Montag, Juni 25, 2012

EM-Zwischenstand (V)

Die Viertelfinals! Endlich spektakulärer, qualitativ guter Fußball! Sollte man meinen.


  • Tschechien - Portugal (0:1): Dieses Spiel habe ich auf dem Sommerfest der philologischen Fakultät geguckt, quasi mal wieder beim Public Viewing. Diese Art des Guckens habe ich zu dieser EM absichtlich meist gemieden, im Vergleich zur WM vor zwei Jahren in Südafrika, zu welcher ich fast jedes deutsche Spiel auf oder in der Moritzbastei geschaut habe. Beim Sommerfest war eher wenig Sommer, weswegen ich das Fußballgucken im Zelt bei Teelichtschein und Radler sehr angenehm fand. Und das Spiel hatte durchaus auch sehr sehenswerte Phasen, an fast allen war Cristiano Ronaldo schuld. Dieser Mann scheint seine grandiose Saison, die er bei Real Madrid gespielt hat, bei der EM weiterführen zu wollen und hat die Portugiesen dahin gebracht, wo sie vor dem Turnier niemand vermutet hätte - ins Halbfinale. Die Tschechen blieben daneben, von sehr wenigen Chancen abgesehen, blass.
  • Deutschland - Griechenland (4:2): Während dieser Begegnung war ich auf dem Abiball meiner Schwester. Glücklicherweise lief in zwei Räumen des Ballhauses die Übertragung des Spiels, sodass man sich ab und an davonstehlen und guten Gewissens ein paar Minuten gucken konnte. Im Zuge dessen haben ich sogar mehrere der sechs Tore live miterlebt, der deutsche Sieg hat der Stimmung auf dem Ball ebenfalls nicht geschadet. In voller Länge habe ich mir das Spiel dann Samstagvormittag zum Frühstück angesehen. Die Deutschen wollten einiges wieder viel zu schön und viel zu kompliziert machen und haben deswegen einige große Torchancen versemmelt - macht aber nix, wenn man trotzdem vier schöne Treffer erzielt. Sicher hätte es auch 28:2 ausgehen können. Es ist aber auch erstaunlich, wie die Griechen aus einer Torchance zwei Treffer gemacht haben. Schade finde ich, wie Schweinsteiger nach der Partie bewertet wurde (wenn ihr den verlinkten Text lest - dann bitte auch die erhellenden Leserkommentare darunter!), schön finde ich, wie man ihn andernorts stattdessen gesehen hat. Letzterer Link enthält übrigens auch so ziemlich die beste taktische Analyse, die ich über ein Fußballspiel bisher gelesen habe. 
  • Spanien - Frankreich (2:0): An diesem Spiel, ich sah es im Kreise meiner Kernfamilie inklusive meines Freundes und des Freundes meiner Schwester und nach zu viel Pizza, war alles doof und langweilig und nervig. Was der Großteil der französischen Nationalmannschaft seit der Niederlage gegen die Schweden in der Vorrunde veranstaltet, ist arm und traurig. Die Arbeit von zwei Jahren Wiederaufbau durch Laurent Blanc ist hinüber, manche Spieler verhalten sich in Interviews wie die letzten Deppen und müssten doch auf dem Platz eigentlich gemerkt haben, dass Franck Ribéry und Hugo Lloris (Tor) die Spanier nicht alleine besiegen können. Ach, Spanien. Deren Spielweise ist mittlerweile regelrecht destruktiv zu nennen; schön anzusehen ist es zumindest schon eine Weile nicht mehr. Ewiges Hin- und Hergeschiebe auf dem Raum der Größe eines Wohnzimmers, die Gegner hecheln hin und her; ab und an mal ne Torraumszene. Ein Eiertanz. Und ich hoffe, Cristiano Ronaldo packt am Mittwoch im Halbfinale seine stolzgeschwellten Eier aus und schießt die Spanier auf den Mond.
  • England - Italien (0:0 n.V., 2:4 n.E.): Ab etwa Minute 70 waren die Engländer platt und fertig. Irgendwie haben sie es trotzdem geschafft, sich auch bis Minute 120 kein Tor einschenken zu lassen und irgendwie haben sie wohl angenommen, nach dem merkwürdigen Champions League-Sieg von Chelsea würden englische Mannschaften auf einmal Elfmeterschießen gewinnen. Pustekuchen, solange es Gianluigi Buffon und vor allem Andrea Pirlo gibt, konnte das gestern nur ein Wunschtraum bleiben. Leider war das Ergebnis gerecht, die Italiener waren über den gesamten Zeitraum einfach besser als Rooney, Gerrard & Co. Und nun heißt es am Donnerstag Deutschland gegen Italien, ein Klassiker jagt hier den nächsten. Der weise Mann, mit dem ich zusammenlebe, sagte dazu: Wenn die Deutschen gewinnen, dann wird es ein derart anstrengendes, kräftezehrendes Spiel für sie werden, dass sie sich vielleicht am Sonntag zum möglichen Finale noch nicht wieder erholt haben. Und das kann ich mir gut vorstellen.
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Zu guter Letzt noch ein Lesetipp für all diejenigen, die sich bei Spielen der italienischen Nationalmannschaft fragen, was diese uralte, weise aussehende Indianerhäuptling da in dem blauen Trikot macht.

