Mittwoch, November 07, 2007

Do you know my real answer? I was born to be a dancer!

Donnerstag, 25.Oktober 2007. Ich bin gerade bei Jan und Felix in der WG zu Besuch und guck dort mal in meinen Mails rum. Sowohl von Martin als auch von meiner Schwester habe ich Post: "Du musst unbedingt Tina anrufen." Ich denke mir, das hat ja wohl noch Zeit bis ich wieder zu Hause bin. Ich rufe sie dann, zu Hause angekommen, irgendwann am späten Abend an. "Anne, ich hab im Radio zwei Tickets für die Kaiser Chiefs gewonnen, willste mit?". Da war ich erstmal platt, es folgten Freudentänze und sachte Kreischarien. Man muss dazu sagen, dass ich überlegt hatte dahin zu gehen, aber aus finanziellen Gründen (und weil ich nicht wusste, mit wem ich dahin gehen könnte), hatte ich diesen Plan dann auf Eis gelegt. Und dann klappts doch, mit Tina und ohne was zu bezahlen. Juhu.

Dienstag, 6.November 2007. Konzerttag. Das Outfit, in dem man drinnen nicht so schwitzt und draußen trotzdem nicht friert, ist gefunden. Gegen 17.30 Uhr klingelt Tina; wir essen bei mir, weil ich nicht allzu weit weg vom Haus Auensee wohne. Es gibt Tiefkühlpizza und Eistee. Rewe hatte mich btw. Pizza-technisch sehr enttäuscht: normalerweise ein kilometerlanges Pizzaregal, das an diesem Tag gähnend leer und nur mit 4 verschiedenen Pizzen bestückt war. Die Simpsons werden geguckt und die "wann und wie kommen wir dann wieder zurück"-Frage beantwortet - die 00:07 Uhr-Bahn wird angestrebt.
Dann gehts los. An der Bahnhaltestelle kriegt Tina nen Anruf vom Radio und wird Opfer eines Was-erwartest-du-vom-Konzert-Radiointerviews. "Ich denke, dass Haus Auensee wird rocken", stellt sie richtig fest. Pünktlich 19.00 Uhr zum Einlass sind wir da und dürfen uns am "Gästeliste"-Schalter anstellen, toll wie wir nun mal sind. Leibesvisite, Garderobe, Jacken abgeben, Ausweise und Garberobenmarke im Schuh verstauen, das Geld in die tiefsten Ecken der Hosentaschen stopfen. Jump Radio verteilt kleine Pappboxen gefüllt mit Streichhölzern und einem Kondom. Dann heißts noch etwas mehr als ne Stunde auf Konzertbegin (20.30 Uhr) warten. Ich gebe nen Apfelsaft aus und wir stehen uns die Füße platt. Die Halle füllt sich mit den H&M-Indiemädchen, zu denen man mich wohl auch klischeehafter Weise zählen darf. Wobei ich eher ein H&M-Pimkie-Orsay-Indiemädchen war, mit einem stilechten HardRockCafé T-Shirt aus London in kreischend-dezentem Pink. Aber die Indiemädchen sind in der Unterzahl! Irgendwie hatte ich mehr Mädels als Jungs erwartet, aber der Prozentsatz an Männern und welchen, die es noch werden wollen, ist beachtlich.

20.30 Uhr: Pünktlich wie es nur Nordeuropäer können, stürmen "Jakobìnarìna" aus einem Vorort von Reikjavik die Bühne - na ja, sie sind sachlich drauf gelaufen, würde es eher ausdrücken. Erstmal der optische Eindruck:
Sänger: Metrosexuelle Version vom Kaiser Chiefs-Sänger
Bass: sieht aus wie ein 14-jähriger amerikanischer High School Student
Gitarre 1: Lederjacke und -hose, blonde dünne Elvistolle, Sonnenbrille
Gitarre 2: knallenge schwarze Hose, weites schwarz-weißes Rüschenhemd, Prinz-Löwenherz-Topfschnitt
Schlagzeug: Franz Ferdinand-Frisur, weißes Rüschenhemd, schwarze knallenge Jeans
Keyboard: schwarzes normales Hemd, blaue normale Jeans - der einzige Normale in dieser Band
Die spielen ne knappe halbe Stunde, sind offensichtlich leidenschaftliche Musiker, klingen ein bisschen wie Placebo mit einem Kaiser-Chiefs-Sänger, zumindest live. Lohnen sich sicherlich auf Platte.

