Donnerstag, Mai 26, 2011

Anne testet sommerlich-hippe Getränke auf Flaschenoptik und vielleicht auch ihren Geschmack

Teil 1: fritz-limo - Apfel-Kirsch-Holunder-Limonade
Gekauft habe ich diese Limo aus einem Anflug an hemmungsloser Spontaneität heraus, neulich im sozial fragwürdigen Getränkemarkt des S-Bahnhofes Gohlis. Dabei habe ich in meinem Leben noch nicht mal die wohl legendäre Fritz Kola getrunken. Aufgefallen ist mir das Getränk vor allem wegen der quietschig-roten Farbe des Etiketts und des Inhaltes - mit Rot kriegt man mich ja bekanntlicherweise sofort. Dieses Konterfeit auf dem Etikett tut auch ganz schön hamburgerig und kultverdächtig und ich musste an ein in Hamburg ansässiges Shirt-Label denken, das ich neulich in einem Laden entdeckt habe. Ganz schön derb!

Dieses Getränk besteht zu 17% aus Apfelsaft, zu 5% aus Sauerkirschsaft und zu leider nur 1% aus Holunder. Das finde ich schade, denn Apfel ist langweilig und Holunder viel aufregender und hipper! Denken wir nur an Holunderblütengelee und Holunderblütenschnaps (ne, Marco), an Holunderbeerensuppe und holunderbeerenfarbenen Nagellack. Und der Geschmack, ja der Geschmack ... Mir persönlich ist es zu süß. Für einen sommerlichen Nachmittag mit einer Tageszeitung am offenen Fenster (das waren meine hochwissenschaftlichen Testbedingungen) ist es mal ganz nett, aber als die Flasche noch halbvoll war, hab ich mich schon verzuckert gefühlt. Von dem einen Holunderprozent schmeckt man freilich wenig; es ist halt letzten Endes nicht viel anderes als ein normales Apfel-Kirsch-Getränk, die es ja von vielen Firmen gibt, nur etwas erfrischender, weil es kein Saft, sondern eine Limo ist. Aber eben eine obersüße.

Fazit: Ein guter Start in die Reihe war Fritz Limo Abbl-Görsch-Holunndor auf alle Fälle, aber ich sehe Steigerungspotenzial!


Seht ihr die Sternchen?

Dienstag, Mai 24, 2011

Bald hier und nirgends sonst

(außer vielleicht woanders):

Teil 1 der neuen Serie 'Anne testet sommerlich-hippe Getränke auf Flaschenoptik und vielleicht auch ihren Geschmack'!

Freitag, Mai 20, 2011

moby - destroyed.



mobys neues Album destroyed. befindet sich seit genau einer Woche incl. eines Fotobuches in meinem Besitz. Das Buch enthält viele ausdrucksstarke Fotografien, die moby während des schier endlosen Tourens auf der ganzen Welt gemacht hat - mal hat er einfach die Menschenmassen von der Bühne aus fotografiert, mal einen architektonisch interessanten Flughafen, mal einfach einen langen, schlecht beleuteten Gang oder die Tristesse des Hotelzimmers. Es gibt sogar einige wenige Naturaufnahmen, z. B. ein abziehendes Unwetter über dem Hudson River oder eine Wüste, vom Flugzeug aus geknipst. Und da moby zu jedem Bild zwei, drei Sätze und zum ganzen Buch ein schönes Vorwort über sein Verhältnis zur Fotografie und zum Auf-Tour-Sein verfasst hat, bieten diese meist kühlen, kargen Aufnahmen einen regelrecht intimen Einblick in das Tourleben des Künstlers.