Donnerstag, Juni 21, 2012

EM-Zwischenstand (IV) und: Poor Poland

Die finalen Gruppenspieltage:

  • Tschechien - Polen (1:0) / Griechenland - Russland (1:0): An diesem Spieltag lief alles anders, als der Großteil Europas es sich gedacht hatte. Im Grunde liegt das Weiterkommen Tschechiens und Polens vor allem an der Mathematik, hat aber irgendwie dennoch zu keiner Zeit etwas mit Ratio zu tun gehabt. Besonders bitter für die Russen: bei einer WM wären sie in die Endrunde gekommen, nach der neuen UEFA-Regelung für die EM sind es eben stattdessen die Griechen, die ins Viertelfinale dürfen. Deren disziplinierte Abwehrleistungen und deren Kampfgeist möchte ich an dieser Stelle aber auch nicht ganz unterschlagen. Und die Tschechen, die ja immerhin ein paar richtig gute Leute im Kader haben, bescheren der Stadtwirtschaft weiterhin böhmische Freibierabende ;)
  • Portugal - Niederlande (2:1) / Dänemark - Deutschland (1:2): Irgendwie ist mir erst am Tag nach den Spielen aufgegangen, dass zwischenzeitlich sogar ein Ausscheiden realistisch gewesen ist; ein einziges Tor der Dänen zu einem 2:1 für sie hätte ausgereicht. Aber dank schlechter dänischer Chancenverwertung und drehbuchhaften Toren durch Lukas Podolski (in seinem 100. Länderspiel) und Lars Bender hat ja doch noch alles gepasst. Die Dänen fahren folglich heim, ebenso wie Oranje - dazu fällt einem ja kaum mehr was ein. Und 'CR7' hat seine portugiesische Truppe quasi im Alleingang ins Viertelfinale katapultiert, wo heute Abend die Tschechen warten. Und Jogis Mannschaft muss morgen gegen Griechenland ran. 
  • Kroatien - Spanien (0:1) / Italien - Irland (2:0): In dieser Gruppe war gerade am letzten Spieltag vieles weniger klar, als es vom Papier her hätte sein sollen. Die Kroaten waren nahe dran, das Viertelfinale - am Ende sogar anstelle der Spanier - zu erreichen. Die Spanier hingegen schienen sich der potenziellen Gefahr über weite Strecken gar nicht bewusst zu sein, spielten ungewohnt zerfahren und teilweise mutete es sogar wie Arbeitsverweigerung an. Das war wirklich kein sehenswertes Spiel. Italien hat im Gegenzug seine Sache überraschend souverän gelöst, was ihnen, gerade angesichts der Korruptionsskandale, niemand so richtig zugetraut hatte.
    Also: Spanien und Italien im Viertelfinale.
  • England - Ukraine (1:0) / Schweden - Frankreich (2:0): Diese Spiele waren ähnlich unschön anzusehen wie jene vom Vortag. Die Franzosen haben fast durchweg überhaupt nichts zustande gebracht, haben stattdessen den Schweden Raum für eine mehr als anständige Abschiedsleistung gegeben. Das Resultat war u. a. ein sehr schönes Tor vom Zlatansbraten. Der französische Trainer Laurent Blanc hat nach dem Match getobt und meinte, dass aus seinem Team außer Ribery, einem Abwehrspieler und dem Torhüter Hugo Lloris keiner wirklich das Spiel ernstgenommen zu haben scheint. Im Parallelspiel gaben sich die Engländer zwar redlich Mühe, und Rooney hat zu seinem ersten EM-Einsatz auch gleich mal die neue Tolle zum Toreschießen benutzt, aber einen großen Aufreger gab es auch hier noch einmal: den Ukrainern wurde ein astreines Tor nicht gegeben. Gut, das hätte sowieso nicht zählen dürfen, weil es aus einer Abseitssituation heraus erzielt wurde - aber der eigentliche Skandal besteht darin, dass der Torrichter nur wenige Meter daneben aus allerbester Sichtposition diesen Ball als "nicht über der Linie" deklariert und damit ein weiteres Mal unter Beweis gestellt hat, wie unnötig und nichtsbringend dieser Posten ist.
    England trifft als Gruppensieger am Sonntag auf Italien, Frankreich muss einen Tag zuvor gegen Spanien ran.

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Eine unvorstellbare Katerstimmung herrscht nun natürlich in den Gastgeberländern, deren Nationalmannschaften es beide nicht in die Viertelfinals geschafft haben. Bei den Ukrainern war es im Vorfeld auch nicht anders erwartet worden, und dafür war es dann am Ende sogar noch überraschend knapp. Die Polen hingegen sind maßlos enttäuscht. Allerorten kann man Viertel- und Halbfinaltickets von polnischen Fans erwerben, die sich jene gekauft hatten in der Hoffnung, in diesen Partien ihre Mannschaft spielen zu sehen. In dieser vermeintlich leichten Gruppe, in der Russland als gesetzt galt, schien das weiterkommen sehr machbar. Und mit den Dortmunder Meisterspielern im Kader sowie dem Stammtorwart im Arsenal London zwischen den Pfosten, war man sehr optimistisch gewesen. Nach dem Aus in der Vorrunde ist die polnische Presse nicht zimperlich mit den "Verantwortlichen" umgegangen. Eine Zeitschrift brachte den Nationaltrainer Smuda und den Chef des polnischen Fußballverbandes Lato auf der Titelseite, mit dem Untertitel versehen: "Schämt ihr euch nicht, den Polen in die Augen zu schauen?" Noch feindseliger wurde übrigens das russische Team ("Versager! Bastarde!", "Ihr habt unsere Herzen gebrochen!"), vor allem dessen scheidender Trainer Dick Advokaat ("Scher dich zum Teufel!"), zu Hause von der Presse empfangen.

