Mittwoch, Juli 06, 2016

Erfurter Gotteshäuser - Die Peterskirche

Wenn es die Peterskirche auf dem Erfurter Petersberg als Gotteshaus noch gäbe und sie vollständig wäre, dann würde sie über Erfurt thronen, fast noch auffälliger als der Dom und St. Severi daneben. Doch von ihr ist seit preußischem Beschuss im Jahr 1814 nur der Rumpf übrig. Heute erahnt man kaum noch, dass es sich bei dem schlichten langen Gebäude auf dem Petersberg um eine Kirche gehandelt hat. Derzeit befindet sich das Forum Konkrete Kunst, ein Museum für abstrakte Kunstwerke, darin - wie kürzlich bekannt wurde, wird dieses Museum bald schließen müssen. 

So muss das Erfurter Stadtbild einmal ausgesehen haben:

Domberg im Vordergrund, Petersberg dahinter (Quelle)

Der Geschichtsabriss gerät dieses Mal etwas länger. Im Jahr 1060 wurde auf dem Petersberg ein Benediktinerkloster gegründet, dessen Klosterkirche die Peterskirche war. Durch seine prominente Lage in der reichen Stadt Erfurt gelangte das Kloster im Hochmittelalter zu einiger Bedeutung. Friedrich I. Barbarossa nächtigte hier mehrmals. Das bedeutendste historische Ereignis, das sich hier abgespielt hat, dreht sich um den Reichsfürsten Heinrich den Löwen (um 1130-1195). Nach einem Konflikt mit Kaiser Barbarossa wurde er von diesem geächtet. In der Peterskirche bettelte er schließlich vor dem Kaiser um Gnade.

Lage der Peterskirche auf dem Petersberg

Während der Bauernkriege fungierte das Kloster als ein Zentrum der Gegenreformation, bis es von Bürgern und Bauern besetzt und geplündert wurde. Um 1700 wurde auf dem Petersberg die Zitadelle errichtet (auf dem Stadtplan gut in ihrer achteckigen Struktur zu erkennen), womit das Kloster vollkommen von weltlichen Mauern umschlossen war. 1802 fiel die Region an Preußen. Das Militär besetzte die Zitadelle, bis Napoleons Truppen sie einnahmen. Die Franzosen versteigerten den Großteil des Kircheninventars und nutzten die Räume als Lager. 1814 wurde ein Teil der Kirche durch preußischen Beschuss zerstört. Die Region fiel wiederum an Preußen und die modifizierten die Festung und das, was von der Kirche noch stand, weiter. In dieser Zeit wurde z.B. eine hölzerne Zwischendecke durch das Kirchenschiff gezogen, die es auch heute noch gibt. Die Preußen nutzten die Kirche als Korn- und Mehlspeicher und trugen die Reste des Klosters ab. Spätere Pläne zum Wiederaufbau wurden durch die Weltkriege vereitelt. In DDR-Zeiten wurde in der Kirche u.a. Schulsport betrieben. Seit 1993 ist das Forum Konkrete Kunst hier untergebracht.

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