Donnerstag, Mai 26, 2016

Erfurter Gotteshäuser - Die Lutherkirche

Vor rund zwei Jahren waren wir in Erfurt auf Wohnungssuche. Da radelten wir auf dem Weg in den Erfurter Nordpark, wo wir ein Mittagspäuschen abhalten wollten, erstmals an der Lutherkirche vorbei. Aus dem Augenwinkel habe ich sie als Kirche gar nicht richtig wahrgenommen. Das liegt wohl an der Architektur. Denn im Gegensatz zu den meisten anderen Kirchen haben wir es hier nicht mit einer romanischen oder gotischen Kirche zu tun, die in späteren Jahrhunderten mal barock modifiziert wurde, sondern um einen modernen Bau aus dem 20. Jahrhundert.


Die evangelische Kirche steht an der Magdeburger Allee, einer der Hauptadern im Erfurter Norden. Der Stadtteil Ilversgehofen ist während der Industrialisierung sprunghaft angewachsen, sodass die Neugründung einer Gemeinde - der Luthergemeinde - und der Neubau einer Kirche nötig wurden. Im Jahr 1905 wurde der Bau eines Gotteshauses beschlossen, aber erst rund 20 Jahre später umgesetzt. Dass während der Zeit der Weimarer Republik gebaut wurde, sieht man der Architektur auch deutlich an. Mich erinnert diese Kirche immer an ein Gebäude gegenüber des Erfurter Hauptbahnhofes, das im 19. Jahrhundert als Empfangshalle fungierte. Es stammt allerdings aus der Zeit um 1850, ist also über 70 Jahre älter als die Lutherkirche. 

Die Inschrift über dem Hauptportal

Auffällig ist der 50 Meter hohe, schlanke Turm mit quadratischem Grundriss. Über dem Portal zu seinen Füßen prangt die Inschrift "Ich schäme mich des / Evangeliums von Christus nicht / Denn es ist eine Kraft Gottes / Die da selig macht alle / Die daran glauben".Betritt man die Kirche, schaut einen erstmal der Reformator höchst persönlich in Form einer Büste entgegen. Der Innenraum selbst ist erwartungsgemäß schlicht, wie man es von evangelischen, zumal noch modernen Kirchengebäuden erwartet.

Diie Lutherkirche an der Magdeburger Allee, nahe Nordpark

Sonntag, Mai 22, 2016

Filmrückschau

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Wer hat Angst vor Sibylle Berg (2016) ... Das ist eine sehr spezielle Doku. Zwei Filmemacherinnen haben haben Frau berg gefragt, ob sie eine Doku über sie drehen können. Herausgekommen ist ein urkomischer Film, der mich manchmal mit offenem Mund da sitzen ließ und nach dem ich auch nicht schlauer bin, was diese Frau betrifft.

Das Filmteam hat Sibylle Berg an verschiedene Orte begleitet: Bergdörfer, in denen sie mal gelebt hat, Häuser, in denen sie gern wohnen würde, zum Seminar mit ihren Studentinnen, zur Probe ihres neuen Stücks. Dabei zeigt sich die Protagonistin mal genervt und wortkarg, mal geschmeichelt und mit den Erwartungen der Dokumentarfilmerinnen spielend. Sie bleibt stets souverän und Herrin über die Dinge, die sie preisgibt. Man lernt, ohne es zu merken, viel über die Dramatikerin, Autorin und Kolumnistin. Aber eigentlich ist sie ein Tausendsassa - Akrobatin, LKW-Fahrerin, Köchin, Gärtnerin, Puppenspielerin. Alles davon war sie mal, nichts davon konnte sie gut, eigener Aussage nach.

Der Film ist voller skurriler Momente - Sibylle Berg besichtigt medizinische Präparate von Haut- und Geschlechtskrankheiten, lässt sich von einem merkwürdigen Amerikaner sein trist-futuristisches Wohnhaus in L.A. zeigen, referiert über die Selbstmordrate an einer Staumauer, während sich Bungee-Springer von eben dieser in die Tiefe stürzen. Dabei bleibt sie, egal wie viel sie berichtet, doch immer schemenhaft und ungreifbar, denn zwischen Wahrheit und Fiktion, zwischen Ironie und Ernst kann ich bei ihren Erzählungen nicht unterscheiden. 

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Die absurdesten Momente aber sind die Szenen, in denen Jungautorin Helene Hegemann und Schauspielerin Katja Riemann zu Wort kommen. Ein bisschen wie Berg-Groupies kommen sie daher und wie die drei Damen zu dritt im Berliner Gras sitzen, das hat etwas Surreales.

Fazit: Sehenswert, allein wegen der wahnsinnig interessanten, unbegreifbaren Protagonistin (und ihres verrückten, sachsen-anhaltinischen Englisch)!

Donnerstag, Mai 19, 2016

Erfurter Gotteshäuser - Die Schottenkirche

Ganz schön versteckt ist sie, die Schottenkirche, obwohl sie eigentlich mitten in der Altstadt liegt. Aber sie ist ziemlich zugebaut und es kann gut sein, dass man sie gar nicht bemerkt, wenn man an dem Tor vorbeigeht, durch das man gehen muss, um zur Kirche zu gelangen. Sie liegt zwar unweit der Krämerbrücke, allerdings in einer Gasse, durch die Touristen kaum kommen.

Westseite mit auffälliger Barockfassade

Die Kirche gehörte zum Schottenkloster St. Jakob aus dem 11. Jahrhundert, das aber im 19. Jahrhundert endgültig abgerissen wurdet. Die dreischiffige Basilika verfügt über keine besondere Ausstattung: Die Wände sind allesamt weiß getüncht, es hängen ein paar Bilder daran. Die Orgel ist modern und der Altar ist sehr schlicht - nichts mit riesigen goldenen Aufbauten wie sonst üblich in katholischen Kirchen. Ich finde sie aber aus zweierlei Gründen sehr bemerkenswert: Neben dem idyllisch-versteckten Ort fällt vor allem die barocke Westfassade auf. Sie erinnert eher an italienische Gotteshäuser und kommt mir wie ein fremdkörper an der Schottenkirche vor. Das hat es für mich sehr besonders gemacht, diese Kirche vor etwa einem Jahr auf einem Spaziergang zu entdecken.

Innenraum; Bildrechte: Michael Sander, Quelle

Die katholische Kirche ist seit 2005 eine Filialkirche der Lorenzgemeinde (die Kirche St. Lorenz steht am Anger). Für Besucher hat sie nur samstags von 10 - 13 Uhr geöffnet.

Lage der Kirche in der Altstadt