Montag, Juni 25, 2012

EM-Zwischenstand (V)

Die Viertelfinals! Endlich spektakulärer, qualitativ guter Fußball! Sollte man meinen.


  • Tschechien - Portugal (0:1): Dieses Spiel habe ich auf dem Sommerfest der philologischen Fakultät geguckt, quasi mal wieder beim Public Viewing. Diese Art des Guckens habe ich zu dieser EM absichtlich meist gemieden, im Vergleich zur WM vor zwei Jahren in Südafrika, zu welcher ich fast jedes deutsche Spiel auf oder in der Moritzbastei geschaut habe. Beim Sommerfest war eher wenig Sommer, weswegen ich das Fußballgucken im Zelt bei Teelichtschein und Radler sehr angenehm fand. Und das Spiel hatte durchaus auch sehr sehenswerte Phasen, an fast allen war Cristiano Ronaldo schuld. Dieser Mann scheint seine grandiose Saison, die er bei Real Madrid gespielt hat, bei der EM weiterführen zu wollen und hat die Portugiesen dahin gebracht, wo sie vor dem Turnier niemand vermutet hätte - ins Halbfinale. Die Tschechen blieben daneben, von sehr wenigen Chancen abgesehen, blass.
  • Deutschland - Griechenland (4:2): Während dieser Begegnung war ich auf dem Abiball meiner Schwester. Glücklicherweise lief in zwei Räumen des Ballhauses die Übertragung des Spiels, sodass man sich ab und an davonstehlen und guten Gewissens ein paar Minuten gucken konnte. Im Zuge dessen haben ich sogar mehrere der sechs Tore live miterlebt, der deutsche Sieg hat der Stimmung auf dem Ball ebenfalls nicht geschadet. In voller Länge habe ich mir das Spiel dann Samstagvormittag zum Frühstück angesehen. Die Deutschen wollten einiges wieder viel zu schön und viel zu kompliziert machen und haben deswegen einige große Torchancen versemmelt - macht aber nix, wenn man trotzdem vier schöne Treffer erzielt. Sicher hätte es auch 28:2 ausgehen können. Es ist aber auch erstaunlich, wie die Griechen aus einer Torchance zwei Treffer gemacht haben. Schade finde ich, wie Schweinsteiger nach der Partie bewertet wurde (wenn ihr den verlinkten Text lest - dann bitte auch die erhellenden Leserkommentare darunter!), schön finde ich, wie man ihn andernorts stattdessen gesehen hat. Letzterer Link enthält übrigens auch so ziemlich die beste taktische Analyse, die ich über ein Fußballspiel bisher gelesen habe. 
  • Spanien - Frankreich (2:0): An diesem Spiel, ich sah es im Kreise meiner Kernfamilie inklusive meines Freundes und des Freundes meiner Schwester und nach zu viel Pizza, war alles doof und langweilig und nervig. Was der Großteil der französischen Nationalmannschaft seit der Niederlage gegen die Schweden in der Vorrunde veranstaltet, ist arm und traurig. Die Arbeit von zwei Jahren Wiederaufbau durch Laurent Blanc ist hinüber, manche Spieler verhalten sich in Interviews wie die letzten Deppen und müssten doch auf dem Platz eigentlich gemerkt haben, dass Franck Ribéry und Hugo Lloris (Tor) die Spanier nicht alleine besiegen können. Ach, Spanien. Deren Spielweise ist mittlerweile regelrecht destruktiv zu nennen; schön anzusehen ist es zumindest schon eine Weile nicht mehr. Ewiges Hin- und Hergeschiebe auf dem Raum der Größe eines Wohnzimmers, die Gegner hecheln hin und her; ab und an mal ne Torraumszene. Ein Eiertanz. Und ich hoffe, Cristiano Ronaldo packt am Mittwoch im Halbfinale seine stolzgeschwellten Eier aus und schießt die Spanier auf den Mond.
  • England - Italien (0:0 n.V., 2:4 n.E.): Ab etwa Minute 70 waren die Engländer platt und fertig. Irgendwie haben sie es trotzdem geschafft, sich auch bis Minute 120 kein Tor einschenken zu lassen und irgendwie haben sie wohl angenommen, nach dem merkwürdigen Champions League-Sieg von Chelsea würden englische Mannschaften auf einmal Elfmeterschießen gewinnen. Pustekuchen, solange es Gianluigi Buffon und vor allem Andrea Pirlo gibt, konnte das gestern nur ein Wunschtraum bleiben. Leider war das Ergebnis gerecht, die Italiener waren über den gesamten Zeitraum einfach besser als Rooney, Gerrard & Co. Und nun heißt es am Donnerstag Deutschland gegen Italien, ein Klassiker jagt hier den nächsten. Der weise Mann, mit dem ich zusammenlebe, sagte dazu: Wenn die Deutschen gewinnen, dann wird es ein derart anstrengendes, kräftezehrendes Spiel für sie werden, dass sie sich vielleicht am Sonntag zum möglichen Finale noch nicht wieder erholt haben. Und das kann ich mir gut vorstellen.
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Zu guter Letzt noch ein Lesetipp für all diejenigen, die sich bei Spielen der italienischen Nationalmannschaft fragen, was diese uralte, weise aussehende Indianerhäuptling da in dem blauen Trikot macht.

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