Den Kinogang - den regelmäßigen Kinogang, um genau zu sein - gewöhne ich mir seit mehreren Monaten wieder an. Das größte Problem dabei ist natürlich das Geld: ich versuche fast nur in die Leipziger Passagekinos zu gehen, weil für mich dort jeder Film an Mon- und Dienstagen nur 4,50 Euro kostet. Da läuft weniger das Blockbusterkino, es geht alles etwas selektierter zu - besonders der deutsche Film kommt nicht zu knapp. Um manchen Kassenschlager (Harry Potter o. ä.) kommt dieses Kino dennoch nicht herum, doch das ist verzeihlich, denn a) wollen die ihr Haus ja auch mal voll kriegen und b) sind das auch keine schlechten Filme. Doch gerade das sortierte Programm bewirkt gelegentlich, dass man für einen Film, den man dringend sehen will, auf ein anderes Kino ausweichen muss.
Die Reihenfolge bedeutet übrigens keine Wertung, sondern nur die Chronologie innerhalb des Jahres.
So erging es mir auch mit Kinohighlight 1: Der seltsame Fall des Benjamin Button, der trotz der populären Besetzung gut und gerne auch in den Passagekinos hätte gezeigt werden können. David Fincher hat mit seinem Besetzungsliebling Brad Pitt (Sieben und Fight Club sind frühere gemeinsame Projekte) und der von mir vergötterten Cate Blanchett eine Novelle aus dem Jahre 1921 von F. Scott Fitzgerald (The Curious Case of Benjamin Button) verfilmt. Dabei ist er nur thematisch der Vorlage treu gelieben und hat aus der nur wenige Dutzend Seiten starken Geschichte von Fitzgerald (von dem ich Der große Gatsby empfehle) einen Film von stolzen 166 Minuten gemacht. Der Inhalt ist schnell erzählt: ein Baby in Greisenoptik wird geboren, das im Laufe seines Lebens rein äußerlich immer jünger wird - quasi bezüglich des Alters andersherum funktioniert als die üblichen Menschen. Brad Pitt mimt erschreckend anrührend diesen gebrechlichen alten Mann Benjamin mit dem Erfahrungsschatz und der Gestik eines unbeholfenen Kindes, der das im Grunde gleichaltrige Kind Daisy kennen lernt. Dass die beiden eines Tages - als sie schließlich in der Mitte ihrer Leben und von Alter und Erfahrung auf ähnlichen Ebenen stehen - zusammen kommen werden, ist dem Zuschauer schon hier klar. Doch der Film hat weitaus mehr als diese sicherlich unvermeidliche und doch höchst ungewöhnliche Liebesgeschichte zu bieten: eine (nein, mehrere) Familiengeschichte(n), eine Kriegsgeschichte, die Geschichte des Alterns, der Verantwortung, des Imstichlassens, der bedingungslosen Liebe und so vieles mehr. Nicht unerwähnt bleiben soll die Russlandepisode während des Zweiten Weltkriegs, in welcher der Marinesoldat Benjamin die gelangweilte Elizabeth (Tilda Swinton - toll, toll toll! Für mich trotz der nur kleinen Rolle der dritte große Star des Films) kennen lernt.
Trotz seiner Länge hatte der Film für mich persönlich keine inhaltlichen Längen. Überfüssige Sequenzen allerdings schon - in erster Linie die Rahmenhandlung.
Demjenigen, der ihn schon gesehen hat, empfehle ich folgenden Artikel inklusive der anschließenden Diskussion über Sinn und Unsinn dieses Films auf Marios Brennpunkt.
Nummer 2: Alle Anderen. Es handelt sich dabei um einen der ehrlichsten Filme, die ich je gesehen habe, noch dazu um einen der besten der deutschen Filme, die mir bekannt sind. Aufmerksam wurden wir auf diesen Film über die Berichterstattung der Sendung Kulturzeit (3Sat) im Vorfeld der Berlinale 2009, wo der Film mit zwei wichtigen Preisen (Jurypreis und Beste Hauptdarstellerin) ausgezeichnet wurde. Schonungslos und direkt wie kaum ein zweiter (außer vielleicht noch das Drama Hautnah) dokumentiert Alle Anderen Szenen einer Beziehung. Das junge Paar Gitti und Chris befindet sich im gemeinsamen Urlaub auf Sardinien und hat sich dort immer wieder in der Wolle. Dramatisch werden diese Auseinandersetzungen aber erst, als sie ein anderes Pärchen kennen lernen: Sana und Hans leben ihnen eine perfekte Mann-Frau-Bindung vor. Der in Gittis Augen etwas verweichlichte Chris sieht sich dem dominanten Mannsbild Hans gegenüber und versucht fortan, Gitti gegenüber ebenso aufzutreten. Der Film lässt offen, wie dieses Experiment, sowie das ganze Experiment "Beziehung", für die beiden ausgeht.Alle Anderen ist eine wirklich erschreckend wahrhaftige Geschichte über das Fremd- und das Selbstbild der Partner in einer Liebesbeziehung. Nehme ich dich überhaupt noch ernst? Bin ich für dich das, was du als männlich erachtest? Ohne Klischees zu bedienen stellt Sie quälende und teils unnötige Fragen über die Beziehung, auf die Er zumeist so um- und missverständlich wie möglich antwortet. Und das ein oder andere Mal fühlt man sich selbt ertappt, als Mann, Frau oder sogar als Paar, wenn sich etwa ein Dialog schon einmal nahezu identisch bei einem selbst abgespielt hat.
