Sonntag, August 16, 2015

Filmrückschau

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Kafkas Der Bau (2014) ... "Der Bau" ist eine Fragment gebliebene Erzählung von Franz Kafka. Es geht darin um ein Tier, das seinen Bau immer weiter perfektionieren möchte, paranoide Angst vor Eindringlingen und viele innere Zwänge hat. Jochen Alexander Freydank, vor allem als Regisseur von Tatort-Episoden berühmt, hat Text sehr modern und prominent besetzt verfilmt (Axel Prahl, Devid Striesow, Robert Stadlober). Axel Prahl spielt einen Mann, der mit seiner Familie in ein eigenartig-bunkerhaftes Haus am Stadtrand zieht. Alles hier ist steril, anonym. Auch die Familienidylle bekommt Risse, denn der Vater entwickelt ein immer zwanghafteres Sicherheitsbedürfnis. Innerhalb kurzer Zeit ist das ganze Haus von Obdachlosen besetzt, verwahrlost und der Vater lebt als einziger der ursprünglichen Bewohner darin. 
Das ist, kurz herunter gebrochen, die Chronologie - der Film springt viel darin herum, was für das Verständnis aber unproblematisch ist. Vieles an der Handlung ist symbolhaft, vielleicht sogar die ganze Handlung. Es geht um einen Verfall, eine "Verwandlung", aber was Wahn und was Realität ist, lässt sich im Nachhinein schwer sagen. In erster Linie fand ich den Film hochinteressant und bemerkenswert, ob er mir gefallen hat, könnte ich nicht mit Bestimmtheit sagen.

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Cobain: Montage of Heck (2015) ... Als ich 15, 16 war, sog ich jeden Schnipsel von und über Nirvana in mich ein. Ich kaufte mir Kurt Cobains "Tagebücher" in der Woche ihres Erscheinens, nahm jede Doku, jeden Livemitschnitt auf VHS auf und besaß viele Konzerte auf schlecht gebrannten CDs. Natürlich stand auch die gesamte offizielle Diskografie im CD-Schrank. Ich feierte sogar jedes Jahr am 20. Februar bzw. am 5. April Cobains Geburts- und Todestag.

Diese Manie ist nun lange vorbei. Aus dem Alter, in dem man sein ganzes Herz fanatisch an eine Band oder Person kettet, bin ich raus, beruhigender Weise. Wenn sich aber eine neue, abendfüllende Doku über Kurt Cobain ankündigt, stellt sich nicht die Frage, ob ich sie mir ansehe. 

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Die Doku "Cobain: Montage of Heck" (so hatte er Ende der 1980er eine selbst aufgenommene MC beschriftet) zeigt tatsächlich viel Neues. Das liegt an einer der Produzenten: Cobains Tochter Frances Bean Cobain, heute 23 Jahre alt, hat es durch ihre Mitwirkung geschafft, dass Cobains Mutter, sein Vater und seine Stiefmutter, seine Schwester Kim, die für ihn sehr wichtige Ex-Freundin Tracy und Nirvana-Bassist Krist Novoselic sich sehr offen und ehrlich im Interview äußern. Dazu gibt es Homevideos und viele Fotos aus der Kindheit, animierte Passagen über seine Jugend im graphic novel-stil, herrliche Animationen basierend auf seinen Zeichnungen, Tagebucheinsprengsel, Zeitungs- und TV-Ausschnitte und und und. 

Als "die definitive" und die "intimste und authentischste" Rock-Doku aller Zeiten wird "Cobain: Montage of Heck" gefeiert. Und das ist wohl auch so. Viele Homevideos geben sogar einen Einblick in das Zusammenleben mit Courtney und Tochter Frances (Courtney kommt übrigens auch zu Wort - Mann, ist die fertig!). 

Frances B. Cobain, C. Love und Regisseur Brett Morgan (Quelle)

Sein Freitod wird dankenswerter Weise nicht ausgeschlachtet. Der Film endet im März 1994 - wenige Wochen vor seinem Tod - und dem anschließenden Satz, dass er sich am 5. April 1994 das Leben nahm. Nach dem Abspann gab es noch ein Interview mit dem Regisseur, in dem man auch den Lagerraum kennenlernte, in dem Courtney Kurts sämtlichen Nachlass in rund 20 Kisten und ein paar größeren Stücken (Gitarren, etc.) aufbewahrt.

Unbedingt ansehen.

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