Es kann auch gar nicht verwundern, wie groß die Ernüchterung der Polen nun ist. Idol Robert Lewandowski hatte das letzte Gruppenspiel gegen Tschechien als das "wichtigste der Fußballgeschichte des Landes" bezeichnet, die Spieler selbst hatten die Erwartungshaltung in große Höhen geschraubt. Seit Jahren schon war Polen im EM-Fieber und man hat viel dafür getan, ein unvergessliches Turnier zu veranstalten, nette Gastgeber zu sein, mit den Ostseestränden und den gut erhaltenen Altstädten von Breslau und Danzig zu glänzen. Auf überlebensgroßen Transparenten prangten an polnischen Wolkenkratzern die Helden der polnischen Fans, die zu EM-Helden werden sollten. Dann hatte man sich doch recht sang- und klanglos verabschiedet, mit zwei Unentschieden gegen Griechenland und Russland sowie einer knappen Niederlage gegen das benachbarte Tschechien. Und auch die polnische Gastlichkeit hat nun dunkle Stellen: das Spiel der Polen gegen die Russen fand am russischen Unabhängigkeitstag statt; 10.000 russische Fans planten deswegen einen symbolischen Marsch zum Stadion von Warschau und die Polen wollten diese Provokation der ehemaligen Herrschernation nicht hinnehmen. Letztendlich eskalisierte die Situation im Stadtgebiet und mehr als 100 Hooligans, größtenteils stark nationalistischer Prägung, schlugen aufeinander ein. Dazu hatte auch beigetragen, dass verschiedene polnische Medien im Vorfeld die russischen Fans recht pauschal in Misskredit bei den Polen gebracht haben, die Polen regelrecht zur Rivalität aufwiegelte. Schließlich hat es dutzende Verletzte und 184 Festnahmen gegeben, der Großteil der Urteile wurde mittlerweile auch schon ausgesprochen. Denn die polnische Regierung will zeigen, wie ernst es ihr mit strengen juristischen Konsequenzen ist.

Montag, Juni 18, 2012

EM-Zwischenstand (III), und: Klatsch und Tratsch aus der Welt des Profifußballs

Die Spiele:

  • Italien - Kroatien (1:1): Ich kann mich kaum mehr an dieses Spiel erinnern. Andrea Pirlos direkt verwandelter Freistoß in der ersten Hälfte war wunderschön, und dass Mario Mandzukic Tore schießen kann, ist bekannt. Am bemerkenswertesten war wohl die sehr offensiv ausgerichtete Spielweise der Italiener, erfreulicherweise scheinen sie den Catenaccio abgelegt zu haben.
  • Spanien - Irland (4:0): Was hätte es auch anders werden sollen! Die Iren haben gekämpft, aber Spanien ist ein paar Nummern zu groß für sie; und raus aus diesem Turnier sind sie wohl mit Recht. Doch dieses Spiel hat der Welt vor allen Dingen das hier gegeben:


  • Ukraine - Frankreich (0:2): Die Wasserschlacht von Donezk! So ein Unwetter habe ich lange nicht gesehen, innerhalb weniger Minuten war der Rasen unbespielbar und das Spiel für fast eine volle Stunde unterbrochen. Danach aber galten die Regeln der Wahrscheinlichkeit wieder, und Frankreich hat der ukrainischen Begeisterung ein Dämpferchen verpasst.
  • Schweden - England (2:3): Das bisher beste Spiel dieser EM. Spannend, hart und fair umkämpft, mit wunderschönen Toren (z. B. per Kopf von Cahill oder mit der Hacke und dem Rücken zum Tor von Welbeck). Leider bedeutet diese Niederlage der Schweden auch das EM-Aus nach nur zwei Spielen. 
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Und nun mal zu unsachlichen, ja regelrecht sachundienlichen Dingen, die ich aber trotzdem ganz interessant oder auch nur amüsant finde.

Profifußballspieler stehen ja sehr in der Öffentlichkeit, weswegen jedes Fitzelchen Privates zur Attraktion wird. Noch in den 70er und 80er Jahren wurden private Details teilsweise ganz selbstverständlich von den Spielern an die Medien weitergegeben. 1990 zur Weltmeisterschaft in Italien wohnten die deutschen Spieler und die deutschen Medien gar im gleichen Hotel, und feierten abends zusammen feuchtfröhlich die Siege und spielten an fußballspielfreien Tagen miteinander Skat am Hotelpool.
Von dieser Situation sind die Teams heute weit entfernt, die Sportler werden abgeschirmt und geben nur wenige Dinge über sich preis. Umso dankbarer (im Sinne von: ausschlachtender) wird dann natürlich von Presse und Co. mit dem Wenigen umgegangen, das ungeplant an die Öffentlichkeit gelangt.

Spielerfrauen - und Frauen, bei denen nie herauskommen sollte, dass sie mit Spielern "verkehren" - sind wohl das prominenteste Thema. Dazu zwei aktuelle Liebesgeschichten aus dem Fußball:

Gérard Piqué ist Stammspieler in der Innenverteidigung von Real Madrid und der spanischen Nationalmannschaft, also offenkundig einer der besten Verteidiger der Welt. Seit Winter/Frühjahr 2011 ist er mit Shakira liiert, die (Jahrgang 1977) übrigens auf den Tag genau 10 Jahre älter als er (Jahrgang '87) ist. Nach wenigen Monaten machte das erste von seitdem zig Trennungsgerüchten die Runde. Immer wieder mit der Begründung, dass Piqué nicht die Finger von jüngeren Frauen lassen könnte. Shakira war auch einmal einer von mehreren Gründen für sportliche Spannungen zwischen Piqué und seinem (mittlerweile ehemaligen) Barca-Trainer Pep Guardiola. Dieser kritisierte im Februar 2012 Piqué für seinen "Lebenswandel", zu dem auch die glamouröse Beziehung zu dem Popstar gehört. Zusammen sind die Latina und der Fußballprofi übrigens nach wie vor, sie war u. a. beim EM-Vorrundenspiel der Spanier gegen die Italiener (1:1) als Zuschauerin dabei.

