Freitag, Juni 21, 2013

Luru-Kino, Kulki, Rainald Grebe

Heute geht es mal nicht um Bewerbungen und unattraktive mittelgroße Städte, die mehrere Zugstunden von meinem Hauptwohnsitz entfernt sind - heute geht es um schöne Sachen, die man in dieser Sommersonnenwoche in Leipzig machen konnte.

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Dienstag - Luru-Kino auf dem Spinnereigelände, Film: 3 Zimmer / Küche / Bad (Deutschland 2012)

Das Luru-Kino auf dem Spinnereigelände in Plagwitz hat einen Saal drinnen und eine Leinwand draußen. Aufgrund des schönen Wetters (Mitternacht waren es noch über 20°C) hat es mich also endlich mal dorthin gezogen. Gegen 22Uhr, als es dann dunkel genug war, ratterte der alte Kinoprojektor los und warf das Bild in überraschend guter Qualität an die große Leinwand, die faltenfrei an eine Mauer eines der vielen alten, heute als Galerien genutzten Backsteinfabrikgebäude gespannt war. Wir sahen 3 Zimmer / Küche / Bad, eines der richtig guten Beispiele des jungen deutschen Kinofilms. Viele tolle junge, meist kaum bekannte Darsteller, die sich authentisch inmitten eines Themenfeldes bewegen, das die Realität vieler junger Menschen, v. a. von Studenten ist. Ich leg euch diesen Streifen ans Herz! Einziger Nachteil: wir wurden von den Mücken regelrecht zerstochen. Meine Füße sind jetzt noch geschwollen.

http://www.luru-kino.de/

Mittwoch - Kulkwitzer See

Dienstag, Mittwoch und Donnerstag waren bekanntermaßen unerträglich heiß. Mal an den See fahren ist da wohl eine alternativlose Freizeitgestaltung. Am frühen Abend radelten wir los, nachdem wir uns endlich für einen See entschieden hatten: Cossi oder Kulki? Beide Seen sind gleich weit weg. Am Kulki ist das Wasser schöner, man kann besser seine Ruhe haben; allerdings fährt man die ganze Zeit mit dem Rad an einer schattenlosen Hauptstraße entlang und durch den Stadtteil Grünau, der vor lauter heißem Beton im Sommer nur so glüht. Der Weg zum Cossi ist unschlagbar schön - nur Wald und Wasser -, dafür ist er bei Sonnenschein stets überbevölkert. Letzten Endes ging es an den Kulki, wo es sich bis Sonnenuntergang hervorragend aushalten ließ. Am liebsten am nahe des 'Roten Hauses'.



Donnerstag - Rainald Grebe in der Schaubühne Lindenfels

Rainald Grebe ist in Leipzig ja an sich ein bunter Hund. In den letzten fünf Jahren hat er fünf Stücke am Central Theater aufgeführt und war hier auch sonst sehr engagiert. Das letzte Mal, dass er mit einem seiner Programme in der Stadt war, ist allerdings schon über vier Jahre her, und so habe ich mich sehr gefreut, als ich die Ankündigung zu seinem Konzert entdeckt habe. Es war dann auch ratzfatz ausverkauft. 
Barfuß und mit Handtuch und Regenjacke bewaffnet, kämpften wir uns am gestrigen Abend durch das Unwetter in die Schaubühne. Das Programm hatte ich leider - das wusste ich aber bereits - ein Jahr zuvor im Fernsehen schon als Aufzeichnung gesehen. Das war schade, denn einige Gags und Aha-Momente zünden nun mal nur beim ersten Mal. Auch musste ich einmal mehr bemerken, dass  Grebe sich zunehmend selbst recycelt. Zu seiner Verteidigung sei gesagt: seine Vielseitigkeit hat er allerdings dieses Jahr nicht nur mit seinem tollen Stück "Tag der offenen Tür" im Rahmen der Theaterfestspiele in Leipzig bewiesen, sondern vor allem mit seinem Dada-Projekt in Berlin, dass ich leider nicht gesehen habe. 
Nichtsdestotrotz war es ein wunderbarer, urkomischer Abend. Das Programm drehte sich rund um das Leben von Rainald Grebe, die Zuschauer bekamen Bilder, geliebte Schallplatten und Anekdoten aus der Kindheit des groß gewordenen Kleinkünstlers zu sehen und zu hören, erfuhren tragikomische Dinge aus der Familiengeschichte und obendrauf gab es ein ganzes Portrait der saturierten westdeutschen Gesellschaft um 1970.
Über drei Stunden sang und sprach Grebe zum Publikum, inkl. einer Pause nach etwa 75 Minuten und unzähligen Zugaben, die Dank zunehmender Albernheit (und Rotweins) besonders charmant gerieten. Einen Wehmutstropfen gab es dann noch: als wir gegen halb eins wieder zu Hause eintrudelten, stand der Keller unter Wasser. Unsere Weinreserven, die wir tags zuvor wegen der großen Hitze in unserer Dachgeschosswohnung erst in den Keller umgelagert hatten, mussten wir in der Nacht zügig retten. Mittlerweile ist alles wieder leergepumpt.

Foto: Facebook-Präsenz von Rainald Grebe


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Gleich geht es erstmal über's Wochenende zu meinen Eltern - die Diamanthochzeit meiner Großeltern wird morgen gefeiert! Wenn das mal kein Grund ist ;)

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