Diese Woche hat die Blogstatistik die 15.000-Klicks-Marke geknackt. Die Statistik läuft leider erst seit Mai 2009, die ersten drei Blogjahre sind da nicht vertreten, weil Blogger erst seit knapp drei Jahren in dieser Form Statistiken erhebt. Aber runde Zahlen find ich toll! Danke!!!
Ich wage mich nach Langem mal wieder, zu einem gesellschaftspolitischen Thema Stellung zu nehmen.
Dass es den Weltfrauentag gibt, bewerte ich im Allgemeinen auf ähnliche Weise wie ich im vergangenen Jahr die Frauenquote bewertet habe (und woran das liegt, darum geht es dann in den unteren Absätzen). Wirklich wichtig ist dieser Tag aber vor allem dann, wenn es um die Rechte von Frauen in Ländern geht, in denen sie schon fürs Autofahren oder Hosentragen gesteinigt werden können, und in denen ihre Bildungschancen gleich Null sind. Dass auch hierzulande gleichstellungspolitisch noch einiges im Argen liegt, ist auch bekannt - Frauen bekommen im Schnitt ein Fünftel weniger Gehalt für die gleiche Anstellung in der gleichen Firma, Frauen sind häufiger in Teilzeit- und Minijobs beschäftigt, daher häufiger von Altersarmut betroffen, es wird ihnen schnell ein Strick aus ihrer "mangelnden Flexibilität" gedreht, wenn sie Kinder haben, usw. Aber darum solls dieses Mal gar nicht gehen.
Aber was zur Hölle sollen diese Aktionen, die manch einer am Weltfrauentag startet? Im Hauptbahnhof bekommt man alljährlich am 08. März eine halbverwelkte gelbe Rose oder Nelke in der Hand gedrückt, weil mal so viel Wert ist in der Gesellschaft und diese Nelke deswegen echt verdient hat. Die männlichen Abgeordneten der LINKEn machen heute mal "Frauenarbeit", sprich sie stehen im Friseursalon oder arbeiten an einem Tag in ihrem Leben fünf Stunden lang in einer Kindertagesstätte. Der MDR Info-Moderator fragte zur Frühstückszeit die (männlichen) Hörer, ob sie der werten Gattin denn schon zum Frauentag gratuliert und sie mit Blumen bedacht hätten. "Toll Schatz, ganz große Leistung von dir, das mit dem Weiblichsein. Hier hast du ein paar Gerbera, sie sollen meine, aber auch die kollektive Wertschätzung zum Ausdruck bringen."
Und ganz oft hört oder liest man den Satz: "Aber natürlich reicht ein
Tag Aufmerksamkeit im Jahr für die schwerwiegenden Probleme der Frauen
weltweit nicht". Nee, reicht auch nicht.
Die Meinungen zu diesem Tag scheinen ja ganz generell sehr vielfältig zu sein. Gerade heute ist es besonders spannend, auf Facebook die Links und Kommentare von Freunden und diversen Körperschaften anzusehen, die sich - für mich - überraschend stark damit auseinandersetzen. Das Profil des Hurricane Festivals postet einen Song+Video, mit einem Gruß an "all the ladies out there". Ein Bekannter von mir schreibt "Hooray for Boobies"; wenn man ihn kennt, weiß man um die Ironie, die darin steckt. Ein weiterer Bekannter scheint den Tag mit dem Posten von Foto-Einträgen zu verbringen, die mal mehr, mal weniger ironisch chauvinistisch sind. Die Leipziger Firma Spreadshirt wirft das Thema 'Schönheits-OPs' in den Raum, woraufhin sich bisher leider keine Diskussion, sondern eher eine Ansammlung leerer Allgemeinplätze entsponnen hat (aber für eine tiefer gehende Diskussion ist die Facebookkommentarfunktion ja an sich nicht gedacht und dafür auch nicht geeignet).
Der schönste Facebookbeitrag kommt von einer alten Schulfreundin, Johanna:
Ich gehe gern und möglichst oft ins Kino. Ich liebe es, einen neuen Film in einem großen dunklen Raum auf einem weichen großen Kinosessel zusammen mit vielen anderen Neugierigen zu sehen, dafür gebe ich gerne Geld aus. Und weil das Filmgucken im Kino nach wie vor das intensivere Erlebnis ist, sind die Gespräche und Diskussionen zum Film danach auch besser, zumeist.