Irgendwie gerät angesichts des Buches das Album fast in Vergessenheit. Ich habe es bisher vielleicht zehn-, zwölfmal angehört und muss sagen, dass ich es ziemlich ausdruckslos, beliebig finde. Das Vorgängeralbum Wait for me hatte beispielsweise eine wirklich ureigene Atmosphäre, die Lieder haben mir einzeln fast ausnahmslos allesamt sehr gut gefallen, sie hatten Tiefe, es war richtig möglich sich emotional in ihnen zu verlieren - und das Album hat dennoch als rundes Ganzes funktioniert, als selbstständiger kleiner Musikkosmos. destroyed dagegen wirkt schlicht wie eine Ansammlung von guten bis mittelmäßig-langweiligen Tracks, die größtenteils ziemlich unspektakulär dahinplätschern. Einige Songs (z. B. Lie down in Darkness oder The Low Hum) klingen wie schon mal gehört; könnte auch auf Hotel, vielleicht auch auf Wait for me drauf sein. Das ist wohl mein Problem mit diesem Album - es hat für mich nichts eigenes.
Aber GENAU das könnte schon fast Programm von destroyed sein. moby hat es komplett auf Tour, in Hotelzimmern aufgenommen. Er selbst bezeichnet diese Räume sinngemäß im Vorwort des Buches als anonymisierte, seelenlose Orte; vielleicht bezeichnet des Sound des Albums also genau das Gefühl, das moby angesichts der immer wechselnden Städte, der sich dabei aber nie wirklich verändernden Hotelzimmer beschlich.

Aber erstmal die Tracklist:

1. The Broken Places
2. Be The One
3. Sevastopol
4. The Low Hum
5. Rockets
6. The Day
7. Lie Down In Darkness
8. Victoria Lucas
9. After
10. Blue Moon
11. The Right Thing
12. Stella Maris
13. The Violent Bear It Away
14. Lacrimae
15. When You Are Old

destroyed. enthält aber trotz allem wirkliche Perlen. Am Besten gefallen mir (momentan - wer weiß, wie es in ein paar Monaten aussieht) die Tracks Be the one und The Day. Ersterer ist mit zwei weiteren Titeln des Albums auf einer Vorab-EP erschienen, die als kostenloser Download auf mobys Homepage zu haben war. Solche fanfreundlichen Aktionen macht der in New York lebende Veganer übrigens öfter mal. Auch Be the one könnte man Eintönigkeit vorwerfen, für mich ist es aber genau diese treibende Eindringlichkeit, die den Song für mich ausmacht. The Day ist die erste Singleauskopplung, es gibt dazu einen ganz ansehnlichen Videoclip mit Heather Graham in der Hauptrolle. Viele Fans, zumindest lese ich das bei Facebook und last.fm so heraus, präferieren daneben vor allem Sevastopol, das ebenfalls auf der Be the one-EP drauf war. Das mag ich auch ganz gerne, aber es erinnert mich für meinen Geschmack ein wenig zu sehr an den Song Star Guitar von den Chemical Brothers. Auch Victoria Lucas ist ein guter Track, der sich allmählich sehr schön aufbaut, für mich dann aber doch zu wenig aus sich macht. Mit After behalte ich auch meine Tradition bei, dass es auf jedem moby-Album einen Song gibt, der mich so richtig nervt. Während Blue Moon und The right thing danach wieder ziemlich banane sind, überrascht Stella Maris im Anschluss daran ungemein positiv: die Streicher, die bisher immer nur angeklungen waren, kommen hier zu ihrem Recht und ein kirchlich, zumindest spirituell anmutender Gesang macht die Szenerie komplett. The violent bear it away mutet zu Beginn als veritable Hommage an Yann Tiersen an, die liebevoll gemachte französische Filme untermalen könnte; endet dann aber doch in der gewaltigen Schwermut, die mir an moby so gut gefällt. Den vorletzten Track, Lacrimae (für alle Lateindeppen: das heißt 'Tränen'), mochte ich nach den ersten Malen sehr gerne, aber dann hat er mich sehr agressiv, hackend und hopfschmerzauslösend aus dem Schlaf gerissen, in den ich so sanft an des Liebsten Schulter zu Beginn des Albums gefallen und nun find ich ihn gemein und hab sein Nervpotenzial entdeckt - pah. Das Album endet mit When you are old so leise und unscheinbar, wie es mit The broken places begonnen hatte.

Viele Titel sind wirklich schön, aber bleiben nicht im Kopf, sie sind nicht einprägsam. Das ist mir mit einem moby-Album noch nie so gegangen. Aber als Mangel kann man das sicherlich nicht bewerten, den Einprägsamkeit ist nicht zwingend ein Qualitätskriterium.

