Letzten Freitag hat sich die Thüringer Landeshauptstadt von ihrer schönsten Seite gezeigt. Zur langen Nacht der Museen herrschten bis spät am Abend sommerliche Temperaturen, die halbe Stadt war auf den Beinen und schlürfte in den Freisitzen und an den vielen Bars der abendlich geöffneten Museen Weißwein.
Und man bekam aller Orten wirklich tolle Musik, Sommertheater und andere schöne Aktionen, v.a. auch für die Kinder, geboten. Das Programm wies rund 25 Stationen in Erfurt und Umgebung aus, das Ticket für einen Erwachsenen kostete 7 Euro, galt für alle teilnehmenden Museen und auch als Fahrkarte für Straßenbahnen und die Shuttlebusse - die Logistik war wirklich gut gelöst und preislich kann sich auch keiner beschweren.
Die Auswahl fiel mir recht schwer, denn da waren einige Sachen dabei, die ich mir mal (wieder) ansehen wollte. Da ich am Folgetag zeitig raus musste, nahm ich mir drei Stationen fest vor, und schaute dann, was sich noch so ergab.
Dieses technische Denkmal befindet sich mitten in der Altstadt, wo Schlösserstraße und Gera sich kreuzen. Von außen sieht man durch eine Glaswand das große Mühlrad sehr gut, kann aber kaum erahnen, wie riesig das Museum ist. Es geht über viele Etagen - so viele, wie eine Mühle eben hat/braucht - und man kann jeden Schritt des Mahlens nachverfolgen. Zu lesen gibt es kaum etwas, hier geht es ums Praktische. Als kleines Gimmick wurden überall in der Mühle Plüschmäuse mit Buchstaben versteckt, aus denen sich dann ein Lösungswort ergab. Wer es herausfand, bekam süße Mäuse zum Naschen.
... ist eines der städtischen Kunstmuseen, sehr prominent an der Kreuzung von Anger und Bahnhofsstraße gelegen. Aufhänger der dortigen Aktion war die Sommersonderausstellung "Wir gehen baden". Die lohnt sich echt, es sind Badezenen von Dürer bis Bacon, von Picasso bis Heckel ausgestellt. Dazu passend waren im Innenhof des Museums viele kleine Kinderpools aufgestellt, die Dank der Temperaturen auch bestens besucht waren. Dazu musizierte mit dem Trio D'accordo eine tolle Band, die abwechseld Tango, Jazz, jiddischen Folk und Selbstkomponiertes spielte. Dort hätte ich den ganzen Abend zubringen können, die sommerliche Atmosphäre gepaart mit der Musik war einfach nur wunderschön.
Diese Kirchenruine ist mir in Erfurt gleich als eine der ersten Bauten aufgefallen und ich wollte sie schon lange mal erkunden. Das hat sich auch sehr gelohnt, denn mir war gar nicht bewusst, dass es auch noch intakte Räume dort gibt. Da wäre der Chorraum mit hohen Glasfenstern und einem der bedeutendsten Flügelaltare Deutschlands. Mehr oder weniger zufällig bin ich dann noch in eine Sommertheater-/Kabarettvorstellung gepurzelt, die in einem kleinen Seitenraum stattfand, der sicher einmal als Wirtschaftsraum des Klosters diente. Hier wurde auf humoristische Weise die Entstehungsgeschichte der Barfüßerkirche erzählt (wuhu, Templergold!).
Das Naturkundemusem der Stadt Erfurt ist wirklich toll und feiert aktuell sein 20-jähriges Bestehen. Die Sonderausstellung zu diesem Jubiläum fällt allerdings mehr als mau aus und auch sonst hätte man zur langen Museennacht mehr machen können. So war ich dann auch nur kurz dort und habe mir meine Lieblingsräume mal wieder angeschaut.
Das ist das Highlight der diesjährigen Museennacht, denn nach langer Restauration hat diese Schatzkammer erst im vergangenen Herbst wiedereröffnet. Leider gab es nur einmal pro Stunde eine viertelstündige Führung für maximal 15 Personen - da war natürlich kein Reinkommen. Und so zog ich unverrichteter Dinge noch auf einen Weißwein in einen Biergarten und später nach Hause.