Dienstag, Januar 29, 2013

Giftige Gerüchteküche

Gerüchte können vieles kaputt machen. Freundschaften und Beziehungen können einen Knacks bekommen, und wenns hart auf hart kommt, dann stehen Ehen auf der Kippe und Familien drohen zerstört zu werden. Karrieren können durch ein gut platziertes Gerücht beendet oder in eine Sackgasse manövriert werden. Das soll eigentlich gar nicht so pathetisch klingen, aber genau das ist mir zum Thema 'Gerüchte' eingefallen, als ich im Netz auf Folgendes gestoßen bin.

Quentin Tarantinos neuer Film Django Unchained ist seit ca. anderthalb Wochen im Kino, wie immer ist er da erfolgreich. Auf allen sozialen Netzwerken, in jedem Feuilleton ist der Streifen Thema. Auf der Blogplattform tumblr.com werden viele Screenshots aus Django Unchained geteilt, wie bei jedem Blockbuster oder Kultfilm. Unter anderem auch dieses Bild:



Auf diversen Internetplattformen wurde das Gerücht verbreitet, dass Ato Essandoh während der Aufnahmen zu Django Unchained umgekommen sei. Er spielt dort eine kleine Nebenrolle als einer der Sklaven auf dem Landgut des sadistischen Grundbesitzers Candie (gespielt von DiCaprio). Essandoh sei während einer Szene gestorben, in der die Figur, die er verkörpert, von Hunden zerfleischt wird. Leonardo DiCaprios Wunsch sei es gewesen, dass Essandoh dabei real sein Leben lasse, damit es realistischer und verstörender wirke; Tarantino sei damit einverstanden gewesen. Letztlich habe es diesbezüglich in Essandos Vertrag mit der Produzentenfirma auch eine derartige Klausel gegeben.

Mal abgesehen davon, dass der Sachverhalt an sich in höchstem Grade absurd und unglaubwürdig ist - wer denkt sich so ein Gerücht aus? (Und wer stellt das ins Netz zu einem Zeitpunkt, zu dem der Film schon monatelang abgedreht ist und bereits global in allen Kinos läuft? - Damit wird die Unglaubwürdigkeit noch größer)

Dieses perverse Gerücht reiht sich ein in eine regelrechte Tradition von mutmaßlichen Todesfällen von Prominenten. Death Hoax (vorgetäuschter / gefälschter Tod) heißt dieses Phänomen und von Paul McCartney über Miley Cyrus traf es schon viele bekannte Persönlichkeiten. Das Gegenteil davon - vermeintliche Sichtungen von offiziell Toten - ist noch populärer, wie sich an Elvis Presley, John lennon oder Michael Jackson zeigte. Diese zuletzt genannten Fälle sind moralisch zumindest angesichts der Hinterbliebenen des toten Stars verwerflich, ansonsten aber oftmals auch amüsant. Jene Death Hoax aber haben keinerlei amüsante Dimension. Ich finde es abartig, mit dem Ableben eines Menschen auf diese Art zu scherzen. Und der oben genannte Fall um Ato Essandoh ist in seiner Perversion wohl beispiellos.

Ato Essandoh selbst kann mittlerweile selbst ironisch damit umgehen. Wie seinen Tweets bei Twitter zu entnehmen ist, antwortet er auf Anfragen scherzhaft damit, dass er nicht da sein könne - immerhin sei er ja tot. Zudem gäbe es im jenseits weder Bier noch Katzen, statt Jesus sehe er nur Jimmy Hendrix und die Weiber in der Hölle seien erwartungsgemäß heiß ;)

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