Samstag, November 09, 2013

Maybeeeeeh you're gonna be the one who saves meeeeeeh

Straßenmusiker habe ich immer auf die eine oder andere Art und Weise bewundert, nicht selten aber auch bemitleidet. Denn wenn man nicht gerade die beste Ecke in Paris-Montmarte als festen Platz abbekommen hat oder drei Violine spielene 12jährige Mädchen in der Füßgängerzone während der Vorweihnachtszeit ist, die vor sich ein Schild mit der Aufschrift "Wir sparen auf neue Fahrräder" aufgestellt haben, dann hat man als Straßenmusiker wohl vor allem mittelprächtige Tage. Von den UBahn-Musikern in Metropolen mal ganz abgesehen.

In Leipzig gibt es ein paar Musiker, die man recht regelmäßig sieht. Da wäre die etwas irre wirkende, resolute ältere Dame, die mich damit, dass sie ausschließlich Bertolt Brecht singt, immer wieder verzaubert. Ihr Äußeres, ihre etwas irre wirkende Art verleiten zu der schönen Idee, dass sie tatsächlich aus irgendeinem Brechtstück und aus der Zeit im Generellen herausgefallen ist. 
Neben den schon erwähnten Kindern, die sich nach der Musikschule zum Entzücken der Rentner noch in die Einkaufsstraßen wagen, fällt mir auch noch ein jüngerer Mann ein, dessen Repertoire mit James Blunt-Songs und "Wonderwall" von Oasis weitestgehend erklärt ist. Nicht vergessen werden darf auch der melancholisch-russische Altherrenchor.

Neuerdings sehe ich einen mir vorher noch nicht aufgefallenen Straßenmusiker täglich, der meinen ganzen Respekt, dazu aber auch mein ganzes Unverständnis hat. Seit etwa drei Wochen sitzt er an der Asphaltstraße, die durch den Klara-Zetkin-Park verläuft und den Kreisverkehr am Musikviertel mit der Sachsenbrücke verbindet. Ich weiß nicht, wann er sich dort am Nachmittag niederlässt. Doch wenn ich nach der Arbeit gegen dreiviertel Sieben dort entlang fahre, sitzt er da, und da ist er auch noch, wenn ich anderthalb Stunden später auf dem Weg zu einer Lesung oder einem Konzert dort vorbeiradle. Im Dunklen - man hört ihn gut, aber sieht ihn kaum, eine kleine Fahrradlampe beleuchtet leidlich das Gefäß, in das man ihm seine monetäre Anerkennung werfen kann. Immerhin erkenne ich, dass er trotz der mittlerweile handschuhkalten Abende mit bloßen Fingern stundenlang schrammelt. Ich habe bisher keinen je anhalten, ihm zuhören oder etwas Geld in den Hut werfen sehen. Zwar ist der Weg werktags abends stark befahren, doch sind das in erster Linie Leute, die nach Hause wollen. Der Park ist im Winter ein undankbares Pflaster.

2 Kommentare:

Kopfkompass hat gesagt…

Diese Brecht-Frau kenne ich auch und ich habe mich neulich sogar mal kurz mit ihr unterhalten. Viele der Lieder, die sie singt hat sie selbst geschrieben und instrumentiert, sagt sie. Das fand ich sehr beeindruckend, denn der Scharfsinn und die Scharfzüngigkeit sind ja nicht gerade die Stars der Straßenmusik. Unter anderen Umständen würde die übers Land fahren und Liederabende veranstalten. Ich traute mich aber nicht zu fragen, was schief gegangen ist.

Anne hat gesagt…

Hey, danke für die Info! Ich traue mich nicht mal, so ein Gespräch anzufangen.