In der deutschen Nationalmannschaft gibt es einige Paarungen mit recht hohem "Glamourfaktor". Bisher waren unangefochten auf Platz 1 immer Bastian Schweinsteiger und seine Freundin, das Model Sarah Brandner. Die beiden sind seit 2007 ein Paar. Doch seit 2011 haben die beiden nur noch Platz 2 inne - denn seitdem ist Sami Khedira (25), der bei Real Madrid unter Vertrag steht, mit Lena Gercke (24) zusammen. Lena war die Gewinnerin der ersten Staffel von Germany's Next Topmodel und kann im Gegensatz zu den meisten anderen Gewinnerinnen und Teilnehmerinnen dieses Formats eine recht gut laufende Modelkarriere vorweisen. Mittlerweile wohnt sie auch nahe Madrid und der Heiratsantrag ging wohl auch schon über die Bühne. Anfang 2012 kam es dann aber zu einem kleinen Skandälchen: die beiden haben ziemlich erotische Fotos für die deutsche Ausgabe des GQ-Magazins gemacht. Die kamen hierzulande gut an, aber in Tunesien, woher Khediras Eltern stammen und dessen Staatsbürgerschaft der Profi auch neben der deutschen noch hat, sah man das Ganze etwas anders. Nachdem ein Bild aus der Fotostrecke auch in einer tunesischen Tageszeitung abgedruckt worden war, wurden die verantwortlichen Journalisten festgenommen. Als Grund wurden "Verstöße gegen Sitte und Moral" genannt. Die Freilassung erfolgte nur wenige Tage später, danach gab es aber permanenten Polizeischutz für die Journalisten, da sie Morddrohungen von Islamistengruppierungen bekamen. Auf Facebook stellten sich viele Tunesier auf die Seite der Journalisten, Khedira reagierte "betroffen" und bewertete den Vorgang als "traurig". Abschließend drei der Bilder des Anstoßes:




Donnerstag, Juni 14, 2012

EM-Zwischenstand (II), und: Patriotismus

Setzen wir erst die Spieleauswertung fort, ehe es etwas inhaltlicher wird:

  • Frankreich - England (1:1): Dieses grausige Spiel habe ich zwar kommentiert, es soll hier aber um der Vollständigkeit willen aufgeführt werden. Dabei ist jedes Zeichen zu viel. England hat außer einen guten Abwehrleistung wenig gezeigt - und das kann doch nicht alles am gesperrten Wayne Rooney liegen. Frankreich hat, für mich überraschend, leider genauso wenig gemacht, von einem guten Nasri mal abgesehen. Das war ein ziemlich nerviges Spiel.
  • Ukraine - Schweden (2:1): Wie ich es im Vorfeld angekündigt hatte, war hier um einiges mehr los. Die Gastgeber haben richtig gut gespielt, die alte Socke Schewtschenko hat alles aus sich raus geholt und Zlatan Inbrahimovic im Gegenzug ganz schön alt aussehen lassen - Ibras schönes Tor wollen wir natürlich trotzdem nicht unterschlagen. Außerdem bescherte mir dieses Spiel einen schönen Lacher beim Verfolgen des 11Freunde-Tickers: "Wir können die Namen doch eh nicht, also Ukraine wechselt: Jokerwitsch kommt für Ausgepumptorenko." 
  • Griechenland - Tschechien (1:2): Der zweite Spieltag beginnt so unkrachermäßig wie der erste vor vier Tagen. Und das Spiel läuft exakt so wie erwartet: die Tschechen sind im Allgemeinen besser, der Schalker Kyriakos Papadopoulos holt sich selbstverständlich eine gelbe Karte und Theofanis Gekas schießt selbstverständlich kurz nach seiner Einwechslung ein Tor. Und weil alles so vorhersehbar lief, habe ich mir dafür auch schöne fünf Punkte im Tippspiel abgeholt (und damit drei Punkte mehr, als ich am gesamten ersten Spieltag ertippt hatte), wo ich nun auch generell wieder auf dem aufsteigenden Ast bin (derzeit Platz 2).
  • Polen - Russland (1:1): Schon im Vorfeld war viel los. Tausende russische Fans marschieren in einem Marsch zu Ehren ihres Unabhängigkeitstages auf das Stadion zu und provozieren damit, sicherlich intendiert, die Polen. Und dann wird sich gehauen. Auf dem Platz gings auch heftig zur Sache, aber eher im positiven Sinne. Der Zuschauer, in diesem Falle ich, sah ein schönes umkämpftes Spiel zweier gut spielender Mannschaften. Für Polen wäre ein knapper Sieg durchaus drin gewesen und ein richtig guter Jakub Blasz... Blacz ... ein gewisser Kuba hat das Spiel attraktiv und spannend gehalten. Das Ergebnis ist aber dennoch gerecht.
  • Dänemark - Portugal (2:3): Dänemark ist der Gruppe B ja das, was Irland der Gruppe C ist. Man hält die Fans für die lustigsten, trinkfestesten und partytauglichsten überhaupt und freut sich, insofern nicht das eigene Team gegen sie spielt, über jedes Tor. Denn Underdogs sind cool und so. Diese Dänen werden ihrer sympathischen Außenseiterrolle auch durchaus gerecht und dekorieren sie sogar mit ganz okayem Fußball, der Siege oder Remis auch als verdient erscheinen lässt. Und in diesem Spiel wäre ein Unentschieden sogar in Ordnung gegangen. Das Spiel war sehr spannend und sehr schön anzusehen. CR7, wie man Cristiano Ronaldo auch ganz lässig nennen kann, hat allerdings wieder nix gezeigt, von mehreren derbe versemmelten Großchancen mal abgesehen. Tat mir leid für ihn. 

