Freitag, Juli 01, 2011

Anne testet sommerlich-hippe Getränke auf Flaschenoptik und vielleicht auch ihren Geschmack

Teil 6: Weinschorle

Weinschorle? Einfach so Weinschorle? - Nee, nicht einfach so. Die Berliner GbR Waren des täglichen Bedarfs vertreibt seit einiger Zeit die Getränke Weinschorle und Bier (Pils) unter schlicht diesen Worten - denn Geschmack braucht keinen Namen, wie das Etikett auf der Rückseite verrät. Das erste Mal begegnet bin ich diesen Produkten Ende des vergangenen Jahres in dem jungen, liebenswerten Leipziger Theater Neues Schauspiel Leipzig, als ich da zu einer gelungenen Inszenierung von Büchners Woyzeck war.

Ähnlich minimalistisch wie die Namen der Getränke ist auch das Outfit der Flaschen (vgl. Bilder unten) gehalten. Schlichtes weißes Etikett mit schwarzer Schrift vorn und schwarzes Etikett mit weißer Schrift hinten. Und auch da steht jeweils nur das Nötigste drauf: Inhaltsstoffe (natürliches Mineralwasser, Rieslingwein, Kohlensäure; enthält Sulfite), Alkoholgehalt (6,5%), Inhaltsmenge (250ml), Hersteller und Internetpräsenz (www.weinschorle.org bzw. www.bierbier.org ... da kommt man aber, glaube ich, auf der gleichen Seite an). Und die Website liefert auch gleich den Grund für den ungewöhnlichen Auftritt der Flaschen (Zitat von der Homepage):

Ziel dieses Projekts ist es, ein Zeichen gegen die visuelle Umweltverschmutzung zu setzen, der die Menschen im urbanen Lebensumfeld permanent ausgesetzt sind.
Unsere Städte sind heute voll von Werbebotschaften. Da sich die meisten Massenprodukte anhand ihres Inhalts kaum noch unterscheiden, werden künstliche Markenwelten geschaffen, die die Produkte zu etwas Besonderem machen sollen. Doch es wird immer schwieriger, überhaupt noch zu den reizüberfluteten Konsumenten durchzudringen. Die Antwort der Marketing-Fachleute auf dieses Problem? Noch mehr Reklame. Unser Gegenvorschlag: wir verzichten auf all die abgegriffenen Super-Glitzer-Goldrand-Versprechungen und konzentrieren uns auf das Wesentliche, den Inhalt. Aus diesem Grund haben unsere Produkte weder einen Namen noch ein Logo. Die Gestaltung ist so schlicht wie irgend möglich. Sie versprechen nicht mehr, als sie definitiv auch halten können: BIER, WEINSCHORLE.

Löbliches Anliegen, und ich finde, dass die Aktion ihre Wirkung nicht verfehlt. Witzig finde ich übrigens, dass die Flaschen mit Kronkorken verschlossen sind - für Wein bzw. Weinschorle ja nicht gerade üblich. Getrunken habe ich es aber dennoch aus einem Weinglas ;).

Aber nun mal rein ins oben beschworene Wesentliche: wie schmeckt diese Weinschorle denn? - Ganz schön dünn. Ich finde das Mischverhältnis von 51% Weißwein und 49% Mineralwasser zu wasserlastig. Das geht vor allem auf die Kosten des typischen Weingeschmacks - zu verwässert, meiner Ansicht nach. Selbst in Restaurants ist das Verhältnis meist wesentlich mehr zugunsten des Weines gehalten. Die erfrischende Wirkung, die ich von den hier getesteten Getränken erwarte und die Weinschorlen für gewöhnlich inne wohnt, hat dieses Getränk aber dennoch. Und letztlich hält das Getränk genau so viel wie das Etikett verspricht, nicht mehr und nicht weniger.

Fazit: Das Konzept dieses Getränkes ist bemerkenswerter als das Getränk selbst. Kann man aber mal trinken. Bei meiner Internetrecherche über dieses Produkt habe ich übrigens erfahren, dass es noch von einigen anderen Firmen Weinschorle in solchen handlichen Limonadenflaschen auf dem Markt gibt, zum Beispiel Viqua oder auch ACHT GRAD (diese beiden Firmen bieten übrigens auch Roséweinschorle an).




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