Antonia Rados steht halb vor, halb in einem Gebäude, das leichte Schäden aufweist und erzählt den dümmlich dreinblickenden ntv-Moderationspraktikanten: Gaddafi-Anhänger haben sie hierhin geführt, um ihr die Zerstörungen der alliierten Luftangriffe zu zeigen. Frau Rados ist davon wenig beeindruckt. Erstens hält sie es für möglich, dass dies selbst herbeigeführte Beschädigungen zu Propagandazwecken sind, und zweitens seien die Schäden damals in Afghanistan und im Irak ja auch viel größer gewesen. In der Tat, Antonia Rados macht auf mich in den letzten Tagen einen irgendwie enttäuschten Eindruck. Es fehlen ihr die Momente des Thrills, in denen ihr dunkles Haar vom feuergeschwängerten Windzug des Bombardements ihr raues, herbes Gesicht umweht. Den ganzen Tag muss sie sich von regierungstreuen Truppen durchs Land kutschieren lassen und dabei heroisch-martialische Musik hören, manchmal wird ihr ein vermeintliches Geschossteil gezeigt, manchmal ein Grab, in welchem die Särge vielleicht leer sind. Dafür kriegt sie sicher keinen Berichterstattungspreis, wie für ihre Einsätze im Kosovo und in Bagdad.
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