  • Niederlande - Deutschland (1:2): Bei 67°C im "Kessel von Charkiw" drohte es ein lahmer Hitzekick zu werden - Gott sei Dank blieb mir, uns, euch das über weite Strecken erspart. Es gab einige sehr schöne Szenen zu sehen, allen voran natürlich die Schweinsteiger-Zuckerpässchen auf Gomez, der diese noch zuckermäßiger und mit an Raúl erinnernder Eleganz zu Toren machte. Ich freue mich für beide Spieler wirklich sehr. Wieder etwas schade, dass Mesut Özil derzeit wohl nicht zeigen kann, was wir so gerne von ihm sehen, abgesehen von einem sehenswerten Pfostenschuss ganz zu Beginn der Partie. Am Ende wurde es durch van Persies (echt gutes) Tor noch mal spannender als mir recht war, aber der Sieg wurde über die Zeit gebracht. Und ein sehr trauriger Mark van Bommel hatte allen Trost nötig, denn Bastian Schweinsteiger zu vergeben hatte. Legendär ist dieses Spiel allerdings vor allem wegen dieser Szene:
 

Hehe ... (es gibt bei youtube auch Clips mit deutschem Kommentar - aber kaum einer davon zeigt die Szene so vollständig wie dieser hier)


Im Vorfeld zu jedem Fußballturnier, zumindest seit der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland, gibt es eine Patriotismus- bzw. Nationalismusdebatte. So ganz geheuer ist das Fahnengeschwenke und Hymnensingen verschiedenen Leuten nach wie vor nicht. Dank Facebook, unser aller bestem Freund, wird die Debatte zwar argumentfreier, dafür aber auch anschaulicher und griffiger. Hier mal zwei Bilder, auf die ich in den letzten Tagen im sozialen Netzwerk gestoßen bin:


Mit diesem Zettelchen habe ich ein großes Problem. Nicht nur, dass es natürlich eine Straftat darstellt, eigenmächtig an der Gestaltung des Eigentums eines anderen Menschen herumzuwerkeln und obendrein noch etwas zu klauen. Es ist auch dieses "Na, ich übernehme mal das Denken für dich"-Ding, das da mitschwingt. Und zudem halte ich anti-nationale Bestrebungen für ebenso verfehlt und verherrlichend wie nationalistische Bewegungen. Das Problem ist nur, dass jeder antinationalistisch eingestellte Mensch jede Flagge als Beleidigung der Humanität und als obernazihafte Geste erachtet. Die Möglichkeit eines Weges, der zwischen diesen beiden Polen verläuft, wird gar nicht erst diskutiert. Ich bin weder ein sonderlich großer Patriot noch das Gegenteil davon - das heißt nicht, dass ich diesbezüglich Nichts, nichts dazwischen bin. "Deutsche Identität" wird hier als regelrechtes Verbrechen beschrieben, und das kanns ja dann auch irgendwie nicht ganz sein.


Ein bisschen diskussionswürdiger - also im Sinne einer ernsthaften Diskussion, die fruchtbar sein könnte - finde ich da diesen Schriftzug. Denn er beinhaltet viel Wahres: "Ausgrenzung stinkt" ist etwas, das absoluter Konsens sein muss. Der Zusatz "- Auch zur EM" ist selbstverständlich auch wahr. Aber er hat einen Beigeschmack, der sich im Satz darüber konkretisiert. Allein einem "wir" ein (hier nicht artikuliertes) "ihr", also jenes "die anderen" gegenüberzustellen, wird hier als aggressive Ausgrenzung, als nationalistisch gewertet. Rein sprachsemantisch gesehen stimmt das Argument 'Ausgrenzung' wohl auch - ein 'wir' grenzt immer automatisch jeden aus, der nicht im 'wir' enthalten ist. Ich sage z. B. 'wir', wenn ich die Mama-Papa-Schwester-Anne-Familie meine und grenze damit meinen Freund, meine Oma und Barack Obama aus. Aber ist das deswegen ein böses, abwertendes 'wir'? Sicherlich nicht. Und dass man auch fußballnationenintern mit diesem Personalpronomen hantiert, das muss auch keine bösen, abwertenden Absichten haben. Sicher gibt es Leute, die so ticken; aber ich finde es ungerechtfertigt, deswegen alle Fußballfans, die ein 'wir'-Gefühl erleben, über den gleichen Nazi-Kamm zu scheren.