Dann muss man mich aber auch in Ruhe gucken lassen. Man mag das spießig nennen, aber bei Unterhaltungen während des Hauptfilmes zuckt mein Augenwinkel. Bei Papiertütenrascheln und Popcornschnurpsen habe ich genauso wenig Verständnis wie gegenüber Frauen, die an Tagen, an denen sie von Früh bis Spät in der Bibliothek recherchieren, ihre höchsten Schuhe tragen und jeden Schritt für den ganzen Lesesaal hörbar machen. Und gestern habe ich einen neuen Kinoerlebnistodfeind ausgemacht - der Wetterjackenträger. Hinter mir saß der Jack Wolfskin-Mann, das Markenkleidungsstück während des ganzen Filmes auf dem Schoß, mit seinen Fingern daran herumspielend, raschelnd. Mit den Nägeln darauf herumschrubbend.
50+3. Robert Palmer - Johnny & Mary ... Wer jetzt ein Déjà-vu hat, den kann ich nur zu seiner aufmerksamen Beobachtung dieses Blogs beglückwünschen. Im zweiten Post zu dieser Reihe, der sich ausschließlich mit meiner Jugendliebe Placebo befasste, habe ich bereits die sehr gelungene Coverversion dieses Klassikers aus dem Jahre 1980 kurz besprochen.
Noch ein paar Worte zum Künstler: Robert Palmer wurde 1949 in England geboren. Als junger Erwachsener hatte er als Sänger verschiedener Bands zumindest regionale Berühmtheit erreicht. Mitte der 1970er erhielt er als Solomusiker einen Plattenvertrag; die ersten drei Alben waren aber kommerziell gesehen ziemliche Misserfolge. 1978 kam der Durchbruch mit der Platte Double Fun. "Johnny & Mary" wurde wenig später zu einem seiner größten Erfolge und hielt sich lange Zeit in den Charts der BRD (fast ein Jahr) und Österreichs. Es folgten noch einige weitere gefeierte Alben und Singles, ein paar Grammys und andere Ehrungen. 2003 starb Palmer im Alter von 54 Jahren in Paris an einem Herzinfarkt.
50+4. The White Stripes - Ball and Biscuit ... Dass diese Band hier bisher nicht vorgekommen ist, finde ich höchst frevelhaft von mir und es wundert mich auch ziemlich. Na, immerhin war Mastermind Jack White schon mal im Rahmen seines Projekts The Raconteurs mit dem Song "Steady as she goes" vertreten.
Muss man groß was zu den Weißen Streifen sagen, außer dass "Seven Nation Army" nicht ihr einziger Song ist? Gegründet wurde die Band 1997 in Detroit von den Geschwistern Jack und Meg White - wobei man ja einen eigenen Blogeintrag darüber schreiben könnte, wie die beiden wirklich zueinander stehen; es sollen Dokumente existieren, laut denen die beiden keineswegs Geschwister, sondern geschiedene Eheleute sind; außerdem besteht zwischen den beiden nur ein Altersunterschied von sieben Monaten. Und da gibts noch ganz andere Dinge. The White Stripes gelten als erfolgreichste Vertreter des guten alten Garage Rock, den sie auf sechs Studioalben und einer Live-Platte ganz wunderbar zelebrieren. Natürlich hat aber auch deren Stil sich verändert - ich finde, dass die Musik im Laufe der Zeit düsterer geworden ist. Vor circa einem Jahr, genau gesagt am 02. Februar 2011, gab die Band ihre Auflösung bekannt - na, das war ja ein prima Geburtstagsgeschenk ...
Erwähnenswert sind übrigens auch die immer mal wieder aufflammenden schauspielerischen Darstellungen von Jack und Meg. Im von mir höchst geschätzten Film Unterwegs nach Cold Mountain (2003, mit Nicole Kidman, Renee Zellweger, Jude Law) spielt Jack White einen vagabundierenden Musiker. In Jim Jarmuschs groooooßartigen Episodenfilm Coffee and Cigarettes (ebenfalls 2003, mit Roberte Benigni, Steve Buscemi, dem halben Wutang Clan, Cate Blanchett, Bill Ghostbustin'-Ass Murray, Iggy Pop - da spielen se alle mit) gibt es eine Episode, die aus einem Gespräch von Jack und Meg über eine Teslaspule und ihre Funktionsweise besteht. Grandios.