Montag, November 30, 2015

Filmrückschau

Million Dollar Baby (2004) ... gehört wohl zu den großen Klassikern der Nuller Jahre. Von und mit Clint Eastwood, der sich in eine ähnliche Rolle wie schon in Gran Torino besetzt (kauziger älterer Typ mit weichem Kern). Das soll gar nicht abwertend sein, dieser Typus steht ihm blendend. Eastwood spielt Frankie, einen erfahrenen Boxtrainer, der sich bequatschen lässt, die Kellnerin Maggie (Hillary Swank) zu coachen. Eine Boxerin zu werden ist der größte Wunsch der 31-Jährigen, die durchaus sehr talentiert ist. Das merkt auch Frankie schnell und nach hartem Training weist sie eine Gegnerin nach der anderen in die Schranken. Unterdessen entwickelt sich zwischen den beiden eine Art Vater-Tochter-Beziehung. Maggies erster großter Titelkampf in Las Vegas nimmt schließlich eine mehr als tragische Wendung ...
Was als Sportfilm beginnt, entwickelt sich zu einem existenziellen Drama. Große Themen werden aufgemacht, von Schuld bis zu Sterbehilfe. Der Film stellt keine unnötigen Fragen - Warum will eine erwachsene Frau boxen?, etc., sondern lässt die Figuren sie selbst sein. Wunderbar!

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Ich und Kaminski (2015) ... Die literarische Vorlage für diesen deutschen Film ist eines meiner absoluten Lieblingsbücher. Ich mag die sprechenden Landschaften darin, die von der Nordsee bis zu den Alpen reichen, ich mag es, wie der Protagonist gestaltet ist - ein überheblicher Kunstkritiker, der sich in seiner Lächerlichkeit null einzuschätzen vermag und in permanenter Angst vor der Blamage lebt. Vor ein paar Monaten hörte ich, dass der schmale Band verfilmt wurde. Daniel Brühl erschien mir intuitiv genau die richtige Besetzung für den Kunstkritiker Sebastian Zöllner zu sein.
Die Verfilmung hat sich als geglückt erwiesen, wie ich finde (ich habe da aber auch ganz andere Kritiken gelesen). Die Story wird buchgetreu und teilweise fast minutiös erzählt, um ein paar weglassbare Elemente erleichtert und um ein paar Gags bereichert. Manche davon zünden ("Ich bin die Quelle schlechthin!"), andere nicht. Die Figur Zöllner kam meiner Vorstellung doch recht nahe, wenn auch um ein, zwei Facetten beschnitten. Dafür erlaubt der Film sich hier und da ein paar charmante Kunstgriffe, z. B. gestaltet er die Übergänge von Kapitel zu Kapitel sehr schön. Für mich war das ein kurzweiliger, angenehmer Kinoabend.

Mittwoch, November 18, 2015

Filmrückschau

James Dean (c) Dennis Stock
Life (2015) ... Los Angeles, Anfang der 1950er. Dennis Stock ist Fotograf. Meistens knipst er Behind-the-Scenes-Aufnahmen während Filmdreharbeiten, hier und da mal Landschaften, Dokumentarisches. Damit ist er nicht zufrieden, er wünscht sich eine beachtete Bilderstrecke in einem großen Magazin. Er lernt Jimmy kennen, der eigentlich James Dean heißt, sich nicht um viel schert und ein aufblitzender Stern an Hollywoods Filmstarhimmel ist. Dennis erkennt sein Potenzial und will einen Fotoessay mit dem jungen Schauspieler anleiern, nicht zuletzt um seine eigene Karriere zu befeuern. Erst ist die Fotoagentur dagegen, dann verschwindet Jimmy über Nacht nach New York. Nach vielen Irrungen und Wirrungen entstehen die prototypischen Aufnahmen, wie wir James Dean bis heute in Erinnerung haben.
Der Film traut sich wenig, ist konventionell erzählt und gefilmt. Und ein bisschen langatmig ist er auch. Nichtsdestotrotz hat er mich unterhalten und mit Dane DeHaan in der Hauptrolle präsentiert er einen sehr interessanten, mir bis dato unbekannten Darsteller.