Zum Abschluss noch mein Favorit: Be the One. Das Video ist wohl auf Tour entstanden, das erklärt wohl auch, dass er einfach nur fertig und so ungesund aussieht.

Dienstag, Mai 10, 2011

Alles in meinem Leben hatte um acht begonnen: der Kindergarten, die Schule, sogar die Universität, die Arbeitszeit in der Barabasschen Forschungsstätte. Trotzdem hatte ich zehn oder fünfzehn Jahre zuvor im Urlaub oder an den Wochenenden bis in die Mittagsstunden schlafen können. Irgendwann danach aber hatte die Gewohnheit sich zum Gesetz erhoben, das, sobald es gebrochen wurde, die Strafe in Gestalt peinigender Träume unweigerlich nach sich zog. Dicht unter der Oberfläche des Schlafs trieb ich durch meine Alpträume wie eine Ertrinkende durchs Wasser. Und kaum kämpfte sich mein schmerzendes Hirn einmal durch das wirre Geschehen in die rettende Erkenntnis, dass die eben geträumte Gefahr nicht wirklich zu befürchten war, näherte sich schon der nächste Traum wie eine Welle, die mir gleich Mund und Nase verschließen und mich am Atmen hindern würde. Ich ließ es geschehen, bis ich nach einer Zeit, deren Dauer ich nicht selbst bestimmte, zermürbt und erschöpft endgültig auftauchte in den Tag.
Die Last der Träume lag umso schwerer auf mir, je weniger ich mich an sie erinnerte. Selbst wenn es mir gelang, den letzten in das Wachsein zu retten, blieb mir von seinen Vorgängern nichts als eine diffuse Bedrückung, die mich oft den Tag über begleitete wie mein Schatten, so dass ich es vorzog, um halb sieben, spätestens um sieben aufzustehen und den Tag in seiner ganzen Länge zu ertragen.

(Monika Maron Stille Zeile Sechs, 1991)

Montag, Mai 02, 2011

Letzte Woche das erste Mal auf einer Taufe und das erste Mal auf einer Beerdigung gewesen, binnen drei Tagen. Alles an diesen Tagen hat zusammen gepasst. Die Taufe fand am Ostersonntag statt, an einem strahlend sonnigen Vormittag in einer kleinen Dorfkirche, die im Innenraum ganz in Weiß und Gold gehalten war. Der Tag der Beerdigung begann regnerisch, in der St. Jakobikirche zu Freiberg, einem schönen, spätgotischen Bau, ist es von jeher immer dunkel gewesen. Beide Tage waren im Nachhinein betrachtet auf ihre Weise sehr schön. Abschiede tun zwar besonders dann weh, wenn kleine zerbrechliche Großmütter hilflos am Grab ihres Mannes stehen, aber dennoch hat der Tag einen tröstlichen, dankbaren Nachgeschmack hinterlassen. Nach 85 Jahren, nach deiner schweren Kriegsverletzung, die dich dennoch nicht daran gehindert hat, Turnlehrer zu sein, nach zwei Söhnen, vier Enkeln, zwei Urenkeln und einer über 60 Jahre währenden Ehe und so schweren letzten Jahren fällt es nicht schwer zu wissen, dass du ein langes erfülltes Leben hattest, wie man so sagt.
Umso versöhnter bin ich dann mit dem Leben, wenn P
aula ihre Umgebung anstrahlt und mit einem energischen "Da!" auf alles um sie herum zeigt, das ihr bemerkenswert scheint und das wir oft gar nicht sehen. Dann zeigt sie uns ihre fünf nigelnagelneuen Zähne und tauft das Huhn hinter dem Zaun auf den Namen Wauwau, denn so heißen laut ihrem drei Worte umfassenden Wortschatz derzeit alle Tiere. Bald feiert sie ihren ersten Geburtstag.

Ach, Kitschkitschkitsch. Trotz aller Abneigung dagegen war ich letzte Woche versucht, eine Art Kreislauf des Lebens darin zu sehen, ein "für jeden Verlust kommt etwa
s Anderes, Neues". Ich halte ja wenig davon ... aber für einen kurzen Moment war das ein wunderbarer Gedanke.