... to be continued.
Die Reihenfolge bedeutet übrigens keine Wertung, sondern nur die Chronologie innerhalb des Jahres.
So erging es mir auch mit Kinohighlight 1: Der seltsame Fall des Benjamin Button, der trotz der populären Besetzung gut und gerne auch in den Passagekinos hätte gezeigt werden können. David Fincher hat mit seinem Besetzungsliebling Brad Pitt (Sieben und Fight Club sind frühere gemeinsame Projekte) und der von mir vergötterten Cate Blanchett eine Novelle aus dem Jahre 1921 von F. Scott Fitzgerald (The Curious Case of Benjamin Button) verfilmt. Dabei ist er nur thematisch der Vorlage treu gelieben und hat aus der nur wenige Dutzend Seiten starken Geschichte von Fitzgerald (von dem ich Der große Gatsby empfehle) einen Film von stolzen 166 Minuten gemacht. Der Inhalt ist schnell erzählt: ein Baby in Greisenoptik wird geboren, das im Laufe seines Lebens rein äußerlich immer jünger wird - quasi bezüglich des Alters andersherum funktioniert als die üblichen Menschen. Brad Pitt mimt erschreckend anrührend diesen gebrechlichen alten Mann Benjamin mit dem Erfahrungsschatz und der Gestik eines unbeholfenen Kindes, der das im Grunde gleichaltrige Kind Daisy kennen lernt. Dass die beiden eines Tages - als sie schließlich in der Mitte ihrer Leben und von Alter und Erfahrung auf ähnlichen Ebenen stehen - zusammen kommen werden, ist dem Zuschauer schon hier klar. Doch der Film hat weitaus mehr als diese sicherlich unvermeidliche und doch höchst ungewöhnliche Liebesgeschichte zu bieten: eine (nein, mehrere) Familiengeschichte(n), eine Kriegsgeschichte, die Geschichte des Alterns, der Verantwortung, des Imstichlassens, der bedingungslosen Liebe und so vieles mehr. Nicht unerwähnt bleiben soll die Russlandepisode während des Zweiten Weltkriegs, in welcher der Marinesoldat Benjamin die gelangweilte Elizabeth (Tilda Swinton - toll, toll toll! Für mich trotz der nur kleinen Rolle der dritte große Star des Films) kennen lernt.
Trotz seiner Länge hatte der Film für mich persönlich keine inhaltlichen Längen. Überfüssige Sequenzen allerdings schon - in erster Linie die Rahmenhandlung.
Demjenigen, der ihn schon gesehen hat, empfehle ich folgenden Artikel inklusive der anschließenden Diskussion über Sinn und Unsinn dieses Films auf Marios Brennpunkt.
Nummer 2: Alle Anderen. Es handelt sich dabei um einen der ehrlichsten Filme, die ich je gesehen habe, noch dazu um einen der besten der deutschen Filme, die mir bekannt sind. Aufmerksam wurden wir auf diesen Film über die Berichterstattung der Sendung Kulturzeit (3Sat) im Vorfeld der Berlinale 2009, wo der Film mit zwei wichtigen Preisen (Jurypreis und Beste Hauptdarstellerin) ausgezeichnet wurde. Schonungslos und direkt wie kaum ein zweiter (außer vielleicht noch das Drama Hautnah) dokumentiert Alle Anderen Szenen einer Beziehung. Das junge Paar Gitti und Chris befindet sich im gemeinsamen Urlaub auf Sardinien und hat sich dort immer wieder in der Wolle. Dramatisch werden diese Auseinandersetzungen aber erst, als sie ein anderes Pärchen kennen lernen: Sana und Hans leben ihnen eine perfekte Mann-Frau-Bindung vor. Der in Gittis Augen etwas verweichlichte Chris sieht sich dem dominanten Mannsbild Hans gegenüber und versucht fortan, Gitti gegenüber ebenso aufzutreten. Der Film lässt offen, wie dieses Experiment, sowie das ganze Experiment "Beziehung", für die beiden ausgeht.Alle Anderen ist eine wirklich erschreckend wahrhaftige Geschichte über das Fremd- und das Selbstbild der Partner in einer Liebesbeziehung. Nehme ich dich überhaupt noch ernst? Bin ich für dich das, was du als männlich erachtest? Ohne Klischees zu bedienen stellt Sie quälende und teils unnötige Fragen über die Beziehung, auf die Er zumeist so um- und missverständlich wie möglich antwortet. Und das ein oder andere Mal fühlt man sich selbt ertappt, als Mann, Frau oder sogar als Paar, wenn sich etwa ein Dialog schon einmal nahezu identisch bei einem selbst abgespielt hat.
... to be continued.