Dieser Link führt euch zu einem etwas humorvolleren, da weniger germanistischen Umgang mit diesem Thema. ;)

Montag, Juni 11, 2012

EM-Zwischenstand, und: Gomez, der Torero

Am Ende des heutigen Abends werden es acht Em-Vorrundenspiele in vier Tagen sein, die ich mir vollständig angesehen haben. Ein kleines Fazit:

  • Polen vs. Griechenland (1:1): Ich hatte mit einem polnischen Sieg gerechnet, schon wegen der drei Dortmunder Double-Sieger im Kader der Polen; außerdem haben sie mit Szczesny einen richtig guten Keeper. Das bringt aber alles nichts, wenn man mit dem Gut-Spielen nach ner halben Stunde aufhört und der Torwart sich dann noch ne rote Karte einfängt.
  • Russland vs. Tschechien (4:1): Russland hat erwartungsgemäß das Spiel dominiert, aber dass sie so gut sein würden, das hätt ich vorher nicht gedacht. Von allen Teams, die wir bisher haben spielen sehen, überraschenderweise das überzeugendste. Tschechien hatte keine Chance und die Freibierhoffnungen der Stadtwirtschaftbesucher auch nicht.
  • Niederlande vs. Dänemark (0:1): Damit hätte nun wirklich niemand gerechnet. Vergleicht man die Kader der beiden Nationalmannschaften, müsste das eigentlich eine klare Sache sein. Aber wenn van Persie und Huntelaar das Tor nicht finden, Sneijder hingegen die Form nicht findet und Dänemark eben die EINE Chance gut nutzt, dann passiert das nun mal.
  • Deutschland - Portugal (1:0): Puh - das hätte aber janz leicht in die Hose gehen können. Doch dank des schönen Tors von Gomez, einer guten Abwehrleistung um den ü-ber-ra-gen-den Mats Hummels und auch dank unseres superduper Torwarts hat dann ja doch noch alles gepasst. Cristiano Ronaldo zündet eben auch nicht immer.
  • Spanien - Italien (1:1): Hui, sie gewinnen also doch nicht immer - sie könnens auch unentschieden! Italien hat gut, wenn auch nicht richtig gut gespielt und immer schön verteidigt und Spanien hat nur 50% seines Kreativpotenzials ins Spiel gebracht. Na, wenn die beiden Teams mal nicht Tür und Tor für Kroatien aufgemacht haben.
  • Irland - Kroatien (1:3): Denn Kroatien hat seine Sache gut gemacht. Ich habe viel Negatives über das Spiel gelesen, im Nachhinein, was ich aber nicht verstehe: es war kämpferisch, hart und über weite Strecken ist es auch spannend geblieben. Die Iren sind natürlich unser aller Lieblingspartyvolk, aber dieses Sieg haben sich die Kroaten ehrlich erarbeitet.

Gerade läuft Frankreich gegen England, merkwürdigerweise steht es noch 1:1. Und merkwürdigerweise spielt Frankreich einen ganz merkwürdigen Fußball; nach den letzten Testspielen hatte es danach ausgesehen, als ob Frankreich England heute Abend mit offensivem, schönen Fußball verhauen würde. Stattdessen scheint es darauf hinaus zu laufen, dass auch dieses Mal mein Tippspiel-Tipp ordentlich nach hinten losgeht (habe bisher zwei Punkte nach sechs Spielen ...). Danach wird mit Ukraine gegen Schweden der erste Spieltag der Vorrunde beendet und wir haben dann auch den zweiten EM-Gastgeber mal gesehen. Die Begegnung klingt nicht gerade nach einem Kracher, aber gerade solche Spiele haben ein gewisses Unterhaltungs- und Überraschungspotenzial.

Mario Gomez gibt diese Tage viele Interviews, die besonders viel Besonnenheit erfordern, um alle berechtigte Patzigkeit und Schmollerei zu verbergen. Der Mann spielt seit 20 Monaten richtig, richtig gut. Torschützenkönig 2011, Vize-Torschützenkönig 2012, in der Champions League hat nur Lionel Messi mehr Tore erzielt. Aber es wird nur genörgelt an ihm. Wenn Özil, Müller oder Podolski das Siegtor am Samstag gegen Portugal gemacht hätten, wären sie jeweils der absolute Held des Abends gewesen, der gefeierte Mann der Nachberichterstattung. Nur Gomez werden die Medien wohl nie so richtig lieb haben. Mehmet Scholl (den ich eigentlich fabelhaft finde) hat in der Analyse nach dem Spiel permanent an Gomez gemäkelt. Ein andauerndes "Ja, dieses eine Tor hat er gemacht, aber alle in den 80 Minuten davor, die er auch hätte machen müssen?". Und aus irgendwelchen Gründen sagt keiner, dass Özil weit unter seinen Zaubermöglichkeiten geblieben ist oder Hummels die Spielmacherangelegenheiten, die eigentlich Schweinsteiger obliegen, fast alleine erledigen musste. Stattdessen wird, statt Gomez für sein Siegtor zu feiern, seine Leistung auf ein Minimun heruntergespielt. Und meiner Meinung nach kontert Gomez seinen Kritikern - angesichts der Leistungen in den vergangenen knapp zwei Jahren - zu Recht: "Ich möchte wissen, warum ich mich ändern sollte"

Edit: Frankreich - England ist unentschieden geblieben. Unfassbar.

Donnerstag, Juni 07, 2012

Fußball-EM 2012 - aber eigentlich eher: alte Städte mit 'L'

Morgen Abend findet mit der Kracherpartie Polen vs. Griechenland das Eröffnungsspiel der Fußballeuropameisterschaft statt - wesentlich attraktiver finde ich persönlich ja die Begegnung im Anschluss, bei welcher sich Tschechien und Russland gegenüberstehen. Da wäre ich dann gern in meinem böhmischen Lieblingsrestaurant in meiner Heimatstadt - da gibts Freibier eine halbe Stunde lang nach jedem tschechischen Tor. Ob die favorisierten Russen sonderlich viel Freibier für meine Geburtsstädter zulassen, wage ich aber mal zu bezweifeln.

