Donnerstag, März 08, 2012

Weltfrauentag

Ich wage mich nach Langem mal wieder, zu einem gesellschaftspolitischen Thema Stellung zu nehmen. 

Dass es den Weltfrauentag gibt, bewerte ich im Allgemeinen auf ähnliche Weise wie ich im vergangenen Jahr die Frauenquote bewertet habe (und woran das liegt, darum geht es dann in den unteren Absätzen). Wirklich wichtig ist dieser Tag aber vor allem dann, wenn es um die Rechte von Frauen in Ländern geht, in denen sie schon fürs Autofahren oder Hosentragen gesteinigt werden können, und in denen ihre Bildungschancen gleich Null sind. Dass auch hierzulande gleichstellungspolitisch noch einiges im Argen liegt, ist auch bekannt - Frauen bekommen im Schnitt ein Fünftel weniger Gehalt für die gleiche Anstellung in der gleichen Firma, Frauen sind häufiger in Teilzeit- und Minijobs beschäftigt, daher häufiger von Altersarmut betroffen, es wird ihnen schnell ein Strick aus ihrer "mangelnden Flexibilität" gedreht, wenn sie Kinder haben, usw. Aber darum solls dieses Mal gar nicht gehen.

Aber was zur Hölle sollen diese Aktionen, die manch einer am Weltfrauentag startet? Im Hauptbahnhof bekommt man alljährlich am 08. März eine halbverwelkte gelbe Rose oder Nelke in der Hand gedrückt, weil mal so viel Wert ist in der Gesellschaft und diese Nelke deswegen echt verdient hat. Die männlichen Abgeordneten der LINKEn machen heute mal "Frauenarbeit", sprich sie stehen im Friseursalon oder arbeiten an einem Tag in ihrem Leben fünf Stunden lang in einer Kindertagesstätte. Der MDR Info-Moderator fragte zur Frühstückszeit die (männlichen) Hörer, ob sie der werten Gattin denn schon zum Frauentag gratuliert und sie mit Blumen bedacht hätten. "Toll Schatz, ganz große Leistung von dir, das mit dem Weiblichsein. Hier hast du ein paar Gerbera, sie sollen meine, aber auch die kollektive Wertschätzung zum Ausdruck bringen."

Und ganz oft hört oder liest man den Satz: "Aber natürlich reicht ein Tag Aufmerksamkeit im Jahr für die schwerwiegenden Probleme der Frauen weltweit nicht". Nee, reicht auch nicht.

Die Meinungen zu diesem Tag scheinen ja ganz generell sehr vielfältig zu sein. Gerade heute ist es besonders spannend, auf Facebook die Links und Kommentare von Freunden und diversen Körperschaften anzusehen, die sich - für mich - überraschend stark damit auseinandersetzen. Das Profil des Hurricane Festivals postet einen Song+Video, mit einem Gruß an "all the ladies out there". Ein Bekannter von mir schreibt "Hooray for Boobies"; wenn man ihn kennt, weiß man um die Ironie, die darin steckt. Ein weiterer Bekannter scheint den Tag mit dem Posten von Foto-Einträgen zu verbringen, die mal mehr, mal weniger ironisch chauvinistisch sind. Die Leipziger Firma Spreadshirt wirft das Thema 'Schönheits-OPs' in den Raum, woraufhin sich bisher leider keine Diskussion, sondern eher eine Ansammlung leerer Allgemeinplätze entsponnen hat (aber für eine tiefer gehende Diskussion ist die Facebookkommentarfunktion ja an sich nicht gedacht und dafür auch nicht geeignet).

Der schönste Facebookbeitrag kommt von einer alten Schulfreundin, Johanna:

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