wie Zwillinge wirken), aber vor allem die Art zu schauspielern - Mimik, Gestik ähneln sich erschreckend. Stellt sich nun die Frage, ob Depp versucht hat, für den letzten Ledger-Film sehr an dessen Darstellung anzuknüpfen, oder ob Ledger generell sehr beeinflusst von Depp war. Ich tendiere fast zu letzterem, da die Darstellung beider nicht selten an Depp in seinen Rollen als Captain Jack Sparrow (Fluch der Karibik) oder Raoul Duke (Fear and Loathing in Las Vegas) erinnert. Die Dichte an guten Gags ist übrigens recht hoch.
Fazit: Hier überwiegen zwar quantitativ eindeutig die positiven Aspekte, aber dennoch kann ich den Film nicht vorbehaltlos empfehlen. Er ist gut - x-mal besser als Brothers Grimm - aber kein Meisterwerk. Die Story überzeugt nicht wirklich, so vieles hat man schon mal gesehen. Die guten Charaktere und deren Schauspieler, die tolle Ausstattung des Films und die Atmosphäre, die er aufbaut, lohnen einen Kinobesuch aber.
Für einen Terry Gilliam-Film spricht eine ganze Menge: Regisseur von Twelve Monkeys, Fear and Loathing in Las Vegas, Drehbuch für Das Leben des Brian und weitere tolle Arbeiten. Dagegen spricht der Ausrutscher Brothers Grimm, einer einfallslosen Fantasyverwurstelung verschiedener Grimm-Märchen und der Gebrüder Grimm selbst, mit Heath Ledger und Matt Damon in den Hauptrollen. Heath Ledger ist auch in Das Kabinett des Dr. Parnassus zu sehen. Konnte er The Dark Knight noch komplett abdrehen, verstarb er allerdings während der Dreharbeiten zu dem Film, um den es hier gehen soll. So tragisch das auf der einen Seite ist, so interessant ist auf der anderen Seite allerdings auch, wie Gilliam das Dilemma um seinen toten Hauptdarsteller gelöst hat: durch eine vierfache Besetzung des Charakters durch Johnny Depp, Jude Law, Colin Farrell und eben Ledger.
Der Film spielt - anders als mich Trailer und ähnliches hatten vermuten lassen - im London der Gegenwart. Die Protagonisten sind allerdings ziemlich von Gestern: Dr. Parnassus, seine Tochter Valentina, der Zwerg Percy und die Aushilfe Anton stellen das Wandertheater mit dem Namen "Das Kabinett des Dr. Parnassus" dar. Zu dieser Bühne gehört eine Art Zauberspiegel, durch welchen man in eine Welt gelangt, die der eigenen Fantasie entspricht. Das Theater hat seinen Zenit allerdings schon lange überschritten, weil sich niemand mehr für solche Relikte aus alten Zeiten interessiert (und kein Mensch an solche Spiegel glaubt und die Leute sowieso verlernt haben, was Fantasie ist etc.). Das Geld ist daher knapp. Doch Dr. Parnassus hat noch ärgere Probleme: der 16. Geburtstag seiner Tochter steht bevor und laut Vertrag wird ihn an diesem Tag der Teufel mal wieder heimsuchen, um das Mädchen zu holen - denn Parnassus hat leider Gottes ihre Seele bei einer Wette verloren (kommt uns das irgendwie bekannt vor?). Kurz vor diesem schicksalhaften Tag stolpert die Wanderbühne üder den dubiosen Tony (Ledger), der gerade an einer Schlinge von einer Brücke herabhängt und irgendwie sein Gedächtnis verloren hat. Tony scheint ein echter Glücksfund, denn mit ein paar Tricks hilft er, Geld und zudem eine Möglichkeit zu beschaffen, Valentinas Seele vor dem Teufel zu retten ...
Was stört an diesem Film? Nach diesem Film ist der Zuschauer sicherlich etwas unbefriedigt. Das Ende, das einige logische Lücken aufweist, ist sicherlich nicht das Ende, das man erwartet / gewünscht hätte; es wirkt zudem irgendwie konstruiert. Das könnte man vielleicht auch über den gesamten Film sagen. Auch ist nicht jede Figur gut ausgestaltet oder gut besetzt. Den Charakter der Valentina beispielsweise empfand ich als unmöglich. Aber:
Was fetzt? Die Vermischung realistischer und fantastischer Elemente ist gut gelungen; der Film weiß in eine andere Welt zu versetzen. Außerdem hat Das Kabinett des Dr. Parnassus einige echte Sympathieträger zu bieten, allen voran den Musiker Tom Waits, der auf sehr coole und charmante Weise den Satan gibt. Auch die Figur des Dr. Parnassus selbst ist sehr liebenswert gestaltet. Am meisten achtet der Zuschauer aber sicherlich auf Heath Ledger und seine "Stellvertreter" Depp, Law und Farrell, die eine regelrechte Hommage an den Verstorbenen mimen. Alle vier wirken äußerst souverän auf der Leinwand. Es fällt auf, dass vor allem zwischen Johnny Depp und Ledger eine große Ähnlichkeit besteht. Das betrifft zum einen die Optik (gleicher Bart und gleiche Frisur lassen die beiden fast wie Zwillinge wirken), aber vor allem die Art zu schauspielern - Mimik, Gestik ähneln sich erschreckend. Stellt sich nun die Frage, ob Depp versucht hat, für den letzten Ledger-Film sehr an dessen Darstellung anzuknüpfen, oder ob Ledger generell sehr beeinflusst von Depp war. Ich tendiere fast zu letzterem, da die Darstellung beider nicht selten an Depp in seinen Rollen als Captain Jack Sparrow (Fluch der Karibik) oder Raoul Duke (Fear and Loathing in Las Vegas) erinnert. Die Dichte an guten Gags ist übrigens recht hoch.
Fazit: Hier überwiegen zwar quantitativ eindeutig die positiven Aspekte, aber dennoch kann ich den Film nicht vorbehaltlos empfehlen. Er ist gut - x-mal besser als Brothers Grimm - aber kein Meisterwerk. Die Story überzeugt nicht wirklich, so vieles hat man schon mal gesehen. Die guten Charaktere und deren Schauspieler, die tolle Ausstattung des Films und die Atmosphäre, die er aufbaut, lohnen einen Kinobesuch aber.
1 Kommentar:
Deine Schrift ist viel zu klein ... aber ansonsten ein sehr gutes " Blog " ...
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