Am Samstagabend steigt dann das erste Spiel mit deutscher Beteiligung, um 20:45 Uhr muss Jogis Truppe in Lemberg gegen Cristiano und die anderen Portugiesen ran. Ich will jetzt aber gar nicht über Haargel und uneheliche Kinder sprechen, sondern über Lemberg, oder gerne auch Lwiw, für die Aussprachemächtigen. Um Zuge der schon seit Wochen andauernden Berichterstattung über die EM in Polen und der Ukraine hat diese Stadt meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. In der aktuellen 11Freunde gibt es einen wirklich interessanten Reisebericht eines Redakteurs, der der Reihe nach die Städte, in welche die deutsche Nationalmannschaft reist, wenn sie bis ins Finale kommt, abgeklappert hat. Die Ukraine kommt dabei weniger gut weg, vor allem aufgrund rechtsradikaler Tendenzen (besonders heikel im russisch geprägten Osten um den Austragungsort Charkiw) und weil der Redakteur keinen einzigen Mitarbeiter bei der ukrainischen Bahn oder den städtischen Verkehrsbetrieben gefunden hat, der des Englischen mächtig war, von englischen Ausschilderungen mal ganz zu schweigen. Einzig in Lemberg kann er der Ukraine etwas Schönes abgewinnen - sicherlich eine etwas einseitige Darstellung, die seinen wirklich unbequemen, stundenlangen Bus- und Bummelzugreisen durch das Land mit andauernden Kontrollen geschuldet ist.

Lemberg liegt ganz im Westen der Ukraine. Neben seinem ukrainischen Namen Lwiw besitzt es diesen alten, deutschen Namen, da es von 1772-1918 zur Habsburgermonarchie Österreich-Ungarn gehörte und damals die östlichste Bastion dieses Kaiserreiches und einen wichtigen Faktor zum Schutz gegen das russische Reich darstellte. Zwischen den Weltkriegen befand sich die Stadt auf polnischem Gebiet, womit sie einen gewissen Sonderstatus gerade innerhalb der polnisch-ukrainischen Beziehungen und auch hinsichtlich der Europameisterschaft, die bekanntlich beide Nationen partnerschaftlich austragen, hat. Im Übrigen war Lwiw auch von 1340 bis 1772 eine polnische Stadt. An Österreich-Ungarn fiel sie im Zuge der ersten (von so vielen) Teilungen Polens, als Preußen, Österreich-Ungarn und das russische Zarenreich das Land untereinander aufteilten.
Es folgten das Ostblockstaatendasein ab 1945 unter sowjetischer Fuchtel; seit 1991 ist die Ukraine ein unabhängiger Staat.

Das Stadtbild Lwiws macht aber einen gar nicht "sowjetischen" Eindruck und das hat vor allem mit den ca. 150 Jahren der Habsburgerherrschaft zu tun. Die Weltkriege haben die Bauten aus Renaissance und Barock, aus Klassizismus und Jugendstil fast gänzlich unbeschadet belassen, sodass man in Europa in kaum einer anderen Stadt ein derartig vollständiges Architekturpanorama finden kann. Besonders hervorzuheben sind die Oper aus dem 19. Jahrhundert und die St.-Georgs-Kathedrale aus dem 18. Jahrhundert. Von immenser historischer und auch kirchenbaulicher Bedeutung ist die sogenannte Armenische Kathedrale aus dem 14. Jahrhundert, die im alten armenischen Viertel der zu dieser Zeit polnischen Stadt errichtet wurde. Mir persönlich gefällt - so von der bloßen Onlinerecherche her - die Boim-Kapelle gut. Das ist eine Kapelle aus der Renaissance, von der ungarisch-stämmigen Familie Boim gestiftet (Herr Boim war Kaufmann und Stadtrat in Lemberg). Außerdem scheint das Umland, in dem sich bereits die im Süden anschließenden Karpaten andeuten, bekannt für Holzkirchen zu sein.

Und für alle Literaturinteressierten: ca. 90km entfernt von Lemberg liegt Brody, der Geburtstort von Joseph Roth, dem wir so wunderbare Texte wie Hiob, Hotel Savoy, Radetzkymarsch oder auch Die Legende vom heiligen Trinker zu verdanken haben. Roth studierte ein Jahr lang an der Lemberger Universität (die älteste der Ukraine), bevor er sich in Wien immatrikulierte.
Außerdem wurden Stanislaw Lem Und Leopold Sacher-Masoch (Venus im Pelz) in Lemberg geboren.

Einen Faible für die Länder zwischen Deutschland und Russland hatte ich schon immer, vor allem aufgrund der Ethnien- und Kulturenvielfalt sowie des Legendenreichtums, den ich mit dieser Region verbinde. Ob meine dunkle-Mythen-geschwängerte Vorstellung eine Art mitteleuropäischer Verklärung und Mystifizierung darstellt, erfahre ich wohl erst, wenn ich eines Tages in östlichere Regionen als das Riesengebirge reisen sollte. Denn wenn wir ehrlich sind - Teile der Ukraine sind nicht weiter weg als manche Ecken Frankreichs, aber unser spontanes Wissen darüber ist kaum vorhanden, und wenn, dann nur in Ahnungen und im wahrsten Sinne des Wortes dunklen Vorstellungen.
Vielleicht hat auch Prag mit meiner Vorstellung von Osteuropa viel zu tun. Irgendetwas in mir denkt sich: wenn Prag schon so sagenhafte Legenden wie die um den Golem zu bieten hat, dann muss es noch weiter im Osten noch Magischeres geben. Und angesichts des Mythenschatzes des Ostjudentums halte ich das auch gar nicht mal für eine utopische Idee.

Hier folgt noch ein schönes, etwa 15minütiges Video über Lembergs Geschichte und Kultur.

