Montag, September 26, 2016

Ein Wochenende in Naumburg

Ich bin mal wieder viel unterwegs, privat wie beruflich. Nach dem Toskana-Urlaub und dem Münchenkurztrip zum Bundesligaspiel gegen Hertha stand nun ein Wochenende in der "Toskana des Nordens", der Saale-Unstrut-Region an. Hier weilen meine Eltern derzeit im Urlaub und in ihrer großen Ferienwohnung konnten auch wir für ein Wochenende mit unterkommen. Vielen Dank!

Freitagabend hatten sie, als Überraschung für uns, im Restaurant des Hotels "Zur Henne" im gleichnamigen Naumburger Ortsteil reserviert. In diesem malerischen Hotel direkt an der Saale und den Weinbergen haben wir vor knapp 15 Monaten unsere Flitterwoche verbracht. Es gibt hier eine große Auswahl regionaler (aber auch überregionaler) Weine und eine überdurchschnittlich gute Küche, dazu ein sehr gepflegtes Restaurant, leckeres Frühstück, hübsche Zimmer und eine Toplage.

Der Samstag sollte im Zeichen einer Radtour stehen. Von Naumburg ging es den Radweg entlang zur nahen Mündung der Unstrut in die Saale, dort mit der Fähre ans andere Ufer und den Unstrut-Radweg entlang nach Freyburg. Da meine Eltern diesen Ort noch nicht kannten, unternahmen wir hier einen kleinen Aktstadtspaziergang, von der schönen Kirche St. Marien bis zur Rotkäppchen-Sektkellerei. Weiter ging es mit dem Rad auf dem Unstrut-Radweg vorbei an Weinbergen und Straußwirtschaften über Laucha nach Burgscheidungen. Das hübsche Barockschloss dort war das Ziel der Tour. Es liegt auf einer Anhöhe, von der man schön in das Tal blicken kann.

Schloss Burgscheidungen

Auf dem Rückweg hielten wir noch einmal in Laucha und besuchten das Glockenmuseum. Der nächste Halt war die Straußwirtschaft des Weingutes Goldschmidt. Hier wurden wir mehr als freundlich begrüßt, genossen Käseteller und Schmalzbrote und natürlich oberleckeren Weißburgunder. Einen Abstecher auf das Weingut Hey kurz vor Naumburg konnte ich mir natürlich auch nicht verkneifen, keltert doch hier der Winzer meines Vertrauens. Meine Favoriten: Der Muschelkalkriesling und der Weißburgunder von der Ortslage. Und mit dem Spätburgunder gibt es hier sogar einen recht guten Saale-Rotwein (die schmecken mir sonst nicht). Am Abend waren wir glücklich, platt und müde von dem langen Tag an der frischen Luft und in der milden Spätsommersonne.

Auf dem Weingut Hey (Danke Papa!)

Am Sonntag hieß das Ziel Kloster Pforta. Auf dem wunderschönen Gelände des alten Zisterzienserklosters, das schon seit Jahrhunderten die Landesschule beheimatet, kann man kostenlos, aber mit vielen Informationen ausgestattet einen tollen Rundgang machen. In die Schul- und Internatsgebäude kann man natürlich nicht hinein, dafür aber in die Klosterkirche, den sagenhaft schönen Kreuzgang, die Abtskapelle und den Park und überhaupt über das komplette, weitläufige Außengelände innerhalb der Klostermauern.

Westfassade der Klosterkirche

Sehr gutes Mittagessen gab es dann im Naumburger Ratskeller, der mit dem Rudenbudenzu und dem aktuellen Saisonbier (einem Pale Ale) derzeit zwei leckere Hausgebraute am Hahn hat. Das klebrig-süße Ratskellerbier kann man aber getrost vergessen. Alle Biere kann man auch in verschieden großen Bügelflaschen und Siphons käuflich erwerben. Man sitzt hier sowohl draußen direkt am Marktplatz als auch drinnen im Gewölbe (das überhaupt nicht miefig eingerichtet ist!) sehr gut.

