Montag, Januar 23, 2012

'Hard to be a girl, so nice to be a boy' (Adam Green)

Gestern habe ich eine Dokumentation gesehen, die sich mit der weiblichen Brust befasste. Schwerpunkt war eine Art Kulturgeschichte der Brust und vor allem die Tendenzen ihrer Darstellung in den Medien. 

Mal einige Thesen der Doku als Beispiele: 
Gerade in unruhigen Zeiten ist die weibliche Brust etwas Grundsolides, das Ruhe und Heimat verspricht und auf eine ruhigere Zeit nach dem Chaos verweist. Deswegen haben amerikanische Soldaten im Zweiten Weltkrieg barbusige Pin-Ups an ihre Flieger gemalt, deshalb ist selbst auf so einem kämpferischen Gemälde wie diesem hier eine entblößte Brust zu sehen. In der Nachkriegszeit war die üppige, gern auch mollige Frau demnach Sinnbild von Wohlstand und Frieden und sowohl Ausdruck als auch Ziel einer Sehnsucht nach solchen Werten. 
In dieser Zeit wurden die Büstenhalter immer gewaltiger, um dem etwas nachzuhelfen. Es folgten die 1960er und 70er Jahre, in denen sich ein natürlicheres Frauenbild herausbildete. Im Zuge der feministischen Umwälzungen der Gesellschaft flog der BH über Bord, die Brust durfte zierlicher und ungewaltiger sein. Und dann - BAMM! - die 1980er Jahre, aufgepumpt mit Silikon. In den Neunziger Jahren stakste Kate Moss um die Ecke und die Jeanswerbeplakate von Calvin Klein propagierten eine androgyne Welt aus Menschen, die alle gleich dünn sind und gleich brustlos.
Seit den 2000ern sei laut dieser Doku ein Trend zu einer 'Goldenen Mitte' zu verzeichnen. Eine Abkehr von der Künstlichkeit des Silikon, aber auch kein Verlangen nach jungenhaften Models. Klingt doch nach einem versöhnlichen Ende, oder? Na mal sehen ...

Außerdem verkündete diese Dokumentation eine erschreckende Zahl. Circa 80% aller Frauen sind unzufrieden mit ihren Brüsten. Das wundert mich auch gar nicht. Als mögliche Begründung wurde angegeben, dass Frauen ja nur verzweifeln können, wenn sie die gephotoshopte Medienrealität mit der emprischen Realität vergleichen. Dazu wurde das Beispiel eines Mannes angeführt, der sich darüber beschwert hat, dass fast alle Frauen "hässliche" Brüste haben. Dieser Satz konnte damit entlarvt werden, dass er bei den Frauen, die er traf, nach dem absolut perfekten, symmetrischen Busen suchte, den er aus Hochglanzmagazinen kannte. Dass er bei seinen Feldforschungen aber auf Wachstumsstreifen hier und Asymmetrie dort traf, auf Brüste, die unterschiedlich groß oder nicht gleich voll waren und nicht ausschließlich hellrosa winzigkleine Brustwarzen haben, das enttäuschte ihn. 

Ich glaube nicht, dass dieser Mann repräsentativ ist, sondern nur ein vereinzeltes Opfer überzogener, mediengemachter Ideale. Aber dass es überhaupt so weit kommen kann, das finde ich ziemlich schlimm. 
Man wird sicher niemals die Maxime "Sex sells" aus der Werbung raus bekommen, und es kann ja natürlich nicht Sinn der Sache sein, Brüste aus Zeitschriften, TV oder Internet zu verbannen. Wichtig ist, dass jeder Mann (und jede Frau!) begreift, dass 'Natur' und 'schön' keine Gegensätze sind; dass auch etwas, das nicht durch ein Bearbeitungsprogramm gegangen ist, schön sein kann (schön ist!).

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

danke das ist schön gesagt.