Das Sushi-Experiment
Lange Zeit war es schon geplant - endlich mal Sushi essen. Das hat schließlich mittlerweile nicht mehr nur jeder Schickimickiheinz probiert, sondern auch ein Haufen Leute wie du und ich. Zum Beispiel Klaus, Beate, Dirk und Uschi saßen da und aßen Sushi. Und wenn die das können, kann ich das schon lange.
Mit Doro wäre ich in Leipzig beinahe mal Sushi essen gegangen, aber just in der Woche davor hatte die preiswerte Sushibar am Brühl dicht gemacht und alles andere war reichlich teuer. Zu teuer. Und wir sind beim Italiener gelandet. Dann saß da letztens auf der Zugfahrt von Leipzig nach Chemnitz ein eher proletenhaft wirkender Typ neben mir. Und holt aus seinem Rucksack ne Sushipackung und verspeist alles fein säuberlich, während ich neben ihm versuchte, endlich mal "Clockwork Orange" zu lesen (diese Mission wurde nie beendet - die Zeilenabstände sind in dieser Heyne-Taschenbuchausgabe zu winzig, als dass man konzentiert lesen könnte).
Gestern war es dann soweit. Genau zwischen der Obst- und der Gemüsetheke des örtlichen Rewe-Marktes steht eine Kühltruhe, drinnen sind fertig abgepackte Salate und dergleichen. Und Sushi: drei verschieden bestückte Plastikschalen, die den Ersttestern die Auswahl erschweren sollen. Wir entscheiden uns für die Variante, die am Ehesten dem entspricht, was ein unerfahrener Mitteleuropäer unter Sushi versteht. Schön viele kleine Röllchen. "Sushi Tray Kenzo" hieß deren Zusammensetzung.
Irgendwann zwischen 18 und 20 Uhr kommt es dann schließlich zum Clash der Kulturen auf meinem Ecksofa. Wir beschließen, dass die Sportschau ein würdiger Rahmen für die Sushi-Entjungferung darstellt.
Es folgt eine Beschreibung der Dinge, die wir da aßen, die ich erst jetzt liefern kann, jetzt nach der Konsultation des dazugehörigen Wikipediaeintrages:
Zuerst etwas allgemeiner: Der Reis, der in allen Röllchen vorhanden ist, schmeckte sehr fischig, selbst wenn die Rolle keinen Fisch enthielt. Dies liegt an der Würzmischung, mit welcher der Reis versetzt wurde. Ebenfalls zu jeder Rolle gehört die äußerste Schicht, die (je nach Größe der Rolle) aus einer halben oder eine ganzen Nori-Alge besteht. Es handelt sich dabei um gerösteten und getrockneten Seetang. Nori ist die wichtigste Alge der japanischen Küche.
Die Röllchen gehören fast allesamt zur Sushi-Unterart maki ("Rolle"), weil sie mithilfe einer Bambusmatte gerollt werden. Die "konventionellen" Röllchen (außen Alge, dann Reis, innen Füllung) waren in zwei verschiedenen Größen vorhanden: die Kleinen heißen hoso maki ("dünne Rolle") und dürfen nicht mehr als eine Füllung haben (z.B. Lachs); die Großen heißen futo maki ("dicke Rolle") und haben zwei bis drei Füllungen.
Zum Inhalt der Packung, die ca. 7 Euro gekostet hat:
- vier kleine Röllchen (hoso maki), vermutlich mit Avocado- oder Zucchinifüllung (da bin ich mir unsicher)
- vier kleine Röllchen (hoso maki) mit Lachsfüllung
- zwei große Rollen (futo maki) mit Thunfisch (tekka)- und Gemüsefüllung (Avocado oder Zucchini). Der Thunfisch schmeckte sehr süßlich, da er dementsprechend eingelegt worden war
- eine große Rolle (futo maki) mit Lachs- und Gemüsefüllung (s.o.)
- zweimal nigiri sushi: Reisrolle mit Fisch belegt, darum zum Verschnüren ein dünner Algenstreifen gebunden
- Saucen: Sojasauce, Wasabipaste (bäääh)
- irgendein Kraut als "Beilage"
Resultat: Mir hat das meiste sehr gut geschmeckt, Mario war da gänzlich anderer Meinung. Ist echt Geschmackssache und man muss da schon richtig Lust drauf haben, auch wenn man's lecker findet. Überraschend gut fand ich den süßen Thunfisch. Nicht so begeistert war ich von den kleinen Rollen mit reiner Gemüsefüllung. Die Wasabipaste war sehr ekelhaft und was dieses Kraut als Beilage da verloren hatte, weiß ich auch nicht. Schmeckte nicht sonderlich und das Tütchen war so klein, dass alles gut auf einen Teelöffel gepasst hätte. Die Sojasauce hingegen schmeckte mir mit dem Sushi hervorragend - Mario fand sie gönzlich unpassend.Ich glaube, ich werde das mal wieder machen. Und zumindest probiert haben sollte man es mal!***
Wir wollten nie wie unsre Eltern werden und sind es ja auch nicht geworden
Unsre Eltern sind ja älter und ziemlich provinziell
Rohen Fisch auf kaltem Reis mit Algen tun die doch in den Müll
(Rainald Grebe)