Mittwoch, Juli 22, 2009

Umfrage und anderes Pipapo

Zusammenfassung der Umfrage, deren Ergebnis noch einige Tage einsehbar sein wird:

1. Mann, ihr seid doch alle sauerstoffsüchtig!
2. Schön, dass ihr alle nicht-raucht.
3. Schön, dass es hier kaum TV-Addicts gibt.
4. 7 Stimmen für "Liebe"? Haben hier nur Weiber mitgemacht? *g*
5. Geht mehr ins Kino, lest mehr Bücher!
6. Nur viermal "Schokolade"? Ich glaub euch kein Wort!

***

Zum tagesaktuellen Teil

Ich sitze gerade im wunderschönen Thüüühüüringeeen. Hier bin ich seit Montagabend und werde es wohl auch bis Sonntag (vielleicht auch länger, mal sehen) sein. So richtig Urlaub ist das aber nicht. Dazu ist das Wetter nicht bombig genug und es ist zu viel zu erledigen. Ich plane, dass nach dieser Woche eine meiner beiden noch ausstehenden Hausarbeiten so gut wie fertig ist - zur Hälfte ist sie das auch schon - und für die andere ein brauchbarer Plan besteht. Die erste, und bei Weitem simplere Arbeit (zu schreiben im Rahmen eines Ältere-Literatur-Seminars über Konrad von Würzburg) befasst sich mit der Textsorte der Heiligenlegende - Begriffsbestimmung, Gattungsgeschichte, mittelalterliche Rezeptionskreise, Beispiel (Konrad von Würzburg Pantaleon). Dazu habe ich letzte Woche ziemlich viel in Bibliotheken kopiert, exzerpiert und versuche nun, etwas Brauchbares zu schustern. Hausarbeit Nummer 2 schreibe ich für das Seminar Literatur und Psychoanalyse. Für diese Arbeit liegt mir ein Aufsatz zugrunde, den ich wissenschaftlich bewerten muss. Wurde vom Autor des Aufsatzes korrekt gearbeitet, methodologisch sauber und schlüssig, mit den entsprechenden Ergebnissen, etc. Dieser Aufsatz befasst sich interpretierend mit Arthur Schnitzlers Novelle Fräulein Else und nimmt Bezug auf Sigmund Freuds und Josef Breuers Studien zur Hysterie.

Kurz zum Inhalt der Novelle:
Um 1900. Else ist 19, Wienerin, Tochter aus einem guten Anwaltshaushalt. Sie befindet sich gerade im Urlaub bei ihrer Tante, als sie von der Mutter einen Expressbrief erhält: der Vater ist mal wieder hochverschuldet, weil er sich mal wieder an der Börse verspekuliert hat; wenn das Geld übermorgen nicht da ist, muss er ins Gefängnis. Die letzte Hoffnung ruht auf einem alten Freund der Familie (ein schon etwas betagter, wohlhabender Kunsthändler), der ebenfalls gerade in dem Hotel ist, in dem Else wohnt. Else soll ihn um die nötigen 30.000 Gulden bitten. Er stellt als Bedingung, die schöne junge Frau dafür 15 Minuten nackt sehen zu dürfen, natürlich ohne sie zu berühren. Er gibt ihr Bedenkzeit bis nach dem Dinner. In dieser Zeit verzweifelt Else, die ihren Vater ja eigentlich retten will, fatalst an dieser Bedingung, an ihrer Ehre und an allen psychischen Labilitäten, die der Leser der knapp 120seitigen Novelle bis dahin bereits erahnen konnte. Else ist ein in sich zutiefst widersprüchlicher Charakter, ihr Selbstbild ist unfassbar verzerrt, sie ist zur Liebe und zu Entscheidungen unfähig, ihr fehlt jegliches Selbstwertgefühl. Sie beginnt sich im Laufe der Novelle, im Nachdenken über die Bedingung, plötzlich mal in Suizidphantasien, mal in nymphomanische und exhibistionistische Phantasien zu flüchten, will ein weitbekanntes "Luder" werden. Hinter ihrer permanent spottenden, frechen Fassade wohnt ein unsicheres kleines Mädchen, das offenbar in ihrem Elternhaus, dessen Zerrüttetheit nur angedeutet wird, kaum Liebe oder Motivation erfahren hat. Alles endet schließlich in einem hysterischen Anfall vor den versammelten Hotelgästen im Musikzimmer und - auch wenn das nicht explizit gesagt wird - in ihrem Selbstmord mithilfe einer Überdosis Schmerzmittel.

Neben dem mehrfachen Lesen der Novelle werde ich mich auch intensiver mit besagten Hysterie-Studien auseinandersetzen (müssen). Schnitzler bezog sich nachweisbar immer sehr auf Freuds psychoanalytische Schriften; die beiden attestierten sich selbst eine Art Alter-Ego-Beziehung. Für Schnitzlers Verständnis einer Hysterischen ist das also unvermeidbar.
Das Vorwort zu besagten Schriften, von einem etwas aktuelleren Psychoanalytiker und Psychiater (Stavros Mentzos) verfasst, berichtet etwas zur Geschichte der Hysterie und ihrer Behandlung:
In der griechischen Antike ging man davon aus, dass Hysterie - die nur Frauen befallen könne - durch ein Austrocknen der Gebärmutter (griech. hystera - Gebärmutter) entsteht. Die Gebärmutter beginnt nun, auf der Suche nach Feuchtigkeit, im Körper herumzuwandern. Das bewirkt dann die Hysterie. Im Mittelalter dann war natürlich der Teufel schuld an allen Krankheiten. Im 18. Jahrhundert galt Hysterie als gynäkologische Krankheit und wurde sogar operiert! Erst im ausgehenden 19. Jahrhundert kam man auf den Trichter, dass es vielleicht keine körperliche, sondern eine psychische Störung sein könnte. Die Durchsetzung dieser Einsicht haben wir letzten Endes freut zu verdanken.

Mir gehts übrigens sehr gut - ich mag Marios Heimat =). Morgen werden wir uns mal etwas entspannen (Schwimmen und Saunieren gehen). Am Freitag steht das Schützenfest an - mir noch unbekannte Seiten der ländlichen Kultur werden sich eröffnen! Samstag gibts etwas Kultur (Bauernkriegspanoramabild von Werner Tübke in Bad Frankenhausen - lustigerweise haben wir uns erst vergangenen Samstag die aktuelle Tübkeausstellung im Bildermuseum Leipzig angesehen!)

2 Kommentare:

masterhasi hat gesagt…

juhu...was das mit dem kino angeht, muss ich mich absolut nicht angesprochen fühlen...ich bin nämlich ein sehr aktiver kinogänger :)
war jetzt in 2 wochen 3 mal...ok, die filme warn nicht die besten, aber hat ja für mich nix gekostet ;)

die andere Anne hat gesagt…

Guten Abend! Sitze auch seit gestern an Literatur und Psychoanalyse - möchte eigentlich nur schreiend wegrennen ...
Cool, ihr besucht das Elefantenklo - sehr nett dort :-)
Ich werd jetzt mal fernsehen - als bekennender Fernsehaddict - und weiter an meiner Intelligenz zweifeln
viel Spaß noch und bis hoffentlich bald!