Dann 10 Minuten Umbaupause

21.05 Uhr: Die "Silversun Pickups" erobern die Bühne. 4 Leute, allesamt wirken sie wie Langzeitstudenten irgendeiner Geisteswissenschaft um die 30 Jahre.
Gesang/Gitarre: ein Mann mit recht hoher, fantastisch ausdrucksstarker Stimme, offensichtlich ein Gitarrist mit einigem an Können
Bass/Gesang: die coolste Sau des Abends - die Bassistin. Bassistinnen sind IMMER cool.
Schlagzeug: das, was der sich innerhalb einer Minute an seinem Schlagzeug bewegt, bewege ich mich normalerweise den ganzen Tag nicht: ein trommelnder Wirbelwind mit einer Mähne, die einen Blick auf sein Gesicht unmöglich gemacht hat
Keyboard: etwas rundlicher Typ, etwas ungepflegt wirkend, hat sich so in die Musik reingesteigert und war in derartiger Trance, dass ich dachte er wäre krank und kippt gleich um.
Scheinen musikalisch ne hervorragende Band zu sein, gehören zu diesem "richtigen Musikern" dieser Welt. Das einzige, was ich etwas nervig fand, war diese esoterische Art, seine eigene Musik zu genießen und statt "Klatsch-Pausen" zwischen den Songs zu machen, sphärische Gitarrenklänge bis zum nächsten Lied anhalten zu lassen.

Beide Vorbands kannte ich aus Musikzeitschriftenartikeln und war positiv angetan. Leider hatten sie es beide nicht leicht mit dem eher kühlen Leipziger Publikum, das beiden Bands mit Skepsis begegnete und sich nur schwer zum Hüpfen/Tanzen/whatever bewegen konnte. Mich hat das natürlich von nichts abgehalten ;). Tina und ich standen direkt vor der Bühne in Reihe 3. Besonders aufgeregt hab ich mich über ein Mädel vor mir: mollig wie ein Fels inder Brandung, nicht mal ein Fußwippen bei den Vorbands, unbeweglich. Und vor ihr ihre riesige offene Tasche auf dem Boden...wird sie dann bei den Kaiser Chiefs bereut haben ;).

Umbaupause....10Min...20Min...30Min...und länger. Die Zuschauer werden schon etwas ungehalten, die Tontechniker sind längst fertig, aber die Band lässt sich nicht blicken.

gegen 22.25Uhr: Los geht's. Und es ist wie ich es erwartet hatte: laut, heiß und einfach nur geil. Beim zweiten Lied beschließen Tina und ich, aus dem Pogobulk zu fliehen und wenige Meter zur Seite zu gehen, wo es noch genauso geil, aber weniger gefährlich ist. Die blauen Flecken hat das allerdings nicht verhindert. Es wurde gespielt, was gespielt werden musste:

Everything Is Averge Nowadays
Everyday I Love You Less And Less
Heat Dies Down
Born To Be A Dancer
Ruby
I Can Do It Without You
Modern Way
Highroyds
Retirement
Thank You Very Much
Na Na Na Na Naa
I Predict A Riot
Take My Temperature
The Angry Mob
---------
Love's Not A Competition
Oh My God

Während dem letzen Lied sind wir gegangen, um a) pünktlich an der Bahn zu sein und b) unsere Jacken vor der Masse zu holen. Da die Chiefs erst zwei Alben auf dem Markt haben, war die Wahrscheinlichkeit, bestimmte Songs zu hören, ziemlich groß. Ich fands toll, etwa 95% der Texte an diesem Abend mitsingen zu können, musste mich aber, was die Laustärke betrifft, etwas zurückhalten, weil heute wieder logopädische Therapie (die vorletzte...yay) ist und da möchte man der guten Frau doch keine desolat heruntergegröhlte Stimme als Arbeitsgrundlage geben.

Gegen 23.40 haben wir die Halle verlassen und 00:15 Uhr war ich zu Hause. Mein großer Engel hat auf mich gewartet. Ich bin noch mal fix unter die Dusche gesprungen, habe die Klamotten zum Auslüften ins Treppenhaus verbannt und bin dann irgendwann zusammen mit Martin ins Bettchen gefallen. Heute Morgen ist das Aufstehen unerwartet leicht gefallen und an der Uni gabs in unserer Bankreihe nur das Thema: Kaiser Chiefs, Konzerte, etc. Anne wollte natürlich eine Zusammenfassung von mir und Susann, eine mit der wir uns sehr gut verstehen, war gestern auch da - blöd, dass man sich nicht gesehen hat. Susanns Banknachbar, ein junger Mann namens Mario, der mir durch seine intelligenten Kommentare und seinen anscheinend interessanten Charakter und das WGT-Armbändchen noch öfter aufgefallen war, war ganz entsetzt, dass die Kaiser Chiefs gestern in Leipzig waren und er das nicht mitbekommen hat. Sonst wäre dann wohl die halbe Germanistenbelegschaft da gewesen ;). Aber mal im Ernst - wie kann man diese zig Konzerplakate überall nicht sehen?

Mein Tag heute sieht noch so aus: in ner halben Stunde mache ich mich auf zur Therpie, auf dem Rückweg wird eingekauft. 17.00-18.00 Uhr gehe ich zu einer Kunstaustellung über einen deutschen Maler, der lange Zeit in Frankreich gelebt hat - ein Spitzengrund, das ganze auf Französisch abzuhalten und mit dem Sprachkurs hinzugehen. Die Teilnahme ist selbstverständlich "fakultativ".


Love's not a competition but I'm winning...

1 Kommentar:

Compufreak hat gesagt…

Seeehr schön langer und ausführlicher Eintrag, Respekt xD