Ehe es zurück nach Erfurt ging, spazierten wir noch ein wenig durch die Naumburger Altstadt, vom Markt über den Holzmarkt, am Nietzsche-Haus vorbei die Stadtmauer entlang bis zum Marientor, das man zu meiner großen Freude auch komplett besichtigen und begehen konnte.

Und nächstes Wochenende geht es nach Bamberg!

Dienstag, September 13, 2016

10 Tage im Paradies

Ich war gerade zehn Tage in der Toskana. Landschaften, Städte, Kunstwerke, Ruinen, Türme, Museen, Essen, Wetter... Es war alles einfach nur wunderbar. Eben zehn Tage im Paradies.

Es begann mit vier vollen, tollen Tagen in Florenz. Die Stadt am Arno hat den Vorteil, im Vergleich zu Rom wesentlich kleiner zu sein, sodass man sie zu Fuß sehr gut erkunden kann. Aber es gibt deshalb nicht weniger zu sehen! Es lohnt sich wirklich, die jeweils über 400 Stufen auf die Domkuppel und den Glockenturm zu erklimmen und die Aussicht über die alte Dachlandschaft zu genießen. Wer auf Aussichten steht, so wie ich, ist auch auf der Piazzale Michelangelo auf der südlichen Seite des Flusses gut aufgehoben, vor allem zum Sonnenuntergang. Allerdings ist das alles andere als ein Geheimtipp ;)



Weitere Highlights waren die Kirche Santa Croce am östlichen Altstadtrand mit den Grabmalen von u.a. Galilei und Michelangelo, die Medici-Kapelle in der Kirche San Lorenzo und natürlich ein Tag in den Uffizien, umgeben von Renaissancekunst. Auch die große Jugendstilmarkthalle, der Mercato Centrale, ist einen Abstecher wert. Etwas "überbewertet" fand ich die Ponte Vecchio, vor allem verglichen mit der Erfurter Krämerbrücke als ihrem nordischen Pendant. Auch das Museum in der Casa di Dante lohnt sich nur bedingt, sogar für Dante- bzw. Literaturfans.

Nördlich von Florenz auf einem Hügel liegt die Kleinstadt Fiesole. Sie hat neben einem alten römischen Teatro, den Ruinen einer Therme, bedeutenden Kirchen- und Klosterbauten außerdem einen spektakulären Blick über Florenz zu bieten, wenn es nicht gerade arg dunstig oder versmogt ist.



Dann ging es für eine Woche nach San Gimignano, einer malerischen Kleinstadt im Herzen der Toskana, inmitten von Weinbergen und Olivenhainen. Die Stadt wird das "Manhatten des Mittelalters" genannt, denn schon von weitem erkennt man sie durch ihre Skyline. Diese Geschlechtertürme haben sich reiche Familien im Mittelalter errichtet, um sich damit gegenseitig zu übertrumpfen. Einzig der späteren Armut und Bedeutungslosigkeit des Ortes ist es zu verdanken, dass sie nicht, wie andernorts üblich, abgerissen wurden. Heute sind sie das Alleinstellungsmerkmal der Stadt.



Von San Gimignano aus konnten wir mit dem kleinen Mietwagen ganz wunderbar Ausflüge in die Städte des Umlandes unternehmen - in die Alabasterstadt Volterra, nach Siena oder Monteriggioni. Doch keiner dieser Orte kam an San Gimignano heran, das der Besitzer der Pension, in der wir die Woche verbrachten, den "Diamanten der Toskana" nannte. Abends durch die engen Gassen, zwischen den alten Häusern und hohen Türmen hindurch zu schlendern, auf uraltem Pflaster, war fast magisch. Außerdem gab es hier viel zu sehen, z.B. den Duomo Santa Maria Assunta, das Museo Civico in einem der alten Palazzi, bedeutende klerikale Kunst aus dem Mittelalter, eine Robert Capa-Ausstellung (!) und die sagenhafte Aussicht vom höchsten Turm der Stadt.