Montag, Februar 27, 2012

50+

Nein, ich möchte keine Menopausentipps für die Dame um die 50 geben. Es ist nur eben irgendwie passiert, dass aus den vor Monaten genau 50 Lieblingsliedern bei last.fm wie durch Zauberhand ein paar mehr geworden sind. Und die möchte ich ungern unter den Teppich kehren.

50+1. The Beatles - The Ballad of John and Yoko ... Dieser von John Lennon geschriebene Song wurde 1969 von den Beatles veröffentlicht. Inhaltlich geht es um die Hochzeit John Lennons mit der symbolträchtigen Yoko Ono, besser gesagt um die Schwierigkeiten, welche diese mit Behörden und der Presse mit sich brachte. Auch um die legendären Bed Ins des Paares, das mehrere Alben gemeinsam aufgenommen hat, geht es in dem Song. Zum Hintergrund: das Paar war sich schon vor der Hochzeit am 20. März 1969 darüber im Klaren, dass seine Flitterwochen von öffentlichem Interesse sein würden. Also nutzten sie diesen Umstand und verbrachten die Flitterwochen in einem Hotelbett in Amsterdam, von wo aus sie Interviews für den Weltfrieden haben, make love not war. Diese Aktion wurde noch mehrfach wiederholt, es gab weitere Wochen in Wien und Montréal. Zu den Bed Ins im Songtext:

Drove from Paris to the Amsterdam Hilton
Talking in our beds for a week
The newspeople said
"Say, what're you doing in bed?"
I said, "we're only trying to get us some peace"



Ich mag dieses Lied aufgrund seiner unglaublichen Dynamik und des Rhythmus; gar nicht mal so sehr wegen der Geschichte drum herum. Irgendwann in meinen frühen Teenagerjahren brannte ich mir das Rote und das Blaue Album der Beatles, welche alle ihre No. 1-Hits versammeln, von meinem Onkel und hörte diese CDs rund um die Uhr. "The Ballad of John and Yoko" avancierte dabei schnell zu einem meiner Favoriten.



50+2. The Beatles - Here comes the sun ... Muss man dazu groß was sagen? Auch wenn es ein Gemeinplatz ist, die Beatles haben nun mal Popmusik in ihrer ureigensten und reinsten Form gemacht. Kaum eine heutige Band würde ihre Musik auf ihre Weise machen, wenn die Beatles nicht gewesen wäre. Ich denke da an Franz Ferdinand, The Hives und alle anderen, die grob in diese Schublade passen; aber ebenso an Radiohead, die Red Hot Chili Peppers und überhaupt fast alles mögliche andere, bei dessen Entstehung eine Gitarre im Spiel ist. Diesbezüglich kann ich mich auch gut an ein Interview mit Kurt Cobain erinnern, der daraus nie einen Hehl gemacht hat, dass jegliche Gitarrenmusik seiner Zeit nur ein Abklatsch der Beatles ist und dass einer seiner größten Wünsche darin besteht, auch den Qualitätssprung in seiner Musik zu schaffen, den die Beatles von Songs wie "She loves you" hin zu "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" vollbracht haben.
"Here comes the sun", komponiert von George Harrison und auf dem Album Abbey Road 1969 veröffentlicht, erfüllt zwar auch das, was ich eben über die Musik dieser Band geschrieben habe, aber auf eine etwas andere Weise. Man hört sehr gut, dass es sich um einen Song aus der Endzeit der Band handelt; an "Love me do" oder "Please please me" erinnert es mich gar nicht mehr. Auffallend sind die sonst nicht typischen Orchestereinlagen. Dennoch ist es der vollkommene Popsong.


The Beatles - Here Comes The Sun von itmisi

Donnerstag, Februar 23, 2012

Meine Top9 ... Lieblingsalben 2011

(Diese Alben sind größtenteils nicht 2011 veröffentlicht worden; ausschlaggebend ist, dass ich diese Alben in diesem Jahr entdeckt habe, teilweise auch neu für mich entdeckt habe)

1. Florence + The Machine - Ceremonials (2011)
2. Moby - destroyed. (2011)
3. Nick Cave & The Bad Seeds - Abbatoir Blues / The Lyre of Orpheus (2004)
4. Get Well Soon - Rest now, weary head! You will get well soon. (2008)
5. Glen Hansard / Marketa Irglova - Once O.S.T. (2006)
6. The Postal Service - Give up (2003)
7. Husky Rescue - Ship of light (2010)
8. Morcheeba - Blood like lemonade (2010)
9. Kate Nash - Made of bricks (2007)