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Dinge rund um Fußball, die keinem groß was nützen:

Wusstet ihr schon, dass ... Joachim Löw, Michael Rummenigge (der kleine Bruder von Kalle), Joan Capdevila, Gregory van der Wiel und ich am gleichen Tag Geburtstag haben?

Samstag, Juni 02, 2012

Mitmachwahn Reloaded

Herrje, da habe ich im letzten Eintrag vollmundig verkündet, dass ich diese Brandnooz Box abbestellt habe, und heute flatterte die aktuelle ins Haus. Mal abgesehen davon, dass Pappkartons nicht flattern und der Hermesbote die Kiste schon selbst tragen musste, war ich dann trotzdem eher gespannt auf den Inhalt als empört darüber, dass ich die Box noch zugestellt bekomme. Die Kündigung hatte ich zu einem Datum eingereicht, an dem die aktuelle Box quasi schon durch war. Aber bei der nächsten Box ist die Kündigung dann wirksam.

Und den Inhalt fand ich dieses Mal auch besser als bei der vorherigen. Laut meinen unbestechlichen Taschenrechnerkünsten beläuft sich der Warenwert auf knapp 15€, liegt also deutlich über dem Kaufwert der Box. Und das war drin:


1) reis fit mediterran: Es handelt sich hierbei um ein mittelmeerig gewürztes Reispfannengericht, das man sowohl in der Mikrowelle als auch in einer Pfanne (hörthört) zubereiten kann. Hintendrauf stehen auch noch Zubereitungsvorschläge (Parmesan und Rucola zugeben, dann wirds noch mediterraner). Portionsangabe: für 1-2 Portionen. Das reicht also vorne und hinten nicht für eine Mahlzeit in diesem Haushalt.

2) Arizona Iced Green Tea+Granatapfel: Das ist aktuell gerade das Hipstergetränk, das sich anschickt, Club Mate ablösen zu wollen, und zumindest bei den Modeblogtussis hat das wohl funktioniert, denn die posten andauernd Instragram-Hipstamatic-Bilder mit diesen Flaschen in irgendeiner Ecke des Bildes. Deswegen hatte ich so eine Art innere Abneigung gegen diese Marke. Letzten Herbst, als es dieses Getränk hier in Leipzig fast nur bei Butlers (was ja nun nicht wirklich ein Getränkemarkt ist) gab, hab ich dann doch mal ein Fläschchen erstanden - und fands super. Es gibt derzeit sechs Sorten im deutschen Handel zu kaufen, mittlerweile auch bei Konsum und anderen Supermarktketten. Probiert habe ich bisher Green Tea+Honey, White Tea+Blueberry und eben Green Tea+Granatapfel, das auch in der Box ist. Vor allem Ersteres fand ich sehr lecker, auch die Sorte mit dem weißen Tee und den Heidelbeeren. Granatapfel ist mir aber zu süß. Ob diese Getränke ihren stolzen Preis, der je nach Laden zwischen 1,69 und 1,99€ (für 500ml) variiert, wert sind, das wage ich mal zu bezweifeln, weswegen ich mir das vielleicht einmal im Quartal gönne. Und dank dieses Preises wird auch der Status von Club Mate unangetastet bleiben.

3) Nevella Stevia: Hä? Was hier erst klingt wie irgendeine Magierin aus irgendeinem Fantasyspiel, entpuppt sich als ein Riesenbottich mit zahnfreundlichem, kalorienarmem, puderzuckerähnlichem Süßungsmittel. Und wenn man einmal über den Begriff 'Stevia' gestolpert ist, entdeckt man ihn überall: es wird mittlerweile bei verschiedenen Bonbonsorten und anderen gesüßten Lebensmitteln als gesünderer Zuckerersatz verwendet. Stevia stammt aus dem Hochland Südamerikas, wo es anscheinend schon seit Ewigkeiten von der nativen Bevölkerung als Süßstoff verwandt wird; gewonnen wird es aus den Blättern der Steviapflanze. Was ich allerdings mit soviel davon machen soll, da bin ich überfragt. Einzig der Hinweis "auch zum Backen geeignet" könnte dafür sorgen, dass ich das tatsächlich benutze und aufbrauche.

4) Aoste Stickado Minis: Minisalamis! Sind hier immer gut aufgehoben und halten sich für gewöhnlich maximal bis zum Abend des Tages, an dem sie gekauft werden. 

5) Kirschtomaten-Rosmarin-Sauce von Sacla: Auch das kann ich gut gebrauchen. Sieht lecker aus, macht einen biologisch okayen Eindruck und ist, wie das Glas mir suggeriert, ebenfalls sehr mediterran ;)

6) Zwiebel-Mayo von Heinz: Leider könnt ihr nicht sehen, wie mein unteres Augenlid allein beim Tippen dieser Wörter angewidert zuckt. Zu allem Überfluss steht da sogar "Karamellisierte Zwiebel Mayo" drauf. Ich stell's mir ganz schrecklich vor, aber probieren werde ich es sicherlich. Wenn auch unter größtmöglichen Vorsichtsmaßnahmen!

7) leider nicht im Bild - Acti fresh Drops: diese Drops - natürlich mit Stevia gesüßt *g* - liegen in den Sorten 'actve mint' und 'crazy berry' bei. Die Bonbons sind abgepackt in sehr hübschen Metalldöschen, haben eine angenehme Größe und zumindest die verrückten Beeren, die ich schon einmal probiert habe, schmecken auch gut und in der Tat irgendwie frisch. Nur weiß ich nicht, wo ich - nachdem das letzte Mal schon zwei Pulmoll-Dosen dabei waren - noch mit den ganzen Bonbons hin soll ...