Still Alice (2014) ... Diesen Film wollte ich seit dem Frühjahr sehen, weil Julianne Moore für ihre Darstellung der an Alzheimer erkrankten Linguistikprofessorin Alice Howland den längst überfälligen Oscar erhalten hat. Im Zuge der Veröffentlichung der Alzheimererkrankung von Gerd Müller begann ich kürzlich, mich wieder verstärkt für die Krankheitsbilder Demenz und Morbus Alzheimer zu interessieren, vor allem, weil es dazu sehr vielverheißende Spielfilme gibt (z.B. Auslöschung mit Martina Gedeck und Klaus Maria Brandauer oder eben Still Alice).
Der Film beginnt zum Zeitpunkt ihrer ersten neurologischen Ausfälle - Wortfindungsstörungen, Orientierungslosigkeit, Vergesslichkeit -, die Alice in ihrer zunehmenden Häufigkeit irritieren. Sie lässt verschiedene Tests machen, bis die eindeutige Diagnose kommt: die erbliche, früh einsetzende Form der Alzheimer-Krankheit. Sie lebt nun mit dem Wissen, dass es unaufhaltsam bergab geht und die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass ihre drei erwachsenen Kinder das entspechende Gen ebenfalls in sich tragen. Der Zuschauer erlebt den Kampf einer Frau, die um jede klare Minute ringt - und Vorkehrungen trifft für die Zeit, in der diese klaren Augenblicke zur Seltenheit geworden sind. Das stimmt mehr als nachdenklich. Im Großen und Ganzen fand ich den Film aber etwas überschätzt - Julianne Moore rechtfertigt das Gucken aber allemal.

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Mittwoch, November 04, 2015

"Schande über dich, Schande über deine Kuh" (aus: Disney's Mulan)

Verdammt wenig los hier in den letzten Monaten. Mal sehen, ob sich das wieder ändert. Denn eigentlich gibt es dafür keinen Grund, denn in meinem Leben ist ausreichend los. Also, was stand in den vergangenen Wochen so an?

In aller erster Linie der Rom-Urlaub. Und Leute, was für eine Stadt! So gut hat mir bisher noch keine Metropole in Europa gefallen, weder Paris noch Wien oder Prag und schon gar nicht London. Rom ist vollkommen in Historie getaucht und trotzdem wuselt an allen Ecken und Enden auch das junge Leben. Man kann um eine x-beliebige Ecke biegen und vor einem monumentalen, uralten Bau stehen, der in jeder anderen Stadt DAS Highlight wäre und in Rom nur eines von vielen ist. Genervt haben dabei eigentlich nur die vielen ostasiatischen und vor allem die deutschen Touristen. Bildeindrücke aus den sechs Tagen in der Ewigen Stadt, die gerade so gereicht haben, gibt es seit einiger Zeit hier.

Da man eine Woche Rom nur schwer zusammenfassen kann, hier ein paar Schwerpunkte:

Aussicht
Die schönsten Aussichten auf die Stadt hat man vom Hügel Gianicolo (links des Tibers, südlich des Vatikans) und von der Aussichtsterrasse des Pincio im Nordosten des Zentrums, an der Piazza del Popolo. Den besten Blick auf den Petersdom gibt's von der Engelsburg aus:



Geheimtipp
Die Führung durch die Nekropole (Totenstadt) unterhalb des Petersdoms, in deren Rahmen man auch das Petrus-Grab besichtigt. Muss man vorab online buchen, da am Tag aus konservatorischen Gründen nur 200 Leute in kleinen Gruppen da runter dürfen. Die Führung gibt es auch auf deutsch.

Meine persönlichen Höhepunkte
Die Engelsburg und das Forum Romanum! Letzteres kann in seiner atemberaubenden Gesamtheit man besonders gut vom Palatin-Hügel nebenan betrachten. Und das Beste: Die Eintrittskarte gilt für beides. Und übrigens auch für das Kolosseum, das direkt daneben steht und das ich in der ganzen Woche am wenigsten beeindruckend fand. Nichts desto trotz sehr sehenswert.

Forum Romanum, vom Palatin aus


Wo wohnen?
Wir haben im Stadtteil Trastevere, am Fuße des Gianicolo-Hügels, gewohnt, in einer kleinen Privatunterkunft, die wir über airbnb gebucht haben. Wir hatten ein niedliches, uraltes Zimmer mit allem, was man braucht, sogar einem kleinen Kühlschrank, aber sonst ohne Schnickschnack (ohne TV o.ä.). Bad und Küche wurden mit der Bewohnerin des anderen vermieteten Zimmers geteilt. Gefrühstückt wurde in einem der zahllosen Cafés des Quartiers. Zu Fuß war man in 15 Minuten am Petersdom, in 20 Minuten am Pantheon und in 25 Minuten am Kolosseum.

Trastevere lege ich jedem ans Herz, der abends gern durch malerische Gassen schlendert, irgendwo sein will, wo viele junge Leute Junge-Leute-Sachen machen. Dort gibt es wirklich wahnsinnig viele Restaurants, Bars, Pubs, Galerien, Läden mit Design-Kram und Handgemachtem, dazu viele Spätis. Bei Touristen immer beliebter, weil sich hier architektonisch gesehen ein sehr altes, sehr ursprüngliches Rom bietet. Allerdings boomt hier auch die Gentrifizierung. Extrem sehenswert ist die Hauptkirche des Stadtteils, Santa Maria in Trastevere an Marktplatz, vor allem wegen der Mosaiken aus dem Mittelalter.

Gasse in Trastevere