Montag, Februar 20, 2012

50 Lieblingslieder (48-50)

48. Radiohead - Idiotheque ... Meine grenzenlose Begeisterung zu diesem Song, der sich auf dem Album Kid A (2000) befindet, habe ich im Ramschladen im vergangenen Jahr schon einmal kund getan. Viele mögen Radiohead zu quäkig finden (dabei ist der Quäkigkeitsfaktor verglichen mit Placebo gleich null) oder irgendwie transusig, quälend und langweilig, und was ich nicht sonst schon alles an Wertungen hinsichtlich dieser Band gehört und gelesen habe. All das wird der musikalischen Vielseitigkeit aber kaum gerecht. Denn die Musik ist weder klassisch-belangloser Insel-Indie noch Singer-/Songwriterkram; sie changiert irgendwo zwischen alternativem Pop, Elektronik und so einer Sache, der man keinen Namen geben kann, es sei denn dieser Name lautet 'Radiohead'.
Der erste Berührungspunkt war das von mir schon mehrmals publik umschwärmte "Talk Show Host" (auf dem Album The Bends von 1995); zum Einen aufgrund der Fabelhaftigkeit des Songs und zum Anderen wegen der grandiosen Einbindung in Baz Luhrmann's Romeo+Juliet (1996). Dann lernte ich die Single Creep (vom 1993er Album Pablo Honey) kennen und schließlich das restliche Werk der Band. Das vor zwei Jahren erschienene Best Of ist ein guter Einstieg, für alle Interessenten.





49. Moby - Disco Lies (Spencer & Hill Radio Edit) ... Dass Moby einer meiner Götter ist, ist auch nix Neues. Deswegen ohne viel Gefasel - einer der großartigsten, energiegeladensten und tanzbarsten Songs schlechthin. Ich biete euch hier übrigens einen Remix an, der das Beste aus dem Original herausholt:


Moby - Disco Lies (Spencer And Hill Remix) von Nile-On


50. Boduf Songs - Quiet when group ... Diesen Künstler bzw. diese Band habe ich vor zwei Jahren kennen gelernt. Das gehört zur außergewöhnlichsten Musik, die ich kenne; "Slow Core" trifft es wohl gut, oder auch "Ambient Folk" oder "Folk Noir" und was einem last.fm sonst noch so anbietet, wenn man es lässt, pretty canadian. Leipzig haben sie sogar auch schon beehrt; letztes Jahr im März hab ich sie im Conne Island gesehen (Infos zu diesem Konzert bei mir hier nachzulesen, und noch besser hier bei der guten Anja - dritte Konzertreview von oben).
Ich muss auf jeden Fall sagen, dass ich mich schwer in diesen Sound verliebt habe. Und sollten diese Musiker mal in eurer Stadt sein, dann habt die 15€ übrig, um euch diese Musik anzuhören.

Freitag, Februar 17, 2012

Wünsch dir was

1. Wenn du drei Wünsche frei hättest, welche wären das?
Ich möchte immer die Möglichkeit haben, mein Leben nach meinem Gutdünken zu gestalten. Ich möchte, dass meine Liebsten und ich allzeit mit einer prächtigwonneproppigen Gesundheit ausgestattet sind. Und ich möchte, dass dieser Songtext wahr wird.


2. Welches ist dein Lieblingsmärchen?
"Die kleine Meerjungfrau", ohne Wenn und Aber.


3. Glaubst du an Wunder?
Nein.


4. Wieviele Handtaschen besitzt du?
Keine im eigentlichen Sinne. Nur eine Allzewckumhängetasche für Uni, Shopping und alle anderen Gelegenheiten.


5. Welche Superheldenfähigkeit hättest du gerne?
Den "Alle haben sich auf der Stelle lieb"-Blick. Oder unsichtbar sein können ... ;)


6. Könntest du ohne TV, Handy und Internet leben?
Ohne Handy mit großer Sicherheit. Ich habe erst eins, seit ich 20 bin, und auch darauf guck ich manchmal tagelang nicht. Was das Internet betrifft ... ich genieße es mal, ne internetfreie Woche am Meer zu haben, aber im Großen und Ganzen bin ich für die Möglichkeiten, die das Netz bietet, schon recht dankbar. Siehe beispielsweise die Existenz dieses Blogs.


7. Welche drei Eigenschaften magst du gar nicht an dir?
Ich bin ungeduldig und manchmal naiv. Außerdem zu narzisstisch.


8. Wenn du die Möglichkeit hättest in einer anderen Zeit zu leben, welche Zeit wäre das?
Klar wäre Weimar zu Goethes Zeit reizvoll - kein Strom, kein Straßenverkehr. Oder das Berlin zu Beginn des letzten Jahrhunderts. Aber letzten Endes verklärt man diese Zeiten aus der Gegenwart heraus ja auch nur.


9. Wie sieht für dich ein perfektes Wochenende aus?
Ausschlafen, Liebe, Kochen, Filme, guter Wein, Fußball, Zeit mit Freunden, vielleicht auch der Familie. Ich bin da nicht so unkonventionell ;)


10. Was ist dein bisher absolut peinlichstes Erlebnis?
Da gibt es leider Gottes Tausende. Bloßstellungen in der Schule, peinigende Kommentare in Schwimmbädern, betrunkene Aktionen gegenüber Menschen, von denen man gemocht werden möchte ... herrje.

Dienstag, Februar 14, 2012

Nach Hause


"Also hier würd ich nicht wohnen wollen", sagte die grimmige alte Frau, die mir entgegen kam, als ich nach meiner Besorgungstour aus der Innenstadt in das Wohnviertel, in dem ich aufgewachsen bin, heimkehrte. Mittlerweile lebe ich in einer größeren Stadt von etwa einer halben Million Einwohner, die circa 100km von meiner Geburtsstadt entfernt liegt. Aber ich besuche meine Eltern regelmäßig und jetzt zur Weihnachtszeit länger als ein obligatorisches Wochenende pro zwei Monate. Ich habe gern hier gelebt. Die kleine Stadt, reichlich vierzigtausend Seelen zählt sie, liegt ruhig und unbehelligt-provinziell am Fuße eines Mittelgebirges, ist für dies und jenes über die Grenzen des Landes hinaus bekannt und für ostdeutsche Verhältnisse haben hier viele Menschen Arbeit; die Firmen ziehen sogar mehr zu als ab. Zum Aufwachsen empfand ich es hier als Ideal. Es gibt ein großes Kino, ein Erlebnisbad, einen großen Park, ein paar künstliche Seen im Umland, ein Gewerbegebiet mit vielen Läden, die jungen Menschen wichtig sind und ein Gymnasium von gutem Ruf. Der Ort ist groß genug, um sich nicht gänzlich zu langweilen, aber ausreichend klein, um die nächtliche Sicherheit auf den Straßen zu gewährleisten.
Ende der 1980er Jahre entstand im Westen der Stadt auf einer bis dahin noch unbebauten Fläche ein großes Neubaugebiet, voller sechsgeschossiger Plattenbauten. Ich ging geradeso in den Kindergarten, als wir in einen dieser Blöcke zogen, einfach weil es preiswerte, geräumige (meine Mutter war gerade mit meiner Schwester schwanger) Wohnungen waren und man auch irgendwie als hip galt, wenn man einen der Betonklötze bezog. Und so wimmelte es in den Neunziger Jahren vor jungen Familien mit ein bis drei Kindern in den Neubauten, die Wiesen des erstaunlich grünen Plattenbaugebietes waren im Sommer voller spielender Kinder und im Winter der Schauplatz vieler Schneeballschlachten und schneearchitektonischer Meisterleistungen. Doch die Hipness war schnell dahin. Heute leben hier vor allem alte Menschen, schlecht integrierte Osteuropäer, Studenten - die Schnitte der Wohnungen eignen sich in der Tat prima für Wohngemeinschaften-, und eben jene Ehepaare, die vor 20 Jahren mit ihrer kleinen Familie hier her gezogen sind. Die Grünflächen sind leer und die Sommernachmittage leise geworden. Sobald meine Schwester mit der Schule fertig ist und wegzieht oder irgendwie eigenes Geld verdient, werden sich wohl auch unsere Eltern eine Bleibe suchen, die ihrem nicht niedrigen Lebensstandard angemessener scheint. Ich habe für die beiden immer von einer verwinkelten, fensterreichen Altstadteigentumswohnung geträumt.
Trotz all dem bin ich der Frau, die mir auf dem Heimweg entgegen kam, böse. Ich hatte hier eine Kindheit, die schöner und erfüllter nicht hätte sein können, inmitten vieler gleichaltriger Kinder, die gern mit ihren Eltern auf dem Balkon, auf dem Grillen verboten ist, gesessen haben. Zugegeben, diese Weihnachtswoche bei meiner Familie gehört zum anstrengendsten, was ich im Laufe dieses Jahres gemacht habe - die Wände haben hier Ohren, jeder Tropfen, der im Badezimmer die Keramik trifft, wird im Nebenraum vernommen und das Prinzip der Privatsphäre war und ist meinen Eltern von jeher fremd. Drei bis vier Mahlzeiten am Tag, zu recht festgelegten Uhrzeiten, überstrapazieren meinen Appetit und mein Bedürfnis nach Gesundheit und einem schlanken, straffen Körper und die Anzahl der Bars und guten Kneipen, in denen ich mich abends mit alten Freunden aus Schulzeiten treffe, die in diesen Tagen den Weg in die alte Heimat ebenso gefunden haben wie ich, ist grausam gering. Jetzt, da ich die Auswahl einer großen Stadt genießen kann - die irischen Pubs, die spanischen Tapas- und Cocktailbars, die Fußballkneipen ... - kommt sie mir sogar noch geringer vor als früher. 
Doch ich lebte gerne hier. Ich werde immer wieder gerne hierher zurück kommen, für ein paar Tage. Und ich werde meine kleine Stadt und die Häuserblöcke, zwischen denen ich aufgewachsen und herumgetobt bin, vor jedem verteidigen.